Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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er einen Augenblick die Leitung seiner Arbeit verließ und zu ihnen kam.

      Dies geschah indessen nicht, ohne daß er dem Zimmermeister die größte Aufmerksamkeit bei der Arbeit empfahl, mit der er beschäftigt war.

      »Nun, nun, Meister Guidon., . es ist gut,« sagte er; »vollenden Sie, die Plattform; die Plattform, das ist die Basis des Gebäudes; ist die Plattform vollendet so werden Sie die zwei Pfosten errichten, wobei Sie wohl auf die Zeichen Acht haben müssen, damit sie nicht zu weit von einander entfernt, noch zu nahe bei einander sind. Uebrigens bin ich da und verliere Sie nicht aus dem Blicke.«

      Dann näherte er sich Cagliostro und Gilbert, die ihm die Hälfte des Weges ersparten, und sprach: »Guten Morgen, Baron, es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie zuerst kommen und uns den Doctor bringen. Doctor, erinnern Sie sich, daß ich Sie bei Marat eingeladen habe, mein Experiment anzusehen: ich vergaß nur, Sie um Ihre Adresse zu bitten. Sie werden etwas Seltsames sehen, die menschenfreundlichste Maschine, die je erfunden worden ist.«

      Dann wandte er sich plötzlich gegen diese Maschine, den Gegenstand seiner theuersten Besorgnisse um, und rief: »Ei! ei! Guidon, was thun Sie? Sie machen das Vordere hinten hin!«

      Und er sprang aus die Treppe, welche zwei Gesellen an das Gerüste angesetzt hatten, und befand sich in einem Augenblick auf der Plattform, wo durch seine Gegenwart in ein paar Secunden der Fehler verbessert wurde, den die mit den Geheimnissen dieser neuen Maschine noch nicht sehr vertrauten Arbeiter begangen hatten.

      »Gut, gut« sagte der Doctor Guillotin, sehr erfreut darüber, daß nun, da er sie leitete, die Dinge ganz von selbst gingen; »es handelt sich nur noch darum, das Messer in den Falz einzufügen  . . . Guidon, Guidon,« rief er plötzlich, wie von einem Schrecken erfaßt, »warum ist denn der Falz nicht mit Kupfer beschlagen?«

      »Ah! Doctor: ich dachte gehörig mit Fett eingeschmiertes Eichenholz sei so so gut als Kupfer,« erwiederte der Zimmermeister.

      »Ja wohl,« sprach der Doctor mit einer verächtlichen Miene, »Ersparnisse, Ersparnisse! wenn es sich um den Fortschritt der Wissenschaft, und das Wohl der Menschheit handelt! Guidon, schlägt unser Versuch heute fehl, so mache ich Sie verantwortlich. Meine Herren, ich nehme Sie zu Zeugen,« fuhr der Doctor, sich an Cagliostro und Gilbert wendend, fort, »ich nehme Sie zu Zeugen, daß ich die Falze in Kupfer verlangt hatte; ich Protestire gegen den Mangel des Kupfers; bleibt da Messer unter Weges stecken oder schlüpft schlecht, so bin ich nicht daran Schuld, und ich wasche meine Hände.«

      Und der Doctor machte auf der Plattform der Maschine dieselbe Geberde, welche Pilatus auf der Terrasse seines Palastes gemacht hatte.

      Trotz aller dieser kleinen Hindernisse und Schwierigkeiten erhob sich indessen die Maschine und nahm, indem sie sich erhob, eine gewisse mörderische Haltung an, die ihren Erfinder erfreute, den Doctor Gilbert aber schauern machte.

      Cogliostro blieb unempfindlich; seit dem Tode von Lorenza hätte man glauben sollen, er sei von Marmor geworden.

      Folgendes war die Form, welche die Maschine annahm.

      Vor Allem ein Boden, zu dem eine Art von Müllertreppe führte. Dieser Boden, in Form eines Schaffots, bot eine Plattform von fünfzehn Fuß Breite an allen seinen Selten; auf dieser Plattform, bei zwei Dritteln ihrer Länge, erhoben sich zwei parallele zehn bis zwölf Fuß hohe Pfosten.

      An diesen zwei Pfosten oder Säulen war der erwähnte Falz, bei welchem Meister Guidon das Kupfer gespart, eine Ersparung, über welche der philanthropische Doctor Guillotin laut aufgeschrieen hatte.

      In diesem Falze glitt mittelst einer Feder, welche ihm, indem sie sich öffnete, alle Freiheit ließ, mit der Gewalt seines eigenen Gewichts, verhundertfacht durch ein fremdes Gewicht, ein Messer in Form eines Halbmondes herab.

      Eine kleine Oeffnung war zwischen den zwei Säulen angebracht; die zwei Flügel dieser Oeffnung, durch welche ein Mensch seinen Kopf strecken konnte, fügten sich so zusammen, daß sie seinen Hole faßten wie ein Halsband.

      Eine Schaukel, bestehend aus einem Brette von der Länge eines Menschen von gewöhnlichem Wuchse, präsentirte sich von selbst in der Höhe dieses Fensters.

      Alles dies war, wie man steht, äußerst sinnreich.

      Während die Zimmerleute, Meister Guidon und der Doctor die letzte Hand an die Errichtung ihrer Maschine legten, während Cagliostro und Gilbert über die größere oder geringere Neuheit des Instrumentes sprachen, dessen Erfindung der Graf dem Doctor Guillotin streitig machte, indem er ähnliche in der italienischen Mannay und besonders in jenem Schnittmesser fand, mit welchem der Marschall Montmorency enthauptet wurde, hatten neue Zuschauer, ohne Zweifel berufen, um auch dem Versuche beizuwohnen, den Hof bevölkert.

      Es war vor Allem ein Greis, ein Bekannter von uns, der eine thätige Rolle in dieser langen Geschichte gespielt hat; von der Krankheit befallen, an der er bald sterben sollte, hatte er sich aus die Bitten seines Collegen Guillotin dem Zimmer entrissen und war, trotz der frühen Stunde und des schlechten Wetters, in der Absicht, die Maschine arbeiten zu sehen, gekommen.

      Gilbert erkannte ihn und ging ihm ehrerbietig entgegen.

      Er erschien in Begleitung von Herrn Giraud, dem Baumeister der Stadt Paris, der seinen Functionen die Gunst einer besonderen Einladung verdankte.

      Die zweite Gruppe, welche Niemand gegrüßt hatte und von Niemand gegrüßt worden war, bestand aus vier sehr einfach schwarz gekleideten Männern.

      Kaum eingetreten, hatten sich diese vier Männer in die von der, wo Cagliostro und Gilbert waren, entfernteste Ecke zurückgezogen, und hier standen sie demüthig, leise sprechend und trotz des Regens mit dem Hut in der Hand.

      Derjenige, welcher der höchste unter diesen vier Männern zu sein schien, oder wenigstens derjenige, welchen sie mit Achtung anhörten, wenn er leise ein paar Worte sprach, war ein Mann von fünfzig bis zwei und fünfzig Jahren, von hohem Wuchse, mit einem wohlwolenden Lächeln und einer offenen Physiognomie.

      Dieser Mann hieß Charles Louis Sanson; er war geboren den 15. Februar 1738 in Paris; er hatte Damiens durch seinen Vater viertheilen sehen, und hatte diesen unterstützt, als ihm die Ehre zu Theil wurde, Herrn von Lally-Tollendal den Kopf abzuschlagen.

      Man nannte ihn gewöhnlich: Herr von Paris.

      Die drei Anderen waren sein Sohn, welcher die Ehre haben sollte, ihm bei der Enthauptung von Ludwig XVI. beizustehen, und seine zwei Gehilfen.

      Die Gegenwart von Herrn von Paris, seinem Sohn und seinen zwei Gehilfen gab der Maschine von Herrn Guillotin eine erschreckliche Beredtsamkeit, denn sie bewies, daß der Versuch, der angestellt werden sollte, wenn nicht mit der Garantie, doch wenigstens mit der Billigung der Regierung gemacht wurde.

      Für den Augenblick sah Herr von Paris sehr traurig aus: wurde die Maschine, deren Probearbeit anzusehen berufen war, angenommen, so war damit die ganze pittoreske Seite seiner Physiognomie abgeschnitten; der Scharfrichter erschien der Menge nicht mehr als der Würgengel bewaffnet mit dem stammenden Schwerte, der Henker war nur noch eine Art von Hausmeister, der dem Tode die Schnur zog.

      Hier war auch die wahre Opposition.

      Da der Regen seiner vielleicht, sicherlich aber gedrängter zu fallen fortfuhr, so wandte sich der Doctor Guillotin, der ohne Zweifel befürchtete, das schlechte Wetter könnte ihm einen von seinen Zuschauern entführen, an die wichtigste Gruppe, nämlich an diejenige, welche aus Cagliostro, Gilbert, dem Doctor Louis und dem Baumeister Giraud bestand, und sprach wie ein Theaterdirector, welcher fühlt, daß das Publikum ungeduldig wird:

      »Meine Herren, wir erwarten nur noch eine Person, den Herrn Doctor Cabanis; ist der Doctor Cabanis da, so fangen wir an.«

      Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als ein dritter Wagen in den Hof einfuhr und ein Mann von acht und dreißig bis vierzig Jahren mit kahler Stirne, verständiger Physiognomie und lebhaftem, forschendem Auge ausstieg.

      Das war der letzte Zuschauer, den man erwartete; es war der Doctor Cabanis.

      Er grüßte Jeden aus eine freundliche Weise, wie es ein Philosoph-Arzt machen muß, reichte die Hand Guillotin, der ihm von seiner Plattform herab zurief: »Kommen Sie doch, Doctor, kommen Sie