Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Название Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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Mühe ihren Lohn verdient, wenn Sie das gegebene Wort halten, so habe ich dort in einer Ecke vier und zwanzig tausend Livres, die ich für eine gute Handlung verwenden wollte; bei meiner Treue, ich werde sie für diese Laune hingeben, und am Tage, wo der König entführt oder Herr von Favras verhaftet ist, suchen Sie mich auf und bei meinem Ehrenworte, die vier und zwanzig tausend Livres sollen Ihnen eingehändigt werden, wie ich Ihnen diese zehn Louisd’or einhändige, nicht als Vorschuß, nicht als Darlehn, sondern als ein einfaches Geschenk.««

      Und bei diesen Worten zog der Graf von Cagliostro, wie ein Schauspieler, der mit den Requisiten probirt, aus seiner Tasche die gewichtige Börse, steckte den Zeigefinger und den Daumen hinein und kniff mit einer Geschicklichkeit, welche von seiner Gewohnheit in dieser Art von Uebungen zeugte, gerade zehn Louis d’or, nicht mehr, nicht weniger, heraus, während seinerseits Beausire, man muß ihm diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, die Hand ausstreckte, um das Gold in Empfang zu nehmen.

      Cagliostro schob sachte diese Hand zurück und sagte:

      »Verzeihen Sie, Herr von Beausire, wir machten, glaube ich, Annahmen?«

      »Ja,« erwiederte Beausire, dessen Augen wie glühende Kohlen glänzten; »doch äußerten Sie nicht, von Annahmen zu Annahmen werden wir zur Thatsache kommen?«

      »Sind wir dahin gekommen?«

      Beausire zögerte einen Augenblick.

      Bemerken wir sogleich, daß es nicht die Redlichkeit, nicht die Treue für das gegebene Wort, nicht das erregte Gewissen war, was dieses Zögern verursachte. Wollten wir dies behaupten, so kennen doch unsere Leser Herrn von Beausire zu gut, um uns nicht Lügen zu strafen.

      Nein, es war einfach die Furcht, der Graf werde sein Versprechen nicht halten.

      »Mein lieber Herr von Beausire,« sagte Cagliostro, »ich sehe wohl, was in Ihnen vorgeht!«

      »Ja,« erwiederte Beausire, »Sie haben Recht, Herr Graf, ich zögere, zum Verräther an dem Vertrauen zu werden, das ein wackerer Mann in mich gesetzt hat,«

      Und er schlug die Augen zum Himmel aus und schüttelte den Kopf wie Einer, der sich sagt: »Ach! das ist sehr hart!«

      »Nein, das ist es nicht,« entgegnete Cagliostro, »und Sie sind mir ein neuer Beweis für die Wahrheit jenes Wortes des Weisen: »»Der Mensch kennt sich selbst nicht.««

      »Und was ist es denn?« fragte Beausire, ein wenig verblüfft durch die Leichtigkeit, mit der der Graf in der tiefsten Tiefe des Herzens las.

      »Sie befürchten, nachdem ich Ihnen die tausend Louis d’or versprochen habe, werde ich Ihnen dieselben nicht geben.«

      »Ah! Herr Graf!  . . .«

      »Und das ist ganz natürlich, ich sage es Ihnen zuerst; doch ich biete Ihnen eine Caution.«

      »Eine Caution! Der Herr Graf hat das gewiß nicht nöthig!«

      »Eine Caution, welche persönlich für mich haften wird.«

      »Und welche Caution ist dies?« fragte schüchtern Beausire.

      »Mademoiselle Nicole Oliva Legay.«

      »Oh!« rief Nicole, »wenn der Herr Graf uns etwas verspricht, so ist es allerdings, als ob wir es hätten, Beausire.«

      »Sehen Sie, mein Herr, so geht es, wenn man gewissenhaft die Versprechen, die man geleistet hat, erfüllt. An einem Tage, wo sich diese Demoiselle in der Lage befand, in der Sie sind, abgesehen vom Complot, das heißt, an einem Tage, wo Mademoiselle von der Polizei sehr gesucht war, machte ich ihr ein Anerbieten: das, bei mir eine Zuflucht zu nehmen. Mademoiselle zögerte; sie befürchtete für ihre Ehre. Ich gab ihr mein Wort, und trotz aller Versuchungen, die ich zu erdulden hatte, was Sie besser als irgend Jemand begreifen werden, habe ich es gehalten, mein Herr. Ist das wahr, Mademoiselle?«

      »Oh! bei unserem kleinen Toussaint schwöre ich es!« rief Nicole.

      »Sie glauben also, Mademoiselle Nicole, ich werde das Wort halten, das ich heute Herrn von Beausire verpfände, und ihm vier und zwanzig tausend Livres an dem Tage geben, wo der König die Flucht ergriffen hat, oder an dem Tage, wo Herr von Favras verhaftet ist? wohl verstanden, abgesehen davon, daß ich die Schlinge löse, welche Sie vorhin erstickte, mein Herr, und daß nie mehr für Sie von Strick oder Galgen die Rede sein wird, – wenigstens wegen dieser Sache. Darüber hinaus hafte ich für nichts . . .Einen Augenblick Geduld! verstehen wir uns recht! es gibt Berufe  . . .«

      »Herr Graf,« unterbrach ihn Nicole, »für mich ist es, als ob der Notar dabei gewesen wäre.«

      »Nun wohl, meine liebe Demoiselle,« sagte Cagliostro, während er die zehn Louis d’or, die er nicht losgelassen, auf dem Tische aneinander reihte, »machen Sie, daß Ihre Ueberzeugung in das Herz von Herrn von Beausire übergeht, und die Sache ist abgeschlossen.«

      Und er bedeutete Beausire durch einen Wink, er möge einen Augenblick mit Nicole reden.

      Das Gespräch dauerte nur fünf Miauten; doch die Gerechtigkeit heischt von uns die Bemerkung, daß es während dieser fünf Minuten äußerst belebt war.

      Mittlerweile betrachtete Cagliostro beim Lichte den durchstochenen Carton und machte Kopfbewegungen, als begrüßte er einen alten Bekannten.

      »Ah! ah!’ sagte er, »das ist die berühmte Martingale von Herrn Law, die Sie wiedergefunden? Ich habe auf diese Martingale eine Million verloren.«

      Und er ließ die Karten nachläßig aus den Tisch fallen.

      Diese Bemerkung von Cagliostro schien dem Gespräche von Nicole und Beausire eine neue Thätigkeit zu verleihen.

      Endlich war Beausire entschlossen.

      Er ging auf Cagliostro zu, mit ausgestreckter Hand, wie ein Pferdehändler, der einen unauflösbaren Handel abschließen will.

      Doch der Graf wich die Stirne faltend zurück.

      »Mein Herr,« sagte er, »unter Edelleuten gilt das Wort; Sie haben das meinige, geben Sie mir das Ihrige.«

      »Bei meinem Ehrenworte, Herr Graf,« erwiederte Beausire, »es ist abgemacht,«

      »Das genügt, mein Herr,« sprach Cagliostro.

      Dann zog er aus seiner Tasche eine Uhr, auf welcher das Portrait von König Friedrich von Preußen mit Diamanten verziert zu sehen war, und fügte bei:

      »Es ist drei Viertel auf neun Uhr, Herr von Beausire; aus den Schlag neun Uhr werden Sie unter den Arcaden der Place Royale, beim Hotel Sully, erwartet: nehmen Sie diese zehn Louis d’or, stecken Sie sie in Ihre Westentasche, ziehen Sie Ihren Rock an, schnallen Sie Ihren Degen um, gehen Sie über den Pont Notre-Dame und folgen Sie der Rue Saint-Antoine; Sie müssen nicht aus sich warten lassen.«

      Beausire ließ sich das nicht zweimal sagen.

      Er nahm die zehn Louis d’or, steckte sie in seine Tasche, zog seinen Rock an und schnallte seinen Degen um.

      »Wo werde ich den Herrn Grafen wiederfinden?«

      »Aus dem Saint-Jean-Friedhofe, wenn es Ihnen beliebt. Will man, ohne gehört zu werden, über solche Angelegenheiten plaudern, so plaudert man besser bei den Todten, als bei den Lebendigen.«

      »Und um welche Stunde?«

      »Um welche Stunde Sie frei sind; wer zuerst kommt, wird aus den Andern warten.«

      »Der Herr Graf hat etwas zu thun?« fragte Beausire mit Unruhe, als er sah, daß sich Cagliostro nicht anschickte, ihm zu folgen.

      »Ja,« erwiederte Cagliostro, »ich habe mit Mademoiselle Nicole zu reden.«

      Beausire machte eine Bewegung.

      »Oh! seien Sie unbesorgt, mein lieber Herr von Beausire; ich habe ihre Ehre respectirt, als sie Mädchen war, um so mehr werde ich sie respectiren, da sie Hausfrau ist. Gehen Sie, Herr von Beausire, gehen Sie.«

      Beausire warf Nicole einen Blick zu, in welchem er ihr zu sagen schien: »Frau von Beausire, seien Sie des Vertrauens würdig, das ich zu Ihnen habe.« Er küßte zärtlich den jungen Beausire, grüßte mit einer mit Besorgnis, gemischten Ehrerbietung