Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма

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Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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– ah, das ist ein anderes Ding; damit sie uns komme, lassen Sie gefälligst den Grafen rufen.

      Die Marquise entfernte sich durch dieselbe Thür, durch die der Haushofmeister verschwunden war. Nach einigen Secunden kam sie zurück; ein Mann folgte ihr. Dieser Mann war groß, stark, sehr häßlich, außerordentlich gemein, hatte ein mit Finnen besäetes Gesicht, ein wiederwärtiges Benehmen, trug Hals und Brust bloß, und glich mit einem Worte allen Dingen, nur nicht dem Tyrannen einer Enkelin von Frankreich. Frau von Berry ging ihm entgegen; ihr Gesicht leuchtete, als sie ihm sagte:

      – Kommen Sie, man erwartet Sie, schöner Sieger. Zunächst wollen wir speisen, das Uebrige wird sich finden.

      Ohne zu antworten grüßte Herr von Riom zuerst die Prinzessin, dann uns.

      Frau von Parabère war nicht die Frau, um bei dieser Feierlichkeit lange auszuharren.

      – Wahrhaftig, mein Herr, sagte sie, Sie haben geschworen, den Herrn Regenten seines Charakters zu berauben, und diese gute Prinzessin so zu quälen, daß sie stirbt. Was liegt Ihnen daran, sie in Trauer zu sehen?

      – Ich weiß nicht, was Sie wollen, Madame? Ich quäle Niemanden! antwortete er mit der Miene eines gemeinen Menschen.

      Welch einen seltsamen Geschmack hatte die Herzogin von Berry!

      – Sie handeln klug, wenn Sie Ihre Forderungen verschweigen, mein Herr; aber Sie können ohne Furcht reden. Die Frau Marquise Du-Deffand ist keine Fremde; sie besitzt zu viel Geist, um die Dinge nicht schätzen zu können. Außerdem begreife ich nicht, warum Sie sich in diesem Augenblicke verstecken, da Sie sich doch denen so stark zeigen, die Sie nicht sehen sollten.

      Der Graf von Riom hegte einen Grundsatz seines Onkels, des Herrn von Lauzün, dessen Befolgung ihm gelang: er war im höchsten Grade unverschämt. Während er der Welt eine unterwürfige Artigkeit zeigte, behandelte er die Prinzessin mit der gemeinsten Grobheit. Der alte Günstling von Mademoiselle behauptete, daß dies das beste Mittel sei, sich die königliche Eroberung zu erhalten. Als er mir eines Tages dieses schöne System mittheilte, fragte ich ihn, wo er es in Ausübung gebracht habe.

      Er konnte nichts darauf antworten.

      Als wir einst von der Jagd zurückkehrten, fragte ich ihn:

      – Ist es wahr, daß Sie die Enkelin Heinrichs IV. zu Ihrem Kammerdiener gemacht und ihr gesagt haben:

      »Louise von Bourbon, ziehe mir die Stiefel aus!«

      Der Herzog stieß einen Schrei der Wuth aus.

      – Barmherzigkeit, Madame! Wer ist der Schulfuchs, der Ihnen dies gesagt hat? Wiederholen Sie es niemals wieder, oder man möchte glauben, Sie verkehrten mit Laquaien. Ich, Antoine de Compar de Caumont, sollte so mit Mademoiselle reden! Mit Mademoiselle, der stolzesten und erhabensten Prinzessin in der ganzen Welt! Haben denn die Leute, die solche Dummheiten reden, die Fronde, die Einnahme von Orleans und das Kanon der Bastille vergessen? Hätte Ludwig XIV. selbst, hätte es der angebetetste Geliebte selbst gewagt, solche Worte an Mademoiselle zu richten, ich schwöre Ihnen, er wäre nicht lebendig aus ihrem Zimmer gekommen – sie würde ihn sicherlich durch das Fenster geworfen haben. Es ist ein Glück, daß sie nicht an das wirksame Mittel Christinens von Schweden gedacht, daß sie keinen öffentlichen Verweis gegeben hat, daß sie vielmehr entschuldigte, indem sie sagte:

      »Wenn dieser Mann sich an ihr vergangen hätte, so wäre er ihr Domestik, die Königin hat wohlgethan, ihn dafür zu bestrafen.«

      – Aber Sie waren doch nicht ihr Domestik?

      – Nein, ich war ihr Mann.

      – Nun, ich sehe, daß Sie in Ihren Worten schlauer sind, als in Ihren Handlungen, und das beruhigt mich wieder. Aber warum erziehen Sie Ihren Neffen auf diese seltsame Weise? Was gedenken Sie aus ihm zu machen?

      – Parbleu, meinen Rächer! Ich habe mit dem Hause Bourbon abzurechnen. Ich bewahre ihm den Groll wegen meiner Gefangenschaft, meines Exils, meiner Ungnade, und diese kleine Herzogin wird für die Andern zahlen.

      – Sie bewahren diesem armen Hause Bourbon auch noch andere Dinge.

      – Was noch, Madame?

      – Vermuthlich seine Thaler. Haben Sie nicht das schönste Ihrer Güter von ihm erhalten?

      Er hatte auf Alles eine Antwort; hier blieb er stumm.

      Kehren wir jetzt in den Luxembourg zu dem unglaublichen Mittagsessen zurück, das ich nicht zu erzählen wagen würde, wenn nicht zweihundert Zeugen ähnlichen Scenen beigewohnt hätten.

      Herr von Riom begann mit der Marquise zu scherzen, die stets auf die Trauer und den Reiher zurückkam, und ihre Beute nicht fahren ließ. Der Graf besaß wenig Geist, er schlug sich mit seinen eigenen Worten, ein Unglück, das ihm die Laune verdarb. Frau von Parabère gegenüber blieben seine Manieren gut; die Prinzessin aber behandelte er dergestalt, daß sie weinte.

      – Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich machen soll, sagte diese unglückliche Frau; ich kann Sie nie zufriedenstellen. Sie scheinen mich als eine Sklavin zu betrachten. Ihre Launen werden endlich unerträglich, und…

      – Bah, bah! Man muß Ihren Stolz zügeln, Madame, denn Sie würden sonst Dummheiten begehen und glauben, daß Sie über den Kaiserinnen ständen. Ihre Heerpauken waren einst in Paris von großer Kühnheit, weil der König dort ist. Hat man jemals mit einer solchen Vermessenheit reden gehört? Man muß Ihnen darthun, Madame, daß Sie von demselben Stoffe geformt sind, wie wir; man muß Sie von Zeit zu Zeit an Diejenigen erinnern, die Sie mit Füßen treten, denn Sie würden sonst schlimmer werden, als Satan, und der Blitz würde Sie zerschmettern, wie ihn. Sie sehen, man leistet Ihnen einen Dienst.

      Frau von Berry, die so gebieterische und heftige Dame, weinte vor Zorn, und riß sich vor Wuth die Haare aus.

      Die Lippen der Frau von Mouchy umspielte ein leises

      Lächeln, ein Lächeln, das mir Manches offenbarte.

      Ich beobachtete damals schon.

      – Ich werde mich bei meinem Vater beklagen, sagte endlich die Herzogin.

      – Das ist nicht nöthig, Madame. Der Regent hat zwischen uns nichts zu suchen. Von dem Augenblicke an, daß meine Gewohnheiten Ihnen mißfallen, ziehe ich mich zurück, und ich versichere Sie, es wird nur nicht schwer werden. Außer Ihnen giebt es nichts in diesem Lande, das mich fesselt; ich werde wieder Hasen schießen, und in meinen Bergen nach Wölfen jagen. Da meine Freundschaft für Sie durch eine solche Undankbarkeit belohnt wird, würde es Unrecht sein, Sie noch ferner zu langweilen. Adieu, Madame!

      – Nein, nein! rief die thörichte junge Frau.

      Dann lief sie weinend zu ihm.

      – O, lassen Sie ihn doch gehen, Madame; es fehlt wahrlich nicht an wohlgewachsenen und starken Burschen, die mit diesem kräftigen Jungen, der Ihnen so gefällt, Faustschläge wechseln; es fehlt nicht an geistreichen Burschen, die ihn zum Schweigen bringen, auch nicht an brutalen, die Sie, wie er, behandeln; da es Ihnen Vergnügen macht, werden Sie wenigstens die Veränderung dabei gewinnen.

      Aber die Herzogin hörte nicht; sie rief den Grafen zurück, der sich entfernen wollte, und sagte ihm zärtlich:

      – Ich werde den Reiher mit Rubinen anlegen.

      – Legen Sie den Teufel an, wenn Sie wollen, aber behandeln Sie mich nicht so in Gegenwart einer reizenden Dame, die mich obendrein zum ersten Male sieht. Was wird sie von mir denken? Und dennoch tragen Sie die Schuld daran!

      – Ich weiß, was ich denke, aber ich sage es nicht; Sie verrathen es.

      Zweiter Band

      Erstes Kapitel

      Das, was ich im Luxembourg gesehen hatte, war eben nicht einladend für mich, und ich pries mich glücklich, als Frau von Parabère aufstand, um zu gehen. Wir hatten der Toilette der Frau Herzogin von Berry beigewohnt, die weinend und seufzend ihre Rubinen anlegte, und sich dabei durch den Gedanken tröstete, daß der Gesandte von Baiern vor dem folgenden Tage nicht kommen würde.

      – Bis dahin, fügte sie hinzu, wird er andern Sinnes sein,