Название | Der Page des Herzogs von Savoyen |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Aber was thatest Du zu solcher Zeit in dieser Höhle? Wir kamen ja au als es noch nicht Tag geworden war.«
»Das ist mein Geheimniß,« antwortete Yvonnet, »aber ich werde es Euch sagen; wenn Ihr vernünftig seyd. Zuerst von dem Dringendsten!«
Gegen Pille-Trousse gewendet fuhr er fort: »Ihr waret also in der Absicht gekommen, einen Besuch in Parcq, in dem Gütchen oder Schlößchen, wie man es nennen will, zu machen?«
»Ja,« antwortete Pille-Trousse.
»Und Ihr auch?« fragte Yvonnet Procop.
»Wir auch,« antwortete Procop.
»Und Ihr wolltet einander in die Haare fahren, um herauszubringen, wer zuerst den klugen Gedanken gehabt?«
»Das sollte geschehen,« sagten Procop und Pille-Trousse.
»Pfui!« entgegnete Yvonnet, »Cameraden, Franzosen oder doch wenigstens Leute, die Frankreich dienen!«
»Wir konnten nicht anders, da die Herren da von ihrer Behauptung nicht abgehen wollten,« sagte Procop.
»Wir konnten nicht anders, weil die Herren da uns den Vortritt nicht lassen wollten.«
»Ihr konntet nicht anders?« wiederholte Yvonnet, welcher es den beiden Sprechern nachmachte. »Ihr mußtet Euch untereinander massacriren, nicht wahr? Ihr konntet nichts anders als Euch die Hälse brechen? Und Ihr waret da, Lactantius, habt die Vorbereitungen zu dem Blutvergießen mit angesehen und euer christliches Gemüth wehklagte nicht?«
»Es hat gejammert, laut gejammert,« sagte Lactantius.
»Und zu weiterem hat es Euer frommer Glaube nicht gebracht?«
»Nach dem Kampfe,« antwortete Lactantius, durch die Vorwürfe von Yvonnets etwas beschämt, »würde ich für die Todten gebetet haben.«
»Sieh! Sieh!«
»Was hätte ich sonst thun sollen, Yvonnet?«
»Was ich thue, und ich bin kein Frommer, kein Augenverdreher, kein Betbruder. Ihr hättet Euch zwischen die Schwerter und Degen stürzen sollen, inter gladios et enses, um mit unserem Advocaten Procop zu reden; Ihr hättet mit der salbungsvollen Miene, die Euch so wohl ansteht, zu euern verirrten Brüdern sagen sollen, wie ich sage: »Cameraden, wenn es etwas für Vier ist, so ist’s auch für Acht; wenn das Erste, was wir unternehmen wollen, nicht genug einbringt, so versuchen wir es anderswo. Die Menschen sind dazu da, daß sie einander auf den rauhen Pfaden des Lebens unterstützen, nicht aber um ihnen Steine und Knüppel vor die Beine zu werfen auf Wegen, die so schon so beschwerlich sind. Wir wollen uns nicht trennen, sondern zusammen treten; was Vier nur unter großen Wagnissen ausführen können, hat für Acht gar keine Gefahr. Behalten wir unsern Haß, unsere Dolche, unsere Degen für unsere Feinde, während wir für einander nur freundliche Worte und Dienste haben. Gott, der Frankreich schützt, wenn er nichts Nöthigeres zu thun hat, wird zu unserem Bunde lachen und ihm seinen Segen geben!« So hättet Ihr reden sollen, Lactantius, Ihr habt es aber nicht gethan.«
»Allerdings,« antwortete Lactantius, indem er an seine Brust schlug: »mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!«
Er löschte seine Fackel aus, da man sie nicht gerade brauchte, kniete nieder und betete andächtig.
»Nun,« fuhr Yvonnet fort, »so will ich es an eurer Stelle sagen, und setze hinzu, den göttlichen Segen, den Euch Lactantius verheißen haben würde, bringe ich gleich mit.«
»Du, Yvonnet?« fragte Procop zweifelnd.
»Ja, ich… ich habe denselben Gedanken gehabt, und früher.«
»Wie, Du hättest auch den Gedanken gehabt, in das Schloß zu dringen, das wir im Auge haben?«
»Ich habe nicht blos den Gedanken gehabt,« antwortete Yvonnet, »sondern ihn sogar ausgeführt.«
»Ah!« riefen alle Anwesenden und sie horchten mit neuer Aufmerksamkeit auf Yvonnet.
»Ja,« ich habe gute Freunde in dem Hause,« fuhr dieser fort, »ein allerliebstes Kammerkätzchen, Gertrude,« sagte er, den Schnurrbart drehend, »die bereit ist, um meinetwillen Vater und Mutter, Gebieter und Gebieterin zu verläugnen, – eine Seele, die ich dem Teufel zuführe.«
Lactantius seufzte tief.
»Und Du bist in dem Schlosse gewesen?«
»In voriger Nacht kam ich heraus, aber Ihr wisset, wie zuwider mir Gänge im Dunkel sind, besonders allein. Ehe ich drei Stunden bis Doulens, oder sechs bis Abbeville ging, wanderte ich eine Viertelstunde bis hierher in die Grotte, die mir bekannt und lieb ist, weil ich mit meiner Schönen darin zuerst zusammen gekommen bin. Ich fand tappend dies Lager, das ich eben auch schon kannte, und schlief mit dem Gedanken ein, dem ersten besten unter Euch, den ich sehen würde, das Unternehmen anzutragen, als Pille-Trousse mit den Seinen und dann Procop mit den Seinen kam. Beide Theile kamen um einer und derselben Sache willen; das Streben nach einer und derselben Sache führte den Zank herbei, und dieser hätte ohne Zweifel einen tragischen Ausgang genommen, als ich es für Zeit hielt einzuschreiten und wirklich einschritt. – Jetzt sage ich Euch: Wollen wir zusammentreten, statt einander die Hälse zu brechen? Wollt Ihr durch List in das Haus kommen, statt mit Gewalt? Wollt Ihr, daß man Euch die Thüren öffne, statt daß Ihr sie mit Gewalt öffnen müßt? Wollt Ihr nicht erst lange nach dem Golde, den Juwelen, dem Silberzeuge suchen, sondern geradenwegs dahin geführt werden? Schlagt ein, dazu bin ich der Mann, und um mit dem guten Beispiele der Uneigennützigkeit voranzugehen, verlange ich nur denselben Theil wie die Andern trotz dem wichtigen Dienste, den ich dabei leiste. Wer nun etwas Besseres zu sagen weiß, der komme und rede, – ich trete ihm das Wort ab und höre.«
Ein Murmeln der Bewunderung verbreitete sich in der Versammlung Lactantius unterbrach sein Gebet, trat zu Yvonnet und küßte ihm demüthig den Saum des Mantels. Procop, Pille-Trousse, Maldent und Fracasso drückten ihm die Hand und die beiden Scharfenstein erdrückten ihn beinahe in ihren Armen. Nur Malemort brummte in einem Winkel:
»Ihr werdet sehen, daß es nicht den kleinsten Hieb oder Stich giebt; es ist eine Erbärmlichkeit.«
»Nun also,« sagte Yvonnet, der schon lange an eine solche Verbrüderung gedacht hatte und da das Glück so nahe an ihn heran kam, die Gelegenheit nicht vorüber lassen wollte, dasselbe zu fassen, »nun also, keinen Augenblick verloren! Wir sind hier neun Kerls beisammen, die weder Gott noch den Teufel fürchten.«
»Ei, ei,« fiel Lactantius sich bekreuzend ein, »Gott fürchten wir wohl.«
»Nun ja, freilich, Lactantius, es ist so eine Redensart. Ich sagte also, der Zufall habe hier neun Männer zusammengeführt.«
»Die Vorsehung, Yvonnet, die Vorsehung!« fiel Lactantius wiederum ein.
»Nun ja, die Vorsehung, meinetwegen. Zum Glück haben wir da Procop unter uns, einen Gesetzkundigen; zum Glücke trägt dieser Gesetzkundige Dinte und Feder am Gürtel und in der Tasche hat er, ich wollte wetten, Papier mit dem Stempel unseres guten Königs Heinrichs II.«
»So ist’s« antwortete Procop, »ich habe das bei mir, und es ist ein Glück, wie Yvonnet mit Recht sagt.«
»Demnach rasch ans Werk! Einen Tisch zurecht gemacht und unsern Gesellschaftsvertrag entworfen, während Einer von uns im Walde draußen, in der Nähe der Höhle Wache hält, damit wir nicht gestört werden.«
»Ich,« fiel Malemort ein, »werde mich als Schildwache hinausstellen und so viel Spanier, Engländer und Deutsche sich in dem Walde zeigen, so viele Todte gibt es.«
»Nein, nein, lieber Malemort, das darf gar nicht seyn,« antwortete Yvonnet. »In unserer Lage, das heißt kaum zweihundert Schritte von dem Lager Sr. Majestät Carls V. und unter einem Manne, der ein so feines Gehör und ein so geübtes Auge hat wie der Herr Emanuel Philibert von Savoyen, dürfen wir Niemanden ums Leben, bringen, außer wo es gar nicht zu umgehen ist, weil man nicht immer den Tod gibt, wie sicher man auch seines Stoßes ist… Auf das Hilfegeschrei der Verwundeten würde man aber herbeikommen, und wenn einmal der Wald besetzt ist, dann weiß Gott, was aus uns werden könnte. Nein, mein lieber Malemort, Du bleibst hier und Einer