Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Название Der Graf von Monte Christo
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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einen Schrei des Schmerzes Morrel stand auf, um die Thüre zu öffnen, doch es gebrach ihm an Kraft, und er fiel in seinen Stuhl zurück.

      Die zwei Männer blieben einander gegenüber Morrel an allen Gliedern zitternd, der Engländer ihn mit einem Ausdrucke tiefen Mitleids anschauend. Der Lärmen hörte auf, aber es schien dennoch, als ob Morrel etwas erwartete: dieser Lärmen hatte eine Ursache und mußte eine Folge haben. Es kam dem Fremden vor, als stiege man sachte die Treppe herauf, und als ob die Tritte, welche von mehren Personen herrührten, auf dem Ruheplatz anhielten. Ein Schlüssel wurde in das Schloß der ersten Thüre gesteckt, und man hörte diese auf ihren Angeln knarren

      »Nur zwei Personen haben den Schlüssel zu dieser Thüre,« murmelte Morrel: »Cocles und Julie.«

      Zu gleicher Zeit öffnete sich die Thüre, und man sah das Mädchen bleich und die Wangen in Tränen gebadet erscheinen. Morrel stand zitternd auf und stützte sich auf den Arm seines Lehnstuhles, denn er hätte sich nicht aufrecht zu halten vermocht. Seine Stimme wollte fragen, aber er hatte keinen Ton mehr.

      »Oh, mein Vater!« sagte das Mädchen. die Hände faltend, »verzeihen Sie Ihrem Kinde, das es Ihnen eine schlimme Botschaft bringt.«

      Morrel wurde furchtbar bleich; Julie warf sich in seine Arme.

      »Oh, mein Vater! mein Vater!« rief sie, »Mut gefaßt!«

      »Der Pharaon ist also zu Grunde gegangen?« fragte Morrel mit zusammengeschnürter Stimme.

      Das Mädchen antwortete nicht, sondern machte nur ein bejahenden Zeichen mit seinem an die Brust des Vaters angelehnten Kopfe.

      »Und die Mannschaft?« fragte Morrel.

      »Gerettet,« antwortete das Mädchen, »gerettet durch das bordolesische Schiff, das so eben in den Hafen eingelaufen ist.«

      Morrel hob seine beiden Hände mit einem Ausdruck voll Resignation und erhabener Dankbarkeit zum Himmel empor und sprach:

      »Ich danke, mein Gott, ich danke; wenigstens schlägst Du nur mich allein.«

      So phlegmatisch der Engländer war, so befruchtete doch eine Träne sein Augenlied.

      »Tretet ein,« sagte Herr Morrel, »denn ich vermuthe, Ihr seid Alle vor der Thüre.«

      Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als wirklich Madame Morrel schluchzend eintrat; Emmanuel folgte ihr; im Vorzimmer sah man die rauhen Gesichter von sieben bin acht halb nackten Matrosen. Beim Anblick dieser Menschen bebte der Engländer, er machte einen Schritt, als wollte er auf sie zugehen, aber er bemeisterte sich und drückte sich im Gegenteil in den entferntesten, dunkelsten Winkel den Cabinets. Madame Morrel setzte sich in den Lehnstuhl und nahm eine von den Händen ihren Gatten in die ihrigen, während Julie an die Brust ihres Vaters gelehnt, stehen blieb. Emmanuel stand mitten im Zimmer und schien als Band zwischen der Gruppe der Familie Morrel und den Matrosen an der Thüre zu dienen.

      »Wie hat sich das zugetragen? fragte Herr Morrel.

      »Tretet näher Penelon,« sagte der junge Mann, »und erzählt das Ereignis.«

      Ein alter, von der Sonne den Äquators bronzirter Matrose trat, zwischen seinen Händen den Überrest einen Hutes hin- und herdrehend, vor und sagte

      »Guten Morgen, Herr Morrel,« als ob er Marseille am Tage vorher verlassen hätte und von Aix oder Toulon käme.

      »Guten Morgen, mein Freund,« erwiderte Herr Morrel, der sich einen Lächelns unter seinen Tränen nicht enthalten konnte: »aber wo ist der Kapitän?«

      »Was den Kapitän betrifft, Herr Morrel, er ist krank in Palma geblieben; doch wenn es Gott gefällt, wird es nichts sein, nur Sie sehen ihn in einigen Tagen so wohl und gesunde, als wir Beide sind, ankommen.«

      »Gut . . . nun sprecht, Penelon.«

      Penelon ließ seinen Kautabak aus der linken Backe in die rechte übergehen, hielt die Hand vor seinen Mund, schleuderte in das Vorzimmer einen Guß schwärzlichen Speichels, rückte den Fuß vor und sprach, sich auf seinen Hüften wiegend:

      »Herr Morrel, wir waren so etwas zwischen dem Cap Blanc und dem Cap Boyador, und liefen mit einem guten Süd-Süd-West, nachdem wir nun acht Tage lang mit der Windstille abgemühet hatten, als sich der Kapitän Goumard mir näherte (ich muß Ihnen bemerken, daß ich am Steuerruder war), und zu mir sagte: »»Vater Penelon,«« sagte er, »»was denkst Du von den Wolken, die sich dort am Horizont erheben?«« Ich betrachtete sie mir gerade in diesem Augenblick. »»Was ich davon denke, Kapitän? ich denke, sie steigen ein wenig schneller, als es sich gebührt, und sind schwärzer, als es Wolken zusteht, welche keine schlimme Absicht haben.«« – »»Das ist auch meine Meinung,««sagte der Kapitän, »»ich will immerhin Vorsichtsmaßregeln treffen.Wir haben zu viele Siegel für den Wind, der sogleich kommen wird . . . Holla! He! bindet die Bramsegel ein und holt den fliegenden Klüver an.«« Es war die höchste Zeit. der Befehl war nicht sobald ausgeführt, als wir den Wind auf den Fersen hatten und das Schiff sich auf die Seite legte. »»Gut!«« sagte der Kapitän, »»wir haben noch zu viel Tuch außen: geit das große Segel auf!«« Fünf Minuten nachher war das große Segel gegeit und wir liefen mit der Focke, dem Marnsegel und den Toppsegeln. »»Nun, Vater Penelon,« sagte der Kapitän zu mir, »»was hast Du denn mit dem Kopfe zu schütteln.«« – Was ich habe? an Ihrer Stelle würde ich nicht auf so schönem Wege bleiben.«« »»Ich glaube, Du hast Recht, Alter, wir werden einen Windstoß bekommen.«« – »»Ah, den Teufel, Kapitän!«« antwortete ich, »»weh uns, was sich da unten braut, für einen Windstoß abkaufte, würde etwas dabei gewinnen; es ist ein guter schöner Sturm, oder ich verstehe mich nicht darauf.«« Das heißt, man sah den Wind kommen, wie man den Staub in Mondredon ankommen sieht; zum Glücke hatte er es mit einem Manne zu tun, der ihn kannte. »»Nehmt zwei Ringe in den Marssegeln ein, »rief der Kapitän, »»laßt die Boleinen laufen, braßt an, streicht die Marnsegel ein, zieht die Takel auf die Rahen herunter!««

      »Das war in jener Gegend nicht genug,« sagte der Engländer; »ich hätte vier Ringe genommen und mich der Focke entledigt.«

      Diese feste, sonore, unerwartete Stimme machte Jedermann beben. Penelon hielt seine Hand über die Augen und schaute denjenigen an, welcher mit so viel Sicherheit das Mauoeuvre seinen Kapitän beurteilte.

      »Wir thaten noch etwas Besseres,« sagte er mit einer gewissen Achtung, »denn wir geiten die ganze Brigantine und legten den Helmstock nach dem Winde, um vor dem Sturm zu laufen. Zehn Minuten nachher geiten wir die Marnsegel auf und trieben vor Topp und Tafel.

      Der Engländer schüttelte den Kopf und sprach:

      »Dan Schiff war zu alt, um dies zu wagen.«

      »Das ist es gerade, was unser Verderben herbeiführte. Nachdem wir zwölf Stunden lang hin- und hergeworfen worden waren, zeigte sich ein Leck. »»Penelon,«« sagte der Kapitän zu mir, »»ich glaube, wir sinken, mein Alter; gib mir das Steuerruder und steige in den Raum hinab.«« Ich gebe ihm das Steuerruder und gehe hinab; es hatte bereits drei Fuß Wasser. Ich steige wieder hinauf und rufe: »»Zu den Puinpen! Zu den Pumpen!«« Ah! ja wohl; es war zu spät. Man ging an die Arbeit; aber ich glaube, je mehr wir herauszogen, desto mehr kam hinein. Ho! Nach einer vierstündigen Arbeit . . . sinken wir, so wollen wir sinken lassen, man stirbt nur einmal. »»Ah! Meister Penelon,«« spricht der Kapitän, »»Ihr gebt ein solches Beispiel? wohl, wartet, wartet!«« Er holt ein Paar Pistolen aus der Kajüte und ruft zurückkehrend: »»»Dem Ersten, der die Pumpe verläßt, zerschmettere ich die Hirnschale!««

      »Schön,« sagte der Engländer.

      »Nichts verleiht so viel Mut, als gute Gründe,« fuhr der Matrose fort; »überdieß hatte sich das Wetter mittlerweile aufgehellt und der Wind sich gelegt; nichtsdestoweniger stieg das Wasser fortwährend, nicht um viel, vielleicht um zwei Zell in der Stunde, aber es stieg; zwei Zoll in der Stunde, sehen Sie, das sieht aus wie nichts, aber in zwölf Stunden macht es nicht weniger als vierundzwanzig Zoll, und vierundzwanzig geben zwei Fuß. Zwei Fuß und drei, die wir schon hatten, das machte uns fünf. Wenn aber ein Schiff fünf Fuß Wasser im Bauche hat, so kann es für wassersüchtig angesehen werden. »»Gut,«« sagte der Kapitän, »»es ist genug so, und Herr Morrel kann uns keinen Vorwurf