Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Название Der Graf von Monte Christo
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Mühe.«

      »Ja, aber er wird beim Warten nichts verloren haben.«

      Bei diesen Worten näherte er sich Edmond, der einen schweren schallenden Körper neben sich niederlegen hörte; zu gleicher Zeit umgab ein Strick mit einem schmerzhaften Drucke seine Füße.«

      »Nun, ist der Knoten gemacht?« fragte derjenige von den Totengräbern, welcher unthäthig geblieben war.

      »Und zwar gut gemacht,« erwiderte der Andere, »dafür stehe ich Dir.«

      »Also vorwärts!«

      »Und die Tragbahre wurde wieder aufgehoben und fortgeschleppt.

      Man machte ungefähr fünfzig Schritte, blieb abermals stehen, um eine Thüre zu öffnen, und setzte sich dann wieder in Marsch, das Tosen der Wellen, welche sich an den Felsen brachen, worauf das Castell gebaut ist, gelangte immer deutlicher zu dem Ohre von Dantes, je mehr man vorrückte.

      »Schlimmes Wetter!« sagte einer von den Trägern, »es wird diese Nacht nicht gut in der See sein.«

      »Ja, der Abbé? läuft große Gefahr, naß zu werden,« sprach der Andere.

      Und sie brachen in ein schallendes Gelächter aus.

      Dantes verstand den Scherz nicht, aber seine Haare sträubten sich nichtsdestoweniger auf seinem Haupte.

      »Gut! wir sind an Ort und Stelle,« sagte der Erste.

      »Weiter, weiter,« rief der Andere; »Du weißt wohl, daß der Letzte auf dem Wege geblieben und an den Felsen zerschellt ist, und daß uns der Gouverneur am andern Tage gesagt hat, wir wären Taugenichtse.«

      Man machte, beständig steigend, noch fünf bis sechs Schritte, dann fühlte Dantes, daß man ihn beim Kopfe und bei den Füßen nahm und schaukelte.

      »Eins!« sprachen die Totengräber, »zwei drei!«

      Zu gleicher Zeit fühlte sich Dantes wirklich in einen ungeheuren leeren Raum geschleudert; er durchschnitt die Luft wie ein verwundeter Vogel und fiel fortwährend mit einem Schrecken, der ihm das Herz vereiste. Obgleich durch ein Ding hinabgezogen, das seinen raschen Flug noch beschleunigte, kam es ihm doch vor, als währte sein Sturz ein Jahrhundert. Endlich schoß er mit einem furchtbaren Getöse wie ein Pfeil in das kalte Waffen das ihm einem in demselben Augenblick durch das Eintauchen unterdrückten, Schrei auspreßte.

      Dantes war in das Meer geschleudert worden, in dessen Tiefe ihn eine an seine Füße gebundene Kugel von sechs und dreißig Pfund hinabzog. Das Meer ist der Friedhof vom Castell If.

       Einundzwanzigstes Kapitel.

      Die Insel Tiboulen

      Betäubt; beinahe erstickt, hatte Dantes noch die Geistesgegenwart, seinen Atem zurückzuhalten, und da seine rechte Hand, für alle Fälle bereit, sein Messer geöffnet hielt, so schlitzte er rasch den Sack auf und streckte zuerst den Arm und dann den.Kopf heraus; nun aber fühlte er sich, trotz seiner Bewegungen, um die Kugel aufzuheben, fortwährend hinabgezogen; da bückte er sich, suchte den Strich welcher deine Beine zusammenhielt, und durchschnitt diesen mit einer äußersten Anstrengung gerade in dem Augenblick ab, wo er ersticken sollte. Hierauf stieg er mittelst eines kräftigen Fußstoßes frei auf die Oberfläche des Meeres, während die.Kugel in unbekannte Tiefen das grobe Gewebe hinabzog, welches ihm zum Leichentuche hatte dienen sollen. Dantes nahm sich nur Zeit, um Atem zu holen, und tauchte um zweiten Male unter, denn es mußte seine erste Vorsichtsmaßregel sein die Blicke zu vermeiden.

      Als er zum zweiten Male erschien, war er bereits wenigstens fünfzig Schritte vom Orte seines Sturzes entfernt; er sah über seinem Haupte einen schwarzen stürmischen Himmel, an dessen Oberfläche der Wind eilige Wolken hinpeitschte, während zuweilen ein Azurwinkel entblößt wurde, auf welchem ein Stern hervortrat. Vor ihm dehnte sich die düstere, tosende Fläche aus, deren Wogen wie beim Herannahen eines Sturmes zu brodeln anfingen, während hinter ihm; schwärzer als das Meer, schwärzer als der Himmel, einem drohenden Gespenste ähnlich; der Granitriese sich erhob, dessen Spitze wie ein Arm anzuschauen war, der sich ausstreckte, um seine Beute wieder zu fassen. Auf dem höchsten Felsen erblickte er eine Stocklaterne, welche zwei Schatten beleuchtete. Es kam ihm vor, als neigten sich diese zwei Schatten unruhig zum Meere herab. Die seltsamen Totengräber mußten wirklich den Schrei gehört haben den er den Raum durchschneidend ausstieß. Dantes tauchte abermals unter und machte eine ziemlich lange Fahrt unter dem Wasser, dieses Manoeuvre war ihm einst eigenthümlich und versammelte gewöhnlich in der Bucht des Pharo zahlreiche Bewunderer um ihn, welche ihn sehr oft für den geschicktesten Schwimmer von Marseille erklärten.

      Als er wieder auf die Oberfläche des Wassers kam, war die Stocklaterne verschwunden. Er mußte sich orientieren. Von allen Inseln welche das Schloß If umgeben, sind Ratonneau und Pomègue die nächsten, aber Ratonneau und Pomègue sind bewohnt; ebenso ist es mit der kleinen Insel Daume. Die sicherste Insel war also Tiboulen oder Lemaire. Die Inseln Tiboulen oder Lemaire sind eine starke Stunde von Castell If entfernt. Dantes beschloß nichtsdestoweniger eine von diesen beiden Inseln zu erreichen. Aber wie sie mitten in der Nacht finden, welche sich immer mehr um ihn her verdichtete? In diesem Augenblick sah er wie einen Stern den Leuchtturm von Planir. Wenn er sich gerade gegen diesen Leuchtturm wandte, ließ er die Insel Tiboulen etwas links, er mußte also die Insel auf seinem Wege finden, wenn er etwas links schwamm. Doch es war, wie gesagt, wenigstens eine starke Stunde von dem Castell If nach dieser Insel.

      Im Gefängnisse wiederholte Faria oft dem jungen Manne, wenn er ihn niedergeschlagen und träge sah, »Dantes, geben Sie sich nicht dieser Verweichlichung hin, Sie werden ertrinken, wenn Sie die Flucht versuchen und Ihre Kräfte sind nicht erhalten worden.« Unter der schweren, bitteren Welle tönte dieses Wort an das Ohr von Dantes, er beeilte sich aufzusteigen und die Wellen zu durchschneiden, um zu sehen, ob er wirklich seine Kräfte nicht verloren hätte: mit Freuden sah er, daß ihm seine gezwungene Untätigkeit nichts von seiner Macht und Behändigkeit genommen, und er fühlte, daß er noch Herr des Elementes war, an dem er sich schon als ein kleines Kind ergötzt hatte. Die Furcht, diese rasche Verfolgerin, verdoppeln überdies die Kräfte von Dantes. Auf die Höhe der Wellen geneigt, horchte er, ob kein Geräusch zu ihm drang. So oft er sich auf die Spitze einer Wege erhob, umfaßte sein rascher Blick den sichtbaren Horizont und suchte in die dicke Finsternis zu tauchen. Jede Welle, welche etwas höher war, als die andern, schien ihm eine zu seiner Verfolgung ausgeschickte Barke zu fein; dann verdoppelte er seine Anstrengungen, die ihn allerdings entfernten, aber durch Wiederholung rasch seine Kräfte aufzehrten.

      Er schwamm jedoch! und bereits war das furchtbare Schloß etwas in dem nächtlichen Dunste verschmolzen. Er konnte es nicht mehr unterscheiden, fühlte es aber immer noch. Es verging eine Stunde, während welcher Dantes begeistert durch das Gefühl der Freiheit, das sich seiner ganzen Person bemächtigt hatte, die Wellen in der Richtung, die er gewählt, zu durchschneiden fortfuhr.

      »Nun schwimme ich bald eine Stunde,« sagte er zu sich selbst, »doch da mir der Wind entgegen bläst, mußte ich eine Viertelstunde von meiner Geschwindigkeit verlieren. Ich kann indessen, wenn ich mich nicht in der Richtung getäuscht habe, jetzt nicht mehr fern von der Insel Tiboulen sein. Wenn ich mich aber getäuscht hätte!«

      Ein Schauer durchlief den Körper des Schwimmers. Er suchte sich einen Augenblick auf den Rücken zu legen, um auszuruhen, aber das Meer wurde immer heftiger, und er fühlte, daß dieses Erleichterungsmittel, auf welches er gerechnet hattet unmöglich war.

      »Nun wohl!« sagte er: »ich werde bis zum Ende fortfahren, bis meine Arme nachlassen, bis meine Beine erstarren, bis Krämpfe sich meines Körpers bemächtigen, und dann sinke ich auf den Grund.«

      Und er schwamm wieder mit der Kraft und dem Antriebe der Verzweiflung. Plötzlich kam es ihm vor als ob der bereits dunkele Himmel sich noch mehr verdüsterte, und als ob eine dichte, schwere, gedrängte Wolke sich auf ihn herabsenkte. Zu gleicher Zeit fühlte er einen heftigen Schmerz am Knie. Die Einbildung mit ihrer unberechenbaren Geschwindigkeit sagte ihm nun, es wäre der Schlag einer Kugel, und er würde sogleich den Knall eines Flintenschusses hören, aber der Knall ertönte nicht; Dantes streckte die Hand aus und fühlte einen Widerstand. Er zog sein anderes Bein an sich und berührte die Erde. Nun sah er, was der Gegenstand war, den er für eine Wolke