Название | Der Graf von Monte Christo |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Edmond vermochte nur die Hände zu falten und auszurufen:
»Oh! mein Freund, mein Freund. schweigen Sie!«
Dann seine durch diesen unvorhergesehenen Schlag einen Augenblick erschütterten Kräfte, und seinen durch die Worte des Greises gesunkenen Mut wieder zusammenraffend, sprach er:
»Ob! ich habe Sie bereits ein Mal gerettet und werde Sie gewiss zum zweiten Male retten.«
Und er hob den Fuß des Bettes auf und zog die von dem roten Saft noch halb volle Flasche hervor.
»Sehen Sie,« sagte er. »es ist noch von dem rettenden Tranke übrig. Geschwinde, sagen Sie mir, was habe ich zu tun? Bedarf es neuer Instructionen? Sprechen Sie, mein Freund, ich höre.«
»Es ist keine Hoffnung mehr vorhanden,« erwiderte Faria den Kopf schüttelnd, »doch gleichviel, Gott will, daß der Mensch, den er geschaffen hat und in dessen Herz er die Liebe zum Leben so tiefe Wurzeln schlagen ließ, Alles thue, was er vermag, um dieses zuweilen so peinliche, stets aber so teure Dasein zu erhalten.«
»Oh! Ja, ja!« rief Dantes, und ich werde Sie retten.«
»Wohl, versuchen Sie es, die Kalte übermannt mich, ich fühle, wie das Blut meinem Gehirn zuströmt; das furchtbare Zittern, das meine Zähne klappern macht und meine Knochen zu trennen scheint, beginnt an meinem Körper zu rütteln; in fünf Minuten wird das Übel ausbrechen, in einer Viertelstunde ist nur noch eine Leiche von mir übrig.«
»Oh!« rief Dantes, das Herz von Schmerzen zerrissen.
»Sie machen es wie das erste Malz nur warten Sie nicht so lange. Alle Federn des Lebens sind zu dieser Stunde sehr abgenutzt und der Tod,« fuhr er auf seine gelähmten Glieder deutend fort. »wird nur noch die Hälfte des Geschäftes zu verrichten haben. Sehen Sie, wenn Sie mir zwölf Tropfen statt zehn eingeflößt, daß ich nicht zu mir komme, so flößen Sie mir den Rest ein. Nun:Kragen Sie mich auf mein Bett, denn ich kann nicht mehr stehen.«
Edmond nahm den Greis in seine Arme und legte ihn auf sein Bett.
»Mein Freund,« sprach Faria, »einziger Trost meines elenden Lebens, Sie, den mir der Himmel ein wenig spät gegeben, aber dennoch gegeben, als ein unschätzbares Geschenk, wofür ich ihm danke, in dem Augenblick, wo wir uns für immer trennen, wünsche ich Ihnen alles Glück, die ganze Wohlfahrt, die Sie verdienen. Mein Sohn, ich segne Sie.«
Der junge Mann warf sich auf die Knie und stützte den Kopf an das Bett des Greises.
»Hören Sie wohl, was ich Ihnen in diesem Augenblicke sage. Der Schatz der Spada ist vorhanden; Gott gestattet, daß es für mich weder Entfernung noch Hinderniß mehr gibt. Ich sehe ihn im Hintergrunde der zweiten Grotte, meine Augen durchdringen die Tiefen der Erde und sind geblendet von so vielen Reichtümern . . . Wenn Ihnen die Flucht gelingt, so erinnern Sie sich, daß der arme Abbé, den die ganze Welt für verrückt hielt, es nicht war. Eilen Sie nach Monte Christo, benützen Sie unser Vermögen, benützen Sie es, Sie haben genug gelitten.«
Eine heftige Erschütterung unterbrach den Greis. Dantes richtete den Kopf auf und sah, wie seine Augen sich rot unterliefen; es war, als stiege eine Blutwoge aus seiner Brust, nach seiner Stirne auf.
»Gott befohlen!« murmelte der Greis, indem er krampfhaft nach der Hand des jungen Mannes griff; »Gott befohlen«
»Oh! noch nicht, noch nicht,« rief dieser, »O mein Gott; verlaß uns nicht! steh’ ihm bei . . . Zu Hilfe! zu Hilfe! . . . «
»Stille! Stille!« murmelte der Sterbende. »damit man uns nicht trennt. wenn Sie mich retten.«
»Sie haben Recht! Oh ja, seien Sie ruhig. ich werde Sie retten. Übrigens scheinen Sie mir, obgleich Sie sehr leiden, doch weniger zu leiden, als das erste Mal.«
»Oh! täuschen Sie sich nicht, ich leide weniger, weil weniger Kraft zum Leiden in mir ist. In Ihrem Alter hat man Vertrauen zum Leben, es ist das Vorrecht der Jugend, zu glauben und zu hoffen; aber die Greise sehen den Tod klarer vor Augen. Oh! er kommt, er ist da . . . es ist vorbei . . . mein Gesicht verliert sich . . . mein Geist entflieht . . . Ihre Hand, Dantes . . . Gott befohlen! . . . «
Und mit einer letzten Anstrengung, wobei er alle seine Kräfte zusammenraffte, sich erhebend. sprach er:
»Monte Christo! vergessen Sie Monte Christo nicht!«
Und er fiel auf sein Bett zurück..
Die Krise war furchtbar: gekrümmte Glieder, aufgeschwollene Augendeckel, ein blutiger Schaum, ein.Körper ohne Bewegung, dies war es, was auf dem Schmerzenslager statt des verständigen Wesens blieb, das sich einen Augenblick vorher niedergelegt hatte. Dantes nahm die Lampe, stellte sie oben an das Bett auf einen vorspringenden Stein, von wo aus der zitternde Schein mit einem seltsamem phantastischen Reflexe das entstellte Gesicht und den trägen, steifen Körper beleuchtete. Hier erwartete er unerschütterlich den Moment, um das rettende Mittel einzuflößen. Als er glaubte, es wäre Zeit drückte er die Zähne auseinander, welche weniger Widerstand boten, als das erste Mal, zählte einen nach dem andern zwölf Tropfen, und wartete; die Phiole enthielt ungefähr noch das Doppelte von dem, was er eingeflößt hatte. Er wartete zehn Minuten, eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, nichts rührte sich. Zitternd, die Haare starr, die Stirne von kaltem Schweiß übergossen, zählte er die Sekunden an den Schlägen seines Herzens.
Er dachte nun, der Augenblick wäre gekommen, um den letzten Versuch zu machen, näherte die Phiole den bläulichen Lippen von Faria und flößte ihm, ohne daß er ihm die.Kinnladen, welche offen geblieben waren, auseinander zu drücken brauchte, den ganzen Trank ein. Das Mittel brachte eine galvanische Wirkung hervor, ein heftiges Zittern schüttelte die Glieder des Greises, seine Augen öffneten sich furchtbar anzuschauen, er stieß einen Seufzer aus, der einem Schrei glich; dann kehrte dieser ganze bebende.Körper allmälig in eine Unbeweglichkeit zurück; die Augen allein blieben offen.
Eine halbe Stunde, eine Stunde, anderthalb Stunden vergingen. Während dieser bangen anderthalb Stunden fühlte Edmond, über seinen Freund gebeugt, die Hand auf sein Herz gelegt, wie nach und nach dieser.Körper erkaltete und das immer dumpfere und tiefere Schlagen dieses Herzens erlosch. Endlich lebte nichts mehr, das letzte Beben des Herzens hörte auf, das Gesicht wurde bleifarbig, die Augen blieben offen, aber der Blick verglaste.
Es war sechs Uhr Morgens, der Tag fing an zu scheinen und sein matter Strahl machte, in den Kerker eindringend, das sterbende Licht der Lampe erbleichen. Seltsame Reflexe zogen über das Antlitz des Leichnams hin und gaben ihm von Zeit zu Zeit einen Anschein von Leben. So lange dieser Streit zwischen Tag und Nacht währte, konnte Dantes noch zweifeln; aber sobald der Tag gesiegt hatte, begriff er, daß er mit einer Leiche allein war. Da bemächtigte sich seiner ein heftiger, unüberwindlicher Schrecken, er wagte es nicht mehr, diese Hand zu drücken, welche vom Bette herabhing; er wagte es nicht seine Augen auf diese starren, weißen Augen zu heften, die er vergebens zu schließen suchte, denn sie öffneten sich immer wieder. Er löschte die Lampe aus, verbarg sie sorgfältig, und entfloh, indem er die Platte so gut als möglich wieder über seinem Haupte einzufügen suchte. Es war übrigens Zeit, der Kerkermeister sollte kommen. Diesmal fing er seinen Besuch bei Dantes an; als er dessen Kerker verließ, wollte er sich in den von Faria begeben, dem er Frühstück und Wäsche brachte. Nichts deutete bei diesem Menschen an, daß er von dem, was vorgefallen war, Kenntnis hatte. Er entfernte sich.
Dantes erfaßte nun eine unsägliche Ungeduld, zu erfahren, was in dem Kerker seines Freundes vorgehen würde; er kehrte deshalb in den Gang zurück, und kam zu rechter Zeit, um die Stimme des Schließers zu hören, welcher nach Hilfe rief. Bald traten die