Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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und sprach dann, als sie die Zurückhaltung der älteren Frau bemerkte:

      »Meine Damen, Sie sehen hier das Portrait Heinrichs III., das heißt, des Bruders meines Ahnherrn; denn ich bin wirklich aus dem Blut der Valois, wie man Ihnen vielleicht gesagt hat.«

      Und sie wartete auf eine neue Frage, indem sie ihre Gäste mit einer Art von stolzer Demuth anschaute.

      »Madame,« sprach nun die ernste und zugleich sanfte Stimme der älteren von den zwei Frauen: Madame, ist es wahr, daß Ihre Frau Mutter Verwalterin eines Hauses, genannt Fontette bei Bar-sur-Seine, gewesen ist?«

      Jeanne erröthete bei dieser Erinnerung, erwiderte aber sogleich, ohne sich stören zu lassen:

      »Das ist Wahrheit, Madame, meine Mutter war Verwalterin eines Hauses, genannt Fontette.«

      »Ah!« machte die Andere.

      »Und da Marie Jossel, meine Mutter, von seltener Schönheit war,« fuhr Jeanne fort, »so verliebte sich mein Vater in sie und heirathete sie. Durch meinen Vater bin ich von edlem Geschlecht; Madame, mein Vater war ein Saint-Rémy von Valois, ein directer Abkömmling der Valois, welche regiert haben.«

      »Wie sind Sie aber zu diesem Grad von Armuth herabgesunken, Madame?« fragte die ältere der zwei Frauen.

      »Ach! das ist leicht zu begreifen.«

      »Ich höre.«

      »Es ist Ihnen nicht unbekannt, daß nach der Thronbesteigung Heinrichs IV., durch den die Krone Frankreichs vom Hause Valois auf das Haus Bourbon überging, erstere Familie noch einige Sprößlinge hatte, welche allerdings im Dunkel blieben, doch unbestreitbar von dem gemeinschaftlichen Geschlecht der vier Brüder abstammten, die sämmtlich ein so unseliges Ende nahmen.«

      Die Damen machten ein Zeichen, das wie eine Beipflichtung gelten konnte.

      Jeanne fuhr fort:

      »Befürchtend, sie könnten, trotz ihrer Dunkelheit, die neue königliche Familie in Schatten stellen, vertauschten die Sprößlinge der Valois diesen ihren Namen mit dem Namen Rémy, den sie von einem Gut entlehnten, und man findet sie von Ludwig XIII. an unter diesem Namen in der Genealogie bis zum vorletzten Valois, meinem Großvater, der, da er die Monarchie befestigt und die ältere Linie vergessen sah, sich nicht länger eines ruhmwürdigen Namens, seiner einzigen Apanage, berauben zu dürfen glaubte. Er nahm also wieder den Namen Valois an und schleppte ihn im Schatten der Armuth in seiner Provinz fort, ohne daß es Jemand vom Hofe Frankreichs einfiel, daß außerhalb des Strahlenkreises des Throns ein Abkömmling der älteren, wenn nicht glorreichsten, doch wenigstens unglücklichsten Könige der Monarchie vegetirte.«

      Jeanne unterbrach sich bei diesen Worten.

      Sie hatte einfach und mit einer Mäßigung, die man bemerkt, gesprochen.

      »Sie haben ohne Zweifel Ihre Beweise in guter Ordnung?« fragte die ältere der zwei Damen mit sanftem Tone, indem sie einen tiefen Blick auf diejenige heftete, welche sich die Abkömmlingin der Valois nannte.

      »Ja. Madame,« erwiderte diese mit einem bittern Lächeln, »die Beweise fehlen mir nicht. Mein Vater hatte sie machen lassen und hinterließ sie mir sterbend in Ermangelung einer andern Erbschaft. Doch wozu sollen die Beweise einer unnützen Wahrheit, oder einer Wahrheit, die Niemand anerkennen will, dienen?«

      »Ihr Vater ist gestorben?« fragte die jüngere der zwei Damen.

      »Ach, ja.«

      »In der Provinz?'

      »Nein.«

      »In Paris also?«

      »Ja.«

      »In dieser Wohnung?«

      »Nein, Madame; mein Vater, Baron von Valois, ein Abkömmling des Bruders von Heinrich III., ist vor Armuth und Hunger gestorben.«

      »Unmöglich!« riefen die zwei Frauen gleichzeitig.

      »Und nicht hier, nicht in diesem dürftigen Winkel, nicht auf seinem armseligen Bett! Nein, mein Vater ist an der Seite der Elendesten und Leidendsten gestorben. Mein Vater ist im Hotel Dieu in Paris gestorben.«

      Die zwei Frauen stießen einen Schrei des Erstaunens aus, der einem Schreckensschrei glich. Zufrieden mit der Wirkung, die sie durch die Kunst hervorgebracht, womit sie ihre Sätze gebildet und die Entwicklung herbeigeführt hatte, saß Jeanne unbeweglich, mit niedergeschlagenen Augen und herabhängenden Händen da.

      Die ältere der zwei Damen schaute sie aufmerksam und mit Verstand an, und da sie in diesem zugleich so einfachen und so natürlichen Schmerz durchaus keine Symptome von Charlatanerei und Gemeinheit fand, so nahm sie wieder das Wort und sprach:

      »Nach dem, was Sie mir sagen, haben Sie großes Unglück erlitten, und der Tod Ihres Herrn Vaters besonders…«

      »Oh! wenn ich Ihnen mein Leben erzählte, Madame, so würden Sie sehen, daß der Tod meines Vaters nicht zu dem größten Unglück, das über mich ergangen, zu rechnen ist.«

      »Wie, Madame, Sie betrachten den Tod Ihres Vaters als ein geringeres Unglück?« versetzte die Dame mit strengem Stirnrunzeln.

      »Ja, Madame, und wenn ich dieß sage, spreche ich als fromme Tochter; denn mein Vater ist durch den Tod von allen Uebeln befreit worden, die ihn auf dieser Erde heimsuchten und die seine unglückliche Familie fortwährend bedrücken. Mitten unter dem Schmerz, den mir sein Tod verursacht, gewährt es mir eine gewisse Freude, denken zu können, mein Vater sei todt, und der Abkömmling der Könige sei nicht mehr darauf angewiesen, sein Brod zu betteln.«

      »Sein Brod zu betteln?«

      »Oh! ich sage es, ohne mich zu schämen, denn an unserem Unglück ist weder mein Vater Schuld, noch habe ich es verschuldet.«

      »Doch Ihre Frau Mutter…«

      »Mit derselben Offenherzigkeit, mit der ich Ihnen so eben sagte, ich danke Gott, daß er meinen Vater zu sich gerufen, beklage ich mich über Gott, daß er meine Mutter hat leben lassen.«

      Die zwei Frauen schauten sich beinahe bebend bei diesen seltsamen Worten an.

      »Wäre es eine Unbescheidenheit, Madame, Sie um eine ausführlichere Erzählung Ihres Unglücks zu bitten?« sagte die Aeltere.

      »Die Unbescheidenheit, Madame, käme von mir, da ich Ihre Ohren mit der Erzählung von Schmerzen ermüden würde, die Ihnen nur gleichgültig sein können.«

      »Ich höre, Madame,« erwiderte die ältere der zwei Damen, an welche ihre Gefährtin sogleich einen Blick in Form einer Ermahnung zur Vorsicht richtete.

      Frau von La Mothe war wirklich der gebieterische Ausdruck dieser Stimme aufgefallen und sie schaute die Dame voll Erstaunen an.

      »Ich höre also,« wiederholte diese mit einer minder starken Betonung, »ich höre, wenn Sie so gefällig sein wollen, zu sprechen.«

      Und einer Bewegung des Mißbehagens, das ohne Zweifel von der Kälte herrührte, nachgebend, schüttelte diejenige, welche gesprochen, mit einem Beben der Schultern den Fuß, der bei der Berührung des feuchten Bodens erstarrte.

      Die Jüngere schob ihr dann eine Art von Fußteppich zu, der sich unter ihrem Stuhl befand, eine Aufmerksamkeit, welche ihrerseits ihre Gefährtin durch einen Blick tadelte.

      »Behalten Sie diesen Teppich für sich, meine Schwester, Sie sind zarter, als ich.«

      »Verzeihen Sie, Madame, ich bedaure es auf das Schmerzlichste, daß ich Sie frieren sehen muß; doch das Holz ist noch um sechs Livres theurer geworden, so daß die Fuhre siebenzig Livres kostet, und mein Vorrath ist vor acht Tagen zu Ende gegangen.«

      »Sie sagten, Sie seien unglücklich, daß Sie eine Mutter haben?« sprach die ältere der zwei Damen.

      »Ja, ich begreife, eine solche Blasphemie fordert eine Erläuterung, nicht war, Madame?« sagte Jeanne. »Ich werde mich erklären, da Sie es Ihrer Aeußerung nach wünschen.«

      Die ältere Dame machte ein Zeichen mit dem Kopf.

      »Ich sagte Ihnen schon, Madame, mein Vater habe eine Mißheirath gemacht.«

      »Ja,