Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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ist dort sehr kalt.«

      »Ah! hören Sie, man läutet eben,« sagte die junge Frau.

      »Madame täuscht sich,« erwiderte die hartnäckige Alte.

      »Ich glaube es. Frau Clotilde.«,

      Und da sie sah, daß die Alte widerstand, gab sie nach, leicht murrend jedoch, wie Personen, welche aus irgend einer Ursache geringere Rechte über sich eingeräumt haben, die ihnen nicht mehr gehören sollten.

      Dann setzte sie ihre Berechnung fort.

      »Acht Louisd'or, von denen ich drei für Quartier schuldig bin.«

      Sie nahm die Feder und schrieb.

      »Drei Louisd'or. Fünf Herrn von La Mothe versprochen, um ihm den Aufenthalt in Bar-sur-Aube erträglich zu machen… Armer Teufel! unsere Heirath hat ihn nicht bereichert; doch Geduld!«

      Und sie lächelte abermals, doch indem sie sich dießmal in einem Spiegel betrachtete, der zwischen den zwei Portraits angebracht war.

      »Nun,« sprach sie weiter, »Fahrten von Versailles nach Paris und von Paris nach Versailles. Fahrten einen Louisd'or.«

      Und sie schrieb diese neue Zahl zu der Colonne der Ausgaben.

      »Nun Lebensunterhalt für acht Tage, einen Louisd'or.«

      Sie schrieb abermals.

      »Toilette, Fiaker, Geschenke an die Portiers der Häuser, wo ich sollicitire: vier Louisd'or. Ist das wohl Alles? addiren wir.«

      Doch mitten unter dem Addiren unterbrach sie sich und rief:

      »Man läutet, sage ich Ihnen!«

      »Nein, Madame, erwiderte die Alte wie erstarrt an ihrem Platze. »Es ist nicht hier, es ist unten im vierten.«

      »Vier, sechs, elf, vierzehn Louisd'or: sechs weniger als ich brauche, um meine Garderobe zu erneuern und dieses alte Thier zu bezahlen, damit ich es endlich einmal entlassen kann!«

      Dann rief sie plötzlich voll Zorn:

      »Ich sage Ihnen, man läutet, Unglückliche.«

      Dießmal, man muß es gestehen, hätte sich das ungelehrigste Ohr nicht weigern können, den Ruf von Außen zu verstehen: kräftig gezogen, bebte die Klingel in der Ecke und vibrirte so lange, daß der Schläger wenigstens ein dutzendmal an die Wände der Glocke anschlug.

      Bei dem Geräusch und während die Alte, endlich erweckt, nach dem Vorzimmer lief, raffte ihre Gebieterin, behend wie ein Eichhörnchen, die auf dem Tische zerstreuten Briefe und Papiere zusammen, warf das Ganze in eine Schublade und setzte sich, nach einem raschen Blick im Zimmer umher, um sich zu versichern, daß hier Alles in Ordnung sei, auf den Sopha, wo sie die demüthige und traurige Haltung einer leidenden, aber in ihr Schicksal ergebenen Person annahm.

      Nur, bemerken wir dieß sogleich, ruhten die Glieder allein. Thätig, unruhig, wachsam befragte das Auge den Spiegel, in dem die Eingangsthüre sichtbar war, während das lauschende Ohr den geringsten Ton aufzufassen sich bereit hielt.

      Die Duenna öffnete die Thüre und man hörte ein paar Worte im Vorzimmer flüstern.

      Dann fragte eine frische und liebliche, dabei aber sehr feste Stimme:

      »Wohnt hier die Frau Gräfin La Mothe?«

      »Die Frau Gräfin La Mothe Valois?« wiederholte näselnd Clotilde.

      »Sie ist es, meine gute Frau. Ist Frau von La Mothe zu Hause?«

      »Ja, Madame, sie ist zu leidend, um auszugehen.«

      Während dieses Gesprächs, von dem sie kein Wort verlor, schaute die angebliche Kranke in den Spiegel und sah, daß eine Frau Clotilde befragte, und daß diese Frau aller Wahrscheinlichkeit nach einer hohen Classe der Gesellschaft angehörte.

      Sie verließ sogleich den Sopha und ging zum Lehnstuhl, um den Ehrenplatz der Fremden zu überlassen.

      Während sie diese Bewegung ausführte, konnte sie nicht bemerken, daß sich der weibliche Besuch auf dem Ruheplatz umgedreht hatte, und zu einer andern Person, welche im Schatten geblieben sagte:

      »Sie können eintreten, Madame, es ist hier.«

      Die Thüre schloß sich wieder, und die zwei Frauen, die wir nach der Rue Saint-Claude fragen sahen, treten in die erste Stube der Gräfin La Mothe Valois ein.

      »Wen soll ich der Frau Gräfin melden?« fragte Clotilde, indem sie neugierig, obgleich mit Respect, das Licht vor den Gesichtern der zwei Frauen hin- und herspazieren ließ.

      »Melden Sie eine Dame vom guten Werk,« erwiderte die Aeltere.

      »Von Paris?«

      »Nein, von Versailles.«

      Clotilde ging zu ihrer Gebieterin hinein, und die Fremden, die ihr folgten, befanden sich in dem Zimmer, das in dem Augenblick erleuchtet wurde, wo Jeanne von Valois sich mühsam von ihrem Stuhl erhob, um ihre zwei Gäste sehr höflich zu begrüßen.

      Clotilde rückte die zwei anderen Stühle vor und zog sich dann in das Vorzimmer mit einer weisen Langsamkeit zurück, welche errathen ließ, daß sie das bevorstehende Gespräch an der Thüre belauschen würde.

      III.

      Jeanne von La Mothe Valois

      Die erste Sorge von Jeanne von La Mothe, als sie schicklicher Weise die Augen aufschlagen konnte, war, zu sehen, mit welchen Gesichtern man es zu thun hatte.

      Die ältere der beiden Frauen mochte, wie gesagt, dreißig bis zweiunddreißig Jahre alt sein; sie war von merkwürdiger Schönheit, obgleich ein über ihr ganzes Gesicht verbreiteter Anstrich von Hochmuth natürlich ihrer Physignomie einen Theil des Zaubers, den sie haben konnte, nehmen mußte. So urtheilte wenigstens Jeanne nach dem Wenigen, was sie von den Zügen des Besuches erblickte.

      Einen der Lehnstühle dem Sopha vorziehend, hatte sie den Lichtstrahl, der aus der Lampe hervorsprang, dadurch von sich fern gehalten, daß sie in eine Ecke des Zimmers zurückwich, und über ihre Stirne die Tafftkaputze ihres Mantels vorzog, wodurch ein Schatten auf ihr Gesicht geworfen wurde.

      Doch die Haltung des Kopfes war so stolz, das Auge so lebhaft und so natürlich erweitert, daß man, wäre jede Einzelheit verschwunden, nach ihrem Gesammtmaß hätte erkennen müssen, die Dame sei von schönem und besonders von edlem Stamme.

      Ihre Gefährtin, minder schüchtern, scheinbar wenigstens, obgleich vier bis fünf Jahre jünger, verbarg ihre wirkliche Schönheit nicht.

      Ein in Beziehung auf Haut und Farbe bewunderungswürdiges Gesicht, ein Kopfputz, der die Schläfe entblößt ließ und das vollkommene Eirund der Maske hervorhob; zwei große blaue Augen, ruhig bis zur Heiterkeit, hellsehend bis zur Tiefe, ein Mund von lieblicher Zeichnung, dem die Natur die Offenherzigkeit, dann die Erziehung und die Etikette die Discretion gegeben hatten; eine Nase, welche, was die Form betrifft, die der Venus von Medicis um nichts zu beneiden gehabt hätte; das ist es, was der rasche Blick von Jeanne auffaßte. Sodann konnte die Gräfin, noch zu andern Einzelnheiten überschweifend, bei der jüngeren von den zwei Frauen endlich eine Hand wahrnehmen: eine Taille zarter und biegsamer als die ihrer Gefährtin, eine Brust breiter und von reicherer Rundung als die der älteren, die ebenso fleischig als die der andern Dame nervig und fein war.

      Jeanne von Valois machte alle diese Bemerkungen in einigen Secunden, das heißt, in weniger Zeit, als wir gebraucht haben, um sie hier zu bezeichnen.

      Als sodann diese Wahrnehmungen gemacht waren, fragte sie sanft, welchem glücklichen Umstand sie den Besuch der Damen zu verdanken habe.

      Die zwei Frauen schauten sich an und auf ein Zeichen der älteren sagte die jüngere:

      »Madame, denn Sie sind, glaube ich, verheirathet?«

      »Ich habe die Ehre, Madame, die Frau des Herrn Grafen von La Mothe, eines vortrefflichen Edelmanns, zu sein.«

      »Nun, wohl, wir, Frau Gräfin, sind die Superiorinnen einer Stiftung zu guten Werken. Man hat uns hinsichtlich Ihrer