Название | Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Ho! ho!« sagte er, »wird der Schuß nicht in einer Schlacht geschehen?«
»Nein, Sire.«
»Bei einem Aufruhr, ja das ist auch möglich.«
»Nicht bei einem Aufruhr.«
»Wo denn?«
»Auf einem Ball, Sire.«
Der König wurde träumerisch.
Cagliostro, der aufgestanden war, setzte sich wieder und ließ seinen Kopf in seine beiden Hände fallen, in denen er sich begrub.
Alle erbleichten um den Urheber der Prophezeiung und um den Gegenstand derselben.
Herr von Condorcet trat näher zu dem Glase Wasser, worin der Wahrsager die schlimme Vorbedeutung gelesen hatte, nahm es beim Fuß, hob es bis zu der Höhe seines Auges empor und prüfte sorgfältig die glänzenden Rauten und den geheimnißvollen Inhalt.
Man sah dieses verständige, aber kalt forschende Auge von dem doppelten, festen und flüssigen Krystall die Lösung eines Problems fordern, dem seine Vernunft nur den Werth einer rein physischen Speculation einräumte.
Der Gelehrte berechnete in der That die Tiefe, die leuchtenden Zusammenziehungen und microscopischen Augen des Wassers. Er, der für Alles eine Ursache haben wollte, fragte sich nach der Ursache und dem Vorwand dieser Charlatanerie, auf Menschen vom Range derjenigen, welche die Tafel umgaben, von einem Menschen ausgeübt, dem man ein außerordentliches Gewicht nicht absprechen konnte.
Ohne Zweifel fand er die Lösung seines Problems nicht, denn er hörte auf, das Glas prüfend zu betrachten, stellte es wieder auf den Tisch und sprach mitten unter dem durch die Wahrsagung Cagliostro's hervorgebrachten Erstaunen:
»Nun, ich werde unseren erhabenen Propheten auch bitten, seinen magischen Spiegel zu befragen. Leider,« fügte er bei, »leider bin ich kein mächtiger Herr, ich befehle nicht, und mein dunkles Leben gehört nicht Millionen von Menschen.«
»Mein Herr,« versetzte der Graf von Haga, »Sie befehlen im Namen der Wissenschaft und Ihr Leben ist nicht nur für ein Volk, sondern für die ganze Menschheit von Bedeutung.«
»Ich danke, Herr Graf; doch Ihre Ansicht über diesen Punkt ist vielleicht nicht die des Herrn von Cagliostro.«
Cagliostro erhob das Haupt wie ein gespornter Renner.
»Doch, Marquis,« sprach er mit einem Anfang nervöser Reizbarkeit, die man in alten Zeiten dem Einfluß des Gottes, von dem er gleichsam besessen war, zugeschrieben hätte, »doch, Sie sind ein mächtiger Herr im Reiche der Intelligenz. Schauen Sie mir in's Gesicht; auch Sie wünschen im Ernst, daß ich Ihnen weissage?«
»Im Ernst, Herr Graf,« erwiderte Condorcet, »bei meiner Ehre, man kann es nicht ernstlicher wünschen.«
»Nun wohl! Marquis,« sprach Cagliostro mit dumpfem Tone, indem er das Augenlid über seinen starren Blick senkte, »Sie werden an dem Gift sterben, das Sie in dem Ring an Ihrem Finger tragen. Sie werden sterben…«
»Aber wenn ich ihn wegwürfe?« unterbrach ihn Condorcet.
»Werfen Sie ihn weg.«
»Sie gestehen also, daß dieß sehr leicht ist.«
»Werfen Sie ihn weg, sage ich Ihnen.«
»Oh! ja, Marquis!« rief Madame Dubarry, »ich bitte, werfen Sie das abscheuliche Gift weg, werfen Sie es weg, und wäre es nur, um diesen unseligen Propheten, der uns Alle mit seinen Wahrsagungen betrübt, ein wenig Lügen zu strafen. Denn wenn Sie es wegwerfen, so ist es gewiß, daß Sie nicht durch dieses vergiftet werden, und da Herr von Cagliostro behauptet, es werde durch dieses geschehen, so wird Herr von Cagliostro wohl oder übel gelogen haben.«
»Die Frau Gräfin hat Recht,« sagte der Graf von Haga.
»Bravo! Gräfin!« rief Richelieu. »Auf, Marquis, werfen Sie das Gift weg; das wird um so besser sein, als ich nun, da ich weiß, daß Sie den Tod eines Menschen in der Hand tragen, zittern werde, so oft wir mit einander trinken. Der Ring kann sich von selbst öffnen. He! he!«
»Und zwei Gläser, die zusammenstoßen, sind sehr nahe bei einander,« sagte Taverney. »Werfen Sie es weg, Marquis, werfen Sie es weg.«
»Dieß ist vergeblich,« erwiderte Cagliostro, »Herr von Condorcet wird es nicht wegwerfen.«
»Nein,« sprach der Marquis, »ich werde es nicht von mir lassen, doch nicht, weil ich das Geschick unterstützen will, sondern weil Cabanis mir dieses Gift componirt hat, das ganz einzig, nemlich eine Substanz ist, die durch den Zufall ihre Tüchtigkeit erlangt hat, und weil er diesen Zufall vielleicht nie wieder finden wird, darum werde ich das Gift nicht wegwerfen. Triumphiren Sie, wenn Sie wollen, Herr von Cagliostro.«
»Das Geschick findet immer seine getreuen Agenten, um es im Vollzug seiner Sprüche zu unterstützen,« sprach Cagliostro.
»So werde ich durch Gift sterben,« sagte der Marquis. »Wohl! es sei. Es stirbt nicht Jeder, der will, durch Gift. Es ist ein bewunderungswürdiger Tod, den Sie mir prophezeien, ein wenig Gift auf die Spitze meiner Zunge, und ich bin vernichtet. Das ist nicht der Tod plus, sondern das Leben minus, wie wir in der Algebra sagen.«
»Es ist nicht mein Wille, daß Sie leiden, mein Herr,« erwiderte Cagliostro mit kaltem Tone.
Und er machte ein Zeichen, durch das er bedeutete, er wünsche hiebei stehen zu bleiben, wenigstens mit Herrn von Condorcet.
»Mein Herr,« sprach nun der Marquis von Favras, indem er sich über die Tafel ausstreckte, als wollte er Cagliostro entgegenkommen, »wir haben nun einen Schiffbruch, einen Schuß und eine Vergiftung, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen machen. Werden Sie nicht die Güte haben, mir auch einen Tod ähnlicher Art zu weissagen?«
»Oh! Herr Marquis,« erwiderte Cagliostro, der sich unter der Ironie zu beleben anfing, »Sie hätten in der That Unrecht, wenn Sie auf diese Herren eifersüchtig wären; denn so wahr ich ein Edelmann bin, Sie werden etwas Besseres haben.«
»Etwas Besseres?« rief Herr von Favras lachend, »nehmen Sie sich in Acht, Sie versprechen allzu viel; etwas Besseres als das Meer, das Feuer und das Gift? Das ist schwierig!«
»Es bleibt der Strang, Herr Marquis,« erwiderte Cagliostro mit freundlichem Tone.
»Der Strang … ho! ho! was sagen Sie mir da!«
»Ich sage Ihnen, daß Sie gehenkt werden« antwortete Cagliostro mit einer Art von prophetischer Wuth, über die er nicht mehr Meister war.
»Teufel! gehenkt!« rief die Versammlung.
»Sie vergessen, daß ich Edelmann bin,« entgegnete Favras, etwas abgekühlt; »und wollen Sie zufällig von einem Selbstmord sprechen, so sage ich Ihnen zum Voraus, daß ich mich bis zum letzten Augenblick genugsam zu achten gedenke, um mich keines Strickes zu bedienen, so lange ich noch einen Degen habe.«
»Ich spreche nicht von einem Selbstmord, mein Herr.«
»Sie sprechen von einer Hinrichtung?«
»Ja.»
»Sie sind ein Fremder, und in dieser Eigenschaft verzeihe ich Ihnen.«
»Was?«
»Ihre Unwissenheit. In Frankreich köpft man die Edelleute.«
»Sie werden diese Angelegenheit mit Ihrem Henker abmachen,« erwiderte Cagliostro, Herrn von Favras unter dieser brutalen Antwort niederschmetternd.
Es trat ein Augenblick banger Unruhe in der Versammlung ein.
»Wissen Sie, daß ich jetzt zittere!« sagte Herr von Launay, »meine Vorgänger haben so traurig gewählt, daß ich Schlimmes für mich vorhersehe, wenn ich denselben Sack durchwühle, wie sie.«
»Dann seien Sie vernünftiger, als sie, und wollen Sie die Zukunft nicht kennen; gut oder übel, ehren wir das Geheimniß Gottes.«
»Oh! oh! Herr von Launay,« sagte Madame Dubarry, »ich hoffe, Sie werden so viel Muth haben, als diese Herren.«
»Ich hoffe es auch, Madame,« erwiderte der Gouverneur, sich verbeugend.
Dann