Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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ich alle Dinge gekannt und mit allen Personen Umgang gepflogen habe, die ich Ihnen so eben angeführt.«

      »Sie haben Montecuculi gekannt?«

      »Wie ich Sie kenne, Herr von Favras, und sogar noch genauer; denn das ist das zweite oder dritte Mal, daß ich die Ehre habe, Sie zu sehen, während ich mit dem großen Strategiker, von dem wir sprechen, beinahe ein Jahr unter demselben Zelte lebte.«

      »Sie haben Philipp von Valois gekannt?«

      »Wie ich Ihnen zu sagen die Ehre hatte, Herr von Condorcet; als er aber nach Paris zurückgekehrt war, verließ ich Frankreich und begab mich wieder nach Böhmen.«

      »Cleopatra?«

      »Ja, Frau Gräfin, Cleopatra. Ich sagte Ihnen, sie habe schwarze Augen gehabt, wie Sie, und einen Hals, der beinahe so schön gewesen, als der Ihrige.«

      »Aber, Graf, Sie wissen nicht, wie mein Hals ist.«

      »Sie haben einen Hals wie Cassandra, und damit der Aehnlichkeit Nichts mangelt, hatte Cassandra wie Sie, oder Sie haben wie Cassandra ein kleines, schwarzes Mal in der Höhe der sechsten linken Rippe.«

      »Ah! Graf, Sie sind einmal ein Zauberer.«

      »Ei! nein, Madame,« entgegnete lächelnd der Marschall von Richelieu, »ich habe es ihm gesagt.«

      »Und woher wissen Sie es?«

      Der Marschall spitzte die Lippen und erwiderte:

      »Hm! das ist ein Familiengeheimniß.«

      »Es ist gut, es ist gut!« rief Madame Dubarry. »Wahrlich, Marschall, man hat sehr Recht, sich einer doppelten Lage Roth zu bedienen, wenn man zu Ihnen kommt.«

      Dann wandte sie sich gegen Cagliostro und und sprach:

      »In der That, mein Herr, Sie besitzen also das Geheimniß, zu verjüngen, denn mit Ihren drei- bis viertausend Jahren sehen Sie kaum wie ein Vierziger aus.«

      »Ja, Madame, ich besitze das Geheimniß, zu verjüngen.«

      »Oh! so verjüngen Sie mich.«

      »Sie, Madame, das ist unnöthig. Das Wunder ist geschehen. Man hat das Alter, das man zu haben scheint, und Sie sind höchstens dreißig Jahre alt.«

      »Das ist eine Galanterie.«

      »Nein, Madame, es ist eine Thatsache.«

      »Erklären Sie sich.«

      »Das ist ganz leicht. Sie haben mein Verfahren für sich selbst benützt.«

      »Wie so?»

      »Sie haben von meinem Elixir genommen.«

      »Ich?«

      »Sie selbst, Gräfin. Oh! Sie haben das nicht vergessen.«

      »Oh! oh!«

      »Gräfin, erinnern Sie sich eines Hauses in der Rue Saint-Claude? erinnern Sie sich, in dieses Haus in gewissen, Herrn von Sartines betreffenden Angelegenheiten gekommen zu sein? erinnern Sie sich, einem meiner Freunde, Namens Joseph Balsamo, einen Dienst geleistet zu haben? erinnern Sie sich, daß Ihnen Joseph Balsamo ein Geschenk mit einem Fläschchen Elixir machte, wobei er Ihnen jeden Morgen drei Tropfen zu nehmen empfahl? erinnern Sie sich, seine Vorschrift bis zum letzten Jahre befolgt zu haben, zu welcher Zeit das Fläschchen leer war? Erinnern Sie sich aller dieser Umstände nicht mehr, Gräfin, so wäre dieß in der That nicht mehr Vergeßlichkeit, sondern Undank.«

      »Oh! Herr von Cagliostro, Sie sagen mir da Dinge…«

      »Die nur Ihnen allein bekannt sind, ich weiß es wohl. Worin läge aber das Verdienst, ein Zauberer zu sein, wenn man die Geheimnisse seines Nächsten nicht wüßte?«

      »Joseph Balsamo hatte also, wie Sie, das Recept dieses wunderbaren Elixirs?«

      »Nein, Madame, da er aber einer meiner besten Freunde war, schenkte ich ihm drei bis vier Fläschchen.«

      »Und er hat noch davon?«

      »Oh! das weiß ich nicht. Seit drei Jahren ist der arme Balsamo verschwunden. Ich sah ihn zum letzten Mal in America, an den Ufern des Ohio; er unternahm eine Expedition nach den Rocky Mountains, und seitdem hörte ich sagen, er sei gestorben.«

      »Genug, genug, Graf!« rief der Marschall; »ich bitte, lassen Sie die Galanterien. Das Geheimniß, Graf, das Geheimniß!«

      »Sprechen Sie im Ernste, mein Herr?« fragte der Graf von Haga.

      »Ganz im Ernste, Sire. Verzeihen Sie, ich will sagen, Herr Graf,« erwiderte Cagliostro, und dabei verbeugte er sich auf eine Weise, durch die er andeutete, der Irrthum, den er begangen, sei ganz freiwillig geschehen.

      »Madame ist also nicht alt genug, um verjüngt zu werden?« sagte der Marschall.

      »Wahrhaftig, nein.«

      »Nun, so will ich Ihnen einen andern Gegenstand bezeichnen. Hier ist mein Freund Taverney. Was sagen Sie zu ihm? Sieht er nicht aus, als wäre er ein Zeitgenosse von Pontius Pilatus? Vielleicht ist es aber bei ihm gerade das Gegentheil, und er ist zu alt?«

      Cagliostro schaute den Baron an und erwiderte:

      »Nein.«

      »Oh! mein lieber Graf,« rief Richelieu, »wenn Sie diesen verjüngen, so erkläre ich Sie für einen Zögling Medea's.«

      »Sie wünschen es?« fragte Cagliostro, indem er sich mit dem Wort an den Herrn des Hauses und mit den Augen an das ganze Auditorium wandte.

      Jeder machte ein bejahendes Zeichen.

      »Und Sie wie die Andern, Herr von Taverney?«

      »Ich mehr als die Andern, bei Gott!« rief der Baron.

      »Nun! das ist leicht,« sprach Cagliostro.

      Und er steckte zwei Finger in die Tasche und zog ein achteckiges Fläschchen heraus.

      Dann nahm er ein noch reines Krystallglas und goß ein paar Tropfen von der Flüssigkeit darein, die das Fläschchen enthielt.

      Hierauf vermengte er diese paar Tropfen mit einem halben Glas gefrorenen Champagner und reichte den Trank, so bereitet, dem Baron.

      Aller Augen waren seinen geringsten Bewegungen gefolgt; alle Anwesenden saßen mit offenem Munde da.

      Der Baron nahm das Glas, doch in dem Augenblick, wo er es an seine Lippen führen wollte, zögerte er.

      Alles brach beim Anblick diese Zögerns in ein so geräuschvolles Gelächter aus, daß Cagliostro ungeduldig wurde.

      »Beeilen Sie sich, Baron,« rief er, »oder Sie lassen einen Trank verloren gehen, von dem jeder Tropfen hundert Louisd'or werth ist.«

      »Teufel!« sagte Richelieu, der zu scherzen suchte, »das ist etwas Anderes, als der Tokayer.«

      »Ich muß also trinken?« fragte der Baron beinahe zitternd.

      »Oder das Glas einem Andern geben, mein Herr, damit das Elixir irgend Einem etwas nützt.«

      »Gib!« sagte der Herzog von Richelieu, die Hand ausstreckend.

      Der Baron roch an seinem Glas, und ohne Zweifel bestimmt durch den starken balsamischen Duft, durch die schöne Rosenfarbe, welche die paar Tropfen Elixir dem Champagner mitgetheilt hatten, verschluckte er den Zaubertrank.

      In demselben Augenblick war es ihm, als schüttelte ein Schauer seinen Körper und machte alles alte und langsame Blut, das von den Füßen bis zum Herzen in seinen Adern schlummerte, gegen die Oberhaut zurückfließen. Seine gerunzelte Haut spannte sich aus; schlaff bedeckt durch den Schleier ihrer Lider, erweiterten sich seine Augen, ohne daß der Wille daran Theil nahm; der Augapfel spielte lebhaft und groß, das Zittern seiner Hände machte einer nervigen Festigkeit Platz, seine Stimme kräftigte sich, und wieder elastisch geworden, wie in den schönsten Tagen seiner Jugend, richteten sich seine Kniee zugleich mit den Lenden auf, und zwar, als ob der Trank im Hinabsinken seinen ganzen Körper von einem Ende zum andern wiedergeboren hätte.

      Ein Schrei des Erstaunens, der Bewunderung besonders erscholl im Gemach. Taverney, der mit dem Ende des Zahnfleisches aß, wurde hungrig.