Capitän Richard. Александр Дюма

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Название Capitän Richard
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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sind in einem doppelten Irrthum befangen, Herr Fouché: erstens fürchte ich nichts, und zweitens ist der General Mallet kein Tollhauscandidat.«

      »Er hat wenigstens eine fixe Idee.«

      »Ja wohl, aber Sie werden zugeben, daß er kein Narr ist, denn seine fixe Idee besteht darin, daß er einst, wenn ich dreihundert, vierhundert Meilen entfernt bin, meine Abwesenheit benutzen wird, um die Nachricht von meinem Tode auszusprechen und einen Aufstand hervorzurufen.«

      »Halten Ew. Majestät die Sache für möglich?«

      »So lange als ich keinen Erben habe, ja.«

      »Eben deshalb habe ich es gewagt, mit der Kaiserin von Scheidung zu sprechen.«

      »Auf diese Angelegenheit wollen wir nicht zurückkommen. Sie verachten Mallet, Sie haben ihn wieder in Freiheit gesetzt. Ich will Ihnen etwas sagen, was mein Polizeiminister mir hätte sagen sollen: Mallet ist nur einer der Fäden einer unsichtbaren Verschwörung, die sich im Heere anspinnt.«

      »Ach ja, die Philadelphen . . . Glauben Ew. Majestät an die Magie des Obersten Oudet?«

      »Ich glaube an Arena,« antwortete Napoleon, »ich glaube an Cadoudal, ich glaube an Moreau. Mallet ist einer von diesen Träumern, von diesen Illuminaten, von diesen Narren, wenn Sie wollen; aber für den gefährlichen Narren gehört die einsame Zelle und die Zwangsjacke; Sie haben den Ihrigen in Freiheit gesetzt . . Der zweite ist Servan; ist der ein Narr, ein Königsmörder?«

      »Wie ich, Sire.«

      »Ja, aber ein Königsmörder aus der Schule der Gironde, ein vormaliger Verehrer der Madame Roland, ein Mann, der als Minister Ludwigs XVI. zum Verräther an ihm wurde und aus Rache für seinen Sturz am 10. August eine Hauptrolle spielte.«

      »Er handelte gemeinschaftlich mit dem Volke.«

      »O! das Volk thut nur das, wozu es verleitet, getrieben wird. Die Vorstädte Saint-Marcau und Saint-Antonin, die unter der Führung Alexandre’s und Santerre’s so unruhig waren, sie rühren sich nicht mehr, seitdem ich ihnen den Daumen aufs Auge halte . . . Ihren Florent Guyot kenne ich nicht, aber ich kenne Mallet und Servan. Diesen Beiden trauen Sie nicht! Ueberdies ist der eine General, der andere Oberst, und es gibt unter einer militärischen Regierung ein schlechtes Beispiel, wenn zwei Offiziere conspiriren.«

      »Sire, man wird ein wachsames Auge auf sie haben.«

      »Jetzt, Herr Fouché, habe ich Ihnen noch den schwersten Vorwurf zu machen.«

      Der Polizeiminister verneigte sich.

      »Was haben Sie mit der öffentlichen Meinung gemacht, Herr Fouché?«

      Ein anderer Minister hätte die Frage noch einmal wiederholen lassen. Fouché verstand sehr gut was der Kaisersagen wollte; allein um sich Zeit zur Antwort zu nehmen, gab er sich das Ansehen, als ob er nicht recht wüßte was Napoleon meinte.

      »Die öffentliche Meinung?« wiederholte er; »ich weiß nicht was Ew. Majestät damit sagen wollen.«

      »Ich will damit sagen,« erwiederte Napoleon, »daß Sie die öffentliche Meinung über die Tagesbegebenheiten irregeleitet, getäuscht, daß Sie Deuteleien und vorwitzige Bemerkungen über meinen letzten Feldzug gestattet, daß man, weil Sie es ruhig geschehen ließen, von Kriegsunglück sprach, während meine Heere von Sieg zu Sieg eilten. Das Geschwätz der Pariser macht das Ausland übermüthig. Wissen Sie wohl, auf welchem Wege ich’s erfahren habe? Ueber Sanct-Petersburg! Ich habe Feinde, ich rühme mich dessen; aber daß meine Feinde unter Ihren Augen, Herr Minister, von Verminderung meines Ansehens, von Mißstimmung, von Widerstreben gegen meine Politik, von meiner Schwäche und Ohnmacht faseln, das ist zu arg! Die Folge davon ist, daß Oesterreich, an diese Albernheiten glaubend, meine vermeintliche Schwäche benützen und mich angreifen will; aber ich werde sie Alle demüthigen, die innern wie die äußern Feinde!. . . Apropos, Sie haben doch meinen Brief vom 31. December erhalten?«

      »Welchen’, Sire?«

      »Den von Benevento datirten.«

      »Worin von den Söhnen der Ausgewanderten die Rede war?«

      »Sie scheinen ein kurzes Gedächtniß zu haben, Herr Fouché!«

      »Befehlen Ew. Majestät, daß ich den Brief Wort für Wort wiederhole?«

      »Ja, beweisen Sie mit, daß Sie ein gutes Gedächtniß haben.«

      »Sire,« erwiederte Fouché, eine Brieftasche hervorziehend, »hier ist das Schreiben . . .«

      »So! Sie haben es bei sich?«

      »Die eigenhändigen Briefe Ew. Majestät trage ich immer bei mir. Als ich Schulmeister bei den Vätern des Oratoriums war, las ich jeden Morgen mein Brevier; seitdem ich Polizeiminister bin, lese ich jeden Morgen die Briefe Ew. Majestät . . . Diese Depesche,« setzte Fouché hinzu, ohne den Brief aufzumachen, »lautet folgendermaßen . . .«

      »Ich verlange nicht den Wortlaut, sondern den Inhalt,« unterbrach ihn Napoleon.

      »Ew. Majestät schrieben mir, mehre Emigrantenfamilien hätten ihre Söhne der Conscription entzogen und ließen sie in sträflicher Unthätigkeit; Sie beauftragten mich zugleich, ein Verzeichniß dieser Familien anfertigen zu lassen, um alle jungen Männer derselben, die das achtzehnte Jahr überschritten, in die Militärschule nach Saint-Cyr zu schicken. Zu dieser Liste sollte jedes Departement mindestens zehn, die Stadt Paris mindestens fünfzig Namen liefern, und auf etwaige Beschwerden sollte ich kurzweg antworten, es sey der Wille Ew. Majestät.«

      »Es ist gut; ich will nicht, daß sich ein Theil der Nation den Anstrengungen entziehe, welche die jetzige Generation für den Ruhm der künftigen macht . . Jetzt gehen Sie dies ist Alles was ich Ihnen zu sagen hatte!«

      Fouché verneigte sich; aber da er sich nicht schnell genug entfernte, fragte Napoleon:

      »Wünschen Sie noch etwas?«

      »Sire,« erwiederte der Minister, »Ew. Majestät haben viele Dinge zur Sprache gebracht, um mir zu beweisen, daß meint Polizei schlecht sey; ich will nur eine Thatsache erwähnen, um Ihnen das Gegentheil zu beweisen . . . In Bavonne haben Ew. Majestät zwei Stunden verweilt . . .«

      »Ja.«

      »Ew Maiestät haben sich einen Bericht abstatten lassen . . .«

      »Einen Bericht?«

      »Ja, über die Beschwerden, die gegen mich vorliegen sollen. Der Bericht schloß mit dem Antrage, mich von meinem Posten abzuberufen und durch Herrn Savary zu ersetzen.«

      »Und ist dieser Bericht unterzeichnet?«

      »Ja, Sire, er ist unterzeichnet, und Ew. Majestät haben ihn bei sich . . . in der linken Rocktasche.«

      Fouché deutete mit dem Finger auf die Stelle der Uniform, wo die Tasche war.«

      »Sie sehen, Sire,« setzte er hinzu, »daß meine Polizei wenigstens in gewissen Richtungen eben so gut ist wie jene des Herrn Lenoir und des Herrn von Sartines.«

      Und ohne die Antwort des Kaisers abzuwarten, verschwand Forsche, der schon nahe an der Thür gestanden.

      Napoleon griff in die Tasche, zog eine in Depeschenform zusammengelegte Schrift heraus, faltete sie auseinander, warf einen flüchtigen Blick darauf, schaute noch einmal nach der Thür hin und sagte lächelnd:

      »Ja, Du hast Recht: Du bist noch der geschickteste . . . wenn Du nur auch der rechtlichste wärest!«

      Er zerriß das Papier und warf es ins Feuer. Während die Schrift von den Flammen verzehrt wurde, meldete der Thürsteher:

      »Se. Excellenz der Oberkämmerer.«

      Das lächelnde Gesicht des Fürsten von Benevent erschien hinter dem Thürsteher.

      Die Poeten erfinden nichts. Als Goethe, der große Zweifler, seinen »Faust« schrieb, ahnte er nicht, daß Gott,sowohl seinen menschlichen Helden als seinen Mephistopheles bereits geschaffen hatte, und daß beide in kürzester Frist, der Eine mit seiner ernsten, geistvollen Stirn, der Andere mit seinem Pferdefuß, auf dem Welttheater erscheinen sollten.

      Der von Gott geschaffene