Capitän Richard. Александр Дюма

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Название Capitän Richard
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Strafe verdient der Spanier, der seine Pflichten verletzt?

      Den Tod und die Schmach der Verräther.

      Wie müssen sich die Spanier aufführen?

      Nach den Vorschriften unsern Herrn Jesus Christus.

      Wer wird uns von unsern Feinden befreien?

      Das gegenseitige Vertrauen und die Waffen

      Ist es Sünde, einen Franzosen umzubringen?

      Nein; im Gegentheil, man verdient den Himmel, wenn man einen dieser ketzerischen Hunde todtschlägt.

      Das waren sonderbare Grundsätze, aber sie standen im Einklange mit der Rohheit und Unwissenheit des Volkes, das dieselben in Anwendung brachte. Die Folge davon war eine allgemeine Erhebung und das Resultat der letzteren war die Capitulation von Baylen, das ist die erste Schmach, die unsere Heere seit 1792 erlitten.

      Die Capitulation war am 22. Juli geschlossen worden. Am 31. landete eine englische Armee in Portugal. Am 21. August wurde die Schlacht von Vimeiro geliefert, wo die Franzosen zwölf Geschütze und fünfzehnhundert Todte und Verwundete verloren. Endlich am 30. folgte der Vertrag von Cintra, der Junot und seine Armee nach Frankreich heimschickte.

      Diese Nachrichten brachten in Paris eine furchtbare Wirkung hervor Napoleon wußte dem Unglück nicht anders abzuhelfen als durch seine Gegenwart. Er hatte Recht; Gott war noch mit ihm und sein Glücksstern noch nicht untergegangen; die Wunder von Rivoli, von den Pyramiden, von Marengo, Austerlitz, Jena, Friedland sollten sich auf spanischem Boden wiederholen. Er drückt dem Kaiser Alexander die Hand, versichert sich der Freundschaft Preußens und Oesterreichs, die der neue König von Sachsen von Dresden und der neue König von Westphalen von Cassel aus überwachten, bringt achtzigtausend alte Soldaten aus Deutschland mit, hält auf dem Durchmarsch in Paris an, um dem gesetzgebenden Körper anzuzeigen, daß die Adler bald auf den Thürmen von Lissabon flattern werden, und setzt seinen Marsch nach Spanien fort.

      Am 4. überschreitet er die spanische Grenze; am 10. nehmen die Marschälle Soult und Bessières die Festung Burgos, erobern zwanzig Kanonen, metzeln dreitausend Spanier nieder und machen eben so viele Gefangene. Am 12. vernichtet der Marschall Victor das Heer La Romana’s und Black’s bei Espinosa, tödtet ihnen achttausend Mann und zehn Generale, macht zwölftausend Gefangene und nimmt ihnen fünfzig Kanonen. Am 20. vernichtet der Marschall Lannes bei Tutela die unter Palafor und Castasios stehenden Armeen, nimmt ihnen dreißig Kanonen, macht dreitausend Gefangene und tödtet viertausend Mann

      Die Straße nach Madrid war frei. Dem Einzuge in die Residenz Philipps V. stand kein Hinderniß mehr im Wege; der Erbe Ludwigs XIV. wußte den Weg nach allen Hauptstädten zu finden. Ueberdies kam ihm eine Deputation der Stadt Madrid entgegen, um ihm ihre Huldigungen darzubringen und ihn demüthigst um Gnade zu bitten.

      Treten Sie auf die Plattform des Escorial, Sire, und lauschen Sie: auf allen Seiten werden Sie nichts als Siegesecho vernehmen. Hören Sie nur: Der Ostwind bringt das Getöse der Kämpfe bei Cardeden, Elinas, Lobregat, San Felice und Molino del Rey – fünf neue Namen in unsere Jahrbücher zu schreiben, und in Catalonien kein Feind mehr. – Auch der Westwind, Sire, wird Ihren Ohren gar lieblich schmeicheln; er weht von Galicien herüber und meldet Ihnen, daß Soult die Nachhut Moore’s geschlagen und eine spanische Division entwaffnet hat; noch mehr, er hat die:Engländer auf ihre Schiffe zurück getrieben, die ihre Segel aufgespannt haben und verschwunden sind; ihr Oberbefehlshaber und zwei Generale liegen todt auf der Wahlstatt. Und der Nordwind bringt Ihnen die Kunde von der Einnahme Saragossa’s; man hat achtundzwanzig Tage gekämpft, ehe man in die Stadt drang, und achtundzwanzig Tage noch kämpfte man von Haus zu Haus, wie in Sagunt, wie in Numantia und Calahorra. Männer, Weiber, Kinder, Greise, Priester haben gekämpft; Jetzt sind die Franzosen Herren von Saragossa, oder vielmehr der Trümmer der vormaligen Stadt. Und der Südwind, Sire, bringt Ihnen die Kunde von der Einnahme von Oporto; der Ausstand ist in Spanien gedämpft, wenn nicht unterdrückt; Portugal ist besetzt, wenn nicht wieder erobert. Sie haben Wort gehalten, Sire, Ihre Adler flattern auf den Thürmen von Lissabon .

      Aber wo sind Sie denn, Sire, und warum sind Sie so schnell wieder fortgeeilt? – Ja, richtig, die Engländer, Ihre Erbfeinde, haben Oesterreich durch trügerische Vorspiegelungen verführt: Sie wären fünfhundert Meilen entfernt, Sie könnten Ihre Streitkräfte nicht entbehren, der Augenblick sey günstig; der Papst Pius Vll. hat Sie in den Bann gethan, wie einst Heinrich IV. von Deutschland und Philipp August von Frankreich; man müsse diesen Augenblick benützen, um Ihnen Italien zu nehmen, und Sie aus Deutschland zu vertreiben.

      Und Oesterreich hat es geglaubt, es hat hunderttausend Mann unter die Waffen gerufen und unter den Befehl der Erzherzoge Carl, Ludwig und Johann gestellt. Ziehet hin,meine schwarzen Adler, hat es ihnen zugerufen, und zerreißet die rothen Adler Frankreichs

      Am 17. Jänner reiste Napoleon zu Pferde von Vallavolid ab; am 18. kam er nach Burgos, am 19. nach Bayonne. Dort nahm er einen Wagen, und als ihn Jedermann noch in Altcastilien glaubte, klopfte er am 22. um Mitternacht an das Thor der Tuilerien und begehrte Einlaß. Man staunte, den künftigen Sieger von Eckmühl und Wagram zu sehen.

      Der künftige Sieger von Eckmühl und Wagram war übrigens in sehr übler Laune, als er nach Paris kam. Er hatte wohl Ursache dazu. Der spanische Krieg, den er für ersprießlich gehalten hatte, war ihm zuwider, aber einmal begonnen hatte er wenigstens den Vortheil, die Engländer auf den Continent zu locken.

      Wie der afrikanische Riese, fühlte sich Napoleon wirklich stark, wenn er die Erde berührte. Wäre er Themistokles gewesen, würde er die Perser in Athen erwartet und Athen nicht in den Golf von Salamis verlegt haben. Die Glücksgöttin, die ihm stets treu gewesen war, die ihn von der Etsch bis zum Nil, vorn Niemen bis zum Manzanares begleitet, hatte ihn bei Abukir verlassen, bei Trafalgar verrathen.

      Und in dem Augenblicke, als er drei Siege über die Engländer errungen, als er ihnen zwei Generale getödtet, den dritten verwundet, als er sie übers Meer zurückgetrieben, wie es einst Hektor in Achills Abwesenheit mit den Griechen gemacht hatte, – in einem solchen Moment sah er sich auf einmal gezwungen, die Halbinsel zu verlassen.

      Es war zwei Uhr nach Mitternacht, als er die Tuilerien betrat, aber er warf kaum einen Blick auf sein Bett und ging aus seinem Schlafgemach in sein Arbeitszimmer.

      »Man wecke den Großkanzler,« sagte er, »und benachrichtige den Polizeiminister, den Oberkämmerer, daß ich sie erwarte – den Ersteren um vier, den Andern um fünf Uhr.«

      »Soll Ihre Majestät die Kaiserin von Höchstdero Ankunft in Kenntniß gesetzt werden?« fragte der Thürsteher, dem dieser Befehl ertheilt wurde.

      Napoleon sann einen Augenblick nach.

      »Nein,« sagte er, »ich wünsche zuvor den Polizeiminister zu sprechen. Bis zu seiner Ankunft soll mich Niemand stören, ich will schlafen.«

      Der Thürsteher entfernte sich und Napoleon blieb allein.

      »Ein Viertel auf drei,« sagte er auf die Tischuhr blickend, »nur halb drei Uhr will ich aufmachen.«

      Er warf sich in einen Lehnstuhl, ließ die linke Hand auf der Seitenlehne ruhen, steckte die rechte in die Weste, schloß die Augen, seufzte leise und schlief ein.

      Napoleon besaß wie Cäsar die seltene Gabe, einzuschlafen wo er konnte und wann er wollte, und so lange zu schlummern, wie es seine Zeit erlaubte. Wenn er gesagt hatte: ich will eine Viertelstunde schlafen, so war er gemeiniglich schon wach, wenn der Adjutant, der Thürsteher oder Secretär, der ihn wecken sollte, zu der bestimmten Stunde erschien. Ein anderer seltener Vorzug war, daß er, ohne in einen Zwischenzustand zwischen Schlaf und Wachen zu treten, augenblicklich vollkommen wach war; sobald er seine Augen aufschlug, waren seine Gedanken so klar und bestimmt wie vor dem Entschlafen.

      Kaum hatte sich daher die Thür hinter dem Palastdiener, der die drei Staatsmänner rufen sollte, geschlossen, so schlief Napoleon schon, und sonderbar! keine Spur der Leidenschaften, die an ihm nagten, war auf seinem Gesichte zu sehen.

      Eine einzige Wachskerze brannte im Zimmer. Als der Kaiser den Wunsch geäußert, einige Minuten zu schlafen, hatte der Thürsteher die beiden Armleuchter fortgetragen, deren zu helles Licht den kurzen Schlummer Napoleons hätte stören können. Er