Название | Der Wohlstand der Nationen |
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Автор произведения | Adam Smith |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
In Europa ist das Getreide das hauptsächlichste unmittelbar zur Nahrung der Menschen dienende Erzeugnis des Bodens. Daher bestimmt hier auch mit Ausnahme weniger Fälle die Rente des Getreidelandes die alles anderen angebauten Landes. Britannien braucht weder Frankreich um seine Weinberge, noch Italien um seine Olivenhaine zu beneiden. Mit wenigen Ausnahmen wird ihr Wert durch den des Getreides bestimmt, und in diesem steht Britannien keinem der beiden Länder an Fruchtbarkeit viel nach.
Wenn in irgendeinem Lande das allgemeinste und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes in einer Pflanze bestände, von der der gewöhnlichste Boden bei gleicher oder fast gleicher Kultur eine weit größere Menge hervorbrächte als der fruchtbarste Getreideboden, so würde die Rente des Grundeigentümers oder der Überschuss, der ihm nach Bezahlung der Arbeit und Wiedererstattung des Kapitals samt üblichem Gewinn übrig bliebe, notwendig viel größer sein. Wie hoch auch der gewöhnliche Unterhalt der Arbeiter in diesem Lande zu stehen käme, so könnte doch jener Überschuss stets eine größere Zahl von ihnen unterhalten und folglich den Grundeigentümer instand setzen, über die größere Anzahl zu verfügen. Der wahre Wert seiner Rente, seine wahre Macht und Autorität, seine Verfügungskraft über die Bedürfnisse und Genussmittel des Lebens, die er durch anderer Arbeit erlangen könnte, würde notwendig viel größer sein.
Ein Reisfeld bringt eine weit größere Menge Nahrung hervor als das fruchtbarste Kornfeld. Zwei Ernten des Jahres, von dreißig bis sechzig Bushel jede, sollen der gewöhnliche Ertrag eines Acre sein. Obgleich nun der Reisbau mehr Arbeit erfordert, so bleibt doch nach Abzug des Unterhalts aller Arbeiter ein weit größerer Überschuss zurück. Daher muss in den Reisländern, wo der Reis die allgemein beliebte pflanzliche Nahrung des Volkes ist, und wo die Landarbeiter selbst fast ihren ganzen Unterhalt damit bestreiten, von diesem größeren Überschuss auch dem Grundeigentümer ein größerer Anteil zugutekommen als in den Getreideländern. In Carolina, wo die Pflanzer, wie in anderen britischen Kolonien, zugleich Pächter und Grundeigentümer sind, und wo deshalb die Rente mit dem Gewinn zusammenfällt, findet man den Reisbau einträglicher als den Getreidebau, obgleich die Felder nur eine Ernte im Jahre geben, und der Reis wegen der vorherrschenden europäischen Lebensart nicht das allgemein beliebte Nahrungsmittel des Volkes ist.
Ein gutes Reisfeld bildet das ganze Jahr hindurch einen Sumpf, und in einer Jahreszeit einen mit Wasser bedeckten Sumpf. Es eignet sich weder für Getreide- noch für Futterbau noch für Weinbau, oder überhaupt für irgendeine Nutzpflanze; und Ländereien, die sich zu diesen Zwecken eignen, sind nicht tauglich zum Reisbau. Daher kann auch selbst in Reisländern die Rente der Reisfelder nicht die Rente des übrigen angebauten Bodens bestimmen, da dieser niemals zum Reisbau gebraucht werden kann.
Die auf einem Kartoffelfelde erzeugte Nahrung steht dem Produkte eines Reisfeldes an Menge nicht nach, und übertrifft den Ertrag eines Weizenfeldes bei weitem. Zwölftausend Pfund Kartoffeln von einem Acre Land ist im Verhältnis nicht mehr als zweitausend Pfund Weizen. Zwar steht der solide Nahrungsstoff, der aus jeder dieser beiden Pflanzen gewonnen werden kann, in keinem Verhältnis zu ihrem Gewichte, da die Kartoffeln viel Wasser enthalten; aber auch zugegeben, das halbe Gewicht dieser Wurzel werde zu Wasser – in Wahrheit ist es nicht so viel —, so bringt doch ein Kartoffelfeld sechstausend Pfund soliden Nahrungsstoffes also dreimal so viel als ein gleich großer Weizenacker hervor. Ein Kartoffelfeld lässt sich mit weniger Kosten bestellen als ein Weizenfeld, da die Brache, die gewöhnlich der Aussaat des Weizens vorhergeht, das Hacken und die übrige Arbeit, deren die Kartoffel bedarf, mehr als aufwiegt. Sollte diese Wurzel jemals in einem europäischen Lande ebenso wie der Reis in manchen Reisländern zum allgemein beliebten pflanzlichen Nahrungsmittel des Volkes werden, so dass ihr eben so viel Boden gewidmet würde als man jetzt für Weizen und andere Getreidearten bestimmt, so würde eine gleiche Menge Landes eine weit größere Menschenmenge ernähren, und da die Arbeiter allgemein von Kartoffeln lebten, würde nach Wiedererstattung des Kapitals und des Unterhalts aller zur Bodenkultur nötigen Arbeit ein größerer Überschuss bleiben. Auch der Anteil des Grundbesitzers an diesem Überschuss würde größer werden. Die Bevölkerung würde wachsen, und die Renten würden weit höher steigen als sie gegenwärtig stehen.
Ein Boden, der sich zum Kartoffelbau eignet, ist zu fast allen anderen Nutzpflanzen tauglich. Nähmen die Kartoffeln eben so viel bebautes Land ein als jetzt das Getreide, so würden sie gerade so wie dieses die Rente des meisten übrigen bebauten Landes bestimmen.
In einigen Gegenden von Lancashire behauptet man, wie man mir gesagt hat, dass Haferbrot eine kräftigere Nahrung für Arbeiter sei als Weizenbrot; und dieselbe Ansicht habe ich in Schottland oft aufstellen hören.
Ich hege indes einigen Zweifel an ihrer Dichtigkeit. Die unteren Volksklassen in Schottland, die von Hafermehl leben, sind im Allgemeinen weder so stark noch so hübsch als dieselben Volksklassen in England, wo sie Weizenbrot essen. Die Schotten arbeiten weder so gut, noch sehen sie so gut aus, und da unter den besseren Klassen der beiden Länder kein solcher Unterschied besteht, so scheint die Erfahrung zu lehren, dass die Nahrung der unteren Volksklassen in Schottland dem menschlichen Körper nicht so zuträglich ist als die der nämlichen Volksklassen in England. Anders verhält sich die Sache bei den Kartoffeln. Die Londoner Sänften-, Last- und Kohlenträger sind vielleicht die kräftigsten Männer, und jene unglücklichen Weiber, die von der Prostitution leben, die schönsten Frauen im ganzen britischen Gebiete, und doch sollen sie größtenteils der untersten Volksklasse Irlands angehören, die fast nur von jener Wurzel lebt. Einen sprechenderen Beweis seiner Nahrhaftigkeit und Zuträglichkeit für den menschlichen Körper hat kein anderes Nahrungsmittel aufzuweisen.
Es hält schwer, die Kartoffeln ein Jahr lang, und ist unmöglich, sie wie das Getreide zwei oder drei Jahre aufzubewahren. Die Furcht, sie nicht verkaufen zu können, ehe sie faulen, hält von ihrem Anbau ab, und ist vielleicht das hauptsächlichste Hindernis, warum sie nicht, gleich dem Brot, in großen Ländern das vegetabilische Hauptnahrungsmittel für alle Klassen des Volkes werden.
Zweite Abteilung
Bodenerzeugnisse, die zuweilen Rente geben, zuweilen nicht
Menschliche Nahrungsmittel scheinen das einzige Bodenerzeugnis zu sein, das stets und notwendig dem Grundeigentümer eine Rente ab wirft. Andere Arten von Produkten geben unter Umständen Rente, unter anderen aber auch keine.
Nächst der Nahrung sind Kleidung und Wohnung die beiden großen Bedürfnisse der Menschen.
Der Boden in seinem natürlichen rohen Zustande kann für viel mehr Menschen Stoffe zu Kleidung und Wohnung als zur Nahrung gewähren; im Kulturzustande dagegen kann er zuweilen weit mehr Menschen mit Nahrung als mit jenen Stoffen versorgen, wenigstens mit solchen, wie sie sie wünschen und zu bezahlen bereit sind. In dem ersteren Zustande ist daher immer ein Überfluss an diesen Stoffen vorhanden, die deswegen oft nur von geringem oder gar keinem Werte sind. Im anderen dagegen tritt oft ein Mangel ein, der ihren Wert notwendig steigert. In dem einen Zustande wird ein großer Teil von ihnen als nutzlos weggeworfen, und der Preis der benutzten Stoffe nicht höher angeschlagen als zum Werte der Arbeit und der Kosten der Nutzbarmachung, so dass also für den Grundeigentümer keine Rente verbleibt; in dem anderen dagegen wird alles gebraucht und oft mehr verlangt als zu haben ist. Irgendjemand ist stets bereit, für einen oder den anderen dieser Stoffe mehr zu geben als zur Deckung der Kosten, welche sie bis zum Verkauf verursachen, nötig ist. Der Preis kann mithin stets eine Rente für den Grundeigentümer abwerfen.
Die ursprünglichen Kleidungsstoffe waren die Häute der größeren Tiere. Unter Jäger- und Hirtenvölkern, deren Nahrung hauptsächlich in dem Fleisch dieser Tiere besteht, versorgt sich mithin jeder zugleich mit Nahrung und den Stoffen zur Kleidung in größerer Menge als er selbst verwenden kann. Gäbe es keinen auswärtigen Handel, so würde das Meiste als wertlos weggeworfen werden. So geschah es wahrscheinlich bei den Hirtenvölkern Nordamerikas zu der Zeit als ihr Land noch nicht von den Europäern entdeckt war, mit denen sie jetzt ihr überflüssiges Pelzwerk gegen wollene Decken, Feuergewehre und Branntwein vertauschen, wodurch das Pelzwerk einen Wert erhält. Unter den gegenwärtigen Handelsverhältnissen