Salvator. Александр Дюма

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Название Salvator
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
Год выпуска 0
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Hände drückend.

      »Ich komme von den Tuilerien,« fuhr Dominique fort.

      »Du kommst von den Tuilerien?«

      »Ja, ich bin beim König gewesen.«

      »Du bist beim König gewesen?« fragte Herr Sarranti erstaunt, indem er seinen Sohn starr anschaute.

      »Ja, mein Vater.«

      »Und warum bist Du beim König gewesen? Gewiß nicht, um ihn um meine Begnadigung zu bitten.«

      »Nein, mein Vater,« erwiderte rasch der Abbé.

      »Was hattest Du denn von ihm zu verlangen?«

      »Einen Aufschub.«

      »Einen Aufschub! und warum einen Aufschub?«

      »Das Gesetz bewilligt Ihnen drei Tage, um ein Cassationsgesuch einzureichen; drängt nichts den Spruch des Hofes, so ist dies eine Sache von vierzig bis zweiundvierzig Tagen.«

      »Nun?«

      »Ich habe den König um zwei Monate gebeten.«

      »Den König?«

      »Den König.«

      »Und warum zwei Monate?«

      »Weil ich zwei Monate nöthig habe, um mir die Beweise Ihrer Unschuld zu verschaffen.«

      »Ich werde kein Cassationsgesuch einreichen,« antwortete Herr Sarranti entschlossen.

      »Mein Vater!«

      »Ich werde es nicht thun, . . . das ist ein fester Entschluß, und ich habe Emanuel verboten, es in meinem Namen zu thun.«

      »Mein Vater, was sagen Sie mir?«

      »Ich sage, daß ich jede Art von Aufschub ausschlage; ich bin verurtheilt worden, ich will hingerichtet werden; ich habe meine Richter verworfen, nicht den Henker.«

      »Mein Vater, hören Sie mich an.«

      »Ich will hingerichtet sein . . . es drängt mich, mit den Qualen des Lebens und der Ungerechtigkeit der Menschen ein Ende zu machen.«

      »Mein Vater!« murmelte traurig der Abbé.

      »Ich weiß, Dominique, was Du mir Alles in dieser Hinsicht sagen kannst, ich kenne die Vorwürfe, die Du mir zu machen berechtigt bist.«

      »Oh! mein verehrter Vater!« sagte erröthend der Abbé Dominique, »wenn ich Sie auf den Knieen anflehen würde . . . «

      »Dominique!«

      »Wenn ich Ihnen sagte, diese Unschuld, die ich Ihnen verspreche, werde ich in den Augen der Menschen so rein hervorstellen, als das Tageslicht Gottes, das durch das Gitter dieses Gefängnisses bis zu uns gelangt . . . «

      »Nun wohl, mein Sohn, diese Unschuld wird nach meinem Tode nur um so glänzender und leuchtender hervortreten; ich werde um keinen Aufschub bitten, ich werde keine Gnade annehmen!«

      »Mein Vater! mein Vater!« rief Dominique in Verzweiflung, »beharren Sie nicht bei diesem Entschlusse, der Ihr Tod ist, der die Verzweiflung meines Lebens und vielleicht das unnütze Verderben meiner Seele sein wird.«

      »Genug!« sprach Sarranti.

      »Nein, nicht genug, mein Vater!« entgegnete Dominique, indem er wirklich auf seine Kniee sank, in seinen Händen die Hände seines Vaters preßte und sie mit Thränen und Küssen bedeckte. Sarranti versuchte es, den Kopf abzuwenden, und zog feine Hände zurück.

      »Mein Vater!« fuhr Dominique fort, »Sie weigern sich, weil Sie nicht an meine Worte glauben; Sie weigern sich, weil Ihnen der schlimme Gedanke kommt, ich gebrauche eine Ausflucht, um Sie dem Tode streitig zu machen und zwei Monate Ihrem so edlen und so gut ausgefüllten Dasein beizufügen, weil Sie fühlen, Sie können, zu welcher Stunde und in welchem Alter es auch sein möge, sterben, und Sie werden in den Augen des höchsten Richters voll der Tage und der Ehre sterben.«

      Ein schwermüthiges Lächeln, das bewies, Dominique habe richtig getroffen, schwebte über die Lippen von Herrn Sarranti.

      »Nun wohl, mein Vater,« fuhr Dominique fort, »ich schwöre Ihnen, daß die Worte Ihres Sohnes keine leeren Worte sind; ich schwöre Ihnen, daß ich hier,« Dominique legte die Hand auf seine Brust,– »daß ich hier die Beweise Ihrer Unschuld habe.«

      »Und Du hast sie nicht vorgebracht?« rief Herr Sarranti, indem er einen Schritt zurückwich und seinen Sohn mit einem Erstaunen, das an Mißtrauen grenzte, ansah; »und Du hast gegen Deinen Vater ein Urtheil fällen lassen; Du hast Deinen Vater Zu einem entehrenden Tode verurtheilen lassen, während Du hier,« – und Herr Sarranti streckte den Finger gegen die Brust des Mönches aus, – »während Du hier die Beweise der Unschuld Deines Vaters hattest?«

      Dominique hob die Hand empor.

      »Mein Vater! so wahr als Sie ein Ehrenmann sind; so wahr als ich Ihr Sohn bin, wenn ich von diesen Beweisen Gebrauch gemacht, wenn ich Ihnen das Leben, die Ehre mit Hilfe dieser Beweise gerettet hätte, Sie würden mich verachtet haben, und wären grausamer an Ihrer Verachtung gestorben, als Sie je durch das Eisen des Henkers sterben werden.«

      »Wenn Du aber diese Beweise heute nicht geben konntest, wie wirst Du sie eines Tages geben können?«

      »Mein Vater, das ist ein zweites Geheimniß, das ich Ihnen nicht enthüllen darf, ein Geheimniß, das zwischen mir und Gott ist.«

      »Mein Sohn,« sprach der Verurtheilte mit kurzem Tone, »es ist in Allem dem zu viel Geheimniß für mich. Ich nehme nur an, was ich begreifen kann; ich begreife nicht: folglich schlage ich aus.«

      Und einen Schritt zurückweichend, winkte er dem Mönche, aufzustehen.

      »Genug, Dominique,« sagte er; »erspare mir jeden Streit, und laß uns die letzten Stunden, die wir noch auf Erden beisammen zu bleiben haben, so sanft als möglich zubringen.«

      Der Mönch stieß einen Seufzer aus; er wußte, daß, sobald einmal diese Worte von seinem Vater ausgesprochen waren, sich nichts mehr hoffen ließ.

      Und dennoch, während er aufstand, sann er darüber nach, durch welche Wendung er von dem unbeugsamen Manne, den er seinen Vater nannte, eine Aenderung seines Entschlusses erlangen könnte.

      Herr Sarranti bezeichnete Dominique einen Schemel, machte mit einem Reste von Aufregung drei bis vier Gänge in der engen Zelle, stellte dann einen Schemel zu seinem Sohne, setzte sich selbst, sammelte sein Gemüth und sprach also zu dem armen Mönche, der ihn mit gesenktem Haupte und gepreßtem Herzen anhörte:

      »Bei dem Bedauern, daß wir uns trennen müssen, bleibt mir in dem Augenblicke, wo ich sterben soll, eine Art von Reue, oder vielmehr eine Furcht, ich habe mein Leben schlecht angewandt.«

      »Oh! mein Vater!« rief Dominique, indem er das Haupt erhob und die Hände seines Vaters zu nehmen suchte, die dieser zurückzog, weniger in einer Bewegung der Kälte, als im Gegentheile, um seinem Sohne nicht diese magnetische Gewalt über sich zu geben.

      Sarranti fuhr fort:

      »Und, in der That, höre mich wohl an, mein Sohn, und sprich Dein Urtheil über mich.«

      »Mein Vater!«

      »Sprich Dein Urtheil über mich, ich wiederhole es . . . Habe ich nach Deiner Ansicht, – denn es macht mir Freude, es zu sagen, mein Sohn, Du bist ein Mann von hoher Moral, – habe ich nach Deiner Ansicht den Verstand, den mir Gott gegeben, um Anderen nützlich zu sein, gut oder schlecht angewendet? . . . Zuweilen zweifle ich . . . höre mich wohl an . . . und mir scheint, dieser Verstand habe ihnen zu nichts gedient. Etwas Anderes ist es, so viel als man vermag zum Werke der Civilisation beizutragen, welches zu fördern wir, die Einen und die Anderen, berufen sind; etwas Anderes, sein Leben einer einzigen Idee zu weihen, oder vielmehr einem einzigen Menschen, so groß Dieser Mensch auch sein mag.«

      »Oh! mein Vater!« rief der Mönch, einen glühenden Blick auf Herrn Sarranti heftend.

      »Höre mich an, mein Sohn,« wiederholte der Gefangene. » . . . Nun wohl, es ergreift mich, wie ich Dir sagte, ein Augenblick des Zweifels, und ich befürchte, mich im Wege geirrt