Die Taube. Александр Дюма

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Название Die Taube
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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König und Herrn von Richelieu zu marschieren. Um einem Ihrer Brüder zu dienen, wollten Sie daher gegen den andern kämpfen; Sie standen im Begriffe, was noch weit gefährlicher war, das Schwert zu ziehen und Ihren Kopf gegen den schrecklichen Kardinal von Richelieu auf das Spiel zu setzen, der schon so viele Köpfe hatte fallen und so viele Schwerter hatte zerbrechen lassen.

      Nein Vater war, wie Sie wissen, in Paris bei dem Könige. Ich reiste mit zwei meiner Kammerfrauen unter dem Vorwande ab, meine Tante zu besuchen, welche Aebtissin von Saint-Pons war; aber in der Wirklichkeit, um mich dem Schauplatze der Ereignisse zu nähern, auf welchem Sie eine Rolle spielen würden.

      Ich mußte acht Tage reisen, um die Strecke zurückzulegen, welche Valence von Saint-Pons trennt. Ich kam am 23. August in dem Kloster an. So wenig die frommen Mädchen auch gewöhnt waren, sich um die Dinge der Welt zu bekümmern, so wurden doch die Ereignisse welche sich um Sie herum zutrugen, so ernst, daß Sie der Gegenstand aller Gespräche waren, und daß alle Diener des Klosters nach Neuigkeiten forschten.

      Hier ist das, was man sagte:

      Man sagte, daß der Bruder des Königs, Seine Gnaden, Gaston von Orleans, sich mit dem Marschall, Herzog von Montmorency vereinigt hätte, indem er ihm zwei Tausend Mann zuführte, die er in dem Fürstenthume Trier ausgehoben, und die mit den vier Tausend vereinigt, welche Herr von Montmorency bereits hatte, ein Ganzes von sechs Tausend Soldaten ausmachten.

      Mit diesen sechs Tausend Soldaten hielt er Ledeve Albi, Uzes, Alais, Lunel und Saint-Pons besetzt – wo ich mich befand. – Nimes, Toulouse. Carcossonne und Beziers hatten, obgleich mit Protestanten bevölkert, sich geweigert, sich ihm anzuschließen.

      Man sagte ferner, daß zwei Heere gegen das Heer des Herzogs von Montmorency marschierten. Das eine kam über Pont-Saint-Esprit, und wurde von dem Marschall von Schomberg commandirt.

      Außerdem hatte es der Kardinal für nothwendig erachtet, daß Ludwig XIII. sich dem Kriegsschauplatze nähere, und er war, wie man versicherte, in Lyon. Ein Brief, den man mir von Valence überbrachte, bestätigte mir nicht allein diese Nachricht, sondern meldete mir auch, daß mein Vater, der Baron von Lautrec, bei ihm wäre.

      Dieser Brief war von meinem Vater selbst. Er meldete mir den zwischen seinem alten Freunde, dem Grafen von Pontis und ihm gefaßten Entschluß, die Freundschafts- und Verwandtschaftsbande, welche die beiden Häuser vereinigten, noch dadurch enger zu schließen, daß er mich mit dem Vicomte von Pontis verheirathete. Wie Sie sich erinnern werten, hatte ich Ihnen bereits von diesem Heirathsplane gesagt, und Sie hatten mir damals geantwortet: Lassen Sie mir noch drei Monate; während tiefer drei Monate können sich wichtige Ereignisse zutragen, die gar viele Schicksale umgestalten werden. Lassen Sie mir noch drei Monate, und ich werde bei dem Baron von Lautrec um Ihre Hand anhalten.

      Auf diese Weise vereinigte sich also mit der Marter, Sie unter denen zu wissen, welche mein Vater die Rebellen nannte, noch die Furcht, sich einen Haß zwischen Ihrem Hause und dem meines Vaters erheben zu sehen, – der ein so treuer und rechtschaffener Diener des Königs war, daß er den Kardinal und ihn in eine und dieselbe Bewunderung verschmolz, und er zum Mindesten ein Mal täglich das sagte, was der König ein Mal jede Woche sagte: – Wer den Kardinal nicht liebt, liebt den König nicht.

      Am 23. August erschien ein Urtheil, welches den Herzog von Montmorency aller seiner Ehren entsetzt erklärte, indem seine Güter eingezogen und dem Parlamente von Toulouse warb der Befehl gegeben, ihm den Proceß zu machen.

      Am folgenden Tage verbreitete sich das Gerücht, daß dieselbe Erklärung in Bezug auf Sie, obgleich Sie der Sohn eines Königs wären, und für Herrn von Rieux erschienen sei.

      Denken Sie sich die Gefühle meines armen Herzens bei allen diesen Gerüchten.

      Am 24. sah ich durch Saint-Pons einen Abgesandten des Kardinals kommen; wie man sagte, ging er, Herrn von Montmorency den Frieden anzubieten. Ich erlangte von meiner Tante, daß sie ihm Erfrischungen anbieten ließ. Er nahm es an und verweilte einen Augenblick lang im Sprachzimmer. Ich sah ihn und fragte ihn. Was man gesagt hatte war wahr: Ich hatte einige Hoffnung.

      Diese Hoffnung vermehrte sich noch, als ich erfuhr, daß der Erzbischof von Narbonne, ein persönlicher Freund des Herrn von Montmorency, zu demselben Zwecke durch Carcassonne gekommen wäre, um zu erlangen, daß der Marschall Herzog die Waffen niederlege. Die Anträge, welche er beauftragt war, dem Gouverneur von Languedoc zu machen, waren, wie man sagte, sehr annehmbar und sogar vortheilhaft für sein Vermögen und für seine Ehre.

      Es Verbreitete sich bald das Gerücht, daß der Marschall Herzog Alles ausgeschlagen hätte.

      Was Sie anbetrifft, – denn Sie werden wohl begreifen, daß man viel von Ihnen sprach, was zugleich ein Grund des Schreckens und des Trostes für mich war, – was Sie anbetrifft, so sagte man, daß ein Brief von dem Kardinal selbst an Sie geschrieben worden wäre, aber daß Sie geantwortet hätten, daß Sie seit langer Zeit Monsieur Ihr Wort gegeben, und daß Monsieur allein Ihnen Ihr Wort zurückgeben könnte.

      Ach! feig und selbstsüchtig gab er es Ihnen nicht zurück.

      Am 29. August erfuhren wir, daß das Heer des Herrn von Schomberg und das des Herrn von Montmorency einander gegenüber ständen. Der alte Marschall vergaß indessen nicht, daß Herr von Richelieu nur ein Minister war und fallen konnte, daß der König nur ein Mensch war und sterben konnte. Dann wurde Monsieur, der gegen welchen er marschierte, da er der muthmaßliche Erbe der Krone war, König von Frankreich. Er eröffnete daher mit Monsieur eine letzte Unterhandlung, und sandte Herrn von Cavaie ab, um zu unterhandeln.

      Wir wußten alles das. Meine Seele klammerte sich an jede Hoffnung, die sie vom Himmel nahm. Ich erwartete voll Angst diese letzte Antwort des Herrn von Montmorency.

      Sei es Verzweiflung oder sei es Eigendünkel, der Unglückliche antwortete, auf seine Tapferkeit vertrauend, wie Sie wissen:

      »—Kämpfen wir zuvor, nach der Schlacht wird man unterhandeln.«

      Von nun an war jede Hoffnung auf eine Vermittlung verloren, und da ein Sieg des Herzogs von Montmorency Ihr einziges Heil war, so vergaß ich meine Pflichten als Tochter, meine Pflichten als Unterthanin, und, an dem Fuße der Altäre kniend, bat ich den Gott der Heerschaaren, einen günstigen Blick auf den Sieger von Vellano und den Sohn des Siegers von Ivry zu richten.

      Von diesem Augenblicke an erwartete ich nur noch eine Nachricht, die der Schlacht.

      Ach! am 1. September um fünf Uhr Abend kam diese schreckliche, verhängnißvolle, verzweifelte Nachricht an.

      Die Schlacht war, verloren, der Marschall Herzog war Gefangener, und nach Aussage Einiger sollten Sie tödtlich verwundet, und nach der Anderer todt sein.

      Ich fragte nicht mehr darüber; ich ließ den Gärtner holen, den ich im Voraus gewonnen hatte. Ich beauftragte ihn, sich zwei Pferde zu verschaffen, und mich mit einbrechender Nacht an der Thür des Gartens zu erwarten.

      Als die Nacht herbeigekommen, ging ich hinab, wir stiegen zu Pferde, wir ritten am Fuße des Gebirges hin, gingen über zwei oder drei Bäche, ließen das kleine Dorf Leviniere zur Linken, und um acht Uhr Abends hielten wir in Cannes an.

      Mein Pferd hatte sich verwundet und hinkte; ich vertauschte es gegen ein frisches Pferd, und zog während dieser Zeit Nachrichten ein.

      Man sagte Herrn von Montmorency so wie Herrn von Rieux todt. Was Sie anbetrifft, so waren die Berichte immer ungewiß: die Einen sagten Sie todt, die Anderen tödtlich verwundet.

      Tödtlich verwundet. wollte ich Ihnen die Augen schliefen; todt, wollte ich Sie in Ihr Grabtuch legen.

      Wir brachen gegen halb neun Uhr von Cannes durch die Felder auf, ohne irgend eine gebahnte Straße einzuschlagen, der Gärtner war von Saissac und kannte die Gegend; wir schlugen den geraden Weg nach Montolieu ein.

      Das Wetter war durchaus dem gleich, welches in der Nacht herschte, in der wir uns verließen, dicke schwarze Wolken zogen am Himmel, der Gewitterwind blies durch die Olivenbäume, ein warmer, schwerer, erstickender Wind, der von Zeit zu Zeit aufhörte, um senkrecht dicke Regentropfen fallen zu lassen, der Donner rollte hinter Castelnaudary.

      Durch Montolieu gingen wir nur durch, ohne uns aufzuhalten. Vor dieser kleinen Stadt stießen wir