Название | La San Felice |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Der Gesandte reist, wie man versichert, noch heute Nacht oder morgen früh nach Paris ab, setzte die Stimme hinzu.
»Velasco!« riefen Nicolino und Manthonnet gleichzeitig.
Dann setzte Nicolino allein fortfahrend hinzu:
»Seien Sie unbesorgt, Signor; es ist der sechste Freund, den wir erwarteten und der in Folge meiner Nachlässigkeit, meiner großen Nachlässigkeit, über das Brett gekommen ist, welches ich vergessen habe wegzunehmen – und zwar habe ich es nicht einmal, sondern zweimal vergessen – das erste Mal, als ich das Seil holte, und das zweite Mal, als ich die Kleider brachte.«
»Nicolino! Nicolino!« sagte Manthonnet, »Du wir uns noch an den Galgen bringen.«
»Das habe ich Dir schon lange gesagt,« entgegnete Nicolino lachend. »Warum wählt Ihr einen Narren zu eurem Mitverschworenen?«
Zwölftes Capitel.
Der Kuß eines Ehemannes
Wenn die von Velasco mitgeheilte Nachricht auf Wahrheit beruhte, so war kein Augenblick zu verlieren, denn von Championnet's Gesichtspunkt aus konnte diese Abreise des Gesandten, die einer Kriegserklärung gleichkam, großes Unglück zur Folge haben. Salvato's Ankunft verhinderte vielleicht noch diese Abreise, indem sie den Bürger Garat bewog, noch zu temporisiren.
Jeder wollte Salvato nach dem französischen Gesandtschaftshotel begleiten, Salvato aber war mit Hilfe einer Erinnerung sowohl als eines Planes der Stadt recht wohl im Stande, sich allein zurechtzufinden und lehnte deshalb die ihm angebotene Begleitung hartnäckig ab.
Derjenige von den Verschworenen, welchen man mit ihm gesehen hätte, wäre, sobald der Zweck seiner Mission bekannt ward, verloren gewesen und die Beute der Polizei von Neapel oder das Ziel des Dolches der Sbirren der Regierung geworden.
Uebrigens brauchte Salvato nur dem Strand des Meeres zu folgen und sich stets links von demselben zu halten, um nach der französischen Gesandtschaft zu gelangen, welche sich in dem ersten Stockwerk des Palastes Caramanico befand.
Er lief deshalb nicht Gefahr, sich zu verirren. Die dreifarbige Fahne und die Fasces mit der Freiheitsmütze mußten ihm das Haus hinreichend kenntlich machen.
Aus Vorsicht sowohl als aus Freundschaft vertauschte er jedoch eine von dem Meerwasser naßgewordenen Pistolen gegen die Nicolinos, gürtete dann unter einem Mantel seinem Säbel um, den er aus dem Schiffbruch gerettet und welchen er kurz an den Carabinerhaken hing, um nicht durch das Klirren auf dem Steinpflaster verrathen zu werden.
Man kam überein, ihn zuerst fortgehen zu lassen. Zehn Minuten nach seinem Weggange sollten die sechs Verschworenen einer nach dem andern sich ebenfalls entfernen und jeder einzeln nach Hause zurückkehren.
Etwaige Verfolger oder Nachschleicher sollten dadurch von der Fährte abgebracht werden, daß man jenen Umwegen folgte, die in dem Labyrinth, welches unentwirrbarer ist als das der Insel Creta und welches man die Stadt Neapel nennt, so leicht zu vervielfachen sind.
Nicolino führte den jungen Adjutanten bis an die Thür und zeigte ihm die den Pausilippo hinabführende Straße und die noch hier und da in der Mergellina leuchtenden wenigen Lichter, indem er sagte:
»Dies ist Ihr Weg. Lassen Sie sich von Niemanden folgen oder anreden.«
Die beiden jungen Männer wechselten dann noch einen Händedruck und trennten sich.
Salvato schaute sich um. Die Straße war gänzlich menschenleer. Uebrigens war das Ungewitter auch noch nicht ganz vorüber und obschon der Regen aufgehört hatte herabzuströmen, so kreuzten sich noch zahlreiche und häufig vom Rollen des Donners begleitete Blitze nach allen Richtungen des Himmels.
Als Salvato die dunkelste Ecke des Palastes der Königin Johanna passirte, war es ihm, als sähe er den Schattemriß eines Mannes sich an der Wand abzeichnen. Er glaubte jedoch nicht, daß es der Mühe verlohne, deswegen stehen zu bleiben. Er war bewaffnet; was machte er sich daher aus einem Menschen?
Nachdem er jedoch etwa zwanzig Schritte zurückgelegt, schaute er sich doch um.
Er hatte sich nicht geirrt. Der Mann ging quer über die Straße hinweg und schien die linke Seite des Weges gewinnen zu wollen.
Zehn Schritte weiterhin glaubte er über der Mauer, welche nach der Seite des Meeres zu der Straße zur Brustwehr dient, einen Kopf zu erkennen, welcher bei seiner Annäherung hinter dieser Mauer verschwand.
Er neigte sich über die Brustwehr, schaute über dieselbe auf die andere Seite, sah aber weiter nichts als einen Garten mit dichtbelaubten Bäumen, deren Aeste bis zur Höhe der Brustwehr hinaufreichten.
Während dieser Zeit war der andere Mann näher gekommen und ging jetzt mit Salvato parallel. Dieser that als suchte er sich ihm zu nähern, ohne jedoch die Stelle, wo der Kopf verschwunden war, aus dem Auge zu verlieren.
Bei dem Schein eines Blitzes sah er denn auch ganz deutlich, daß ein Mann über die Mauer stieg und, wie er, nach Mergellina hinabging.
Salvato legte die Hand an seinen Gürtel, überzeugte sich, daß seine Pistolen nicht leicht herausgezogen werden konnten, und setzte seinen Weg weiter fort.
Die beiden Männer verfolgten immer noch parallel die Straße, der eine ein wenig vor ihm links, der andere ein wenig hinter ihm rechts.
Dem Landhause des Königs gegenüber standen zwei Männer mitten auf dem Wege und stritten sich mit jenem lebhaften Geberdenspiel und mißtönenden Geschrei, welches in Neapel den Leuten aus dem Volk eigen zu sein pflegt.
Salvato spannte seine Pistolen unter dem Mantel, und da er einen Hinterhalt zu argwohnen begann, weil er sah, daß die Leute nicht von der Stelle wichen, so ging er gerade auf sie zu.
»He da, Platz da!« rief er auf neapolitanisch.
»Warum denn?«, fragte einer der Männer in spöttischem Tone und den Streit, in welchem er bis jetzt begriffen gewesen, vergessend.
»Weil,« antwortete Salvato, »die Mitte des Straßenpflasters Seiner allergnädigen Majestät des Königs Ferdinand für die Edelleute bestimmt ist und nicht für Lümmel wie Ihr.«
»Und wenn man Euch nun doch keinen Platz machte, entgegnete der andere Streiter, »was würdet Ihr dazu sagen?«
»Ich würde gar nichts sagen, sondern mir selbst Platz machen.
Mit diesen Worten zog er seine beiden Pistolen aus dem Gürtel und ging auf die beiden Männer los.
Diese traten auf die Seite und ließen ihn vorbei, folgten ihm aber.
Salvato hörte den, welcher der Anführer zu sein schien, zu dem Andern sagen:
»Er ist es!«
Nicolino hatte, wie man sich erinnern wird, Salvato empfohlen, nicht blos sich nicht anreden, sondern auch sich nicht folgen zu lassen. Uebrigens verriethen die drei Worte, die er soeben vernommen, hinreichend, daß ihm wirklich Gefahr drohte.
Er blieb stehen. Als die Männer ihn stehen bleiben sahen, thaten sie dasselbe, das heißt, sie blieben ebenfalls stehen.
Sie waren ungefähr zehn Schritte einer von dem andern entfernt.
Der Ort war abgelegen und einsam.
Links stand ein Haus, dessen Fensterläden geschlossen waren und an welches die Mauern eines Gartens anstießen, über welche hinweg man die Gipfel eines Waldes von Orangebäumen zittern und den biegsamen Helmbusch einer prächtigen Pappel sich abwechselnd beugen und emporrichten sah.
Auf der rechten Seite war das Meer.
Salvato that wiederum zehn Schritte vorwärts und blieb dann abermals stehen.
Die Männer, welche gleichzeitig mit ihm weitergeschritten waren, blieben nun auch gleichzeitig wieder stehen.
Nun kehrte Salvato um. Die vier Männer, welche sich einander genähert und die, wie man mit Gewißheit voraussetzen konnte, einer und derselben Bande angehörten, erwarteten ihn.
»Ich will, sagte Salvato, als er nur noch vier Schritte von ihnen entfernt war, »ich will nicht blos,