Название | La San Felice |
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Автор произведения | Александр Дюма |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Ferdinand schien sich aber über diese Vertraulichkeit so sehr zu freuen, beantwortete die zum Theil sehr unfeinen Bemerkungen, die man an ihn richtete, in so heiterem Tone und versetzte denen, welche ihn zu stark zupften, so kräftige Püffe, daß, als man an dem Thor des Gesandtschaftshotels ankam, Nelson in diesem Austausch von Vertraulichkeiten blos die Freudenausbrüche von ihren Vater fanatisch liebenden Kindern und die Schwächen eines gegen seine Kinder allzu nachsichtigen Vaters sah.
Hier harrten seines Siegerstolzes neue Ueberraschungen.
Das Thor des Gesandtschaftshotels war in einen ungeheuren Triumphbogen verwandelt. Ueber demselben war das neue Wappen angebracht, welches der König von England dem Sieger von Abukir mit der Lordswürde zu gleich verliehen.
Zu beiden Seiten dieses Thores waren zwei vergoldete Masten gleich denen aufgepflanzt, die man an Festtagen auf der Piazzetta von Venedig errichtet, und von der Spitze dieser Masten flatterten lange rothe Wimpel mit den beiden Namen Horaz Nelson in goldenen Buchstaben, welche von dem Seewind entrollt und der Dankbarkeit des Volkes sichtbar gemacht wurden.
Die Treppe war ein Gewölbe von Lorbeeren und den seltensten Blumen, welche Nelsons Namenszug, das heißt in H und ein N, bildeten.
Die Livréeknöpfe der Lakaien, das Porzellangeschirr, Alles bis auf die Tischtücher der in der Gemäldegalerie hergerichteten ungeheuren Tafel von achtzig Couverts, Alles bis auf die Servietten der Gäste, war mit diesen beiden von einem Lorbeerkranz umgebenen Anfangsbuchstaben bezeichnet.
Eine Musik, welche sanft genug war, um die Conversation zu gestatten, ließ sich mit ungreifbaren Aromas gemischt hören. Der ungeheure Palast war, gleich dem bezaubernden Wohnsitze Armida‘s, erfüllt von schwebenden Wohlgerüchen und unsichtbaren Melodien.
Man erwartete, um sich zur Tafel zu setzen, nur noch die Ankunft zweier Würdenträger, des Erzbischofs Capece Zurio und des Cardinals Fabrizio Ruffo.
Kaum waren sie angelangt, als den Regeln der königlichen Etikette gemäß, welche verlangt, daß die Könige, wo sie auch sein mögen, in ihrer eigenen Behausung sind, gemeldet ward, daß die Tafel ihrer Majestäten serviert sei.
Nelson erhielt seinen Platz dem König gegenüber, zwischen der Königin Marie Caroline und Lady Hamilton, angewiesen.
Wie jener Apicius, der auch in Neapel wohnte, welchem Tiberius die Fische schickte, die er für sich selbst zu groß und zu theuer fand, und der sich, als er nur noch einige Millionen besaß, das Leben nahm, indem er erklärte, es lohne nicht mehr der Mühe, zu leben, wenn man ruiniert sei, hatte auch Sir William Hamilton, indem er die Wissenschaft unter den Befehl der Gastronomie stellte, die Erzeugnisse der ganzen Welt in Contribution gesetzt.
Tausende von Kerzen spiegelten sich in den Candelabern, in den Krystallen und verbreiteten in dieser Zaubergallerie ein blendenderes Licht, als jemals die Sonne in den heißesten Stunden des Tages und an den hellsten, durchsichtigsten Tagen des Sommers gethan.
Dieses auf den Goldstickereien und den Diamanten der Ordenskreuze spielende Licht schien die vornehmen Gäste mit jener Glorie zu umgeben, welche in den Augen sclavischer Völker aus den Königen, den Königinnen, den Prinzen, den Höflingen, mit einem Worte aus den Großen der Erde, ein Geschlecht von Halbgöttern und erhabenen bevorrechteten Wesen macht.
Bei jedem Gange ward ein Toast ausgebracht und der König Ferdinand gab selbst das Beispiel dazu, indem er den ersten Toast auf die glorreiche Regierung, das unumwölkte Gedeihen und das lange Leben seines vielgeliebten Vetters und erhabenen Verbündeten Georgs des Dritten, Königs von England, ausbrachte.
Die Königin hatte allem Herkommen zuwider die Gesundheit Nelsons, des Befreiers von Italien, ausgebracht.
Ihrem Beispiele folgend, trank Emma Lyonna auf die Gesundheit des Helden vom Nil und verwandelte dann, indem sie Nelson das Glas reichte, in welches sie ihre Lippen getaucht, den Wein in Feuer.
Jeder dieser Toaste ward mit einem donnernden Beifalle aufgenommen, von welchem der Saal erbebte.
So gelangte man zu dem Dessert während eines immer noch wachsenden Enthusiasmus, den ein unerwarteter Umstand bis zum Wahnwitz steigerte.
In dem Augenblicke, wo die achtzig Gäste, um sich von der Tafel zu erheben, nur das Signal erwarteten, welches der König dadurch geben sollte, daß er sich selbst erhob, that er dies auch wirklich und Alle folgten seinem Beispiele.
Der König verließ jedoch die Tafel nicht, sondern blieb an seinem Platze stehen.
Sofort ward von den besten Sängern des Theaters San Carlo unter Begleitung von hundertzwanzig Instrumentalmusikern jener so ernste, tief melancholische Gesang, welchen Ludwig der Vierzehnte von Lulli componieren ließ, um dadurch Jacob den Zweiten, den Verbannten von Windsor und königlichen Gast von Saint-Germain zu ehren, das »God save the King«, angestimmt.
Jeder Vers ward wüthend applaudiert, und der letzte, länger und geräuschvoller als die übrigen, weil man nun den Gesang beendet glaubte, als eine reine, sonore, weithin hallende Stimme folgenden, für diese Gelegenheit hinzugedichten Vers begann, dessen Verdienst mehr in der Absicht, die ihn dictiert, als in wirklich poetischem Werthe bestand:
»D'rum Heil Dir, starker Held,
Dich preist die ganze Welt,
Zu Frankreichs Spott.
Egyptens Wüstensand
Singt, wie das stolze Land,
Wo deine Wiege stand:
Dich segne Gott!«
Diese Worte, so mittelmäßig sie auch waren, hatten einen allgemeinen Beifallssturm zur Folge, der im Begriffe stand, sich in noch höherem Grade zu wiederholen, als plötzlich den Gästen das Wort auf der Zunge erstarb und die scheuen Blicke sich nach der Thür wendeten, als ob Bancos Geist oder der steinerne Gast auf der Schwelle des Festsaales erschienen wäre.
Ein Mann von hohem Wuchse und mit drohender Miene stand in der Umrahmung der Thür, mit jenem strengen und doch prachtvollen republikanischen Costüme bekleidet, welches hier in dieser Flut von Licht bis in die geringsten Einzelheiten sichtbar ward.
Er trug den blauen Rock mit breiten Aufschlägen, die rothe goldgestickte Weste, die dicht anliegenden weißen Beinkleider und die umgeschlagenen Stiefel. Die linke Hand stützte sich auf den Griff eines Säbels, die rechte verbarg sich unter dem Brusttheile des Rockes und – o unverzeihliche Frechheit! – auf dem Kopfe trug er den dreieckigen Hut, auf welchem der dreifarbige Federbusch wallte, das Emblem jener Revolution, welche das Volk auf die Höhe des Thrones gehoben und die Könige auf das Blutgerüst herabgeschleudert hatte.
Es war der Gesandte Frankreichs, jener selbe Garat, welcher im Namen des Nationalconvents Ludwig dem Sechzehnten im Gefängniß des Tempel das Todesurtheil vorgelesen hatte.
Man begreift die Wirkung, welche in einem solchen Augenblick durch eine solche Erscheinung hervorgerufen werden mußte.
Mitten unter einer Todtenstille, welche es Niemanden einfiel zu unterbrechen, sagte er in festem, lautem sonorem Tone:
»Trotz der sich fortwährend erneuernden Verräthereien dieses lügnerischen Hofes, welchen man den Hof der beiden Sicilien nennt, zweifelte ich immer noch. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, mit eigenen Ohren hören. Ich habe nun gesehen und gehört. Bündiger als jener Römer, welcher in einer Falte seiner Toga dem Senat von Karthago den Frieden oder den Krieg brachte, bringe ich blos den Krieg, denn den Frieden haben Sie heute verläugnet. Also, König Ferdinand, also, Königin Caroline, den Krieg, weil Sie ihn wollen, aber es wird ein Vertilgungskrieg sein, der Ihnen, ich sage Ihnen dies im Voraus, trotz des Mannes, welcher der Held dieses Festes ist, trotz der heuchlerischen Macht, welche er repräsentiert, Thron und Leben kosten wird. Adieu! Ich verlasse Neapel, die Stadt des Meineids. Schließen Sie die Thore derselben hinter mir, versammeln Sie Ihre Soldaten hinter Ihren Mauern, lassen Sie Ihre Festungen von Geschützen starren, vereinigen Sie Ihre Flotten in Ihren Häfen, Sie werden die Rache Frankreichs wohl verzögern, aber nur um so unvermeidlicher und furchtbarer machen, denn Alles wird weichen vor dem Rufe der großen Nation: Es lebe die Republik!«
Und