Pfarre und Schule. Dritter Band.. Gerstäcker Friedrich

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Название Pfarre und Schule. Dritter Band.
Автор произведения Gerstäcker Friedrich
Жанр Зарубежная классика
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Издательство Зарубежная классика
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schlagen se Eich im de Keppe, daß die Schlesser drinn herim flegen. Das hier sin unse Fälder, un wär da druffen en Hasen schießt, den sperren mer in, un bringen en in de Residenz als en Wilddieb – verstanden?«

      »Ich habe Euch gesagt, was Ihr zu wissen braucht,« entgegnete ihm Fritz, ohne von dem frechen Burschen weitere Notiz zu nehmen, entschlossen, »mit Euch hab' ich überdieß Nichts zu schaffen, denn Ihr seid gerade Einer von denen, die Jagd auf fremder Leute Eigenthum am stärksten treiben, zu gleicher Zeit am unverdrossensten dagegen schrein, und dann nicht einmal einen Fuß breit Land im Vermögen haben, um ein Schwein darauf zu halten. Treiber vorwärts – wenn die Herren im Kessel bleiben wollen, dürfen sie sich auch nicht nachher beklagen, wenn sie vielleicht ein paar Schrote in die Beine kriegen – vorwärts, Treiber!«

      Die Treiber gingen schon, die hatten, wie sie recht gut wußten, ohne Flinten Nichts zu fürchten, die Schützen aber glaubten es, allem Anschein nach, ihrer eigenen Haut schuldig zu sein, sich in die Streitigkeiten zwischen Oberpostdirector und Bauern nicht zu mischen, und blieben entweder stehn, oder hingen auch ihre Flinten, mit niedergelassenen Hähnen über die Schultern und schritten langsam und pfeifend, als ob sie diese retrograde Bewegung nicht etwa der Drohungen der Bauern wegen, sondern einzig und allein aus freiem Antrieb machten, langsam zurück und der Stelle zu, wo der Rittmeister von Gaulitz noch immer, des Resultats harrend, stand.

      Fritz that sein möglichstes, um das Treiben in Ordnung zu halten, er bat und schimpfte und suchte die Schützen für jetzt nur wenigstens auf ihrem Stand zu behaupten, damit er sich erst einmal beim Rittmeister eine Ordre holen könne, dem förmlichen Angriff dann auch wieder mit Gewalt zu begegnen, aber umsonst.

      »Ich werde mich hier doch nicht prügeln sollen« lautete die stete und fast allgemeine Antwort und die Schützen hatten sich damit, besonders ihrer eignen Meinung nach, vollkommen gerechtfertigt. Die Bauern sahen aber auch ihrerseits bald, wie sie mehr und mehr Terrain gewannen, und schöpften, je feiger sich die Gegenpartei bewies, desto mehr Muth aus dem überaus günstigen Erfolg ihres Auftretens.

      »Siaht' ersch, se han kain gut Gewissen – se kneifen aus!« riefen sie sich Einer dem Andern ermuthigend zu, und es dauerte nicht lange so kamen sie im vollen Laufe heran, schnitten einen Theil der früher Ausgeschickten ab, und erklärten hier nun unverschämt genug der ihnen, wenn auch nicht an Zahl, doch an Waffen weit überlegenen Jagdgesellschaft, die jetzt schon wieder größtentheils auf Hornecks Felder zurückgekehrt war, augenblicks sich »heeme zu schären« und es sich nicht etwa einfallen zu lassen, je im Leben wieder auf Skorditzer Fluren zu kommen, wenn sie nicht »das Blaue vom Himmel 'runger besähn wullten.«

      Der Rittmeister suchte den Leuten den jetzt noch existirenden Rechtsstand vernünftig auseinander zu setzen, ja aber Du lieber Gott – »ein Bauer und Vernunft annehmen,« wie Holke verächtlich meinte – das blieb fruchtlos. Die Burschen behaupteten, es wäre gar kein Recht weiter, als daß sie in Frankfurt ausgemacht hätten, von jetzt an könne jeder auf seinen Feldern jagen, und wie sie früher nicht auf der Herrschaft Fluren mit der Flinte gedurft, so solle die Herrschaft auch, in Wechselwirkung, nicht auf ihre mit der Flinte kommen dürfen. Das war einfach genug, und wenn die »eenlitzigen Härren,« die da noch »hingen 'rumstiefelten« nicht bald machten, daß sie fortkämen, so sollten sie einmal sehn, was die Skorditzer Flegel für hartes Holz hätten.

      Der Rittmeister schien jetzt übrigens – so sehr er sich bis dahin auch selbst gehütet hatte auf das, als feindlich bezeichnete Revier hinüber zu treten – selber etwas wärmeres Blut zu bekommen. Der hartnäckige und von gar keinen Gründen, sondern nur von der rohen Gewalt unterstützte Widerstand, erweckte den alten soldatischen Geist in ihm und das:

      »Meine Herrn, wollen Sie gefälligst abgehn – Holke lassen Sie doch ablaufen«, zeigte, wie er wenigstens gesonnen sei, es einmal auf rohe Gewalt auch ankommen zu lassen.

      »Aber die Leute, die aus dem Dorf da noch alle herüber kommen, sind ja mitten im Treiben d'rin –« demonstrirte ein etwas ängstlich umschauender Aktuar aus der Residenz.

      »Wenn sie im Treiben bleiben wollen,« sagte der Rittmeister achselzuckend, »so können wir's ihnen nicht verwehren – es ist Geschmackssache und ihre eigene Schuld, daß ihnen vielleicht die Beine vollgeschossen werden.«

      Die Bauern, die hier auf einmal hörten, daß die Jagd doch, trotz ihres Ausrückens beginnen solle, und wirklich lief auch Fritz schon wieder zum zweiten Mal mit seinen Treibern ab, rotteten sich dicht auf einen Haufen zusammen und Krautsch und Müllers Friede, die beiden vorragenden Charaktere der Gruppe, die sich gegen das Jagen auf fremdem Gebiet aussprachen, reizten zum vollen Aufruhr an.

      Hätten die Schützen Alle so gedacht wie der Rittmeister von Gaulitz und der alte Holke, es wäre vielleicht hier schon zu einer recht bösen Scene gekommen, so aber war die Mehrzahl doch gegen einen wirklichen Zusammenstoß, bei dem sie keine Ehre, sondern höchstens nur Beulen erndten konnten. Die Meisten erklärten dem Rittmeister, sie würden das Treiben, unter solchen Umständen, nicht mitmachen, und dieser sah sich endlich genöthigt, die Jagd für heute aufzuheben, erklärte übrigens, daß er sich an das Ministerium wenden werde, um diese Sache und ihre Anstifter genau untersuchen und bestrafen zu lassen. Er wünsche, wie er versicherte, kein Blutvergießen, aber so viel sei doch bestimmt, daß dieser Zustand nicht länger fortdauern könne, ohne ernste Folgen nach sich zu ziehn.

      Die rohe Schaar höhnte, pfiff und lachte; unter ihrem Spott und Jauchzen verließ die Jagdgesellschaft die Skorditzer Grenze und schritt, denn der Abend war ebenfalls nicht mehr fern, Horneck oder doch wenigstens dem oberen Theil der Felder zu, um dort die Straße zu erreichen und auf ihr bequemeren Weg zu haben.

      Die Bauern blieben noch lange zurück und fingen endlich, da viele von ihnen Flinten mitgebracht hatten, gerade selber ein wenig an zu treiben, als oben aus dem jetzt schon fast nicht mehr sichtbaren Schützentrupp, ein Schuß fiel. Ein Hase, der sich irgendwo in ein kleines, schmales Rapsstück, dicht hinter einem Feldstein, hineingedrückt gehabt, war durch einen, ihm doch etwas zu nahe gekommenen Jäger aufgescheucht, und dieser dadurch so überrascht worden, daß er nur schnell die Flinte noch von der Schulter reißen konnte, aufzog und hinter dem nicht schlecht Haken werfenden Lampe herhielt.

      Beim Schuß knickte das arme Thier zusammen, floh aber dann wieder rasch, mit zerschossenem rechten Hinterlauf gerade auf den noch ziemlich dicht stehenden Knäul der Skorditzer Bauern zu.

      Fritz löste rasch seinen Hund und dieser würde den »Angeflickten« auch bald genug eingeholt haben, wäre er nicht durch das wilde Brüllen der Treiber und Schützen »hab Acht, hab Acht!« gleich im Anfang irre gemacht worden. – Wie er den Hasen endlich sah, hatte der schon einen tüchtigen Vorsprung gewonnen und es ließ sich kaum anders erwarten, als daß er ehe ihn der Hund fassen konnte, die Bauern erreicht haben müßte. Fritz suchte den Hektor abzupfeifen, die Entfernung war aber schon zu groß, und der sonst ungemein folgsame Hund hörte nicht im Geringsten auf das so wohlbekannte Zeichen.

      Mehr aus Besorgniß um diesen als um den Hasen, den er den Bauern gern gelassen hätte, knüpfte jetzt Fritz rasch seine Leine vom Ring der Jagdtasche los, und folgte so schnell er konnte dem Hund; die übrigen Jäger gingen aber indessen ruhig ihren Schritt weiter, nur ein paar blieben stehn, um zu sehn, ob Hektor den Hasen, dem einige der Bauerburschen schon den Weg abzuschneiden suchten, wirklich bringen werde oder nicht, und wandten sich dann auch, als sich die Sache in die Länge zu ziehn schien, ab von dem so oft gesehenen Schauspiel.

      Fritz war der Einzige, der von der ganzen Jagdgesellschaft mit seinem Hund zwischen den Skorditzer Bauern zurückblieb.

      Hektor hatte sich indessen durch all das Schreien und Rennen der Skorditzer, unter denen es sogar der Schulze des Dorfe für passend gehalten, als Hasendieb aufzutreten, keineswegs abschrecken lassen und ruhig und unverdrossen den armen flüchtigen Lampe im Auge behalten, der seiner Seits durch Hakenschlagen den Dauerlauf in die Länge zu ziehn und seinen, ihm an Kräften so weit überlegnen Feind zu ermüden suchte. Hektor war jedoch nicht der Hund, sich durch einen Hasen ein x für ein u machen zu lassen, er paßte mit unverwüstlicher Geduld auf, in welcher Richtung Lampe die Absicht hatte auszustreichen, ließ sich nie durch eine plötzlich fingirte Richtung beirren, rannte nicht toll und blind in's Zeug hinein, sondern hielt lieber seine Distance, wo ihm die Beute doch über kurz oder lang werden mußte, und