Название | Pfarre und Schule. Dritter Band. |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Jetzt kummt das Schkorditzer Treiben?« frug ein Bauer, der mit einer alten langen einläufigen Entenflinte auf dem Rücken, die Hände in der Tasche, und das eine Bein rechts, das andere links hinauswerfend, als ob er hinter dem Pfluge her die Erde von den Stiefeln schlenkern wolle, auf den Jäger zukam.
»Ja,« sagte dieser mürrisch, die antiwaidmännische Gestalt mit finsteren Blicken musternd – »'s wird das große nicht drin sitzen.«
»Ne,« lachte der Bauer und zog das Maul von einem Ohr bis zum andern, daß es ordentlich aussah, als ob sich die beiden Mundwinkel die Flinte hinten auf dem Rücken betrachten wollten – »ne – sehre nich – die Schkorditzer sin Luderkerle, die han's faustdicke hinger den Uahren. Vurgestern han se ooch schunst getriaben.«
»Die Skorditzer?« frug der Jäger, erstaunt stehen bleibend, »hier auf den Feldern?«
»Ne, hinger dem Dorfe driben, uff dem Polswitzer Revier!« meinte der Bauer.
»So? – recht schön das, und was haben die Herrn geschossen?«
»Nu 's mächtige niche,« sagte der Bauer und die Mundwinkel gingen wieder hinter – »zwee Hasen un en Schneider un ene zahme Gans, der so en Racker von en Karnickel zwischen de Beene durch wulle – der Schmidt uffem Dorfe hat se geschossen – das Karnickel hot er aber gefählt.«
»Na, gebe nur Gott, daß sich die Hälfte von jeder Gemeinde erst einmal todtgeschossen hat,« seufzte der Jäger seinen frommen Wunsch, »nachher werden sie die Jagd ja wohl satt bekommen.«
»Vater,« unterbrach da Fritz, zum alten Jäger tretend, das Gespräch, »komm einmal her!«
»Nun was giebts wieder – sind die Hasen fort?«
»Ja – alle, hör einmal,« und er ergriff ihn am Arm und zog ihn ein Stück bei Seite – »Dahlens Karl sagte mir eben, daß in Skorditz die Bauern schon alle mit Flinten, Flegeln, Sensen und Mistgabeln bereit stehen, und so wie wir auf die Skorditzer Fluren kommen, soll Generalmarsch geblasen werden.«
»Unsinn!« brummte der Alte – »die Jagd ist noch nicht frei, und wenn sie in Frankfurt zehnmal dem Bauer das auch noch in den Hals geschoben haben; wer sich auf dem Felde von den Canaillen mit einer Flinte blicken läßt, dem wird sie weggenommen, und er kann nachher auch noch Strafe obendrein zahlen.«
»Aber wenn sie nun Alle miteinander kommen, Vater, man darf ja doch nicht zwischen sie hinein schießen. Es wäre vielleicht besser, wir riefen die Treiber zurück, und zeigten die Sache lieber erst an. Der Herr von Gaulitz ist zwar schon auf's Gut hinein gegangen, der Rittmeister wird das aber auch abmachen können, und dann haben wir keine Verantwortung.«
»Ah was!« rief der Alte, »daß die Lumpe nachher prahlen und sagen, ›hoho, wir brauchen uns nur hier im Dorfe aufzustellen, dann wissen sie schon, was die Glocke geschlagen hat‹, nein, das geht nicht – lassen wir's dem Einen zu, dann können wir schon morgen lieber ganz zu Hause bleiben, oder dürfen uns wenigstens nur auf den gottsleeren Rittergutsfeldern herumtreiben, denn das machen sie augenblicklich in Horneck und all' den übrigen Nestern ebenfalls nach. – Na, was steht Ihr da, und habt Maulaffen feil, he?« fuhr er ein paar lange Treiberjungen an, die neugierig und mit ziemlich albernen Gesichtern den ärgerlichen Worten des Försters lauschten – »macht, daß Ihr fort kommt, oder ich will Euch Beine machen.«
»Wenn Du nur einmal mit dem Rittmeister sprächst,« meinte der Sohn nach kurzer Pause – »vielleicht will der selbst nicht, daß –«
»Laß mich zufrieden,« erwiederte ihm mürrisch der Alte – »wir stehen jetzt schon mit der Nase vor'm Skorditzer Revier, ich werde doch wahrhaftig nicht noch umlenken sollen? Lauf Du nur gleich mit Peter rechts ab, Du kennst ja die Grenze, und die Saatspitze, die nach dem Birnbaum hinunter geht, läßt Du liegen, da sitzt doch nichts darauf, und sie bringt uns sonst das Treiben nur in Unordnung.«
»Herr Förster – Herr Förster!« kam in dem Augenblick ein Treiber angekeucht –
»Nun, was giebt's – was ist?«
»Sie sollen emal glaich zun gnädigen Härrn Rittmeester kummen,« sagte der Mann, »en paar Schkorditzer Bauern sprechen mit emm.«
»Na, da haben wir die Geschichte,« sagte Fritz.
»Die wollen wir heim schicken,« knurrte der Alte, »die kommen mir g'rade recht.«
Er schritt rasch auf die Gruppe zu, um die sich schon die meisten Schützen gesammelt hatten, und das Gespräch, das im Anfang ziemlich ruhiger Natur gewesen, artete bald in eine etwas hitzigere Unterredung, ja endlich in förmlichen Zank aus. Das Endresultat blieb denn auch natürlich, daß die beiden Bauern, die von ihrer Gemeinde abgeschickt waren, den Jägern zu sagen, daß sie auf ihren Feldern nicht schießen dürften, keine Vernunft annehmen, von publicirten oder nicht publicirten Gesetzen nicht das mindeste Wort hören, und selber keinen Vorschlägen Raum geben wollten, sondern immer nur erklärten, sie möchten weiter Nichts wissen, als das: ob die Herren auf ihren Feldern zu schießen beabsichtigten oder nicht. Als dieß nach einem kurzen Wortwechsel endlich bejaht worden, zeigten sie sich soweit zufrieden, daß sie die Unterhaltung augenblicklich abbrachen, und nun querfeldein, direct auf ihr Dorf wieder zusteuerten.
»Ablaufen!« rief der Rittmeister von Gaulitz dem Jäger zu –
»Fritz – Peter – geht ab!« sagte dieser. »Du, Wendler – geh Du einmal links herum – Du kennst ja auch die Grenze – Du brauchst auch nicht bis dicht an's Dorf zu gehen – wo der Fuhrweg herüberläuft, schneidest Du ab!«
Die Schützen folgten diesen, und etwa zwölf von ihnen hatten auf jeder Seite das Skorditzer Revier betreten, als plötzlich im Dorfe drinn die Allarmhörner tönten, und eine große schauerliche Trommel ihre dumpfen Wirbel hören ließ.
»Bei Gott, die machen Ernst,« sagte der Herr Baron, der gerade ebenfalls ablaufen wollte, zum Lieutnant von Ebersfeld, und blieb stehen – »das wollen wir hier lieber erst abwarten, man kann sich doch nicht mit der Canaille herumprügeln.«
»Auf Ehre, nein,« meinte Herr von Ebersfeld und strich sich den Schnurrbart – »das ist doch impertinentes Volk!«
»Bauer bleibt Bauer!« versicherte der Baron.
»Nun, darin haben Sie recht!« rief der Jäger, ganz den sonstigen Respect vergessend, und im ingrimmigsten Zorn dazwischen hinein, »und der Bauer ist ein niederträchtig, halsstörrisches, harthirniges Lumpenpack, mit dem man in größter Leichtigkeit die Wände einrennen, aber kein vernünftiges Wort reden kann. Ueberzeuge einmal Einer so einen Bauer, daß er in irgend etwas unrecht gehabt oder habe – da möcht' ich dabei sein. Doch die kriegen auch noch ihren Lohn, und dann – dann möcht' ich auch dabei sein – straf mich Gott!«
Das Treiben war durch das Lärmblasen im Dorfe in's Stocken gerathen; die Schützen, die noch nicht abgelaufen waren, wollten nicht weiter vor, und die im Feld draußen blieben ebenfalls stehen, aus dem Dorfe aber kam ein bunter Schwarm von Bauern und Tagelöhnern mit allem möglichen sonst friedlichen, jetzt aber zu grausen Waffen erhobenen Handwerkszeug quer über die Felder, gerade nach rechts und links in zwei ziemlich gleiche Haufen auszweigend, auf die vorgerückten Colonnen der Schützen zu. Auch von diesen zogen sich einige auf den Jägertrupp, wo sie sich wahrscheinlich gesicherter fühlten, zurück, die meisten aber behaupteten ihre Plätze, und erwarteten ruhig das Kommen der Herren der Fluren.
Die Ansprache lautete kurz und bündig, »short and sweet« wie der Engländer sagt:
»Wullt er machen, daß er vun die fremmen Fälder kummt, Ihr Himmelsackerloter?« schrie der Führer der einen Schaar, und legte den fragenden Accent wunderbarer Weise mit besonderem und pathetischen Nachdruck auf die erste Sylbe »Wullt«.
»Auf den Feldern hier hat der Oberpostdirector von Gaulitz die Jagd gepachtet,« erwiederte hier aber Fritz, ohne die drohende Stellung der Gegner zu erwiedern, und mit der Flinte auf dem Rücken, »noch ist das Gesetz, das jedem verstattet auf eigenem Grund und Boden zu jagen, nicht heraus, und bis dahin, wenigstens bis zu Ablauf der Jagdzeit, hat der Herr Oberpostdirector sein Recht mit gutem Gelde bezahlt.«
»Papperlapp, Mosje,« fiel ihm aber