Название | Unter Palmen und Buchen. Dritter Band. |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Зарубежная классика |
Серия | |
Издательство | Зарубежная классика |
Год выпуска | 0 |
isbn |
»Mir, Herr Schrader?« fragte Benner, sich halb nach ihm wendend, ohne Krowsky's Arm aber loszulassen.
»Ja – Sie entschuldigen – aber – ich wollte Sie bitten, mein Mädchen, die Jette zufrieden zu lassen. Es ist ein braves, ordentliches Kind und ihre Eltern haben sie unter meinen Schutz gestellt.«
»In der That, Herr Schrader,« sagte Benner lächelnd.
»In der That, Herr Baron,« erwiderte der kleine Apotheker, durch den höhnischen Ton ebenfalls gereizt.
»Und kommen Sie jetzt von Hause oder gehen Sie dorthin?«
»Und weshalb, wenn ich fragen darf? Ich gehe nach Hause.«
»Oh, bitte, dann sagen Sie doch Henrietten,« fuhr Benner ebenso fort, »daß sie sich mit Einpacken ein wenig eilen möchte. Es wird nachher Jemand vorkommen, der ihre Sachen abholt.«
»Ihre Sachen abholt?« rief der Apotheker, und blieb in größtem Erstaunen auf der Straße stehen.
»Guten Morgen, mein lieber Herr Schrader,« sagte Benner, ihm vertraulich zunickend, und schritt mit Krowsky die Straße hinab, dem Hause des Schuhmachers Peters zu.
Dort herrschte heute keine sonntägige Ruhe, wie sonst immer an einem solchen Tag, wo Mutter und Tochter in die freichristliche Kirche gingen und der Vater indessen, der, wie er meinte, »vom Kirchengehen nichts hielt,« in schneeweißen Hemdsärmeln behaglich hinten in seinem kleinen Garten saß, aus einem großen, nur Sonntags gebrauchten Meerschaumpfeifenkopf rauchte und dazu die eben eingetroffene Adelaide-Zeitung laß.
Henriette, ein junges, wirklich bildhübsches Mädchen, mit blonden Haaren und großen treublauen Augen, saß in der Ecke und weinte; der Vater ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab und qualmte, daß der Dampf wie aus einer Locomotive hinter ihm drein zog, und nur die Mutter, eine noch rüstige Frau, mit einem klugen, nur etwas scharf markirten Gesicht, saß am Fenster, strickte und schien die allgemeine Aufregung nicht zu theilen.
»Es thut kein Gut – es thut kein Gut,« brummte dabei der Mann zwischen den Zähnen durch, »Du wirst sehen, Alte –«
»Jetzt sei endlich vernünftig,« sagte aber die Frau, »Du hast einmal eingewilligt, also ist die Sache abgemacht, und daß die Kinder ihr Brod finden werden – lieber Gott, hier in Australien hat Jeder sein Brod, der nur arbeiten will, und ein verheiratheter Mann noch viel eher, als ein lediger, denn er ist nicht aufs Wirthshaus angewiesen, wo die ledigen Burschen das gewöhnlich in einem Tag verjubeln, was sie in sechsen mit schwerer Arbeit verdient haben.«
»Aber aus so vornehmer Familie – Du kennst die Leute daheim nicht, Alte, und wenn –«
»Aber was haben wir mit den Leuten daheim zu thun?« sagte die Frau ungeduldig. »Wir sind hier in Australien, am anderen Ende der Welt, und wer da sitzt der braucht sich wahrhaftig nicht mehr um die deutschen Barone und Grafen und Minister zu kümmern – weiter fehlte gar nichts.«
»Und wenn er wieder einmal dorthin zurückkehren will?«
»Dann wird ihm unser Kind auch keine Schande machen,« sagte die Mutter mit Stolz auf das erröthende Mädchen blickend. »Er kennt doch die Verhältnisse daheim besser und genauer als wir, und wenn's ihm recht ist, dürfen wir auch damit zufrieden sein.«
»Und wenn er sie sitzen läßt?« sagte der Vater störrisch.
»Das wird er nicht thun, Vater,« sagte da das junge Mädchen mit fester, vertrauensvoller Stimme, – »er ist gut und brav, und auch guter und braver Leute Kind, – er wird ein armes Mädchen, das ihn lieb hat, nicht unglücklich und elend machen, wenn er ihr erst gesagt hat, daß er nicht ohne sie leben kann.« –
»Na, denn in Gottes Namen und meinetwegen,« rief der Vater in Verzweiflung aus, »gegen Euch Frauensleute ist doch nicht anzukommen, wenn Euch der Dünkel einmal den Kopf verdreht hat – Baron, – Baron und Frau Baronin, nicht wahr? – ich erleb's noch, daß Du Dich so nennst.«
»Lieber Vater!« bat Henriette.
»Und warum soll sie sich nicht Frau Baronin nennen?« rief da Benners lachende Stimme, der an der Thür die letzten Worte gehört hatte, und ins Zimmer sprang, »wie Jettchen? Klänge für Dich etwa der Titel schlechter, als für irgend ein abgelebtes, pergamenthäutiges Schreckbild der vornehmen Gesellschaft im alten Vaterland?«
»Mein lieber, guter Eduard,« sagte das junge Kind, schüchtern auf ihn zugehend, während er sie in seine Arme schloß und herzlich küßte, »sei dem Vater nicht böse.«
»Und weshalb, Schatz?« rief der junge Mann, »etwa weil er Dich Frau Baronin nannte? – Aber hier ist ein Freund, mit dem ich Euch bekannt machen möchte – Krowsky, wie gefällt Dir meine Braut?«
Krowsky hatte bis jetzt in der Thür gestanden und die Gruppe schweigend überschaut. Seine Blicke hafteten dabei vorzugsweise auf dem jungen Mädchen, und er mußte sich gestehen, seit langer Zeit kein so liebliches Wesen gesehen zu haben.
Sie war noch blutjung – fast in der That ein Kind, und die Schüchternheit, mit der sie ihm in diesem Moment gegenüberstand, machte sie vielleicht noch jünger erscheinen, als sie an Jahren zählte. Die Wahl, wie er sie auch mit kälterem Blute sonst mißbilligen mochte, stellte jedenfalls ein gutes Zeugniß für Benners Geschmack aus – aber würde sich dieser, selbst durch ein so liebliches Wesen, für seine ganze Lebenszeit binden lassen?
Lieutenant Krowsky hatte sich seine ganze Lebenszeit durch einen fast übergroßen Leichtsinn ausgezeichnet und daheim eine so tolle Jugend verlebt und so viele Schulden dabei gemacht, wie vielleicht irgend ein Lieutenant seines Alters in der ganzen Welt. Aber das eine Jahr, das er in Australien zugebracht, schien eine merkwürdige Veränderung in ihm bewirkt zu haben. Wie er sich in diesem Lande keine lebenslängliche Existenz denken konnte, ohne zu verzweifeln, und mit heißer Sehnsucht der Zeit dachte, wo er in das Vaterland zurückkehren könne, glaubte er, daß auch alle anderen Menschen, wenigstens Benner, so denken müßten, und es war ihm dann ein recht wehes, schmerzliches Gefühl, wenn ihm das Schicksal dieses armen, unschuldigen und ahnungslosen Wesens vor die Seele trat. – Doch was konnte er bei der Sache thun? Abgeredet hatte er genug, aber nichts damit erreicht; Benner war fest entschlossen, seinem Kopf zu folgen. – Du lieber Gott, wer weiß, ob er vor einem Jahr nicht noch das Nämliche gethan, und halb verlegen, halb gerührt, und jedenfalls mit weit mehr Herzlichkeit, als ihm sonst eigen war, ergriff er Jettchens Hand und sagte leise:
»Mein liebes Kind, ich will zu Gott hoffen, daß Sie sich immer so froh und glücklich fühlen, wie gerade heute, und daß nie ein Kummer oder eine Sorge die Rosen auf diesen Wangen bleichen mögen.«
»Bravo, Krowsky,« rief Benner lachend, »Du hast heut wieder Deinen salbungsreichen Tag und triffst nach beiden Seiten. Es steht Dir vortrefflich.«
»Weißt Du, mein Junge,« sagte Krowsky ernsthaft, »ein Bischen Salbung könnte Dir ebenfalls nicht schaden, denn Du thust einen verdammt wichtigen Schritt; aber daß ich auch fidel sein kann, will ich Dir auf Deiner Hochzeit beweisen, wozu ich mich hiermit feierlichst einlade.«
Drittes Capitel.
Der Brief
Anderthalb Jahre waren nach der beschriebenen Scene verflossen, und »Baron Benner« hatte wirklich zum Erstaunen der ganzen Colonie nicht allein »Schrader's Dienstmädchen« geheirathet, sondern auch eine, dem alten Schuhmacher gehörende Section Land bezogen, auf der er sich selber ein kleines Häuschen baute und wacker zu wirthschaften anfing. Er schien in der That nicht zu viel versprochen zu haben, als er damals seinem Freund Krowsky sagte, er wolle ein neues Leben beginnen und mit dem alten vollständig und für immer brechen. Mit eisernem Fleiße hatte er gearbeitet, keine Stunde versäumt, kein Wirthshaus dabei betreten und sich in der kurzen Zeit mit zwei sehr glücklichen Ernten doch schon so viel verdient, daß er es als Grundlage einer künftigen gesicherten Existenz betrachten konnte.
Seine junge Frau hing dabei mit schwärmerischer Liebe an ihm, und Krowsky, der jetzt in Adelaide wohnte, und nach Verlauf eines Jahres noch einmal nach Tanunda hinauskam, um Abschied von Benners zu nehmen, blieb ordentlich