Название | Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Приключения: прочее |
Серия | |
Издательство | Приключения: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn |
„Feuer!“ gellte der Angstschrei der Leute über Deck, „Feuer! Boote nieder – Boote in See – wir sind verloren!“
„Teufel!“ schrie der Capitain, in grimmer Wuth das Deck stampfend; „Teufel – und gerade jetzt; so, hinunter Einer von euch, und seht, ob noch zu löschen ist – heda, Böttcher – Zimmermann!“
Die Leute schienen aber alle den Kopf dermaßen verloren zu haben, daß sie gar nicht wußten, wo angreifen, wo helfen, und nur der Schotte, dem laut lamentirenden Jonas einen Stoß in die Rippen gebend, sprang zum Rand der Luke, und suchte, mit den Füßen unten nach den Einschnitten an der mittleren Stütze fühlend, in den Rauch hinein seine Bahn. Aber auch er mußte es aufgeben, und den einen Arm emporwerfend, streckte er diesen, schon halb betäubt von dem Rauch, nach Hilfe aus, und wurde rasch wieder an Deck gezogen, während der Capitain und Harpunier jetzt den Luckendeckel wieder zuwarfen, das Feuer, vielleicht in dem furchtbaren selbsterzeugten Qualm zu ersticken.
Was da unten brannte, und wie das Feuer ausgekommen, war etwas, dem sie jetzt auch nicht einmal eine Vermuthung gönnen konnten.
„Wasser und Provisionen herbei!“ rief die Stentorstimme des Capitains über Deck durch den Lärm; „jede Bootsmannschaft ihr Boot so schnell als möglich verproviantirt und an Lanzen noch hinein was ihr habt. – Hier Mr. Fergusen,“ wandte er sich dann rasch an den ersten Harpunier, „sie besorgen die Instrumente in ihr Boot, Sextant, Compaß und Chronometer – haben sie nach dem Barometer gesehen, wie er steht?“
„Er ist wieder gestiegen.“
„Desto besser, ein Sturm jetzt und wir wären verloren.“
„Und glauben Sie nicht, daß wir das Schiff noch retten können?“ frug der Harpurnier, selbst mit wenig Hoffnung im Ton.
„Wie?“ entgegnete der Capitain eintönig, „ich begreife nicht, daß es so lange unentdeckt bleiben konnte – früher wäre Hilfe vielleicht möglich gewesen, was sollen wir jetzt thun?“
„Wenn man nur wenigstens wüßte, was brennt,“ sagte der Harpunier.
„Das Schlimmste, was brennen kann,“ erwiederte der Capitain, der seine Kaltblütigkeit wieder gewonnen, „das Öl, haben sie das nicht an dem Qualm gesehen?“
„Dann sind wir verloren!“ rief der Harpunier.
„Wir? – das Schiff. – Mit den Booten können wir leicht eine andere Insel erreichen.“
„Aber die Canoes hinter uns, – hätten wir nur die verdammte Dirne an Land gelassen.“
„Teufel, an die Canoes hätt' ich gar nicht mehr gedacht.“
„Wenn wir jetzt unsern Cours änderten,“ rief der Harpunier rasch, „es ist dunkel und in kurzer Zeit –“
„Wird die Flamme lichterloh hier am Deck emporleuchten – unsere einzige Hoffnung ist, ihnen vorher mit den Booten aus dem Wege zu kommen. So, rasch hinein – mit dem Seitenwind laufen wir dann ein Stück nach Norden hinauf und sind morgen Früh hoffentlich, wenn die Sonne aufgeht, aus Sicht.“
Die Mannschaft hatte indessen in wilder Hast Alles herbeigeschleppt, was an Provisionen aus der ihnen geöffneten und von dem Feuer noch nicht angegriffenen Proviantkammer zu erreichen war. Die kleinen, überdies immer bereiteten Wasserfässer für jedes Boot waren gefüllt und standen am Deck, jeden Augenblick hinuntergelassen zu werden, da man die oben in der Schwebe hängenden Boote, Unglück zu verhüten, nicht so schwer beladen durfte, ehe sie auf dem Wasser ruhten.
Der zweite Harpunier war indeß beordert, Munition und Gewehre aus der vordern Cajüte herbeizuschaffen, die Leute zu bewaffnen, und Capitain Silwitch sprang jetzt selber in seine Cajüte hinunter, die Gefangene herauf zu holen, ehe sich das Feuer dorthinein etwa die Bahn gebrochen hätte.
Vor allen Dingen seine Papiere und Geld zu sich steckend, für alle Fälle gerüstet zu sein, trat er zu Hua, die noch gebunden und regungslos in dem Sopha lehnte, auf das er sie gelegt.
„Mädchen, herauf mit dir!“ rief er ihr zu, nach ihren Armen fühlend, ihre Banden zu lösen. „Das Schiff brennt und wir müssen flüchten.“
„Hotuas Fluch hat dich getroffen,“ lachte aber die Jungfrau zornig auf, „seiner Rache bist du verfallen. Schon seit ich in deiner Macht bin, hab' ich den grimmen Feind gewittert, der in den Eingeweiden deines Schiffes wühlt – er ist von Minute zu Minute mächtiger geworden und da drinnen kannst du das fröhliche Knistern hören, wie er sich die Bahn gräbt ins Freie. Du bist verloren und der Sturm draußen läßt dir die Wahl jetzt zwischen Feuer und Wasser – zu verderben, wohin du dich wendest.“
„Noch nicht, mein Herz,“ lachte aber der Seemann in fester, trotziger Entschlossenheit, „so lange jene Canoes draußen in solchem Wetter leben können, brauchen wir auch in einem tüchtigen, regelrechten Boot nicht viel zu fürchten.“
„Canoes? – was für Canoes?“ frug Hua rasch aufhorchend.
„Es ist gut, mein Schatz,“ sagte der Seemann ausweichend, den das Wort schon gereute, das er gesprochen; „euere Fischercanoes mein' ich. Und nun komm!“ und ihre Banden mit einem Messer durchschneidend, führte er das Mädchen, die ihm jetzt willig folgte, an Deck hinauf. Der Rauch unten verstattete ihnen schon kaum noch das Athmen, während rasch die Nacht einbrach und ihren dunklen Schleier über das Meer legte.
Der erste Harpunier hatte indeß die Mannschaft in ihre verschiedenen Boote gewiesen, während er das eigene für sich und seine Leute wie für den Capitain mit seiner Gefangenen freibehielt, auch die Instrumente und einen Theil der Waffen da hineinstaute. Die übrigen sollten flott werden, so rasch sie könnten. An der Starbordseite hatte sich schon die Flamme durch das dünne Deck die Bahn gebrochen, und einmal nur erst ein wirkliches Luftloch für die Gluth geöffnet, und jeden Augenblick konnte dann das ganze Schiff in Flammen stehn. Die Boote blieben jetzt ihre einzige Rettung.
Als sie das Deck erreichten, schaute Hua rasch und spähend umher, und horchte in peinlicher Angst in die Nacht hinaus, aber nichts ließ sich weder erkennen noch hören und ihr nächster Blick, mit kalter Entschlossenheit nur einen Erfolg zur Flucht, sei diese so verzweifelt wie sie wolle, berechnend, musterte die Mannschaft der verschiedenen Boote erst und fiel dann auf das wild erregte Meer. Tief aufseufzend hob sich da ihre Brust, als sie das Trostlose eines jeden solchen Versuchs fühlte, und schaudernd wandte sie sich ab von dem Manne, der sie Allem entrissen, was ihr lieb und theuer war auf der Welt, und der sie jetzt umfaßte, sie wieder in das Boot zu heben, dem einen Element vertrauend, was das andere entfesselt bedrohte.
Ihr Fuß zögerte auch, als sie das Deck verlassen sollte; zog sie den Tod nicht solchem Leben vor? – Aber die Canoes? – das eine Wort, so unbestimmt und vague, hatte neue Hoffnungen in ihr geweckt. Wurden sie verfolgt, so lag Rettung im Bereich der Möglichkeit, denn ihre Landsleute sind berühmt selbst unter den kühnen Nachbargruppen im Bau trefflicher Canoes, mit denen sie hunderte von Meilen weit die See befahren und nicht selten sogar Stürmen trotzen.
„Komm, komm, mein Täubchen,“ mahnte sie aber der Engländer, ihr Sträuben fühlend, „du kennst die Gefahr nicht, der wir hier mit jeder Secunde Zögern ausgesetzt sind; an ein verwünschtes Faß Pulver unter Deck hab' ich bis jetzt noch gar nicht gedacht – über Bord Leute, über Bord in euere Boote, wenn euch euer Leben lieb ist!“ und das Mädchen auffassend, schwang er sich in demselben Moment über die Railing, als das Boot, von beiden Krahnen gesenkt, niederfiel auf das Wasser und noch von dem rasch die Fluth durchschneidenden Schiff den nachstürzenden Wellen immer wieder entführt wurde.
Lemon behauptete indeß das Ruder in all seiner sauertöpfigen Hartnäckigkeit, denn das Schiff mußte die Bahn halten, bis sämmtliche Boote frei waren. Eine Handspeiche neben sich, die er zuletzt in's Rad stecken wollte, es auf seiner Stelle zu halten, wenn er seinen Posten verlassen mußte, stand er mit unerschütterter Ruhe den jetzt aus mehren Stellen an Deck brechenden Krater unter sich beobachtend und anscheinend vollkommen gleichgiltig,