Название | Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen |
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Автор произведения | Gerstäcker Friedrich |
Жанр | Приключения: прочее |
Серия | |
Издательство | Приключения: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn |
Die Commando's am Bord den Steuernden zuzurufen, erforderten jetzt die ganze Aufmerksamkeit der Mannschaft, die an den Brassen, jeder an seinem Posten, stand, etwa gegebene Befehle zu anderer Stellung der Segel so rasch als möglich auszuführen, während der Capitain selber vorn von der Back aus, durch zwischen ihm und dem Steuernden aufgestellte Harpuniere, den Lauf des Fahrzeugs mit seiner Stimme lenkte. Die „Lucy Walker“ war übrigens ein treffliches Seeboot und gehorchte dem Steuer rasch; so umschifften sie denn auch, mit der jetzt immer frischer einsetzenden Brise, die so scharf von Osten herüberkam, daß sie in eine Bö auszuarten drohte, die gefährlichen Klippen, die ihnen rechts und links schäumende Brandungswellen herüberrollten und jetzt, von keiner Gefahr weiter bedroht, und gerade, als die Sonne in dem noch klaren Westen verschwand und die von gegenüber aufsteigenden Wetterwolken mit ihrem rosigsten Lichte übergoß, breitete sich die freie, offene See vor ihnen aus.
„Freie Bahn!“ rief da der junge Capitain in lustigstem Übermuth, seinen Hut gegen die noch immer unverdrossen heranschäumenden Canoes schwenkend, indeß der Bug seines eigenen Fahrzeugs, die Segel von der frisch und stark aufkommenden Brise gebläht, durch die krystallene Fluth schoß und die klaren Wellen zu beiden Borden spritzend abwarf. – „Freie Bahn! und nun auf Wiedersehn, vielleicht für nächstes Jahr. Armer Tai manavachi!“ setzte er dann lächelnd hinzu, als er noch einen Blick auf die Canoes warf, ehe er von der Back hinunter sprang, „wenn du wirklich da drin bist, thust du mir wahrhaftig leid, so, nur wenige Minuten, die Zeit, versäumt zu haben. Hättest du nicht so lange Siesta gehalten, vielleicht läge die Braut jetzt in deinen Armen, statt in meiner Cajüte. Zu spät nun deine Anstrengungen, mein Tapferer, zieh deine Ruder ein, tollköpfiger Bursch, oder das Wetter da drüben schneidet dir auch zum Land zurück die Straße ab?
Nun, meinetwegen,“ setzte er nach einer kleinen Pause hinzu, währenddem er zu seinem Erstaunen sah, wie die Canoes wirklich die Passage in offener See forcirten und dem drohenden Himmel und der trostlosen Aussicht auf Erfolg zum Trotz die Verfolgung noch nicht aufgegeben zu haben schienen, „wenn ihr's nicht besser haben wollt, so kann mir's recht sein; Nebenbuhler sind überdies gefährliche Gesellen,“ und an Deck hinunterspringend und die jetzt zurückbleibenden Canoes keines Blickes weiter würdigend, ging er wieder nach aft (hinten), dort die nöthigen Befehle zu geben, einen Theil der Segel wieder zu bergen und für ein doch mögliches Unwetter, das in diesen Breiten oft einen furchtbaren Charakter annehmen kann, wenigstens vorbereitet zu sein.
Die „Lucy Walker“ ließ die Insel, jetzt vor dem Wind laufend, rasch hinter sich, und vor ihnen war an dem, im Abendschein klar abgeschnittenen Horizont kein Land mehr sichtbar.
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„Zum Teufel noch einmal, Legs,“ sagte Pfeife mit seiner feinen, quitschigen Stimme, als die eine Wacht ins Logis beordert war, rasch ihr Abendbrot einzunehmen, um an Deck bereit zu sein, wenn das Wetter die ganze Mannschaft oben verlangte, indem er an seinen indessen kalt gewordenen Bananen kaute, „das riecht mir schon seit einer Weile so verdammt brandig hier unten – hast du noch Nichts gemerkt?“
„Mir ist's auch schon so vorgekommen,“ rief der Schotte jetzt rasch, der in tödlicher Ungeduld wie auf Kohlen gestanden und nur nicht gewagt hatte, selber das erste Wort darüber zu sagen. Wäre er sich seines Verbrechens nicht bewußt gewesen, würde er gar nicht daran gedacht haben, in der ersten Entdeckung ein Zeichen zur Anklage zu finden; „weiß der Henker, wo's herkommt, aber es riecht versengt und wir lassen Spunt lieber einmal nachsehen.“
„Wo?“ frug Spunt, wie der Böttcher auf Wallfischfängern gewöhnlich genannt wird.
„Nun, hier unten in den Ecken, oder wenn da nichts ist, unter Deck,“ sagte Douglas ausweichend.
„Na, hier werdet Ihr doch wohl auch selber die Nasen in die unteren Koyen bringen können,“ knurrte der Böttcher, der eben an einer höchst wohlschmeckenden Schweinsrippe kaute, „Spunt – immer nur Spunt; Spunt muß bei Allem dabei sein und damit seid Ihr gleich fertig.“
„Alle an Deck!“ schrie da die gellende Stimme des Harpuniers, der zugleich mit einer aufgegriffenen Handspake auf die Logisluke schlug, seinen Worten größeren Nachdruck zu geben; „Alle an Deck da unten und reefen22, herauf mit Euch, herauf!“
„Mr. Mate!“ rief der Schotte jetzt, der zuerst die kleine schmale Leiter heraufsprang, während Legs und Pfeife indessen noch überall in den Ecken herumvisitirten und rochen, dem unverkennbar brandigen Duft auf die Spur zu kommen, „da unten –“
„Reefen!“ schrie ihn aber der Harpunier an, nicht gewohnt, irgend eine Einrede zu gestatten; „Reefen, hast du's gehört, tauber Schotte? – nach oben, wohin du gehörst, oder ich bring dich hinauf mein Bursche!“
„Da unten riechts –“
„Will er das Maul halten und gehorchen, wenn ich ihm etwas sage?“ rief aber der rauhe Geselle, die hingeworfene Handspeiche in zorniger Drohung wieder aufgreifend.
„Feuer ist irgendwo unten!“ knurrte aber der Schotte fest entschlossen, sich diesmal nicht einschüchtern zu lassen und das Hauptwort gleich vorrückend, den Officier über die Wichtigkeit der Einrede nicht in Zweifel zu lassen; „es riecht brandig und muß irgendwo brennen, und wenn ihr's wollt brennen lassen, kann's mir recht sein.“ Und damit, als ob er Alles gethan, was von ihm konnte verlangt werden, sprang er auf die Railing und lief, die Wanten fassend, an diesen hinauf, den gegebenen Befehl auszuführen.
„Wo brennt's?“ rief der Harpunier aber rasch, die Handspake niederwerfend, dem jetzt ebenfalls heraufkommenden Pfeife an; „was ist da wieder los? – was habt ihr da unten wieder angerichtet?“
„Wir?“ schrie Pfeife, den Officier erstaunt ansehend; „angerichtet? Unser angerichtetes Essen haben wir unten stehen lassen, um schnell herauf zu kommen.“
„Der schottische Dickkopf da oben sprach von Feuer,“ rief der Harpunier nach oben sehend; „na, komm du mir nur wieder herunter!“
„Ja, brandig riecht's unten,“ betätigte dies aber ebenfalls der Matrose, „und Spunt hat's jetzt auch herausbekommen und schniffelt in allen Koyen herum.“
„Er soll nachher einmal unter Deck nachsehn,“ sagte der Harpunier; „jetzt rasch nach oben, boys, legt euch aus, daß wir die Segel klein bekommen,“ und zu dem Clüverfall springend, warf er dieses selbst los, daß der schwere, lange Clüver in seinem Stag niederschnurrte, nachher bei mehr Muße auf dem Clüverbaum festgeschnürt zu werden.
Bis jetzt wehte nur noch erst eine steife Brise, die aber, wie schon gesagt, leicht in einem Sturm ausarten konnte, und Capitain Silwitch wollte sein Schiff keiner unnöthigen Gefahr aussetzen. Durch die dichtgereeften Segel wurde aber auch ein Fortgang gehemmt, und wenn sie auch noch rasch genug durchs Wasser liefen, die ihnen trotzdem hartnäckig folgenden Canoes, behielten sie doch, so lange nämlich die jetzt rasch einsetzende Nacht nicht ihren Schleier über das schäumende Meer warf, deutlich von Deck aus in Sicht.
Der Harpunier hatte indessen über dem ihm gemeldeten brandigen Geruch die seine ganze Thätigkeit in Anspruch nehmende Beschäftigung des Segelreefens vergessen, und Capitain Silwitch, der bis dahin an Deck geblieben war, das aufsteigende Wetter und dessen Stärke abzuwarten, wollte sich eben vor einem, in diesem Augenblick beginnenden tüchtigen Schauer froh vielleicht, einen Vorwand zu haben – in die Cajüte hinabziehn, als Spunt nach dem Quarterdeck hinter kam und mit abgezogener Mütze seinem Officier meldete, der Feuergeruch würde stärker, und es wäre nöthig, daß sie unten nachsähen.
„Was gibt's?“ rief Capitain Silwitch, schon auf der Cajütstreppe und noch mit dem Kopf über die Seitenrailing derselben schauend; „was will der Mann, Sir?“
„Die Leute wollen vorn einen brandigen Geruch bemerkt haben,“ rapporte der Harpunier, „Spunt mag wohl einmal nach unten gehen und nachsehen?“
„Einen brandigen Geruch? – wo?“ rief der Capitain, rasch wieder an Deck springend, denn mit Feuer an Bord eines Schiffes ist nicht zu spaßen. „Damn it,, mir ist's auch schon vorher einmal so vorgekommen. Reißt
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Segel verkürzen.