Das wundersame Seniorenheim - Teil III: Lucia und Lukas und der Frankfurter Zoo. Rosemarie Knutzen

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Название Das wundersame Seniorenheim - Teil III: Lucia und Lukas und der Frankfurter Zoo
Автор произведения Rosemarie Knutzen
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Год выпуска 0
isbn 9783957444110



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so wie es früher war“, sagte Lukas.

      „Ach ja, eure Omi, sie liebte diese Großmarkthalle, nannte sie ihre ‚Alte Lady’.“ Uropa Heinz erzählte seinen Enkelkindern die Geschichte über die Großmarkthalle. Dass sie 1928 am Rande von Frankfurt gebaut wurde und damals die größte freitragende Halle von ganz Europa war. Man nannte sie auf hessisch die „Gemiesekersch2“, da sie innen wie eine Kirche aussah mit ihren großen Gewölben. Viele Filme wurden hier gedreht.

      „Omi hat uns darüber erzählt, sie war ja dabei und hat sogar mit den Schauspielern gesprochen. Muss das toll früher hier gewesen sein“, sagte Lucia ergriffen.

      „Es war eine einzigartige Atmosphäre, eine andere Welt sozusagen. Früher kamen ja noch die Eisenbahnzüge mit den Bananenstauden hier an. Wenn die ausgeladen wurden, entdeckte man so manche große Spinne oder giftige Schlange. Was ein Glück, dass der Zoo nicht weit weg ist, die Tierpfleger haben dann die ungeliebten Gäste eingefangen. Ach, darüber könnte eure Omi ein ganzes Buch schreiben.“

      „Das wäre toll, dann hätten wir eine Erinnerung an die alte Großmarkthalle. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir Omi bitten, alles aufzuschreiben“, sagte Lukas.

      „Ja, das machen wir, eine gute Idee“, stimmte Lucia ihrem Bruder zu. Lucia, Lukas und Uropa Heinz liefen noch ein Weilchen am Main entlang, der Fluss, der durch Frankfurt fließt, weshalb die Stadt auch Frankfurt am Main heißt. Sie setzten sich auf eine Bank, aßen ihre Brötchen und tranken dazu Wasser, das sie mitgenommen hatten.

      „Wie schön das hier ist“, schwärmte Lucia, „und der Blick auf die vielen Hochhäusern, atemberaubend.“ Lukas nickte zustimmend.

      „Morgen gehen wir in den Zoo“, sagte Uropa Heinz und kratzte sich nachdenklich den Kopf.

       Der Frankfurter Zoo

      Uropa Heinz hatte wieder seinen Rucksack mit belegten Brötchen, Wasser und Äpfeln dabei.

      „Wenn man draußen ist, bekommt man schnell Hunger“, sagte er, „und dann ist es schön, wenn man etwas dabei hat.“

      „Ja“, stimmte Lucia zu, „das machen wir zu Hause auch so. Mama sagt immer, die frische Luft macht hungrig und sie hat recht.“

      Uropa Heinz erzählte auf dem Weg die Geschichte des Frankfurter Zoos.

      „Schon 1858 wurde der Zoo von Frankfurter Bürgern gegründet. Damals war er noch sehr klein und stand am Anfang vor dem Stadtteil Bockenheim.“

      „Ja, Bockenheim kennen wir, da ist das Senckenberg-Museum“, unterbrach ihn Lukas.

      „Das stimmt“, lächelte Uropa Heinz. „Als immer mehr Tiere dazu kamen, wurde das Gelände allmählich zu klein und der Zoo wurde 1874 auf die Pfingstweide verlegt, wo er heute noch ist. Der bekannteste Zoodirektor war Prof. Dr. Dr. Bernhard Grzimek, er war fast 30 Jahre Zoodirektor und wegen seiner sensationellen Fernsehauftritte und Filme bei vielen Menschen bekannt und sehr beliebt. Der Zoo ist elf Hektar groß und es leben etwa 4.500 Tiere dort. Sehr viele Tierarten sind im Exotarium und im Grzimek-Haus. Das neueste im Zoo ist der Borgori-Wald für unsere Menschenaffen. Es kommen jedes Jahr fast eine Million Besucher, die den Zoo ansehen wollen.“

      „Das ist ja Wahnsinn“, Lukas staunte, „und das alles hier!“ Schon standen sie am Eingang vom Zoo, das schlossartige Gesellschaftshaus am Eingang sah richtig toll aus. Irgendwie wirkte Uropa Heinz nervös, er sah sich ständig um.

      „Suchst du etwas, Uropa“, fragte Lucia.

      „Wie bitte? Ach ja, ich schaue nach Tierpfleger Karl, der kann uns noch einiges erzählen.“ Sie liefen von Gehege zu Gehege und staunten über die viele Tierarten und die Eigenschaften der einzelnen Tiere. Einige Tiere wurden gerade gefüttert und so bekamen sie auch Tierpfleger Karl zu sehen, der ganz aufgeregt zu Uropa Heinz kam. „Nicht schon wieder“, flüsterte Uropa Heinz.

      „Doch“, sagte Karl und sah verstohlen zu Lucia und Lukas herüber.

      „Was ist denn?“, fragten die Beiden neugierig.

      „Ach, das muss ich euch in Ruhe erzählen“, sagte Uropa Heinz, „wir setzen uns auf die Bank da drüben.“ Sie nahmen auf der Bank im Schatten Platz. „Nun stelle ich euch erst einmal Tierpfleger Karl vor. Karl kenne ich schon bestimmt 20 Jahre“, sagte Uropa, „und jedes Mal, wenn ich in den Zoo gehe, begrüßen wir uns.“ Karl nickte den Kindern zu.

      „Ja, euer Uropa gehört schon fast zum Inventar, er ist mindestens drei Mal die Woche hier und kennt sich schon genauso gut aus wie ich.“

      „Ach naja, so gut wie du nicht, aber da ich eine Jahreskarte habe und nicht so weit weg wohne, bin ich sehr oft hier.“

      „Und was ist jetzt los, Uropa, warum habt ihr geflüstert?“, fragte Lukas ungeduldig.

      „Nun ja, es ist nicht so einfach, euch das zu erzählen, es überhaupt jemanden zu erzählen“, sagte sofort Tierpfleger Karl, „wir haben vom Zoodirektor die Anweisung erhalten, niemanden etwas zu sagen, da es so unglaublich ist.“ Jetzt waren Lucia und Lukas gespannt wie Flitzebogen.

      „Erzähl schon, Uropa, was ist los“, sagten beide auf einmal. Da fing Uropa Heinz an zu erzählen.

      „Es begann vor vier Wochen, Karl, wenn ich etwas Falsches sage, berichtige mich bitte“, Karl nickte. „Wie so oft kam ich in den Zoo und lief gleich zu den Alpakas und was sehe ich? Keine Alpakas, sondern den Streichelzoo. Ich lief zum Streichelzoo und schaue, was da drin ist, da sehe ich die Alpakas. In diesem Augenblick kam Karl mit anderen Tierpflegern angerannt und sperrten das ganze Gebiet zwischen dem Alpakagehege und dem Streichelzoo ab. Er kam auf mich zu und sagte: ‚Heinz, gehe zum Exotarium, dort treffen wir uns, ich muss dir etwas erzählen.’ Und so lief ich zum Exotarium, schaute mir die Pinguine an und setzte mich auf die Bank. Einige Zeit später kam Karl total aufgeregt zu mir. ‚Es ist die Hölle, jetzt schon zum dritten Mal.’ – ‚Was denn?’, fragte ich Karl. ‚Na dass die Tiere vertauscht wurden!’ – ‚Ich kapiere gar nichts, fang doch von ganz vorne an und beruhige dich, Karl.’ Und so erzählte mir Karl, was in den letzten Wochen passiert ist.

      ‚Es fing an’, sagte Karl, ‚als ich bei den Greifvögeln war. Ich stellte fest, dass die einzelnen Vögel in den Gehegen vertauscht worden waren, der Geier war im Adlergehege und der Adler im Geiergehege und so weiter. Ich dachte, das gibt es doch nicht, man kann doch nicht einfach die Vögel austauschen, aber es war so. Eine Erklärung dafür fanden wir nicht und so wurde das ganze Vogel-Gebiet gesperrt und mit sehr viel Mühe die Vögel wieder in ihre richtigen Gehegen gesetzt. Das war eine Menge Arbeit’, sagte Karl. ‚Wir dachten, das war es nun, da hat sich einer einen bösen Streich ausgedacht und hatte nun seinen Spaß. Aber es war erst der Anfang. Es war wie verhext, jedes Mal waren andere Tiere in den Gehegen vertauscht. Gott sei Dank ist es noch nicht zur Katastrophe gekommen, aber es waren zum Beispiel die Tiger im Löwenkäfig und die Löwen im Tigerkäfig. Wir mussten den Tierarzt holen, der die Tiere betäubte, damit wir sie wieder in ihre Käfige transportieren konnten, der reine Wahnsinn und keine Erklärung, wie das passiert ist. Der Zoodirektor ist schon ganz verzweifelt, er sagt, wenn das an die Presse geht, dann können wir schließen.’“

      „Deshalb sollen wir auch nichts sagen, euer Uropa hat es eben mitbekommen, aber ich weiß, dass er es niemals weiter erzählen würde, deshalb habe ich ihn eingeweiht. Auch ihr müsst jetzt schwören, dass ihr niemals jemanden davon erzählt.“ Lucia und Lukas waren wie versteinert. „Das gibt es doch nicht“, sagte Lucia und schaute ihren Bruder an.

      „Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu“, meinte Lukas. Alle nickten mit dem Kopf. Lucia und Lukas schauten sich ernst an und hoben die Finger zum Schwur. Die andere Hand hielten sie jedoch mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken versteckt. Nur für den Fall, dass sie eventuell Hilfe brauchten, von ihren Freunden im Seniorenheim.

      „Nun lasst uns aber weiter die Tiere