Das Biest in Dir. Felix Hänisch

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Название Das Biest in Dir
Автор произведения Felix Hänisch
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Серия
Издательство
Год выпуска 0
isbn 9783967525793



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löste und auf den Ork zusprang.

      »Isolandòr? Du lebst?«, hauchte sie ungläubig, jedoch überglücklich, als sie den elfischen General erkannte, der Darius nun unerwartet zu Hilfe kam. Ihre Worte gingen allerdings in mehreren kurz aufeinanderfolgenden Klatschern unter.

      Drug hatte zu lang auf die Kette an seinem Handgelenk gestarrt, bis ihm klar wurde, dass wohl jemand mit aller Kraft am anderen Ende daran ziehen musste. Als er schließlich verärgert den Blick hob, um sich nach dem Übeltäter umzusehen, traf ihn bereits der erste Faustschlag direkt auf das flache Kinn. Noch bevor das Ungeheuer auf den unerwarteten Angriff reagieren konnte, folgte ein weiterer Hieb auf die nüsternähnliche Nase, sodass dickflüssiges Orkblut nach allen Seiten spritzte.

      »Wenn du ihn willst, dann musst du erst an mir vorbei!«, spie Isolandòr, während er seine Faust zum dritten Mal in weitem Bogen auf die schmerzerfüllt aufheulende Kreatur zufliegen ließ. Reflexartig riss Drug sich die muskelbepackten Arme vors Gesicht und wich zurück. Dafür musste er jedoch von Darius ablassen, dessen kraftlose Beine ihn ohne den Druck von hinten nicht länger aufrecht zu halten vermochten. Somit fiel sein geschundener Körper, ein kaum vernehmbares Stöhnen von sich gebend, regelrecht in sich selbst zusammen.

      Noch immer war der Kopf des Iatas unnatürlich weit nach hinten gebogen und es ließ sich nicht sagen, ob sein Rückgrat dauerhaften Schaden genommen hatte. Der Aufschlag auf den Boden hätte jedoch mit Sicherheit sein Übriges getan, wenn Therry nicht geistesgegenwärtig und ohne Rücksicht auf ihre eigenen Verletzungen nach vorne gehechtet wäre, um ihn aufzufangen. Im allerletzten Augenblick gelang es ihr, die Arme durch die engen Gitterstäbe zu strecken und Haupt und Schultern ihres Freundes nur eine Handbreit über dem Boden festzuhalten.

      Kraftlos und schlaff lag sein Kopf in ihren Händen, während sie verzweifelt versuchte, selbigen sicher in ihrer Armbeuge zu betten. Da Isolandòr allerdings noch immer wie vom Taiscor gestochen auf den völlig unvorbereiteten Ork einschlug, schien es bloß noch eine Frage der Zeit, bis dieser mit seinem massigen Körper auf Darius herabfallen und ihm somit endgültig den Garaus machen würde. Nur allzu gern hätte Therry ihn aus dem Gefahrenbereich gezogen, doch mehr als ihn mit ihren Händen zu schützen, vermochte sie nicht.

      »Darius, bitte sag was.« Die Tränen liefen der jungen Iatas inzwischen haltlos über das zerschundene Gesicht, während sie ihn behutsam so nah wie möglich an die im Boden verankerten Gitterstäbe zu ziehen versuchte. Da sie jedoch noch nicht einmal dazu in der Lage war, sich aus eigener Kraft auf den Beinen zu halten, stellte das eine schier unlösbare Aufgabe dar. »Bitte, du darfst jetzt nicht sterben«, wimmerte sie und strich Darius zärtlich mit den Fingern über die Wange. Just in diesem Augenblick streckten sich zwei weitere Frauenhände kurz über dem Boden durch die Gitterstäbe und griffen nach den Beinen des reglosen Kriegers.

      »Dreh seinen Kopf vorsichtig auf die Seite«, befahl Amestris, die sich ein Herz gefasst hatte und trotz der unmittelbaren Nähe zu Drug zurückgekommen war, um den beiden Menschen zu helfen.

      »Verrecke, du grüne Missgeburt!«, schrie Isolandòr und ließ nach wie vor seine Fäuste gegen den Schädel der Bestie krachen. Weder seine blutenden Fingerknöchel, noch die Wunde, die er im Kampf gegen Loës davongetragen hatte, würden ihn davon abhalten, den Ork mit bloßen Händen niederzustrecken. Aber der erwies sich als standfester, als es im ersten Moment den Anschein gehabt hatte. Bereits nach wenigen Herzschlägen hatte das gewaltige Ungeheuer, welches selbst ihn um mehr als eine Haupteslänge überragte, seinen ersten Schock überwunden und begann nun seinerseits auszuteilen.

      Wuchtig und zum größten Teil ungezielt – was nicht zuletzt an der beträchtlichen Menge seines eigenen Blutes lag, das ihm in den Augen klebte – stieß Drug seine breiten Fäuste in Richtung des elfischen Generals. Der musste nun seinerseits zurückweichen, wollte er nicht wie eine Sandnuss zermalmt werden. Selbst das Abwehren der Angriffe gestaltete sich als ein Ding der Unmöglichkeit, da Drug mit so viel Kraft zuschlug, dass er ihm die Unterarmknochen zu zerschmettern drohte, sollte er mit ihnen kollidieren.

      Schon konnte Isolandòr die beiden anderen Orks im hinteren Teil seiner Zelle hören. Indem er einen kurzen Moment ihrer Unachtsamkeit für sich ausgenutzt hatte, war es ihm gelungen, dem Griff der Bestien zu entkommen und sie kurzerhand zu überwältigen. Doch nun erhoben die zwei sich unter Stöhnen und Fluchen wieder vom Boden und setzten mit schwer trampelnden Füßen auf ihn zu.

      Der Elf erkannte, dass ihm nur noch eine letzte Chance blieb, zumindest das ihm gegenüberstehende Exemplar zu töten, bevor sie ihn jeden Augenblick zu Boden ringen oder in Stücke reißen würden. In einem günstigen Moment, kurz nachdem er es erneut nur um Haaresbreite geschafft hatte der todbringenden Faust von Drug auszuweichen, sprang er mit einem Satz auf den Ork zu.

      Mit ganzer Kraft packte er ihn bei den langen, spitz zulaufenden Ohren, die, so ganz im Gegensatz zu denen seines Volkes, schlaff wie die eines alten Köters gen Boden hingen. Und indem er all seine Geschwindigkeit und sein akrobatisches Geschick einsetzte, wie sie einzig von einem Elf nach jahrelanger Übung entwickelt werden konnten, sprang der General blitzartig auf die wilde Bestie zu.

      Während er mit Macht den Kopf des Orks nach unten zog, bewegte er im gleichen Maße ruckartig sein Knie auf dessen Gesicht zu, um es mit einem alles entscheidenden Stoß zu zerschmettern.

       Alle gegen einen

      Therry tat, wie ihr geheißen und drehte Darius’ Kopf vorsichtig auf die Seite, sodass dieser nun auf seine eigene Schulter gebettet war. Mit vereinten Kräften zogen die beiden Frauen ihn so nah wie möglich zu sich an die Gitter, sodass Drug und Isolandòr ihn nicht versehentlich unter sich zermalmen konnten. Ein leises Stöhnen entwich den leicht geöffneten Lippen des reglosen Kriegers und deutete an, dass er zumindest im Moment noch nicht das Zeitliche gesegnet hatte.

      »Halte seinen Kopf gerade und sorg dafür, dass kein Druck auf seinem Genick lastet«, meinte Amestris befehlsmäßig an Therry gewandt und tastete vorsichtig und mit geübten Handgriffen Stück für Stück Darius’ Wirbelsäule ab. Währenddessen hielt sie jedoch ununterbrochen den Blick furchtsam auf Drug gerichtet, an dem die Angriffe ihres Landsmannes ohne nennenswerte Verletzungen abzuprallen schienen. Die Iatas-Kriegerin bekam ihrerseits kaum etwas von dem Kampf mit. All ihre Aufmerksamkeit war einzig auf die flache Atmung ihres Gefährten und das konstante Geradehalten seines Nackens gerichtet.

      »Bleib bei mir, Darius. Bitte verlass mich nicht«, flüsterte sie flehentlich, während sie ihm unentwegt das halb geronnene Blut unter der Nase wegzuwischen versuchte, so als könne sie damit auch gleichermaßen seine inneren Verletzungen bereinigen. Behutsam legte die junge Frau ihre Stirn an seine Wange, was sich als schwierig erwies, da sie nun ebenfalls in unnatürlich verkrümmtem Winkel zu den im Boden eingelassenen Gitterstäben liegen musste. »Ich brauche dich, Darius.« Tonlos hauchte Therry ihm die Worte entgegen, während sich ihre Lippen langsam und fast wie von selbst auf die seinen zu bewegten. »Ich ... ich liebe dich doch.«

      Kurz bevor ihre Münder sich berührten, ertönte ein lauter Knall und eine deutlich spürbare Erschütterung durchfuhr den Boden des Kerkers. Selbst Therry, die die Auseinandersetzung in der Nachbarzelle nur am Rande mitbekam, schaute nun erschrocken auf.

      Instinktiv verkrampfte Drug seinen Körper und hielt mit ganzer Kraft seine Muskeln unter Spannung, als der Elf ihn an den Ohren gepackt gen Boden ziehen wollte. Als er dann auch noch das Knie des verhassten Rotblüters auf sein Gesicht zurasen sah, schlug er wuchtig seinen Unterarm gegen dessen Schienbein. Schneller als man es einem Ork seiner Größe zugetraut hätte, fuhr er mit seiner Pranke um das Bein herum und schnappte mit solcher Kraft nach der Wade, dass er dem General beinahe ein Stück davon aus dem Körper gerissen hätte. Im selben Moment packte Drug ihn mit der anderen Pranke am Kragen und in einer ruckartigen Aufwärtsbewegung stieß er seinen verdutzen Gegner von sich weg.

      Isolandòr flog mehre Schritte weit durch die Luft und sein Kopf verfehlte die Wand auf der gegenüberliegenden Seite der Zelle nur um wenige Handbreit. Mit einem donnerschlagähnlichen Aufprall, der ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste, landete er auf dem Boden und rang für einen Moment mit der Ohnmacht. Das Echo war noch nicht zur Gänze verhallt,