Die letzten Farben. Jan Corvin Schneyder

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Название Die letzten Farben
Автор произведения Jan Corvin Schneyder
Жанр Социология
Серия
Издательство Социология
Год выпуска 0
isbn 9783966072366



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für das, was sie mal waren, plötzlich als erblindete Zyniker wieder.

      Egozentrismus, Spott. Und sie halten ihre Aussagen für gute Ratschläge. Ja, sie sind lauter. Ja, sie beherrschen vielleicht die Öffentlichkeit. Aber sie haben nicht recht. Sie irren sich. Denkst Du, das sei bedeutungslos? Nein, es ist nicht ein Nichts. Es ist ein Alles. Schlage Ironie, Sarkasmus und Zynismus nach und erkenne wo Du stehst. Und wenn Du vergiftet bist, dann reinige Dich. Was sie für Schwachsinn halten, ist ein Alles. Was sie für Mega halten, ist ein Nichts. Und kein Geschrei der Welt wird daran etwas ändern. Kein Geschrei kann aus etwas Falschem etwas Richtiges machen. Hat Euch nicht schon die Mutter gesagt, dass man nicht richtigliegt, nur weil man schreit? Wenn aus einem Hals nur Hass und Hysterie rauskommen: Klappe halten! Eskapismus hingegen ist keine Krankheit, sondern eine Lösung. Eine temporäre, zugegeben.

      Verloren. Gewonnen. Verloren. Auf dem Weg, es wieder zu gewinnen. Wir sind die, die daran glauben. Wir sind nicht so laut wie die, die alles hassen, aber wir sind eine Legion. Und am Ende werden sie begreifen, dass sie schreien und zetern können wie sie wollen – wir folgen ihnen trotzdem nicht.

      Früher gab es noch ein "mag ich nicht so sehr", heute wird alles gehasst. Flüchtlinge, AfD, Banker, Erdbeerkäse, Helene Fischer. Hass ist ein großes Wort. Wie Liebe. Beides inflationär gebraucht. Siehe Kapitel 2 und 3 dieses Buches. Verflixt.

      Gemeinsam gelangen wir durch dunkle Zeiten. Wir haben uns. Das ist viel mehr als sie haben. Sie haben nur ihren Zorn. Und sie feiern eine Parade. Sie werfen um sich mit Tand und Glitzer, sie lachen und sie schreien. Und was ist der Kern der Dinge? Sie feiern sich selbst, eine hohle Ansammlung bunter Clowns ohne Rückgrat. Halte Dich an die wahren, guten Dinge. Lass Dich nicht treiben von all den Trommlern, all den Gauklern und Bauchladen-Scharlatanen. Sieh die Schönheit der Welt und frage Dich ernsthaft, woher sie kommt, und was sie zusammenhält. Und dann geh los und tu etwas dafür, dass Du auf sicheren Pfaden an den Strudeln des Hasses vorbeigelangst.

      Abgerechnet wird am Ende, und siegen wird letztendlich nie der größte Schreihals und schon gar nicht der größte Heuchler, der mit scheinheiliger Empathie hausieren geht. Gut ist nicht das, wo jemand fett "gut“ hinauf geschrieben hat, sondern gut ist was gut ist. Und das findet meist im Verborgenen, im Kleinen statt. Lasst sie ihre Paraden, ihre Events, Hypes und Trends abhalten und hochleben lassen. Es ist Selbstbeweihräucherung, Schwäche und Orientierungslosigkeit. Es gibt ewige Werte, und Menschlichkeit bemisst sich nicht in selbstgerechtem Aktionismus.

      Aufrecht. Demütig. Leid tragen. Ertragen ohne Anklagen. Dankbarkeit trotz Schmerz. Güte. Das rechte Augenmaß. Innere Stärke, die nicht auf Kosten anderer Menschen wächst. Zu wenig davon ist geblieben. Alles was tugendhaft war, ist nunmehr verhasst. Menschen mit Verfolgungswahn, Menschen, die alles und jeden verdächtigen und beleidigen. Inzwischen muss man glauben, dass es nicht Engagement und Menschenliebe sind, sondern persönliche Dämonen. Bekehren werde ich sie nicht, aber ich muss nicht zum Publikum gehören. Alles was hasserfüllt ist, hat kein Publikum verdient. Die Welt braucht Intelligenz und Kreativität, aber positive. Keine Verurteilung und Spaltung. Nicht noch mehr davon.

      Der Grund ist natürlich meist die Verbesserung der Welt. Dazu muss man anscheinend irgendwen oder irgendwas verabscheuen. Politiker, Banken, Griechen, Dieter Nuhr, die Frau in der Kassenschlange vor uns, der Nachbar, der Chef, die Ex, die AfD, die Bayern, das neue iPhone. So viel offener und versteckter Hass, meist gegen völlig Belangloses gerichtet, vergiftet die Menschen, vergiftet die Welt. Und eines ist er immer: Ausdruck eigener Schwäche.

      Und es schwingt schon die Trauer mit, wenn ich an all das unnötige, kommende Leid denke, das sich die Menschen immer weiter ohne Not zufügen, aus Habsucht und Rechthaberei. Trotzdem, warum nicht lächeln? Lassen wir uns von dem Hass nicht anstecken. Nur das trennt uns noch von ihnen.

      Innehalten, Kräfte sammeln. Wir sind voller Vertrauen, voller Stärke – wir dürfen uns ärgern, aber niemals verzweifeln. Die Welt ist voller missmutiger, dunkler Energien, die uns mit in ihren Strudel ziehen wollen - wir sehen zu, hören zu, doch schweigen. Wir schweigen nicht aus Furcht, sondern weil wir all jenen unfreundlichen und unfriedlichen Menschen auf diese Weise den Wind aus den Segeln nehmen. Sie sind bereit, lediglich zweierlei Äußerungen von uns zu empfangen: Erstens Zustimmung und Einstieg in den Sog des Bösen, zweitens Widerspruch – gerade darauf warten sie, denn nun könnten sie ihren Zorn entfesseln. Eine Diskussion ist sinnlos. Sie sind nicht offen, von der Wahrheit, vom Licht, vom Guten überzeugt zu werden. Sie sind Freunde des Schattens, dem Untergang geweiht. Lasst sie an Euch abperlen wie Regen an Porzellan. Wir sind im Innern warm und stark, reich und gut. Ein Lächeln und ein guter Schluck sagen mehr als tausend Worte. Lasst verlogene Tiraden an Euch vorübergehen, wartet auf den entscheidenden Moment, in dem Ihr durch eine Tat, nicht durch Geschwätz, deutlich zum Ausdruck bringen könnt, was Ihr wirklich von ihnen haltet. Wut, Neid, Gier und Geltungssucht werden ihre schweren Geschütze auffahren, doch sie werden kein Ziel finden. Ein kostspieliger Krieg, zu dem kein Gegner erscheint. Und während sie die Messer wetzen, spielen und lachen wir mit unseren Kindern, lesen genussvoll unsere Lieblingsbücher, nehmen ein heißes Bad und schlafen den Schlaf der Aufrichtigen. Die Bösen sind so herrlich unglücklich. Wie befriedigend. Und die Freude am Leid anderer ist eine Schwäche, ja, aber der „Wer anderen eine Grube gräbt…“ – Gerechtigkeit kann sich kein menschlicher Geist entziehen.

      Alles schreit, wir sollen die Hunde des Krieges entfesseln. Doch wie, frage ich Euch, fange ich den brennenden Schattenwolf wieder ein, wenn er sich in die Welt gefressen hat? Brodelnden Hass in Gewalt münden zu lassen, ist kein mutiger Schritt, nur die Aufgabe des Kampfes gegen den Dammbruch. Ist der Fluss einmal in der Stadt, wirst Du sie lange Zeit nicht trocknen können. Es lohnt sich, um die Mauern zu kämpfen.

      Nicht tot, solange der Zorn brütet. Nicht krank, solange die Wut kocht. Nicht geheilt, solange die Rachsucht ätzt. Doch alles verletzt am Ende alle Beteiligten, nichts davon ist vom Wesen her gut.

      Als uns nichts mehr blieb außer unserer menschlichen Schwäche, da erkannten wir darin unsere größte Stärke. So wird es immer wieder geschehen.

      Sie jedoch, die „Hassis“, nehmen alles was gratis ist. Sie sind gierig. Gierig nach Kurzweil. Sie geben nichts. Höchstens ein Lächeln. Oh, ein Lächeln. Wie schön. Aber sie sind der Meinung, dass ihnen alles zusteht und nur gut ist, was umsonst ist. Auch ihre Mühen sind umsonst. Sie werden immer außen vor bleiben, nie begreifen, nie glücklich sein. Wer nichts gibt, bekommt auch nichts. Nichts von echtem Wert.

      Wundern über Oberfläche. Aus der Gegenrichtung. Natürlich gibt es schäbige und primitive Dinge und Wesen, aber dass die selbsterklärte Elite alles abwertet, das mal von intellektueller Ausgewogenheit abweicht, ist mindestens ebenso verwerflich wie das offensichtlich Verwerfliche. Wann habt Ihr beschlossen, keine Menschen mehr zu sein? Der Hass beschleunigt diesen Prozess nur. Verbannen wir ihn aus Gedanken, Worten und Taten.

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