Название | Mittendrin und am Rande – Lebenserinnerungen eines Vertriebenen |
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Автор произведения | József Wieszt |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991310266 |
ASZ: Gegenöffentlichkeit 574
Es waren meistens spontane Aktionen 575
„Kritische Theorie“ 577
„Russen raus aus Prag!“ 579
Studienreise nach Prag 579
Ein turbulenter Rundflug 582
Studienreise nach Marseille 585
Chateau d’If 586
Bouillabaisse 586
Ein Bischof stört 588
„Das Herbertsche“ 589
„Einige Tote, und der Spuk hat ein Ende“ 592
RAF, „Rote-Armee-Fraktion“ 593
KPD/ML 594
Mao Tse-tung 595
Dissertation und Abschied 597
Ein Seminar in Schotten 602
Studenten und Arbeitsdirektoren 603
Jugend- und Erwachsenenbildung 605
Hier soll ich wohnen? 606
Wieder zu den Schneebergen meiner Kindheit 608
Aber welch ein Unterschied zu damals 609
Krainburg, Kranj 610
Ein Kollege erzählt von Faschismus und Krieg 610
Exkursionen 611
Bled 612
Nach der Reise 613
Seminare: Themen, Ziele und Methoden 614
Internationale Jugendbegegnungen 616
Impressum
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© 2022 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99131-025-9
ISBN e-book: 978-3-99131-026-6
Lektorat: Mag. Elisabeth Pfurtscheller
Umschlagfoto: Mark Aplet, Svetlana Larina | Dreamstime.com;
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: József Wieszt
Statt eines Vorworts: Erinnern
Erinnerung kommt ungerufen, bleibt aus trotz großer Mühe, sie herbeizuzaubern. Sie ist mir nicht dienstbar, handhabbar, wenn ich sie dringend brauche. Bei Namen überwiegend lässt sie mich im Stich. „Wie hieß denn der noch, du weißt schon, der mit …?“ Aber meistens tut sich nichts. Wie eine Ahnung, schwaches, dämmriges Wehen ist der Name in mir, entflammt aber viel zu selten zu seiner vollen Gestalt. Später, wie zum Trotz, in unpassenden Zusammenhängen ist er dann da, drängt sich zwischen anderes, zu ihm nicht Gehöriges, stört mitunter, lenkt ab.
Erinnerung drängt sich mir nicht auf, eher schon ihre dunkle Schwester, das Vergessen: der Mangel an Einzelheiten, Gefühle, Empfindungen, Kleinigkeiten, Zeichen, Gesten, Blicke, Verstecktes. Wie soll da leicht ein Bild entstehen, eine Situation, ein Gemälde, Wortbild, Wortsituation, Wortgemälde?
Wann wurde mir abgewöhnt, auf das Kleine zu achten, wann fing ich an, es zu verachten, verachte ich es? War es, weil ich so lange im Kleinen war? Was ist das Leiden der Kreatur vom Standpunkt der Weltgeschichte aus gesehen, war es das? Solch einen Unsinn habe ich einmal gedacht. Z. B. erhob ich das Proletariat zu historischer Größe und liebte nicht die Proletarier. Und doch war ich zu Hause im Milieu der kleinen Leute, wenn ich überhaupt gelegentlich irgendwo zu Hause war. In mir war immer meine Sehnsucht, dazuzugehören, nicht am Rande zu stehen. Und dennoch war gerade der Rand, das Zusehen von außen, mein gewöhnlicher Ort. Meine Tätigkeit, mein Handeln nahmen vom dort ihren Ausgang. Am Rand war ich zwar und dennoch mittendrin.
Die Ahnen
Seit dem Sieg der Osmanen über das Heer Ludwig II. bei Mohács 1526 war Ungarn dreigeteilt und Mittelungarn von den Türken besetzt. Die Burg von Ofen (Buda) war das Verwaltungszentrum des türkischen Teils. Dieser Teil war weitgehend menschenleer, die Dörfer zerstört und verlassen, das Land verwüstet und verödet. So blieb es bis zur Rückeroberung Ofens durch ein christliches Koalitionsheer im September 1686 und der gänzlichen Vertreibung der Türken aus Mittelungarn in der zweiten Schlacht bei Mohács 1687.
Ein Resultat dieses Sieges war, dass der Habsburger Kaiser Leopold I. und seine Nachfolger als erbliche Könige von Ungarn durch die ungarische Aristokratie anerkannt wurden. Die kaisertreuen Magnaten erhielten ihre früheren Besitzungen vom Kaiser zurück, oder sie wurden mit anderen Gütern belehnt. Sehr schnell erkannten diese Herren, dass ihnen die seit vielen Jahrzehnten nicht bearbeiten, verödeten und versteppten Güter nur Vorteile brachten, wenn der Boden rekultiviert wurde. Sie brauchten Menschen, die das konnten: Bauern und Handwerker. In Ungarn gab es davon bei Weitem nicht genügend. Es mussten also Siedler, Kolonisten aus dem Ausland geholt werden, die diese große und schwere Aufgabe übernehmen würden. In der Umgebung von Buda hatten die Grafen von Zichy ausgedehnte Güter mit kaum besiedelten oder ganz verlassenen Dörfern. Sie begannen unverzüglich, Siedler aus den deutschen Ländern, aus dem Elsass und aus Lothringen ins Land zu rufen. Das geschah zunächst aufgrund privater Initiative. Später erst wurde eine regelrechte Einwanderungspolitik vonseiten der staatlichen Verwaltung des Kaiserreichs betrieben.
Auswanderung nach Ungarn
1691 bereits erreichte der von den gräflichen Emissären verbreitete Ruf die Gemeinde Hechenheim in Württemberg, unterhalb der Burg Hohenzollern gelegen. Der dort ansässige Georg Wiest entschloss sich, nach Ungarn auszuwandern. Er stellte zunächst einen Antrag auf einen Freibrief, d. h. auf Freilassung aus der Leibeigenschaft.