Название | Was Mörder nicht wissen ... |
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Автор произведения | Lori Moore |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783991310907 |
Nils: „Was heißt das genau?“
„Ich werde einen kontrollierten Schuss im Waffenkanal abgeben, damit wir ein Projektil und eine Hülse von dieser Pistole haben.“ Der Schuss wird in einer extra hergestellten Schusskanal-Holzbox abgefeuert. Das Projektil wird in diesem Schusskanal festsitzen, dann wird es für den Vergleich herausgenommen. Dann erzählt er gleich von einem Vorfall: „Vor kurzem hat ein Polizist durch unvorsichtiges Hantieren mit der Waffe einen Schuss ausgelöst. Bei einer Handfeuerwaffe muss zuerst das Magazin entfernt und anschließend ein Entladen durchgeführt werden. Es könnte sich noch eine Patrone im Patronenlager befinden. Bei einer Waffentragebewilligung wird das gelernt. Aus Versehen drückte der Polizist ab und ein Schuss löste sich. Er war zum Glück alleine in der Kabine. Er ist unverletzt, musss sich aber mit Verdacht auf ein Gehörproblem ärztlich untersuchen lassen.
Der Waffenexperte ruft: „Achtung Schuss.“
Der Schusskanal besteht aus einzelnen Kammern. Dazwischen ist ein Blatt Papier, damit man erkennt, wie weit das Projektil durchgedrungen ist und es so schnell finden kann. Der Schusstest ist ein sehr wichtiges Beweismittel. Jede Waffe hinterlässt unverkennbare Spuren an der Hülse und dem Projektil. Und sie hat ihr eigenes Individualmerkmal, das kommt vom Zündstift her, dann vom Lauf. Es ist somit ein ‚Fingerabdruck‘ der Pistole. Nach dem Schusstest folgt ein sehr vorsichtiges Entladen der Waffe. Arbeitskittel, Kopfhörer und Brille können sie wieder ausziehen, jetzt geht es wieder ins Labor nach oben.
Der Forensiker untersucht dort die Schmauchspur. An der Hand wurde vom Opfer eine Probe genommen. Auf diese Probe wird eine Chemikalie gesprayt, die nicht reagieren sollte. Es passiert nichts, keine chemische Reaktion. Das beweist, dass die tote Frau nicht geschossen hat. Die Probe von der Badezimmertüre zeigt eine farbliche Reaktion auf den Schmauch. Am Türblatt hat sich Schmauch festgesetzt, man sieht dies als kleine Punkte. Daraus kann abgeleitet werden, dass der Schuss bei der Türe im Bad abgefeuert wurde.
Es muss noch abgeklärt werden, ob wirklich mit dieser Pistole geschossen wurde. Hülse und Projektil werden mit dem BallScan (Laboratory Imaging) vergrößert und die Individualmerkmale damit verglichen. Der Techniker zeigt den beiden die Vergrößerung: „Seht Ihr hier die verschiedenen Linien? Auf dem linken Bildschirm seht Ihr die Hülse vom Tatort und auf dem rechten die vom Schiesskeller.“ Die Bilder werden richtig positioniert, dann erkennen sie, dass beide gleich sind und von derselben Waffe abgeschossen worden sind. Es wird nach weiteren Abstimmungsmerkmalen gesucht. Für die Beweisführung vor Gericht ist es von Vorteil, wenn es mehrere gibt.
Moon kommt zu folgender Schlussfolgerung: „Das Opfer hat die Waffe nicht selber abgefeuert, es hat an den Händen keine Schmauchspuren. Der Mörder hat in der Umgebung der Türe den Schuss abgegeben, dort gibt es Schmauchspuren. Weiter steht fest, dass die Hülsen dieser Waffe übereinstimmend und von dieser abgefeuert worden sind.“
„Ja, das ist so. Ich werde das in meinem Bericht festhalten und Ihnen diesen zusenden“, bestätigt der Waffenexperte. Norwin und Nils bedanken sich: „Wir müssen jetzt zum Physiker von der Rechtsmedizin. Wo finden wir sein Labor?“
„Einen Stock höher, dort ist es angeschrieben.“
Physiker Rechtsmedizin
Die Weinflasche vom Tatort ist noch ein wichtiger Teil. Reichte ein Schlag für tödliche Verletzungen? Sie begrüßen den Physiker der Rechtsmedizin. Auch bei diesem Test werden Kittel, Schutzbrille und Handschuhe angezogen. Er geht der Frage nach, welche Schlagkraft mit so einer Flasche erreicht werden kann.
Norwin hat das so noch nie gesehen: „Für den Test habe ich einen kopfähnlichen Gegenstand hergestellt, auf welchen die Flasche geschlagen wird.“
„Wie machen Sie das?“
„Auf den Kopf trage ich eine dünne Schicht Plasticine auf, die das dünne Gewebe am Schädel simuliert.“
Nils kann das fast nicht glauben: „Das funktioniert so?“
„Jawohl. Der (Kopf-) Gegenstand hat physikalisch dieselbe Widerstandskraft wie ein echter Kopf. Wir gehen davon aus, dass die Flasche viel robuster ist, als man glaubt. In TV-Filmen sind die Flaschen aus Zucker, da ist man gewohnt, dass diese einfach und leicht in Brüche gehen. In der Praxis ist dies nicht der Fall.“
Die Ermittler stehen sehr nahe am Testgerät und sind gespannt, was da passiert. Der Rechtsmediziner lässt eine Flasche auf den nachgebildeten Kopf sausen. Fast wie bei einer Schiffstaufe, nur bei diesem Test bleibt die Flasche ganz. Eine Verletzung am Kopf wäre wahrscheinlich und vermutlich ein Schädelbruch. Der Physiker hat die Bilder vom CT gesehen und sagt: „Es wurde ein Bruch am Kopf wurde festgestellt und auch, dass innerhalb des Schädels Blutungen aufgetreten sind. Es ist anzunehmen, dass der Schlag mit der Flasche auf den Kopf nicht zum Tod geführt hat.“
Moon resümiert: „Somit können wir davon ausgehen, dass die Verletzung am Herzen durch den Schuss als Todesursache sehr wahrscheinlich ist. Die Kugel ist durch den Körper hindurch und hinten rausgetreten. Die endgültige Antwort wird uns die Rechtsmedizin geben.“
Im Polizeirevier besprechen die Ermittler den Mordfall. In diesem Verbrechen werden wichtige Mosaiksteine zusammengefügt, damit der Tatvorgang geklärt werden kann. Die Ermittler haben die Beweise, dass die Pistole die Tatwaffe ist. Auch die Schmauchspuren wurden dieser Waffe zugeordnet. Was noch fehlt, sind die Namen der DNA-Spuren der Vergleichsproben.
Norwin sagt zu Nils: „Wir müssen der Spur nachgehen, wie die Fingerabdrücke von Person B auf die Weinflasche am Boden kommen? Wurde die Frau tatsächlich kaltblütig erschossen? Ist sie auf den Mörder losgegangen und ein Schuss hat sich in einer Kurzschlusshandlung gelöst?“
Moon ruft den Techniker an, welcher die Tatortszenerie erstellt hat: „Ja, ja, gut, das würde passen, dann bis morgen.“
Vermessungs-Ingenieur Rechtsmedizin
Moon und Light sind im Technikerraum und hoffen, dass die Rechtsmedizin ihnen weiterhelfen kann. Die Tatortermittlung wurde eingescannt, das Computermodell ist anatomisch bewegbar.
„Wir arbeiten hier mit der modernsten Technik“, erklärt der Ingenieur. „Das heißt?“, fordert Moon den Mann heraus. „Die dargestellten Personen haben genau die Proportionen der toten Frau. Diese Daten wurden vom CT und vom äußeren Scan erfasst. Jedes Detail ist ersichtlich, die Verletzungen, die Oberfläche der Haut und ihr Skelett.“
„Somit sind die Verstorbenen alle etwa gleich?“
„Nein, auf keinen Fall. Bei jedem Toten werden die Daten individuell angepasst, dadurch lässt sich der Schussverlauf im Bild feststellen, die Ein- und Ausschusslöcher sind beim Opfer gut sichtbar. Erinnern Sie sich, bereits am Tatort wurde virtuell das Gleiche gemacht. Das Einschussloch im Duschvorhang und das am Schwamm beim Badwannenrand müssen stimmen, wenn die roten Linien in der virtuellen Nachbildung erstellt werden.“
Norwin ist beeindruckt und sagt anerkennend: „Für den Staatsanwalt sind solche Nachbildungen des Tatvorganges bei Mord von großer Bedeutung.“
Der Radiotechnologe beschreibt die Zukunft: „Wir entwickeln moderne und digitale Technologien, die auf der Jagd nach Killern eingesetzt werden. Anhand der DNA können wir Haut-, Augen- und Haarfarbe, Herkunft und Alter bestimmen. Diese Technik darf noch nicht offiziell eingesetzt werden. Das wird im Parlament mit einer entsprechenden Gesetzesgrundlage verabschiedet. Auf jeden Fall können wir mit dieser Methode ungeklärte Mordfälle lösen.“
„Was kann man sonst noch damit machen?“, fragt Moon interessiert.
„Der neue Fingerabdruck ist die Stimme eines Mörders.“
„Wirklich! Das ist den Mördern sicher nicht bekannt!“
„Wir können den virtuellen Tatort danach zugänglicher machen als den echten. Wir arbeiten mit Laser statt mit dem Maßband. Roboter kommen anstelle von Rechtsmedizinern zum Einsatz. Mit unserer neuen Technologie entlarven wir fast jeden Mörder. Die haben keine Chance mehr, uns zu entkommen. Das zeigt sich in der Statistik in der sehr hohen Aufklärungsquote (über 90 Prozent).“