Название | Die blaue Reiterin im Murnauer Moos |
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Автор произведения | C.-A. Rebaf |
Жанр | Языкознание |
Серия | Malerei, Erotik, Spannung |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750215092 |
„Ich habe es dem Wassy schon so oft gesagt!“ murmelte sie vor sich hin. „Aber er hört nicht auf mich! Er will immer nur sich selbst verwirklichen! Aber wir müssen auch von etwas leben. Er dagegen redet vom Ursprung seiner künstlerischen Bestrebungen, seiner malerischen Stimmgabel. Moskau, er habe nie etwas anderes gemalt. Abschiedsszene im Winter im Hintergrund der Kreml. Das soll Frau verstehen!“
Widerwillig packte sie das Bild aus und drapierte es so, das es einigermaßen in gutem Licht stand.
Beim nächsten sagte sie laut zu sich: „Schon wieder schwarz! Immer malt er alles in Schwarz!“ dann etwas leiser: „Kein Wunder fährt er auf meiner schwarzen Reizwäsche immer so ab! So ein verrückter Kerl! Aber wie liebe ich ihn doch!“ Sie lächelte still in sich hinein, verspürte ein bekanntes Ziehen entlang ihrem ‚Y‘, erschrak aber ganz plötzlich und schaute sich ängstlich um, ob ihr jemand hatte zu hören können. Beruhigt, dass sie niemand in ihrer unmittelbaren Nähe war, baute sie ihren Stand weiter auf.
Heute waren fast keine Interessenten zugegen. Sie wartete, unterhielt sich mit andern Marktweibern und fiel mit ihnen in eine großes Sammellamento ein, wie schlecht die Konjunktur und der Markt im Speziellen sei. „Ja früher, als wir noch auf dem Viktualienmarkt waren... das waren noch Zeiten! Da hatten wir immer Kunden und Umsätze! Diese verdammte Katastrophe!“ klagten vor allem die ältesten zahnlosen Weiber.
Vielleicht war ein abnehmender Mond wie gerade heute eine schlechte Phase für gute Stimmung und somit auch Umsatz. Dagegen bedeutet zunehmender Mond meistens das Gegenteil.
Immer wenn sie erfolgreich war, ging sie ins Ali Baba, ein türkisches Restaurant, in der Schillerstraße gleich neben dem Hauptbahnhof. Stolz prangt ein rundes Schild mit dem Hinweis 'seit 1970'. Das war in der Tat eine lange Zeit und weiß der Teufel, wie die Besitzer es angestellt hatten, auch nach der Katastrophe war das Restaurant wieder offen und bot einfache gute türkische Gerichte zu kleinen Preisen an. Nicht nur die überlebenden Migranten aus dem islamisch arabischen Umfeld kamen hier her, nein auch bayrische Rentner, die sich hier eine Mahlzeiten gönnten, weil sie zu faul waren, selbst zu kochen.
Aber heute hatte sie wohl keine Einnahmen, um sich diesen Luxus zu gönnen.
Noch war der Markt in Schwabing 'unbeschützt' d.h. ein Warlord war noch nicht aufgetaucht, um seinen Obolus einzutreiben. Schwabing lag günstig, das sich hier mehrere Reviere trafen. Der Warlord von Freising war im Norden zuständig, der von Rosenheim im Osten und Lakencourt im Süden. Da wollte keiner eine klare Linie markieren, um die anderen nicht zu provozieren. Das wusste natürlich niemand außer den Dreien selbst.
In der Stadt hingegen hatte sich niemand etablieren können. Vielleicht war die Verstrahlung und die Zerstörung zu groß? Vielleicht waren die Straßen nicht ausreichend breit, um mit einem Leopard II Angst einflößend und herrschaftlich aufzutreten?
Dennoch hörte Anitra plötzlich ein lautes Motorengeräusch. Es kam näher und näher, wurde lauter und lauter. Plötzlich klang es, als ob es an der nächsten Straßenecke auftauchen sollte. Kam es aus Richtung Westen über die Schwere Reiter Straße? Sie ließ alle Bilder liegen und Stehen, nahm nur ihr Fahrrad und Anhänger. In panischer Angst radelte sie in die entgegengesetzte Richtung, aus der der Motorenlärm kam.
Plötzlich Musik: Wagners Walkürenritt! Spätestens jetzt flohen alle anderen Marktweiber. Einigen hatten nur noch Zeit, sich in die nächste Hausruine zu flüchten und suchten im Dunkel der Ruinen Schutz.
Auf dem verlassenen Elisabethplatz angekommen ließ Lakencourt anhalten. Er befahl einem seiner Leute mit einem MG durch die Luft zu ballern. Er wollte einen Akzent setzen, sein Revier wie ein Wolf, jedoch nur akkustisch markieren.
Dann stieg er verächtlich von seinem Thron und schaute sich die verlassenen Marktstände an: Neben Lebensmitteln, Obst, Gemüse, Fleisch fiel ihm ein Stand mit Gemälden auf. Er schaute sich alle für seine Verhältnisse gründlich an. Sagte ihm der düstere schwarze Kartonhintergrund der Bilder zu?
Ihm fiel eine Signatur auf, die er fast in jeder Ecke einer Leinwand sah: 'Wassy'
Er dachte nach. Hatte er das nicht schon einmal gesehen? Auf seinem Leo war eine Art Steckbrief auf das Blech geklebt, den er kürzlich von einem Apfelbaum entfernt hatte. Tatsächlich die Schrift war identisch!
„Hab ich dich!“ hörte man ihn schmunzelnd sagen.
Alexis, the greek teuton
Alexis nannte sich selbst und unter Lachen 'the greek teuton', der griechische Germane. Im Gegensatz zu Zorbas the Greek mit dem gleichen Vornamen, war er klein gewachsen. Zorbas hatte noch ein paar Stoppelhaare, aber unser Alexis hier eine Vollglatze, die immer glänzte. Seine Behausung war eine Villa oberhalb der Partnach, wo früher einmal Garmisch-Partenkirchen war. Die Hausruine konnte nach der Atomkatastrophe so wieder hergestellt werden, dass man auch im Winter gemütlich darin leben konnte und der kalte Wind nicht mehr durch die Risse der Wände pfiff. Der nach vorne umgefallene markante Erker wurde sogar wieder aufgebaut, allerdings war es zu schwierig das runde Original zu reproduzieren und deshalb ragte jetzt nur die Spitze eines Dreiecks ganz im modernen Stil des Bauhauses vor der Jahrtausendwende nach vorne, alles aus Holz und Folie gezimmert. Es sah aus, wie nach dem zweiten Weltkrieg in vielen deutschen Großstädte, als Bombenschäden, die als irreparabel eingestuft wurden, einfach abgerissen und schmucklose Kästen stattdessen erbaut wurden. Damals ging es Immobilien mit unklaren Besitzverhältnissen besser, denn die wurden zunächst unberührt gelassen oder bestenfalls als bewachter Parkplatz genutzt. In den 80er und 90er Jahren hat man diese dann bebaut und dann damals durchaus architektonische Kleinodien geschaffen, die aber die nächste Katastrophe auch nicht überlebt haben.
Gemütlich war für Alexis sehr wichtig. Seine zänkische Frau machte ihm da zwar oft einen Strich durch die Rechnung, aber wenn es gar zu schlimm wurde, schloss er sich in sein Arbeitszimmer ein und versank in seiner Welt. Tauchte er wieder auf, half ihm sein sprunghaftes, launisches und nervöses Wesen einen Gegenpol zur Herrin seines Hauses zu setzen.
Alle drei bis vier Monate bekam Alexis Besuch. Das war immer dasselbe Ritual: Ein roter Paco-Paco mit Chauffeur fuhr vor. Im Heck saß ein älterer Mann mit hoher Stirn und einer runden Nickelbrille etwa wie John Lennon einmal eine trug. Kennen wir den Herrn? Ist das nicht...? Ja doch, er scheint es zu sein. Grinder war doch sein Name oder? Dieser Musiker, der nur etwas weiter nordwestlich von hier in Polling noch vor Jahren Orgel gespielt hatte. Oder erinnere ich mich doch nicht richtig? Aber damals war doch ein Knabe immer bei ihm. Wo ist der?
Ja meine Erinnerung trügt mich nicht. Es ist Grinder, der Musiker, der lebende Klon von Gustav Mahler, der auf italienische Konzertreisen ging und musikalische Erfolge nach der Katastrophe feierte. Er, der begann den Konzerttourismus wieder zu beleben. Eine Tradition die vor den Atombomben eine hohe Konjunktur hatte. Leider muss ich berichten, dass sein junger Genie, der Klon von Wolfgang Amadeus Mozart bereits gestorben war. Sein unsteter Lebenswandel, das Herumhuren, der Alkohol... Das hält selbst ein genetische hochgezüchteter Klon nicht lange aus.
Ist nicht auch das erste Klonschaf 'Dolly' früh gestorben? Hatte Prof. Baum noch einen Fehler gemacht und die Leben verkürzende Einflüsse von Telomeren und Oncogenen nicht richtig eingeschätzt?
Aber was macht Grinder hier bei diesem schrägen Alexis? Es dauert nie lange. Der mit der hohen Stirn geht mit einer ledernen schwarzen Aktentasche ins Haus und verlässt es kurz darauf wieder. Manchmal kann man erkennen, dass die Tasche so prall mit Papieren gefüllt ist, dass Grinder sie nicht ordentlich schließen konnte. Sehe ich ihn beim Einsteigen in den Paco manches mal lächeln? Es steht im eine Vorfreude ins Gesicht. Gelegentlich hat er ein Blatt vor sich aufgeschlagen und fuchtelt mit den Armen dirigierend durch die Luft, als ob die umliegenden Bäume und Sträucher sein neuestes Symphonie-Orcherster wären.
Ein Trojanisches Pferd in St. Marx
Verschlafen trat Gerstenmayer vor die Eingangstüre des Laborbunkers und gähnte. Davor stand der Transport-Paco