Название | Das verschwundene Schiff |
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Автор произведения | Geri Schnell |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750211322 |
Reto schaut sich an der Bar um, offensichtlich ist er der Einzige der sich ob der Darbietung aufregt. Wie kann man nur so brutal sein? Neugierig beobachtet er Clementine, ihr scheint es zu gefallen. Wie kann eine Frau dabei zusehen, wie ein junges Mädchen so gequält wird.
Jetzt ist noch René an der Reihe, auch er lässt seinen, eher Kleinen, tief in ihren Mund eintauchen. Er hat Probleme zu kommen, das Publikum feuert ihn an.
«Ja, - ja!»
Nun ist er soweit. Ohne ihn herauszuziehen drückt er ab. René ist zufrieden und zieht sich zurück, das Martyrium des Mädchens ist jetzt hoffentlich vorbei. Tatsächlich, zwei Kerle gehen zum Käfig und befreien das Mädchen. Direkt vor René wird die Kappe hochgezogen.
«Vater? – Du!»
«Rea? – Du!»
Gleichzeitig erkennen sich die Zwei. Es ist von hier aus nicht zu erkennen, wer von den Zweien mehr schockiert war. René möchte im Boden versinken. Rea bricht in Tränen aus, ihr eigener Vater hat sie so gequält, das ist nur schwer zu verstehen. Reto wundert sich, wer hat da im Hintergrund die Fäden gezogen? Es wird immer unheimlicher, wie kann man nur auf solche Ideen kommen? Es empfiehlt sich aufzupassen, sie kennen keine Skrupel. Während René sein Gesicht in seinen Händen verbirgt, wird Rea von den vier Kerlen von der Bühne geführt. Das Publikum pfeift jetzt René aus, na endlich wenigsten einige anständige Leute scheint es im Publikum doch zu geben.
«Kommst du mit», es ist Grete, welche Reto am Ärmel zupft, «wir sollen das arme Mädchen zurück aufs Unterdeck mitnehmen.»
«Ich komme sofort!», mit einer Geste verabschiede er sich von Clementine, die auch keine Lust mehr hat, die Unterhaltung fortzusetzen.
In der Garderobe finde sie Rea zusammengekauert in einer Ecke. Sie musste sich übergeben und jetzt weint sie in sich hinein und sie flüstert ein kaum verständliches Wort, Reto glaubt Vater zu hören, ist sich aber nicht sicher.
«Komm Rea, wir bringen dich hier raus.»
Grete reicht ihr einen Bademantel, dann helfen sie ihr auf und stützen sie. Apathisch lässt sie sich wegführen. Immer wieder müssen sie sie anspornen.
«Wir sind gleich in deiner Kabine», meint Grete.
In ihrer Kabine erhält sie zuerst eine Cola. Grete hat inzwischen bereits die Dusche laufen lassen. Mit vereinten Kräften gelingt es, Rea unter die Dusche zu stellen. Das heisse Wasser tut ihr gut, wenigstens äusserlich werden die Spuren abgewaschen. Wenn das in ihrem Innern nur auch so leicht ginge. Das wird aber noch einige Zeit dauern, wenn sie es überhaupt je verkraften kann.
Nach der Dusch legen sich alle aufs Bett. Sie nehmen Rea in die Mitte, sanft streichelt Grete ihr über die nassen Haare. Reto liegt auf dem Rücken und starrt an die Decke. Er hat zwei grosse Probleme, da ist Rea, wie kommt sie aus der Sache raus, aber auch um Claire macht er sich Sorgen, was machen sie mit ihr? Gehörte dies zur Show und sie wurde hinter der Bühne wieder freigelassen? oder haben sie Claire gefangen genommen? Hat sie sich verdächtig gemacht? Ist etwa Clementine so mächtig, dass sie ihre Eifersucht ungehindert an Claire ausleben kann?
Die Angelegenheit mit Claire kann er nicht beeinflussen, mit Rea ist er gefordert. Grete und er müssen ihr helfen, aber wie? Wer sind die Gegner? Ist ihr Vater Opfer oder Organisator? Er denkt das Entsetzen in seinem Gesicht deutet eher darauf hin, dass auch er ein Opfer der Hintermänner ist. Diese Aktion war so gemein geplant, das ist kaum noch zu überbieten. Diese Hintermänner sind extrem gefährlich und gerissen. Die können doch nicht ein ganzes Schiff unter Kontrolle halten? Alle spielen ihre Rollen, keiner bricht aus. Reto ist überzeugt, dass die meisten Leute an Bord noch nicht einmal gemerkt haben, was sie da für ein Geschenk bekommen haben.
Endlich ist Rea eingeschlafen. Als Reto merkt, dass Grete noch wach ist, flüsterte er ihr zu: «Komm mit ins Bad, wir sollten uns kurz besprechen.»
Vorsichtig stehen sie auf. Rea schläft weiter.
«Was sollen wir jetzt mit ihr machen?», fragt Grete.
«Wir müssen verhindern, dass sie nochmals missbraucht werden kann. Gut, vielleicht hat sie ihre Rolle bereits zu Ende gespielt, doch ich würde mich nicht darauf verlassen, wenn sie zum Beispiel ihren Vater erpressen wollen, könnte sie nochmals benutzt werden.»
«Wir sollten sie verstecken!»
«Das denke ich auch, doch was ist, wenn sie gesucht wird, ich habe keine Lust mehr auf ihre abartigen Spiele.»
«Davon habe ich auch genug, nein, das möchte ich nie mehr erleben.»
«Was meinst du, können wir mit einem Rettungsboot abhauen?»
«Das würde ich nicht wagen, der Atlantik ist riesengross und wir sind mit Sicherheit weit weg von Schiffsrouten.»
«Dann müssen wir sie verstecken, aber wie?»
«Ich denke das Beste ist Selbstmord!»
Grete schaut Reto ungläubig an, sie zweifelt echt an seinem Verstand.
«Natürlich nicht richtig, ich denke nur, es sollte wie ein Selbstmord aussehen. Jemand den man für tot hält, wird man nicht so intensiv suchen!»
«Ach so!», seufzt Grete, «ich hatte schon befürchtet, dass du jetzt auch noch den Verstand verloren hast, die Idee finde ich gut.»
Rea schläft noch und die beiden organisieren ihren Selbstmord. Grete macht sich auf, um jemand zu suchen bei dem sie unterschlüpfen kann. Es muss jemand sein, mit dem sie bisher nichts zu tun hatten. Reto überlegt sich, was sonst noch alles zu organisieren ist. Er wollte Kleider und einige persönliche Dinge in eine Tasche packen, doch dann lässt er den Plan fallen, es ist zu gefährlich, wenn jemand Selbstmord begeht, nimmt er nicht Kleider für drei Wochen mit.
Grete kommt in Rea's Kabine zurück.
«Wir bringen sie zu Amanda», erklärt sie, «los beeil dich.»
«Wer ist Amanda?»
«Eine Kanadierin, ich habe nur einmal kurz mit ihr gesprochen, sie ist ziemlich allein und nicht besonders gesellig. Sie war auf einem Europatrip, als sie in einem Strassenkaffee in Amsterdam von einer Frau zu dieser Kreuzfahrt eingeladen wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit denen liiert ist.»
«Gut, die Kanadierin hielt sich bis jetzt mehrheitlich in ihrer Kabine auf, da fällt es nicht auf, du solltest Rea wecken.»
Grete beginnt Rea zu streicheln, langsam scheint sie zu erwachen, allerdings ist die Aufwachphase von einem bösen Traum begleitet. Sie wälzt sich hin und her und stammelt unverständliche Worte. Grete hält sie fest, so dass sie sich nicht wehren kann. Endlich öffnet sie die Augen und starrt Grete verwundert an.
«Wo bin ich?»
«Es wird alles gut, sie können dir nichts mehr antun, dafür sorgen wir.»
So langsam kommt sie zu sich und die Ereignisse von letzter Nacht kommen in ihr Bewusstsein zurück. Nochmals flammt Panik in ihren Augen auf, doch dann erkennt sie Grete und Reto. Sie weiss, dass die beiden ihr helfen wollen.
«Was soll ich jetzt machen?», fragt sie Grete.
«Überlass das nur uns, wir sind bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt, wir bringen dich in eine andere Kabine, dort kannst du dich verstecken.»
«Gut, verstecken, - aber vor wem?»
«Das wissen wir auch nicht, das spielt aber keine Rolle, wir bringen dich zu einer Freundin, die wird für dich sorgen. Aber da ist noch etwas, du musst noch einen Abschiedsbrief schreiben, den musst du selber schreiben, wir haben uns gedacht, dass wir vorgeben, du seiest über Bord gesprungen, dann suchen sie dich nicht mehr.»