Название | Auf ihren Spuren |
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Автор произведения | Sabine von der Wellen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Cecilia Hyde |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748599173 |
Ich lasse die warme Schokolade aus dem Topf von ihren Lippen über ihren Körper rinnen. Die ersten beginnen gierig die Schokolade von ihrem Körper zu lecken. Aber ich befehle: „Haltet sie fest und zwei winkeln ihre Beine an.“ Ich schiebe ihr eine in Schokolade getunkte Erdbeere zwischen die Schamlippen und sage: „Wer die als erstes im Mund hat und isst, bekommt den Topf und die Früchte und darf weitermachen.“
Alle stürzen sich auf sie.
Sie ist hart im Nehmen und kann alles ertragen, was uns einfällt. Sie wimmert und weint nur. (Das muss, damit es authentisch wirkt.)
Wir toben uns an ihr aus. Jeder auf seine Art, die ihm gefällt.
Es ist eine stilvolle Vergewaltigung, mit allem Drum und Dran und völlig tabulos.
Wenn wir fertig sind, drohe ich ihr: „Zu niemanden ein Wort oder ich werde dafür sorgen, dass du diesen Job los bist und niemals wieder in einem Hotel angestellt wirst. Notfalls werden wir sagen, dass du dich uns angeboten hast.“
Sie verspricht, dass sie schweigen wird und geht.
ALZ 13007
Ich atme tief durch und kann einen Moment nicht klar denken. Andere Geschichten waren ähnlich. Es gab nur wenige, die von einem romantischen Zusammentreffen mit jemandem erzählten, das mit Massage und netten Liebesspielen letztendlich bei einer heißen Nacht endete. Die meisten waren brutale Zusammentreffen mit Gewalt und erschreckenden Spielen. Alle endeten damit, dass der Schreiber befriedigt wurde. Und dabei ging es nicht immer nur um sexuelle Befriedigung. Am harmlosesten fand ich die Geschichte - ich denke, die hat eine Frau geschrieben - mit den vielen schönen, nackten Männern, die ihr alle möglichen Speisen bringen und sie füttern sollten. Das einzige, was mich dabei irritierte, war, dass alle Männer stets einen Ständer haben sollten. Mir war nicht klar, wie das gehen soll.
Wie immer, wenn ich eine dieser Geschichten las, bin ich seltsam betroffen. Und mir macht Angst, dass Mama irgendwie mit den Geschichten und den Schreibern zu tun gehabt haben könnte. Und alle enden mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination.
Es klopft an meine Tür und ich springe aus dem Bett und schiebe die Seite unter das Kissen.
„Hi, Joel. Es ist so weit. Der Laptop deiner Mutter …“ Es ist Manuel, der ins Zimmer stürmt, direkt auf den Schreibtisch zu. Er schiebt meine Tastatur beiseite, um für Mamas Laptop Platz zu haben.
Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass er wieder Zuhause ist. Wahrscheinlich war ich erneut in ein Zeitloch gefallen. Außerdem bin ich froh, dass es Manuel ist und nicht Katja. Käme sie jetzt mit der Geschichte von einem Gruselfilm und Angst und wäre in mein Bett geklettert, ich hätte für nichts garantieren können. Aber Manuel bringt mich ganz schnell wieder auf Normalmodus. Er trägt immer noch seine schwarze Kappe auf den viel zu langen, schwarzen Haaren und seine Jeans hängt unter seinem Bauch, der sie in tiefere Regionen verbannt. Sein etwas zu kleines, schwarzes T-Shirt schiebt sich am Rücken etwas hoch, als er sich stehend über den Laptop beugt und gibt seinen Rettungsring über den Hüften und einen Teil seines sehr haarigen Hintern frei.
Ich flitze zu ihm und schiebe mich neben ihn, während er grinsend den Desktop präsentiert.
„Sind wir drin?“, frage ich aufgedreht.
„Ja! Und das Passwort ist Agamemnon.“
„Agamemnon?“, frage ich fassungslos und nehme mir ein Blatt und schreibe das auf.
„Das ist irgend so ein Griechischer Herrscher aus dem Jahre schlag mich tot. Keine Ahnung. Aber halt irgend sowas. Voll abgefahren. Da kommt doch keine Sau drauf.“
Nein, wirklich nicht.
„Und sie hat noch Windows 7“, stellt er fest. Er drückt auf den Tasten herum und atmet scharf ein. „Verdammt, nicht zu fassen.“
„Was?“, frage ich beunruhigt.
Er hat die Programme geöffnet und murrt. „Scheiße ist. Da ist auf alle Fälle auch so ein Programm drauf, dass die Sicherheit auf dem PC gewährleistet. Wer auch immer das Handy säuberte, wird es wahrscheinlich auch mit dem Laptop gemacht haben.“
Ich zische aufgebracht. „Ist da nichts drauf?“
„Schau doch!“ Er klickt im Schnellverfahren in alle Ordner und alle geben nur ein leidvolles Leer sein an.
„Das gibt es doch gar nicht!“, zische ich und frage mich, wo Mamas Bilder hin sind, ihre gespeicherten Dokumente und Downloads, von denen ich weiß, dass sie da sein müssen, weil ich sie mit ihr zusammen auf ihren Laptop speicherte. Ich erinnere mich an Urlaubsfotos von ihrem und meinem Handy und ein paar Alben von ihren Lieblingsbands, die ich ihr heruntergeladen hatte.
„Wenn sie alles als privat markierte oder verschlüsselte, dann sind sie gelöscht oder unsichtbar. Sorry Joel. Aber ich kann nichts mehr tun.“ Manuel scheint wirklich geknickt zu sein. Nachdem wir wochenlang wegen dem Passwort kämpften, scheint uns der Ausgang unserer Laptop-Recherche wirklich niederzudrücken. Doch plötzlich raunt Manuel: „Hey, schau mal. Deine Mutter hat den Tor Browser. Soso!“
Ich starre ihn an. „Den Tor Browser?“
„Damit kannst du ohne Rückverfolgbarkeit der IP Adresse ins Internet gehen. Viele nutzen das vorwiegend für das Darknet. Das ist Internet, wo du alles bekommst und alles angeboten wird, was nicht legal ist. Und der Tor Browser ermöglicht, dass man anonym bleibt.“
Ich hatte schon davon gehört, mich aber niemals damit auseinandergesetzt, weil ich nicht im Internet einkaufe, sondern nur Spiele spiele. Legale Spiele.
„Und auf dem Laptop ist dieser Browser?“
Manuel zeigt mir den Button und grinst: „Also war deine Mutter bestimmt im Darknet unterwegs.“
Weil er wohl sieht, wie mich diese Aussage fast zum Heulen bringt, lenkt er ein: „Oder sie hat ihn nur benutzt, um bei Zalando zu shoppen und weil sie nicht will, dass sie der Staatsüberwachung oder Verkaufsmacht zum Opfer fällt. Die sind wie die Geier und nehmen deine Daten, um dich gezielt mit Werbung zu bombardieren, was echt ätzend ist.“
Ich weiß, er will mich trösten und weiß nicht, wie wichtig mir Trost ist, nach dem, was ich mittlerweile alles von Mama weiß, und nach dieser erschreckenden Geschichte, die mir Bilder von ihr in einem Hoteldress in den Kopf geschoben hatte.
Er weiß das alles nicht und das ist gut so. Was würde er sonst von ihr denken?
„Hey, Alter. Mach dir keinen Kopf“, will er mich beruhigen.
Ich wanke zum Sofa und lasse mich darauf fallen. Ich will alles von Mama erfahren, wissen, was sie trieb und was diese Geschichten auf sich haben. Aber jedes Mal ziehen mich neue seltsame Aufdeckungen runter, weil ich eigentlich wohl hoffe, dass ich einfach nur eine gute Erklärung für alles finde, die mir den Glauben an meine Mutter, wie ich sie kannte, wiedergibt. Stattdessen finden wir Sicherheitsprogramme, die Daten unsichtbar machen oder löschen, wenn Gefahr droht und Browser, die Identitäten im Internet verschleiern.
Mit jedem dieser Entdeckungen habe ich das Gefühl, meine Mutter noch weniger gekannt zu haben. In was war sie verstrickt und was tat sie, wenn sie nicht die brave Hausfrau und Mutter mimte?
Ich habe keine Ahnung von all dem Dunklen im Leben. Ich hatte noch nicht mal Sex!
„Kannst du rausfinden, was Mama da im Tor Browser gemacht hat?“
Manuel sieht mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. „Joel, deine Mutter war über den Tor-Browser ins Net gegangen, damit keiner herausfinden kann, was sie da so trieb.“
Ich schüttele resigniert den