Название | Unsere Gleichgültigkeit ist das Todesurteil anderer |
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Автор произведения | Anton Jaru |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783741884085 |
Dieses Phänomen zu kennen ist schon die halbe Miete, trotzdem kann sich damit jeder im wahrsten Sinne des Wortes anstecken. Es gilt, ruhig und sachlich zu bleiben und sich von der Masse zu distanzieren.
3. Unmündigkeit
Definition von Unmündigkeit nach Immanuel Kant: „Das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Mangelnde Mündigkeit ist ein klassisches Problem aller Nationen dieser Welt. Schädlich für die einen, nützlich für die anderen. Ein unmündiger Mensch macht sich fast zwangsläufig und unbewusst zu einem Komplizen des Establishments oder von jemand anders. Er denkt und tut nämlich das, was andere ihm vorgeben - Propaganda und Indoktrination leben davon. Das macht unsere Demokratie zu einer „gelenkten“ im wahrsten Sinne des Wortes. Verständlich, dass die Regierenden kein Interesse an einem mündigen Volk haben, eher an einem hörigen. Mir ist aus der Geschichte kein Beispiel eines mündigen Volkes bekannt, allerdings bin ich davon überzeugt, mit der richtigen Erziehung das Ziel eines weitgehend mündigen Volkes zu erreichen.
Kant war der Meinung, dass die Unmündigkeit von dem Menschen selbst geschaffen und mit Hilfe der Aufklärung zu besiegen sei. Der Grund für die Unmündigkeit der Völker ist wohl weniger eine zu niedrige Intelligenz, sondern anerzogenes konformistisch-unkritisches Denken. Es gibt schließlich unzählige intelligente Menschen und Intellektuelle, die nicht mündig sind, speziell in politischen Fragen; die Kunst des eigenständigen und kritischen Denkens muss somit erst erlernt werden. Man lehrt uns das Lesen, Schreiben und Rechnen, das Denken hingegen nicht. Da der Staat nichts daran ändern wird, müssen wir uns selbst im Geiste der Aufklärung zu mündigen Bürgern erziehen. Das erfordert aber die entsprechende Erkenntnis und auch den Willen, sich aus der geistigen Abhängigkeit zu befreien, die man uns auferlegte.
3.1. Was unmündige Menschen ausmacht
Die Essenz des Unmündigseins ist, sich das Leben so einfach wie möglich zu machen. Das erreicht der Unmündige, indem er versucht, jegliche Denkprozesse möglichst zu vermeiden. Er ist geistig abhängig, da er sich von Dritten leiten und steuern lässt, anstatt selbst Kontrolle und Verantwortung für seinen Verstand zu übernehmen. Das (unbewusste) Ziel ist immer, einen höchstmöglichen Grad an Bequemlichkeit und Komplexitätsreduktion zu erreichen. Das Denken wird dabei auf verschiedene Weisen umgangen, z. B. mit blindem Glauben als auch Nicht-Glauben oder mit Hilfe von Vorurteilen. Das Hinterfragen von sich und der Welt hat selbstverständlich keinen Platz in solch einer „Lebensphilosophie“. Aber: Ein unmündiger Mensch ist sich seiner Unmündigkeit niemals bewusst. Im Gegenteil, er ist insgeheim von seiner Unfehlbarkeit überzeugt und zweifelt deshalb nie, er „weiß“ immer mit Sicherheit. Die Unmündigkeit vernebelt seinen Verstand so sehr, dass für ihn selbst das Offensichtliche verborgen bleibt.
Im Nachfolgenden erläutere ich die meiner Meinung nach wichtigsten typischen Eigenschaften unmündiger Menschen, die sich jedoch überschneiden und alle zusammenhängen. Sie sollte jeder vermeiden, der sich zumindest ein wenig mit Politik beschäftigt. Ich möchte anmerken, dass diese Eigenschaften grundsätzlich menschlich sind und in einer abgeschwächten Form auf jeden zutreffen. Den Unterschied macht die Ausprägung; bei unmündigen Menschen sind die nachfolgenden Eigenschaften besonders stark ausgeprägt. Die negativen Ausprägungen kann man abschwächen, indem man nicht nur andere hinterfragt, sondern vor allem sich selbst und sein Denken.
Leichtgläubigkeit
Die Leichtgläubigkeit eines unmündigen Bürgers tritt vor allem in Form von Autoritätshörigkeit zu Tage. Autorität können nicht nur bestimmte Personen haben, sondern auch Organisationen, Medien, Staaten usw. per se. Im politischen Sinne haben wir es mit zwei Arten von Leichtgläubigen zu tun - mit den Regierungstreuen und den Regierungsfeinden. Die Regierungstreuen hinterfragen Informationen aus etablierten Leitmedien wie ARD, ZDF, SPIEGEL, Zeit oder FAZ für gewöhnlich nicht und übernehmen sie in ihr Gedankengut. Gerade vermeintlich objektive, meinungsfreie Informationen werden blind geglaubt, doch wer sucht, kann auch hier Halb- und Unwahrheiten entdecken. Daneben gibt es unmündige Regierungsfeinde. Sie glauben allem, was aus dem Mainstream kommt oder mit dem Staat zu tun hat, kein Wort, übernehmen aber alternative Informationen blind. Statt ARD eben RT. Bei den Regierungsfeinden spielen darüber hinaus, anders als bei den Regierungstreuen, Blogs und soziale Netzwerke eine große Rolle, aus denen teils sehr fragwürdige Informationen übernommen werden. Wer glaubt, eine wahrheitsgetreue Quelle gefunden zu haben, der sieht sich natürlich auch nicht gezwungen, selber herauszufinden, was wahr ist.
Ein interessantes Phänomen: In Umfragen gibt eine absolute Mehrheit der deutschen Bürger an, den Medien gegenüber kritisch gesinnt zu sein, dennoch folgt die absolute Mehrheit blind dem Mainstream (Third-Person-Effekt). Übernommene Meinungen sind „ganz persönliche“ Meinungen, schließlich lässt man sich selbst ja nicht manipulieren - manipuliert werden immer die anderen. Das zeigt, dass der „kritische“ Umgang mit Medien nichts wert ist, solange man sich selbst nicht hinterfragt.
Des Weiteren nutzen Bildungseinrichtungen die Leichtgläubigkeit der Menschen aus. Obwohl Schulen keinen besonders guten Ruf besitzen, genießen sie eine hohe Autorität, was schulrelevantes Wissen anbelangt. Schüler nehmen auch Aussagen von Lehrern über das aktuelle Zeitgeschehen gerne als Wahrheit hin. Immerhin basiert das System der Schulerziehung auf dem blinden Glauben an die Unfehlbarkeit der Lehrer und der Schulbücher, der eigenständiges Denken verbietet. Wer am besten wiederholen kann, bekommt die besten Noten. Uns wird also beigebracht, was wir angeblich wissen sollten, aber nicht, wie man als mündiger Bürger denkt. Während Leichtgläubigkeit in Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Physik nicht weiter schlimm ist, ist sie in „weltbildformenden“ Fächern wie Geschichte oder Sozialkunde allerdings ein großes Problem, da selbst im besten Fall nur ein unvollständiges Bild vermittelt wird.
Und was ist mit staatlichen und vor allem nicht-staatlichen Organisationen? Sie gelten heutzutage fast schon als der Inbegriff von Ehrlichkeit und Wahrheit und als ein Bollwerk der Demokratie. Ihre Aussagen, Untersuchungen, Studien usw. sind für Unmündige im Westen der Beleg schlechthin, man beruft sich gerne auf Organisationen wie Amnesty International, Greenpeace, Reporter ohne Grenzen und andere. Eine (scheinbar) unabhängige Organisation würde niemals lügen, nicht wahr? Tipp: Nachdenken statt Nachplappern.
Borniertheit
Das Gegenteil von Leichtgläubigkeit, im Kern ist beides jedoch sehr ähnlich. Borniertheit bedeutet, Informationen von vornherein abzulehnen und nicht bereit zu sein, eigene Ansichten zu überdenken. Statt über Inhalte zu urteilen, urteilen Bornierte ausschließlich über den Informationsüberbringer - so wie bei der Leichtgläubigkeit, beides basiert auf naivem Glauben. Wer keine Autorität in den Augen einer solchen Person besitzt, hat also keine Chance zu überzeugen. Die Möglichkeit, dass Informationen aus bestimmten Ländern, Medien, politischen Lagern o. Ä. wahr sein könnten, ziehen die Bornierten gar nicht erst in Erwägung. Sie sind falsch. Punkt, aus, Ende. Bornierte Menschen beharren auch dann noch auf ihren Vorstellungen, wenn diese durch nachweisbare Fakten widerlegt werden. Es findet ein dogmatisches Festklammern statt, das resistent gegen jegliche Rationalität ist. Nur die betroffene Person selbst oder wer Autorität in den Augen dieser Person besitzt, kann daran noch etwas ändern. Allen anderen bleibt der Weg zum Verstand des Bornierten verschlossen.
Die Autorität ist dabei häufig eng mit dem Thema verknüpft, so kann ein Opa seinem Enkel bei technischen Fragen Glauben schenken, zum Thema Politik vertraut er dann aber doch lieber der Tagesschau. Das Nachdenken jedenfalls erspart man sich. Zur Borniertheit der Menschen gibt es viele Beispiele: Ein 08/15-Konsument der deutschen Leitmedien wird alternativen oder, ganz schlimm, russischen Medien bei politischen Fragen niemals glauben; jemand anderem sind Informationen aus dem Internet suspekt und ein Freund hört einem zu einem bestimmten Thema nicht zu, weil man es nicht studiert hat. Natürlich kann die Herkunft einer Information nichts widerlegen - ob falsch oder richtig, das ist unabhängig von der Herkunft.
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