Was dieses Weib so alles treibt. Monika Starzengruber

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Название Was dieses Weib so alles treibt
Автор произведения Monika Starzengruber
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783847688532



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war, rief erfreut: „Mama, Oma ist da!“

      „Hätte ich nie erraten.“

      Nach den ersten Umarmungen meinte Mutter vorwurfsvoll: „Wie es hier aussieht, was machst du bloß den ganzen Tag.“

      Luisa kam nun endgültig hoch. „Tut mir leid, Mutter, ich habe dich vorgewarnt, aber du wolltest ja nicht auf mich hören und unbedingt mithelfen." Sie sah an sich hinunter und stellte fest, dass bis auf die Strümpfe, alles an ihr noch zu gebrauchen war. Den Karton mit dem kläglichen Rest nahm sie an sich und bahnte sich durch die schleimige Eimasse einen Weg in die Küche, gefolgt von Florian, Mutter und Stasi. „Flori, du kümmerst dich um den Hund, er soll aus der Küche verschwinden. Marie, Sie holen die Kartons vom Auto und reinigen dann den Rücksitz vom Ketchup und du Mutter, setz dich bitte hin.“ Luisa drückte sie auf einen Stuhl.

      Die verstand deren Gefühlsausbruch nicht. „Warum bist du so gereizt? Ist es dir nun doch nicht recht, wenn ich in Zukunft bei euch wohne?“ Mutter hielt inne, und sah befremdend auf Luisa. „Wie siehst du überhaupt aus?“

      Wie ein Rührei, dachte Luisa und seufzte.

      „Warum hast du es nicht gesagt?“

      „Was?“

      „Dass ich zu Hause bleiben soll.“

      „Mutter, nun sei nicht so empfindlich. Natürlich will ich, dass du bei uns wohnst, hätte ich sonst x-mal den Vorschlag gemacht?“

      Luisa begann, die Lebensmittel in die Schränke zu verstauen.

      „Es ist nur, sieh dich um. Du weißt, wie ordnungsliebend ich bin und nun dieses Durcheinander hier. Von meinem Aussehen gar nicht zu reden. Am liebsten würde ich den ganzen Kram hinschmeißen und wegfahren, irgendwohin, wo Ordnung herrscht und es sauber ist. Und dann - eventuell hat Klaus Recht und es wird dir wirklich zuviel. Es ist sicher besser, wenn du noch für ein oder zwei Tage in deiner Wohnung bleibst.“

      Erstaunt zog Mutter die Augenbrauen in die Höhe

      „Meinst du mich? Ich denke es ist alles besprochen?“

      „Wirklich Mutter, je mehr ich darüber nachdenke ..., du solltest erst bei uns einziehen, wenn alles fertig ist.“

      Mutter sah sich um. „So viel Arbeit kann das nicht mehr sein.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, stand sie auf und schob zwei Stühle ordentlich zurecht. „Wenn wir zusammen helfen, sind wir schnell fertig.“

      „Ja, mit den Nerven“, entgegnete Luisa und ließ sich plump auf einen der Stühle fallen.

      „Zieh du in meine Wohnung“, meinte Mutter unversehens. „So, wie du aussiehst hast Erholung nötiger, als ich.“

      Luisa hielt es für einen Witz und lachte kopfschüttelnd.

      „Ja, warum nicht? Wenn du nach Hause kommst, ist alles wieder sauber und ordentlich, wie du es gern hast.“

      „Ach, Mutter, das war doch nur ein winziger „ich würde gern wollen“ Ausbruch von meinen Nerven. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich euch im Stich lasse. Ich käme mir ja schäbig dabei vor."

      „Dein Edelmut in Ehren. Aber sieh dich an, du bist völlig erschöpft.“

      „Edelmut? Wer ist edelmütig? Das nennt man Pflichtbewusstsein, Mutter, nicht Edelmut.“

      „Du bist wieder einmal störrisch, wie ein Esel. Keine Angst, ich würde dich gut vertreten, wenn es das ist, was dich davon abhält mal an dich zu denken.“

      Luisa ging das zu weit. „Das hört sich ja an, als wolltest du mich aus meinem eigenen Haus werfen.“

      „Wie theatralisch du dich wieder ausdrückst. Ich meine es nur gut.“

      Die perplexe Luisa schnappte nach Luft. Von Geräuschen abgelenkt wanderten ihre Sinne in die Diele. Der ahnungslose Klaus schleppte mühsam zwei Koffer in der einen Hand, drei Plastiksäcke, bepackt mit Kleinkram, in der anderen, und suchte nach einem halbwegs günstigen Platz dafür, um über die Sachen von Mutter nicht auch noch fallen zu müssen. Luisa hörte ihn im Wohnzimmer unter der Last ächzen und stöhnen. Seinen Anstrengungen nach waren die Koffer schwerer als er selbst. Von Mutters Äußerungen aus dem Lot gekommen, stürmte Luisa ihm entgegen, und ehe Klaus recht wusste, wie ihm geschah, riss sie ihm einen Koffer aus der Hand und sprudelte aufgebracht hervor: „Ob du es glaubst oder nicht, ich bin soeben aus unserem Haus geworfen worden!“

      „Wieso? Von wem?“

      „Von Mutter.“

      „Von Mutter?“

      „Von Mutter.“

      „Warum?“

      „Dabei ist sie noch nicht einmal eingezogen.“

      „Wer?“

      „Mutter.“

      Klaus verstand nur Bahnhof und genauso sah er drein. Die Sachlage wurde ihm allerdings rasch klar, als Mutter Erklärungen abgab.

      „Das ist ein Wort“, gab er hernach von sich.

      Luisa glaubte an einen Hörfehler. An seinem breiten grinsen, das von einem zum anderen Ohr reichte, erkannte sie, dass keiner vorlag. Die Gewissheit machte sich in ihr breit, dass sie zwar im richtigen Film teilnahm, nur wies der ihrer Meinung nach gehörige Regiefehler auf.

      “Du wärst dafür? Das ist nicht dein Ernst.“ Luisa lachte. Oder doch? Sie hörte auf zu lachen. Denn dass er es mehr als ernst meinte, merkte sie, als er weiter sprach.

      „Du wolltest doch immer ausspannen, nun gibt dir Mutter die Gelegenheit dazu.“ Er betrachtete sie abschätzend von unten nach oben und von oben wieder nach unten und schmunzelte: „Vielleicht sehe ich dich in einem sauberen Kleid wieder.“

      Meine Güte, das Kleid! Im Moment glich es mehr einer Eierspeise, als einem Textil. Luisa täte gut daran sich umzuziehen, doch im Augenblick verspürte sie nur Lust, etwas klarzustellen: „Gestern noch hattest du Angst, dass Mutter alles zuviel werden könnte.“

      „Gestern meintest du auch, wir sollten ihr zutrauen, was sie sich selbst zutraut. Wenn sie es sich zutraut, ohne deine Hilfe hier fertig zu werden, warum nicht?“

      „Aber, es müssen noch zwei Zimmer tapeziert werden und dann müssen die Zimmer eingeräumt werden ...“

      „Kein Problem“, meinte Mutter leichthin.

      Luisa sah von einem zum anderen. War sie in einem Irrenhaus?

      „Ihr wollt mich ärgern“, folgerte sie.

      Begütigend legte Klaus den Arm um ihre Schultern. Worauf sie hastig abwehrte: „Pass auf …, dein Hemd.“ Schon war es bekleckert mit Eigelb.

      „Schatz, betrachte Mutters Vorschlag von der positiven Seite. Ein paar Tage Erholung täten dir sicher gut.“

      „Du könntest auch eine Freundin besuchen“, schlug Mutter vor, „in deinem gereizten Zustand wärst du uns ohnehin nur im Weg.“

      In Luisas Kopf arbeitete es fieberhaft. Und je länger sie darüber nachdachte ... Immerhin - es war verlockend, endlich all das machen zu können, was schon lange fällig war. Faulenzen, schwimmen, lesen, ein schönes Kleid kaufen, ohne Rücksicht auf Zeit und Familie. Luisa atmete tief durch und wagte nicht, weiter zu träumen. Lang, lang ist's her ... Sie war halb überredet.

      Daniel und Gerda fanden die Idee, Luisa vorübergehend "auszuquartieren" auch in Ordnung.

      „Wir sind alt genug und können eine Zeitlang ohne dich auskommen“, meinten sie großzügig.

      Luisa war überrascht und auch etwas gekränkt. So leicht war sie also zu ersetzen. Undankbare Brut, dein Name ist Kind.

      Nun, wenn sie Gerda betrachtete, so traute sie ihr ohne weiteres zu, sich selbst ein Frühstück zuzubereiten. Aber Daniel war in Haushaltsdingen genauso unbeholfen wie sein Vater und der kleine Florian war ja auch noch da. Aber der beruhigte sie: „Um den Hund brauchst