Religionen – ausgedient und überflüssig. Josef Müller

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Название Religionen – ausgedient und überflüssig
Автор произведения Josef Müller
Жанр Философия
Серия
Издательство Философия
Год выпуска 0
isbn 9783737500111



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italienischen Mathematiker, Physiker und Astronom, führt irgendwo auf der Erde ein Trichter in deren heißen Mittelpunkt. Und dort wartet er voller Ungeduld, der zweitausend Ellen (gut 1,5 Kilometer) große Teufel, raffgierig und zähnefletschend auf die verlorenen Seelen. Dass ein angeblich allmächtiger Gott bis heute nicht mit ihm fertig wird, beweist zwangsläufig, dass er diesem Attribut nicht gerecht wird und dass es ihn daher, zumindest in der biblisch überlieferten Version, gar nicht geben kann. Der Gott der Bibel ist weder allmächtig noch existent, sondern lediglich ein von reichlich engstirnigen und aufgeblasenen Menschen (gemeint sind natürlich im Prinzip nur die mit Piephahn) erfundenes Konstrukt.

      Bemerkenswert ist weiterhin die Tatsache, dass der Allmächtige für die Herstellung des Menschen eine Schablone aus Lehm benötigte, während er die Abertrillionen Tiere des Meeres, des Landes und der Luft sozusagen „en passant“ fabrizierte. Da er den Menschen als Abbild seiner selbst sowie seiner Erzengel in Form eines männlichen Individuums herstellte, machte er ein für alle Mal klar, dass die himmlische Gesellschaft bis auf wenige Ausnahmen selbstverständlich ebenfalls männlicher Natur sei.

      Als Gott und seine Erzengel – inzwischen ohne den abtrünnigen Luzifer – sich den gerade gefertigten Erdenbürger so angesehen haben, kamen sie zu dem Schluss, dass dieser allein wohl kaum über die ganze Erde herrschen könne, und dass es auch mit der angestrebten Vermehrung Probleme geben könnte.

       Und Jahwe Gott sprach: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen.“ Und Jahwe Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss die Stelle mit Fleisch; und Jahwe Gott baute aus der Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, ein Weib, und er brachte sie zu dem Menschen.“ (1. Mose 2, 18, 21-22)

      Gott stuft also den zuerst erschaffenen Mann mehrmals als Mensch ein, bezeichnet das peripher zusammengebastelte Weib aber lediglich als Hilfe für den Menschen.

      Bezeichnenderweise benötigte Gott für Eva trotz der doch im Prinzip komplett anderen Bauweise keine Matrize, sondern stellte sie einfach aus einem Teil des Menschen her. Zu diesem frühestmöglichen Zeitpunkt wurde also bereits der Grundstein dafür gelegt, dass Frauen gemäß den Auslegungen der Bibel als Menschen zweiter Klasse einzustufen waren – was sich in vielen Ländern auch bis heute nicht geändert hat.

       Warum Gott zuerst den Mann erschuf? Ist doch klar: damit die Frau ihm nicht dreinreden konnte.

      Das Weib war demzufolge von Anfang an ganz eindeutig das Eigentum ihres Mannes. Jeder Ehemann konnte unter Berufung auf die Heilige Schrift über sie verfügen, sie verstoßen, sie als Handelsware einsetzen, sie in die Sklaverei verkaufen oder sie notfalls auch umbringen – ganz wie es ihm beliebte. So war es von Gott gewollt und festgeschrieben. Nachzulesen wie folgt:

       „Ihr Weiber, [seid unterwürfig] euren eigenen Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Weiber ihren Männern in allem.“ (Epheser 5, 22-24)

       „Ein Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein, denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, das Weib aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“ (1. Timotheus 2, 11-14)

       „Fall nicht herein auf die Schönheit einer Frau, begehre nicht, was sie besitzt. Von einer Frau nahm die Sünde ihren Anfang, ihretwegen müssen wir alle sterben.“ (Sirach 25, 21, 24)

      Nicht zuletzt wegen dieser bei den Männern überaus willkommenen „göttlichen Vorlage" war die Stellung der Frau auch in der Stammesgesellschaft auf der Arabischen Halbinsel in den damaligen Zeiten gleich die eines Sklaven, und es wurde nicht selten als Schande angesehen, wenn eine Frau ein Mädchen zur Welt brachte. Um dieser Schande zu entgehen, wurden neugeborene Mädchen oftmals in die Wüste gebracht und dort bei lebendigem Leibe verscharrt.

      Nun – Eva passte jedenfalls mit der Art ihrer abhängigen Herstellung hervorragend in das Konzept der Männer, da Gott eindeutig klarstellte, dass Frauen lediglich Hilfskräfte für die Geschöpfe sind, die er Menschen nannte. Das Weib hatte sich also von Anfang an den Wünschen der Menschen mehr oder weniger bedingungslos unterzuordnen.

       Nachdem Gott Mann und Frau erschaffen hatte, betrachtete er sein Werk. Zuerst fiel sein Blick auf den Mann und er sagte: „Also, ich muss mich selbst loben. Diese wunderbare Gestalt, die wohlgelungenen Proportionen, die vollendete Ästhetik – ein perfektes Werk!“ Danach sah er die Frau an und meinte achselzuckend: „Na ja – du musst dich halt schminken!“

      Das rabbinische Judentum fasst die Auslegung von religiösen Texten unter anderem im sogenannten „Midrasch“ zusammen. Nach dieser Lehre erschuf Gott nach Adam allerdings nicht Eva zuerst, sondern Lilith – und zwar nicht aus Adams Rippe, sondern aus dem gleichen Lehm! Lilith war also demgemäß als absolut gleichberechtigte Partnerin Adams anzusehen. So hat sie sich wohl auch selbst wahrgenommen, denn als Gott sie noch vor der ersten Nacht zu sich holte und zu ihr sagte, dass sie Adam untertan sein solle, begehrte sie auf. Da sie nicht zweite Wahl sein wollte, stritt sie sich mit Adam, ging hinaus in die Wüste und ließ Adam im Paradies allein. In der Einöde verkehrte Lilith sodann jeden Tag mit tausend Mischwesen (weiß der Teufel, wo die plötzlich herkamen) und brachte täglich tausend Kinder zur Welt.

      Der verlassene Adam jedoch beklagte sich bei Gott bitterlich über seine Einsamkeit. Da der Allmächtige ein Einsehen hatte, erschuf er sodann Eva – diesmal allerdings nicht aus Lehm, sondern aus einer Rippe Adams. Lilith aber, die nie die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, ist seither unsterblich.

      Dass die Geschichte von Lilith nicht Bestandteil der Bibel werden konnte, ist klar. Für ein Weib, welches aufbegehrte, welches sich dem Manne widersetzte und sogar Ansprüche auf Gleichberechtigung stellte, war hier kein Platz. So wird Lilith auch nur ein einziges Mal in der Bibel erwähnt – natürlich negativ. Im Buch Jesaja heißt es in einer die Verwüstung des Landes Edom schildernden prophetischen Rede, dass auf seinen Ruinen Tiere und andere Wesen hausen werden – darunter auch Lilith:

       „Und Wüstentiere treffen mit wilden Hunden zusammen, und Böcke begegnen einander; ja, dort rastet die Lilith und findet einen Ruheplatz für sich.“ (Jesaja 34, 14)

      Zurück zum ersten Menschen und seiner biblischen Hilfskraft. Adam und Eva hatten das große Los gezogen. Sie lebten im Paradies, in einem Land, in dem alles im Überfluss vorhanden war, in dem sie keine Kleidung benötigten und in dem die Produktion von Milch und Honig nicht von Kühen und Bienen abhängig war, da im Garten Eden ganze Bäche mit derart nahrhaften Flüssigkeiten gefüllt waren. Kurz, die Nackedeis hatten alles, was das Herz begehrte, und sie brauchten nichts dafür zu tun. Die einzige von Gott auferlegte Bedingung für ihr unbeschwertes und sorgenfreies Leben war, dass sie auf gar keinen Fall die Äpfel eines ganz bestimmten Baumes essen durften.

      Nun sollte man meinen, dass diese unbedeutende Einschränkung angesichts des Überflusses an weiteren köstlichen Nahrungsmitteln leicht zu beachten gewesen wäre. Aber – weit gefehlt! Vielleicht hatte Gott für die Herstellung des Weibes bei Adam die falsche Rippe ausgewählt, oder er kannte sich damals einfach noch nicht mit den nur in den seltensten Fällen vorhersehbaren Reaktionen von Frauen aus. Jedenfalls lief die Sache total aus dem Ruder. Eva, das dumme Luder, fiel doch tatsächlich auf die Überredungskünste einer Schlange herein!

       Zu ihrer Entlastung könnte man allerdings anführen, dass sie damals natürlich noch nicht wissen konnte, dass sich hinter der Schlange (die zu dieser Zeit übrigens noch richtige Beine hatte) der abgefeimte Beelzebub persönlich verbarg.

      Gott der Allmächtige hatte offensichtlich nicht nur bei Luzifer, sondern auch bei der Fabrikation der Frau