Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

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Название Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke
Автор произведения Hans Christian Andersen
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783746750194



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nach seinem Hause, wo der kleine Klaus einen Scheffel voll Geld bekam; einen hatte' er ja schon von dem Bauer erhalten, nun hatte er also seinen Karren voll Geld.

      »Sieh, das Pferd erhielt ich gut bezahlt!« sagte er zu sich selbst, als er zu Hause in seiner Stube alles Geld auf einen Berg ausschüttete. »Das wird den großen Klaus ärgern, wenn er erfährt, wie reich ich durch mein einziges Pferd geworden bin; aber ich will es ihm doch nicht gerade heraus sagen!«

      Nun schickte er einen Knaben zum großen Klaus, um sich ein Scheffelmaß zu leihen.

      »Was mag er wohl damit wollen?« dachte der große Klaus und schmierte Theer unter den Boden desselben, damit von dem, was gemessen werde, Etwas daran hängen bleiben könne. Und das geschah auch; denn als er das Scheffelmaß zurück erhielt, hingen drei neue silberne Achtgroschenstücke daran.

      »Was ist das?« sagte der große Klaus und lief sogleich zu dem kleinen Klaus. »Woher hast Du denn das viele Geld bekommen?«

      »O, das ist für meine Pferdehaut; ich verkaufte sie gestern Abend.«

      »Das ist wahrlich gut bezahlt!« sagte der große Klaus, lief geschwind nach Hause, nahm eine Axt, schlug alle seine vier Pferde vor den Kopf, zog ihnen die Haut ab und fuhr damit zur Stadt.

      »Häute! Häute! Wer will Häute kaufen!« rief er durch die Straßen.

      Alle Schuhmacher und Gerber kamen gelaufen und fragten, was er dafür haben wolle.

      »Ein Scheffelmaß Geld für jede« sagte der große Klaus.

      »Bist Du toll?« riefen Alle. »Glaubst Du, wir hätten Geld scheffelweise?«

      »Häute! Häute! Wer will Häute kaufen!« rief er wieder, und allen Denen, welche ihn fragten, was die Häute kosten sollten, erwiderte er: »Einen Scheffel Geld.« »Er will uns foppen!« sagten Alle; darauf nahmen die Schuhmacher ihre Spannriemen und die Gerber ihre Schurzfelle, und prügelten den großen Klaus tüchtig durch.

      »Häute! Häute!« höhnten sie ihm nach; »ja, wir wollen Dir die Haut gerben, daß Dir die rothe Suppe nachlaufen soll. Hinaus aus der Stadt mit ihm!« riefen sie, und der große Klaus mußte sich sputen, was er konnte; denn so war er noch nie durchgeprügelt worden.

      »Na!« sagte er, als er nach Hause kam, »das soll der kleine Klaus bezahlt erhalten! Ich will ihn dafür todtschlagen!«

      Zu Hause beim kleinen Klaus war die Großmutter gestorben. Sie war freilich recht böse und schlimm mit ihm gewesen, aber er war doch sehr betrübt und nahm die todte Frau und legte sie in sein warmes Bett, um zu sehen, ob sie nicht in's Leben zurückkäme. Da sollte sie die ganze Nacht liegen; er selbst wollte im Winkel sitzen und auf einem Stuhle schlafen; das hatte er schon öfter gethan.

      Als er nun in der Nacht dasaß, ging die Thüre auf, und der große Klaus kam mit seiner Axt herein. Er wußte wohl, wo des kleinen Klaus Bett stand, ging gerade darauf los und schlug die Großmutter vor den Kopf, indem er glaubte, daß es der kleine Klaus sei.

      »Siehst Du!« sagte er. »Nun sollst Du mich nicht mehr zum Besten haben!« Dann ging er wieder nach Hause.

      »Das ist doch ein recht böser Mann!« dachte der kleine Klaus. »Der wollte mich todtschlagen! Es war doch gut für die Großmutter, daß sie schon todt war, sonst hätte er ihr das Leben genommen!«

      Nun zog er der Großmutter die Sonntagskleider an, lieh sich von seinem Nachbar ein Pferd, spannte es vor den Wagen und setzte die Großmutter auf den hintersten Sitz, sodaß sie nicht herausfallen konnte, wenn er fuhr; und so rollten sie von dannen durch den Wald. Als die Sonne aufging, waren sie vor einem großen Wirthshause; da hielt der kleine Klaus an und ging hinein, um Etwas zu genießen.

      Der Wirth hatte sehr viel Geld; er war auch ein recht guter, aber hitziger Mann, als wären Pfeffer und Tabak in ihm.

      »Guten Morgen!« sagte er zum kleinen Klaus. »Du bist heute früh in's Zeug gekommen!^

      »Ja,« sagte der kleine Klaus, »ich will mit meiner Großmutter zur Stadt; sie sitz! da draußen auf dem Wagen, ich kann sie nicht in die Stube hereinbringen. Wollt Ihr derselben nicht ein Glas Meth geben? aber Ihr müßt recht laut sprechen, denn sie kann nicht gut hören.«

      »Ja, das will ich thun!« sagte der Wirth und schenkte ein großes Glas Meth ein, mit dem er zur todten Großmutter hinausging, welche in dem Wagen aufrecht gesetzt war.

      »Hier ist ein Glas Meth von Eurem Sohne!« sagte der Wirth. Aber die todte Frau erwiderte kein Wort, sondern saß still. –

      »Hört Ihr nicht?« rief der Wirth, so laut er konnte; »hier ist ein Glas Meth von Eurem Sohne!«

      Noch einmal rief er Dasselbe, und dann noch ein Mal; da sie sich aber durchaus nicht von der Stelle rührte, wurde er ärgerlich und warf ihr das Glas in das Gesicht, sodaß ihr der Meth über die Nase lief, und sie rückwärts in den Wagen fiel; denn sie war nur aufrecht hineingesetzt und nicht festgebunden.

      »Heda!« rief der kleine Klaus, sprang zur Thüre hinaus und packte den Wirth an der Brust; »Du hast meine Großmutter erschlagen! Sieh nur, da ist ein großes Loch in ihrer Stirn!«

      »O, das ist ein Unglück!« rief der Wirth und schlug die Hände über dem Kopfe zusammen. »Das kommt Alles von meiner Hitze! Lieber kleiner Klaus, ich will Dir ein Scheffelmaß Geld geben und Deine Großmutter begraben lassen, als wäre es meine eigene; aber schweige still, sonst wird mir der Kopf abgeschlagen und das wäre doch unangenehm.«

      So bekam der kleine Klaus einen Scheffel Geld, und der Wirth begrub die Großmutter so, als ob sie seine eigene gewesen wäre.

      Als nun der kleine Klaus wieder mit dem vielen Gelde nach Hause kam, schickte er gleich seinen Knaben hinüber zum großen Klaus, um ihn zu bitten, ihm ein Scheffelmaß zu leihen.

      »Was ist das?« sagte der große Klaus. »Habe ich ihn nicht todtgeschlagen? Da muß ich doch selbst nachsehen!« Und so ging er selbst mit dem Scheffelmaße hinüber zum kleinen Klaus.

      »Nein, woher hast Du doch all das Geld bekommen?« fragte er, und riß die Augen auf, als er alles Das erblickte, was noch hinzugekommen war. –

      »Du hast meine Großmutter, aber nicht mich erschlagen!« sagte der kleine Klaus; »die habe ich nun verkauft und einen Scheffel Geld dafür bekommen.«

      »Das ist wahrlich gut bezahlt!« sagte der große Klaus und eilte nach Hause, nahm eine Art und schlug gleich seine Großmutter todt, legte sie auf den Wagen, fuhr mit ihr zur Stadt, wo der Apotheker wohnte und fragte, ob er einen todten Menschen kaufen wolle.

      »Wer ist es, und wo habt Ihr ihn her?« fragte der Apotheker.

      »Es ist meine Großmutter!« sagte der große Klaus. »Ich habe sie todtgeschlagen, um einen Scheffel Geld dafür zu bekommen!«

      »Gott bewahre uns!« sagte der Apotheker. »Ihr sprecht irre! Sagt doch nicht dergleichen, sonst könnt Ihr den Kopf verlieren!« – Und nun sagte er ihm ausführlich, was das für eine böse That, die er begangen habe, und was für ein schlechter Mensch er sei, und daß er bestraft werden müsse; da erschrak der große Klaus so sehr, daß er aus der Apotheke in den Wagen sprang, auf die Pferde hieb und nach Haufe fuhr. Aber der Apotheker und alle Leute glaubten, er sei verrückt, deshalb ließen sie ihn fahren, wohin er wollte.

      »Das sollst Du mir bezahlen!« sagte der große Klaus, als er draußen auf der Landstraße war. »Ja, das sollst du mir bezahlen, kleiner Klaus!« Dann nahm er, sobald er nach Hause kam, den größten Sack, den er finden konnte, ging hinüber zum kleinen Klaus und sagte: »Nun hast Du mich wieder gefoppt! Erst schlug ich meine Pferde todt, dann meine Großmutter! Das ist Alles Deine Schuld, aber Du sollst mich nie mehr foppen!« Damit packte er den kleinen Klaus um den Leib und steckte ihn in seinen Sack, nahm ihn so auf seinen Rücken und rief ihm zu: »Nun gehe ich mit Dir fort und ertränke Dich!«

      Es war ein weiter Weg, den er zu gehen hatte, bevor er zu dem Flusse kam, und der kleine Klaus war nicht so leicht zu tragen. Der Weg ging dicht bei der Kirche vorbei, die Orgel ertönte