Die längsten und gigantischsten Flüsse unserer Erde. Noah Adomait

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Название Die längsten und gigantischsten Flüsse unserer Erde
Автор произведения Noah Adomait
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783847688112



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Xigazê, Gonggar

      Gemeinden: Samye

      Namen der Flussabschnitte

       Der nach Osten gerichtete Oberlauf des Brahmaputra in Tibet heißt auf Tibetisch Matsang bzw. Tachog Tsangpo , der Reinigende, nach anderer Quelle „vom höchsten Gipfel herabkommendes Wasser“

      Im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh hat der scharf nach Süden abgeknickte Fluss den Namen Dihang oder Siang. Nach einem Richtungswechsel nach Westen an der Einmündung des größten Nebenflusses, des Lohit, heißt er, nun den Bundesstaat Assam durchfließend, Brahmaputra, was im Sanskrit „Sohn des Brahma“ bedeutet. Ein älterer Name dieses Flussabschnittes war (in Sanskrit-Schriften und in Teilen Assams) Luit oder Lohitya, da früher statt des größeren Dihang der Lohit als der Oberlauf galt.

      Bei einer Wendung nach Süden tritt der Fluss in das Staatsgebiet von Bangladesch ein und führt teils ab dort, teils ab der Abzweigung des Alten Brahmaputra (früher der Hauptstrom) den Namen Jamuna. Ab dem Zusammentreffen mit dem deutlich weniger voluminösen Ganges schwenkt der Strom in dessen südöstliche Richtung ein und heißt nun Padma, bis er ab der Mündung des letzten großen Nebenflusses bis zur Mündung in den Golf von Bengalen dessen Namen Meghna annimmt.

      Flusslauf

      Hochtal des Tsangpo

      Der Brahmaputra (Tsangpo) entspringt auf der Nordseite des mittleren Himalaya 130 km östlich des Gang Rinpoche (Kailash). Nach der Vereinigung dreier Quellbäche, deren mittlerer und wasserreichster dem Gletscher Jema Yangdzom (tib.: rje ma g.yang 'dzoms) entströmt, heißt der Fluss für die nächsten 268 Kilometer Matsang. Der Fluss verläuft insgesamt für 2057 Kilometer innerhalb Tibets, zumeist etwa 160 Kilometer nördlich parallel zur Hauptlinie des Himalaya in Richtung Osten. Sein oft geradliniges Tal trennt dort, von bedeutenden Verwerfungslinien begleitet, den Himalaya im Süden vom Transhimalaya im Norden. Das von trockenem Grasland geprägte Hochtal ist über längere Strecken breit und besiedelt, unterbrochen von engen Passagen. Der verästelt fließende Tsangpo ist über 650 Stromkilometer und in mehr als 3650 Metern Höhe verlaufend der höchstgelegene Schifffahrtsweg der Erde. Seine mittlere Wasserführung liegt zwischen gut 900 m³/s bei Yangcun (nahe Lhasa) und knapp 2000 m³/s am Beginn der großen Schluchten.

      Schluchten im Pemako

      In den Dihangschluchten, im oberen Teil Yarlung Tsangpo Canyon genannt, durchschneidet der Fluss das Gebirge in zunächst nordöstlicher, dann südlicher Richtung. Diese 250 Kilometer lange, bis zu 3000 Meter tiefe Schlucht wird beiderseits von einzelnen Gipfeln um rund 5000 Meter überragt (Namjagbarwa, 7782 m, Gyala Peri, 7294 m) und wird oft als die tiefste Schlucht der Erde bezeichnet. 1913 gelang F. M. Bailey der Nachweis, dass der Tsangpo den Oberlauf des Brahmaputra bildet, und erst 1998 konnte das unwegsamste Teilstück mit mehreren, bis zu 35 Meter hohen Wasserfällen des Tsangpo von einer der internationalen Expeditionen dorthin erreicht werden. Von den Tibetern wurde dieses ihnen heilige, Pemako genannte Gebiet lange geheim gehalten.

      Ab der Einmündung des Parlung Tsangpo wird der Fluss Dihang genannt. Das unterhalb der Schluchten im Bundesstaat Arunachal Pradesh nur noch wenige hundert Meter hoch gelegene Engtal empfängt hohe monsunale Niederschläge, aber ohne ausgeprägte Trockenzeit, weshalb der Fluss schnell an Wasserführung zunimmt und dichter Regenwald die Hänge bedeckt. Aus diesem Durchbruchstal tritt der Siang (Dihang) unvermittelt in das weiträumige Bengalische Tiefland ein. Seine Wasserführung liegt hier bei knapp 6000 m³/s.

      Brahmaputra (Jamuna) im Tiefland von Bengalen

      Das plötzlich verringerte Gefälle lässt den stark sedimentbeladenen Fluss am Gebirgsfuß einen großen, flachen Schwemmkegel bilden, über den er in stark verflochtenem Lauf den tiefsten Bereich der Ebene von Assam erreicht und dort auf die westliche Fließrichtung seines größten Nebenflusses, des ebenso weit verzweigt fließenden Lohit, einschwenkt. Zusammen mit dem kurz zuvor eingemündeten, fast gleich großen Dibang führt der Lohit etwa 4000 m³/s und vergrößert so den nunmehr Brahmaputra genannten Strom um rund 65 %. Im weiteren Verlauf erreicht das Flussbett mehrfach eine Breite von nahezu 15 Kilometern, das jedoch nur in 3 Monaten der Monsunzeit ganz ausgefüllt ist. Dann kann der Fluss schon bei Pandu in Assam bis zu 55.500 m³/s Wasser führen, als Minimalabfluss ist dagegen lediglich gut 1000 m³/s registriert worden (Mittlerer Abfluss des Rheins: 2300 m³/s).

      Im weiteren Verlauf strömen dem Brahmaputra in dichter Folge wasserreiche Nebenflüsse zu, wobei der Südrand des Himalaya an Niederschlagsmenge vom Hügelland im Süden (Shillong-Plateau) noch übertroffen wird. Die dort liegende Stadt Cherrapunji wurde durch Niederschlags-Rekordwerte bekannt. Es grenzt teilweise direkt an den Fluss, zunächst am Kaziranga-Nationalpark, dann bei der größten Stadt an seinen Ufern, Guwahati, wo die mit einem Kilometer Breite schmalste Stelle des Brahmaputra liegt, und schließlich am westlichsten Ausläufer des Plateaus, wo sich der Strom nach Süden wendet und Bangladesch erreicht.

      Deltabereich und Alter Brahmaputra

      Wo von Westen die Tista in den nun Jamuna genannten Strom einmündet, zweigt nach Osten als kleiner Flussarm der Alte Brahmaputra ab. Der Hauptstrom behält seinen verflochtenen Charakter bei und hat eine Durchflussmenge von im Mittel 21.200 m³/s. Das Einzugsgebiet des Brahmaputra umfasst bis hierher 651.335 km².

      Nach dem Zusammenfluss mit dem Hauptstrang des Ganges, auch Padma genannt (11.400 m³/s), fließt der gewaltige Strom unter diesem Namen nach Südwesten.

      Der unterste Flussabschnitt erreicht als Untere Meghna, geteilt in mehrere Mündungsarme, den Golf von Bengalen. Mit einer mittleren Wasserführung von 36.500 m³/s wird der Strom nur noch vom Amazonas und vom Kongo übertroffen. Die Gesamtlänge des Flusssystems beträgt rund 3350 km

      Zusammen mit zahlreichen vom Ganges abzweigenden kleineren Mündungsarmen bildet die Untere Meghna das großflächigste Mündungsdelta der Erde, bekannt als Gangesdelta.

      Der Alte Brahmaputra folgt seinen einstigen Stromrinnen quer durch die Division Dhaka, durchfließt dabei die Stadt Mymensingh und mündet, aufgeteilt in zwei Arme, zum einen in die Obere Meghna, zum anderen in einen weiteren Seitenarm der Jamuna, den Dhaleshwari, der mit einem seiner Seitenarme, der Buriganga, auch die Hauptstadt von Bangladesch, Dhaka, berührt.

      Merkmale und Entwicklung des Flusssystems

      Der Brahmaputra ist in seinem Verlauf wesentlich vorgezeichnet von tektonischen Vorgängen und Strukturen, die der laufende Kollisionsvorgang der indischen Platte mit der eurasischen Platte bisher hervorgebracht hat.

      Der westöstlich verlaufende Tsangpo zeichnet über weite Strecken die Erdnaht nach, die beide Platten trennt. Es gibt Hinweise, dass der östliche Tsangpo bis zum Miozän der Oberlauf des durch Myanmar fließenden Irrawaddy war. Die Ablenkung nach Süden zum heutigen Tiefland von Assam hin erfolgte, bevor sich der Himalaya stark heraushob; das Durchbruchstal des Dihang quer zur Linie höchster Gipfel des Himalaya ist also antezedent.

      Im westlichen Tal des Tsangpo münden viele Nebenflüsse entgegen dessen Fließrichtung, so dass vermutet wird, dass dieser Talabschnitt ursprünglich nach Westen entwässerte. Der Fluss wäre dann über einen heute nur 75 Meter höheren Pass hinweg dem heutigen Kali Gandaki gefolgt und hätte vielleicht sogar schon dessen gigantische Talschlucht angelegt.

      Die schroffe Schlucht des Yarlung Tsangpo ist zum einen durch einmündende, vor allem eiszeitliche Gletscher überformt worden, zum anderen durch wiederholte Ausbrüche von bis zu 680 Meter tiefen Eisstauseen, die sich vor ihnen gebildet hatten und rund 300 Kilometer weit ins tibetische Hochland reichten. Neben den Lößanwehungen brachten die Sedimente dieser Eisstauseen die fruchtbaren Böden für den heutigen „Brotkorb Tibets“ hervor.

      Auch im Mündungsbereich