Professors Zwillinge: Von der Schulbank ins Leben. Else Ury

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Название Professors Zwillinge: Von der Schulbank ins Leben
Автор произведения Else Ury
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750297593



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vergnügten, blauen Jungenaugen, die ihnen vielsagend zuzwinkerten. Hatte er das nicht fein gemacht? Jetzt würde sich Paul doppelt mit seinem Osterei, dem neuen Sommeranzug, freuen.

      »Er ist nun mal in den Flegeljahren, da muß man ihm manches zugute halten«, wandte sich Suse halblaut entschuldigend an den Freund, während Herbert sein Interesse einem Starkasten am Baum zuwandte, ob es wohl schon Junge drin gäbe.

      »Auf die Gesinnung kommt es an, nicht auf die Worte. Man muß nicht jeden harmlosen Scherz krumm nehmen«, stimmte Paul zu. Es war erstaunlich, wie verständig der Junge schon war, trotzdem er nur knapp zwei Jahre älter war als Professors Zwillinge. Das hatte wohl der Ernst des Lebens, den Paul so früh kennengelernt hatte, verursacht.

      Suse schritt, ihr Täschchen schwenkend, neben dem Freund her, der sie um Haupteslänge überragte und schielte an ihm empor. Schön war er nicht, der Paul, das konnte man bei aller Freundschaft nicht von ihm behaupten. Ja, Helga und Inge Martin, ihre beiden Intima, deren Ideal Totila und Teja aus dem Kampf um Rom waren, bezeichneten Paul Liedtke sogar als lange Latte. Freilich er war überschlank, sein Gesicht war schmal und farblos, sicherlich, weil er sich Butter und Aufschnitt abends absparte. Aber die grauen Augen blickten klug, klar und vertrauenserweckend – Pauls Augen fand Suses Backfischkritik sogar »blendend«.

      »Du studierst mich ja so eingehend, Suse«, sagte da plötzlich Paul lächelnd, ihren Blick fühlend. »Habe ich irgend etwas Besonderes an mir?«

      »Ach wo – bloß – bloß, ich finde, du siehst recht elend aus, Paul. Du mußt dich besser pflegen. Könntest du nicht Milch trinken? Milch ist nahrhaft und billig, haben wir neulich in Nahrungsmittellehre gelernt.«

      »Mach doch dem Wickelkind lieber gleich das Fläschchen mit dem Lutschpfropfen zurecht«, mischte sich Herbert, der sie inzwischen eingeholt hatte, hinein. »Hier in Jena trinken junge Leute Bier und Wein, dafür sind wir in einer Studentenstadt.« Gar zu gern wäre Herbert selber schon Student gewesen.

      Auf dem Gartenweg, den noch dürre Rosensträucher besäumten, blieb Paul stehen. »Schön ist es bei euch hier oben«, sagte er, tief Atem holend. »Sonne, Wind und Vogelgezwitscher. Gottesfrieden herrscht hier bei euch.«

      »Wenn wir beide uns nicht gerade in den Haaren liegen, die Suse und ich«, lachte Herbert. »Weiß Paul denn schon, daß er jetzt gnädiges Fräulein zu dir sagen muß, Suse?« begann er sie schon wieder aufzuziehen.

      »Nichts erzählen, bitte nicht klatschen, Herbert«, flehte das Backfischchen voller Verlegenheit und hielt dem Zwilling den vorlauten Mund zu.

      »Wenn du mir die Hälfte von den Ostereiern, die du heute findest, abtrittst«, verhandelte der Bruder. Denn trotzdem er stets darauf bedacht war, seine männliche Würde zu wahren, war er noch ein großes Naschmaul.

      »Alle sollst du haben, Herbert, nur verrate nichts – –«, bettelte Suse.

      »Das nennt man Erpressung!« lachte Paul. »Suse, ich denke, wir sind gut Freund miteinander. Was verheimlichst du mir denn?« Forschend blickte Paul sie an. Da kam es Suse lächerlich und kindisch vor, daß sie sich das Duzen des neuen Mädchens so zu Herzen genommen hatte. Wieviel ernsteres Leid hatte der Paul in seinem jungen Leben tragen müssen.

      »Wirklich, es war nur eine Dummheit von mir, Paul, es lohnt nicht, darüber zu sprechen.« Suse sah Paul bittend an, nicht weiter in sie zu dringen. Der verstand sie wie meist und schwieg feinfühlend.

      »Was hast du denn da für einen Besen, Mensch?« erkundigte sich Herbert, gewahr werdend, daß Paul einige Zweige behutsam in der Linken trug.

      »Die ersten Weidenkätzchen unten von der Saale und ein paar Osterruten, die schon sprießen. Ich fand sie an geschützter Stelle und wollte sie eurer Mutter als Ostergruß mitbringen.« Paul hätte gern noch hinzugefügt, an Stelle von Blumen, die leider zu teuer sind, um sie zu kaufen. Aber Herbert hatte ihn schon lachend unterbrochen: »Hahaha, den Reisigbesen kannst du unserer neuen Emma verehren, Mensch. Die kann ihn für den Hühnerstall benutzen.« Die Flegeljahre verleugneten sich nun mal nicht bei Herbert.

      Suse griff errötend, als könnte sie Paul dadurch vor den übermütigen Worten des Bruders schützen, nach den geschmähten Zweigen. »Wie hübsch von dir, Paul, daß du an Mutti gedacht hast. Weidenkätzchen habe ich schrecklich gern, sie sind so weich wie meine Piccola.« Suse ließ die flaumigen Kätzchen zärtlich durch die Finger gleiten. »Und die winzigen Blättchen an den Birkenruten werden im Wasser sicher noch weiterwachsen. Ich finde es viel schöner, wenn man das nach und nach sich entfalten sieht, als wenn die Blumen gleich fix und fertig dastehen.«

      »Kannste im Garten alle Tage genießen«, brummte Herbert, der allmählich merkte, daß Suse mit ihren Worten die seinigen gutmachen wollte. Paul warf ihr einen dankbaren Blick zu.

      Auch Frau Professor Winter nahm erfreut die ersten selbstgepflückten Lenzgrüße von Paul in Empfang und dankte ihm so herzlich dafür, daß Paul Herberts »Reisigbesen« darüber vergaß.

      »Aber nun wollen wir endlich Ostereier suchen«, drängte Herbert ungeduldig.

      »Erst muß der Paul frühstücken«, ordnete der Professor an. »Er hat schon einen Marsch zu uns herauf gemacht.« Und sein Frühstück wird kaum sehr ausreichend gewesen sein, setzte er in Gedanken hinzu.

      »Kinder, ihr sorgt für den Paul.« Die Mutter nahm den Arm ihres Mannes, und beide schritten in den Garten hinaus, den ersten Frühlingssonnenschein zu genießen. Im Grunde aber nahmen Professors an, daß Paul tüchtiger dem Frühstück zusprechen würde, wenn die Kinder unter sich waren.

      Es hätte Muttis Aufforderung, für Paul zu sorgen, nicht erst bei Suse bedurft. Sie schenkte ihm Kakao ein, schnitt ihm Riesenstücken von dem Osterkuchen ab und paßte auf, daß er auch sein Ei dazu aß. »Ein Osterei, Paul, von unsern Hühnern, extragroß!« Die Braunaugen des jungen Mädchens strahlten, wie gut es Paul mundete. Ach, mehr noch als Kuchen und Eier labte den Jungen die Fürsorge, die seit dem Tode seiner Mutter keiner mehr für ihn gezeigt hatte. Herbert steckte von Zeit zu Zeit den Kopf zur Tür herein: »Mensch, futterste denn immer noch? – Du wirst dir bestimmt den Magen verderben.« So sorgte er für Pauls Wohl.

      Auch der hungrigste Magen wird schließlich mal satt. Paul erklärte, nun aber wirklich für die nächsten Stunden nichts mehr essen zu können.

      »Das Ostereiersuchen kann beginnen«, schmetterte Herbert in den Garten hinaus. »Mit wem fangen wir an?«

      »Die Ostereier sind für euch alle bereits in Haus und Garten versteckt. Ihr könnt sie gemeinsam suchen«, verkündete der Professor.

      »Was ihr findet, tut ihr hier in das Körbchen; nachher wird es verteilt«, fügte die Mutter sorglich hinzu.

      »Ach, erst sammeln, das ist ja langweilig«, erhob Herbert Einspruch.

      »Herbert sammelt lieber gleich in seinen Magen«, rief Suse lachend, die ihren Zwilling am besten kennen mußte. »Von Herberts Beute werden wir wohl nicht allzu viel zu sehen bekommen.«

      »Die Ostereier sind gezählt, mein Sohn. Mogeln ist nicht. Was an der Gesamtzahl nachher fehlt, wird dir abgezogen«, erläuterte der Vater.

      »Als ob die andern nichts in den Magen spazieren lassen«, brummte Herbert.

      »Suse ist ehrlich. Wenn sie verspricht, nichts vorher zu naschen, hält sie's auch. Und auch auf Paul ist unbedingt Verlaß – – –.«

      »Na, wenn er eben erst soviel Kuchen gefressen hat – – –.«

      »Aber Herbert – was ist das wieder für ein flegelhafter Ausdruck!« entsetzte sich die Mutter.

      Unbekümmert darum begann der Sprössling »Auf in den Kampf, Torero!« zu pfeifen. »Also los!« kommandierte er. »Bubi hierher! Such, such, Hündchen – such die schönen Ostereier!« feuerte er seinen Köter an.

      »Nein, Mutti, das gilt nicht. Bubi darf nicht mitsuchen. Der wittert sie doch gleich alle«, empörte sich Suse. Sicherlich hätte sie geheult, wenn sie sich nicht vor Paul geschämt hätte.

      »Herbert, ruf