Название | Das Vermächtnis aus der Vergangenheit |
---|---|
Автор произведения | Sabine von der Wellen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Das Vermächtnis aus der Vergangenheit |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738034448 |
Die Gäste winken mir zu und ich gehe kassieren. Sie loben das besonders leckere Brot und ich erkläre ihnen, dass wir es selbst backen.
Dann gehen sie und ich räume den Tisch ab.
Erik sieht mir zu, in seinem Stuhl lässig nach hinten gelehnt, die langen Beine bis weit unter den Tisch gestreckt und seine Arme vor der Brust verschränkt. Seine Augen funkeln in dem Licht der Weihnachtsbeleuchtung.
Ich gehe zu ihm und räume auch seinen Tisch ab, während er mich nur ansieht. Als ich mich umdrehe und zur Theke gehe, spüre ich einen Druck am Bauch und weiß, dass Erik wieder sein liebstes Spiel spielt. Kellnerin ausziehen … zumindest die Schürze.
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, den er grinsend ignoriert.
Als das Geschirr in die Spülmaschine geräumt ist, schiebe ich die Kuchen zusammen, räume die Milch und die Butter in den Kühlschrank, reinige die Kaffeemaschine und die Arbeitsplatten, und als alles wieder blinkt und blitzt sehe ich Erik an, der immer noch auf seinem Stuhl sitzt und mit seinem Handy spielt.
„Hey, junger Mann!“, rufe ich ihm zu und er sieht auf. „Wie wäre es mal mit etwas Mithilfe? Du kannst die Kerzen auspusten und die Lichterketten ausmachen.“
Erik steht auf und beginnt die Kerzen überall zu löschen und die Lichterkettenstecker aus den Steckdosen zu ziehen.
„Bitte lass die Sterne an. Die brennen die Nacht über durch.“
Ich folge ihm und schaue noch mal, ob alle Stühle ordentlich stehen und alle Tische sauber sind. Als ich an Erik vorbeigehen will, zieht er mich in seine Arme und küsst mich. „Das nächste Mal tue ich gar nichts mehr ohne einen Kuss zur Begrüßung“, knurrt er und ich lächele ihn an. „Ach so! Dann gibt es auch keinen Cappuccino und Kuchen mehr.“
Er sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an.
Ich entwinde mich seinem Griff und bringe das Geld in den Tresor und ziehe mich um. Als ich die Lichter im hinteren Teil des Cafes lösche, steht er vor der Tür und raucht eine Zigarette.
Ich lösche auch das vordere Licht und trete zu ihm in die kalte, feuchte Winterluft. Sorgfältig verschließe ich die Tür und er nimmt mir meine Schultasche ab und reicht mir seine Zigarette.
Ich schüttele den Kopf und schließe meine Jacke dicht zu.
„Poor! Ganz schön windig und eklig!“, murmele ich und mir wird klar, wie warm es in dem Cafe war.
„Es geht auf Weihnachten zu“, meint Erik und wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann.
Wir gehen durch die Altstadt nach Hause und ich genieße es wieder einmal, wie schön alles geschmückt ist und wie wundervoll alles leuchtet.
„Ich liebe die Vorweihnachtszeit“, sage ich nach einiger Zeit und seufze behaglich.
Es dauert einen Augenblick bis Erik antwortet: „Ich mochte den ganzen Rambazamba um Weihnachten nie besonders. Aber dieses Jahr finde ich die ganze Beleuchtung ganz nett.“
Ich grinse ihn frech an. „So? Woran liegt das denn?“
Er ignoriert meine Frage und geht einfach weiter, als hätte ich nichts gefragt. Wir kommen an einem Tannenbaum vorbei, der bunt geschmückt wurde und mit vielen kleinen Lämpchen ausgestattet ist.
„Ich finde diese ganzen Lichter und geschmückten Fenster und Weihnachtsbäume schön“, sage ich noch einmal.
Erik sagt wieder nichts und mir wird klar, dass ich mir kein großes Weihnachten erhoffen darf. Dass er die Beleuchtung nett findet, ist wahrscheinlich schon mehr als ich erwarten kann.
Als wir in die Natruperstraße einbiegen, ist es vorbei mit dem Weihnachtszauber und die Straßenbeleuchtung ist alles, was uns an Licht geboten wird. Aber ich nehme Eriks Hand und bin zufrieden. Ich werde gleich ein heißes Bad nehmen und ins Bett fallen. Hoffentlich möchte Erik nicht noch mit mir ausgehen.
Als wir endlich durch die Wohnungstür in meine Wohnung treten und ich die Lichter anmache, fühle ich mich geborgen und glücklich. „Ah, ist das schön, Zuhause zu sein“, seufze ich und hänge meine Jacke auf und ziehe meine Schuhe aus.
„Du, …!“, sagt Erik hinter mir und behält seine Jacke an. „Magst du gleich noch mit mir mit zu unserer Kneipe gehen? Ich habe mich da mit zwei alten Kumpels aus meiner früheren Klasse verabredet. Die, die wir mal im Sonnendeck trafen. Weißt du noch?“
Ich nicke. Natürlich weiß ich das noch. Dass war das erste Mal, dass ich Erik mit alten Freunden gesehen habe und der Tag, an dem er mich zum Bahnhof begleitete und wir uns wieder näherkamen.
„Kommst du mit?“, fragt er noch einmal und seine Hände legen sich um mein Gesicht.
Ich sehe zu ihm auf und schüttele den Kopf. „Wenn es nicht sein muss. Ich lerne dann lieber noch etwas für die Fahrschule.“
Erik nickt, als hätte er schon damit gerechnet.
„Aber, bitte geh ruhig! Mach dir einen schönen Abend und ich werde nachher baden und ins Bett gehen. Wir treffen uns da.“ Ich schenke ihm ein Lächeln und er streicht mir mit dem Daumen über die Wange. „Schade! Ich würde dich gerne zum Angeben mitnehmen“, antwortet er mit einem frechen Grinsen und ich fühle mich unwohl.
„Ach Erik! Mit mir kannst du doch nicht angeben.“
Sein Lachen erfüllt den kleinen Raum. „Mit was denn sonst? Mit dem Mustang? Meinen reichen Eltern? Der Villa? Den Geschäften? Ne! Du bist das Einzige, mit dem ich angeben kann.“
Ich weiß, er will mich auf den Arm nehmen und knuffe ihn in den Bauch.
„Du Spinner! Nein, wirklich. Ich möchte lieber einen schönen Abend hier machen. Und ich muss gleich noch Papa anrufen. Der ist heute ganz allein. Meine Mutter ist mit Alessia unterwegs.“
„Wirklich?“, fragt Erik überrascht und ich lache.
„Ja, wirklich. Unglaublich, nicht?“
Wenig später verabschieden wir uns an der Tür, als würden wir uns tagelang nicht sehen und ich wünsche ihm einen schönen Abend. An Eriks Blick sehe ich, wie ungern er geht und mich zurücklässt, und wie sehr es ihn irritiert, dass ich ihn gehen lasse und ihm auch noch einen schönen Abend wünsche. Für ihn wäre das andersherum undenkbar. Er mag es gar nicht, wenn ich ohne ihn feiern gehe.
Ich lasse mir Badewasser einlaufen und genieße die laute Musik und dass ich tun und lassen kann, was ich will. So liege ich ewig lange im Badewasser, kuschele mich hinterher bei Kerzenschein und schöner Musik auf mein Sofa und rufe meinen Vater an.
„Hi Papa!“, sage ich, als er sich meldet.
„Carolin!“, ruft er und ich bin erstaunt, dass er sich so freut. Im Hintergrund höre ich ihn sagen: „Carolin!“
Ich bin überrascht. Mama ist doch bei Alessia. Ist Julian bei ihm?
„Ich dachte, ich höre mal, was du so machst, wenn Mama ausgegangen ist.“
Mein Vater lacht: „Nah, was meinst du? Bayern München spielen heute gegen Mönchengladbach. Und ich habe Unterstützung hier. Marcel schaut mit.“
Ich schlucke. „Das ist ja toll!“, sage ich wenig begeistert.
„Ja, und mit ihm zusammen werde ich alles geben, damit Bayern München gewinnt“, ruft mein Vater überdreht. „Willst du ihn eben sprechen?“
„Nein!“, rufe ich entsetzt, als ich wenig später Marcels Stimme höre. „Hallo Carolin!“
Er klingt nicht weniger überdreht als mein Vater.
„Hallo! Und du unterstützt meinen Vater heute Abend, damit seine Mannschaft auch wirklich gewinnt?“, frage ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst zu ihm sagen soll.
„Sicher!