Satan und Ischariot III. Karl May

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Название Satan und Ischariot III
Автор произведения Karl May
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783746747446



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werde?«

      »Ja.«

      »Und daß wir dann nach ihrem Schlosse gehen werden, wo ich ein glückliches Stillleben zu führen gedenke?«

      »Auch das.«

      »So wißt Ihr also alles, und ich habe nichts hinzuzufügen, als daß die Sehnsucht nach ihr mich nicht weiter vorwärts kommen ließ. Ich blieb am Canadian halten, um sie zu erwarten. Wir wären sofort weitergefahren und hätten, wie ich jetzt sehe, einen Vorsprung von zwei Tagen vor Euch gehabt; da aber gerieten wir in die Hände der Komantschen, als Judith mit ihrer Erzählung zu Ende war. Es sollte uns ans Leben gehen; da kam mir ein famoser Rettungsgedanke. Könnt Ihr den erraten?«

      »Ja.«

      »Ich wußte Euch hinter uns – –«

      »Aber von der Blutrache des großen Pfeiles wußtet Ihr noch nichts!«

      »Nein, doch ist es mir recht wohl bekannt, daß die Komantschen in ewiger Feindschaft mit den Apatschen leben. Darum bot ich dem großen Pfeil einen Handel an, welcher sehr geeignet war, beide Teile auf das höchste zu befriedigen. Ich verlangte, mit Judith und unberaubt meine Reise fortsetzen zu dürfen, wofür ich ihm sagen wolle, wie er Winnetou fangen könne.«

      »Er ging darauf ein?«

      »Mit Vergnügen, zumal als er hörte, daß Old Shatterhand bei Winnetou sei.«

      »Aber er traute Euch nicht recht; er hat Euch doch noch nicht freigelassen.«

      »Ja, er konnte meine Bedingung doch nicht eher erfüllen, als bis ich der seinigen nachgekommen war. Es stand fest, daß man Euch auf Judiths Fährte treffen werde. Wir ritten Euch also auf derselben ein wenig entgegen. Da kam der Orkan, welcher eine Fata Morgana mit sich brachte. Sie spiegelte uns drei Reiter ab, welche sich im Galoppe dem Bache näherten. Wer konnte das sein? Niemand als nur ihr! Die Komantschen waren dem Bache schon nahe; sie dachten, daß ihr dort bleiben würdet, und zogen sich nach dem Walde zurück, welcher eine halbe Stunde rückwärts liegt; ihre Spuren wurden vom Sande verweht. Als das Unwetter vorüber war, sahen wir euch rekognoscieren gehen. Dann wurde es dunkel, und wir schickten Kundschafter aus; sie kehrten zurück und berichteten, was ihr thatet. Ihr saßt an einem Feuer beim Bache und brietet einen Truthahn. Später rückten die Komantschen aus, euch zu umzingeln; sie lagen rund um euch, ohne daß ihr es merktet; sie beobachteten auch, wie ihr die Wache unter euch verteilt hattet. Winnetou oder Old Shatterhand zu überrumpeln, das war schwer; darum warteten die Indsmen, bis der dritte wieder an die Reihe kam, Master Bothwell, und dieser ließ sich auch unschädlich machen, ohne einen Laut von sich zu geben; euch beide fesselte man dann rasch im Schlafe. Nun wißt Ihr alles, und ich will den übriggebliebenen Truthahn nehmen, wie er gebraten ist. Ich werde ihn mit Judith verspeisen und dabei lebhaft an Euch denken.«

      »Wo ist Mrs. Silverhill?«

      »Sie mußte unter der Obhut einiger Komantschen im Walde zurückbleiben. Ich habe nur noch zwei Bitten an Euch, welche Ihr als dankbarer Gentleman mir gewiß gewähren werdet.«

      »Welche?«

      »Ich bin ein Freund von Gewehren. Ihr seid im Besitze von zweien, welche so berühmt sind, daß ich Euch dringend bitte, sie mir vor Euerm Tode zu vermachen.«

      »Und wenn ich das nicht thue?«

      »So nützt es Euch doch nichts, denn ich erkläre sie als meine gute Beute.«

      »Schön! Und die zweite Bitte?«

      »Ihr habt mir damals in Tunis einige Papiere abgenommen; dazu wurde, wie ich weiß, ein Dokument über einen gewissen Leichenbefund aufgesetzt. Wo befinden sich diese Schriftstücke?«

      »Geht nach New Orleans zu Euerm Advokaten Fred Murphy. Er wird sie Euch jedenfalls zu verschaffen wissen.«

      »Versucht nicht auch noch geistreich zu werden! Seht hier, den halben Truthahn habe ich; nun nehme ich auch die Gewehre.«

      Er hatte wirklich die Überreste des Vogels an sich genommen; jetzt griff er nach den Gewehren, welche neben mir lagen. Da wir so rasch und vollständig überwältigt worden waren, hatten die Komantschen es nicht für nötig gehalten, unsere Waffen aus unserer Nähe zu schaffen. Schon wollte ich nach dem Häuptling rufen; da erklang hinter mir eine scharfe Stimme in jenem gebrochenen Englisch, wie es von Indianern gesprochen wird:

      »Halt; leg die Gewehre hin!«

      Zu gleicher Zeit trat der Sprecher vor, sodaß ich ihn sehen konnte. Es war der Häuptling, denn er hatte drei Federn in den Schopf geflochten. Es war mittlerweise so hell geworden, daß man seine stolzen, harten Züge deutlich erkennen konnte.

      »Warum weglegen?« fragte Melton. »Sie sind mein.«

      »Nein. Du hast mir doch die drei Männer versprochen?«

      »Ja, aber nicht ihre Sachen!«

      »Das konntest du nicht. Was der Besiegte bei sich hat, gehört dem Sieger. Leg also die Gewehre weg!«

      Und als der Weiße nicht sofort gehorchte, zog er sein Messer und drohte. Da ließ Melton die Gewehre fallen und sagte zornig:

      »Da nimm sie hin, obgleich sie dir nicht gehören! Ich werde zu unserm Wagen gehen und sofort weiter fahren.«

      »Warte noch!«

      »Warten! Wozu? Ich habe Wort gehalten, und nun mußt du mich entlassen, denn du hast es mir versprochen!«

      »Ich habe es dir versprochen und werde mein Versprechen halten. Aber konntest du mir die Stunde sagen, in welcher ich die drei Krieger bekommen würde?«

      »Nein.«

      »So konnte ich dir auch nicht die Zeit bestimmen, in welcher du gehen darfst. Du bleibst jetzt noch!«

      »Willst du mich etwa auch als Gefangenen betrachten?«

      Da donnerte ihn der Häuptling an:

      »Schweig, du stinkender Koyote, und gehorche augenblicklich!

      Jetzt setzte sich Melton wieder neben mich nieder. Der Rote fuhr in gemäßigterem Tone fort:

      »Du hast mir Winnetou und Old Shatterhand versprochen; ich muß wissen, ob sie es auch wirklich sind.« Und sich vor Winnetou hinstellend, betrachtete er diesen mit flammendem Blick und fragte:

      »Wie ist dein Name?«

      »Ich bin Winnetou, der Häuptling der Apatschen,« antwortete der Gefragte.

      »Und wie heißest du?« fragte er den Englishman.

      »Ich heiße Bothwell.«

      »Der Name ist noch in keinem Zelte und an keinem Lagerfeuer erklungen.«

      Darauf trat er zu mir, blickte auch mich eine Weile an und fragte:

      »Nennt man dich Old Shatterhand?«

      »Ja.«

      »Du bist ein Feind der Komantschen?«

      »Nein; aber ich verteidige mich gegen jeden roten oder weißen Krieger, von welchem ich angegriffen werde.«

      »Hast du mit Winnetou die ›starke Hand‹, den Häuptling der Komantschen, der mein Vater war, getötet?«

      »Ja, aber nicht mit Winnetou, denn meine Kugel war es, die ihn niederstreckte.«

      »Winnetou war dabei; ihn trifft dieselbe Schuld und dieselbe Strafe. Und da Bothwell bei euch ist, wird er das gleiche Schicksal mit euch erleiden. Ihr werdet im Grabe der ›starken Hand lebendig eingemauert werden. Nehmt die Gefangenen in die Mitte; wir kehren zu unsern Pferden in den Wald zurück!«

      Der Befehl galt seinen Leuten. Der Häuptling konnte nicht viel über dreißig Jahre zählen; nicht nur sein Gesicht, sondern sein ganzes Auftreten, seine Stimme sagte, daß er ein stolzer und unerbittlicher Charakter sei. Bei ihm hatten wir auf keinen Fall eine Spur von Menschlichkeit, von Milde zu erwarten.

      Man nahm uns die Riemen von den Füßen, sodaß wir laufen konnten;