Название | Die Ketzer von Antiochia |
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Автор произведения | Alexander L. Cues |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783737540407 |
X Endlich war es soweit: Ein Schiff aus Alexandria war angekündigt. Schon am Vortag waren Rahel, ihre Kinder, Berenike, Alexander und die jüngeren Geschwister nach Seleukia Pieria gegangen, um die Ankunft Menachems auf keinen Fall zu versäumen. Sie übernachteten dort im Haus des Schiffbauers Philo, der ein guter Freund ihres Armenpflegers Kleopas war und wie er aus Syracus stammte. Dessen Frau Miriam empfing sie mit großer Herzlichkeit. Beide waren liebenswürdige Gastgeber und freuten sich offensichtlich, so viele Gäste auf einmal unter ihrem Dach beherbergen zu können. Am nächsten Morgen waren sie schon in aller Frühe aufgestanden, um sich pünktlich zum Hafen zu begeben, wo auch schon andere Menschen sehnsüchtig das Schiff erwarteten. Viele von ihnen hatten Waren mitgebracht, die für Rom oder Cypros bestimmt waren, denn nach einigen Tagen sollte es dorthin zurückfahren. Die Geduld der wartenden Menge wurde auf eine harte Probe gestellt, die sich für Menachems Mutter und für Berenike wie eine Ewigkeit anfühlte. Es war schon später Nachmittag, als endlich das Rahsegel eines großen Lastschiffes am Horizont erschien. Als es dann schließlich im Hafen festmachte, hatte sich schon die Dunkelheit ausgebreitet. Die ersten Personen gingen im Schein der Fackeln von Bord, Lastenträger mit großen Ballen Getreide aus dem Nildelta. Andere trugen Fässer mit gesalzenem Fisch. Wieder andere schleppten Säcke mit Datteln und anderen Früchten aus Nordafrika aus dem Bauch des Schiffes. Danach verließen römische Legionäre das Schiff, die ihre Zelte und Waffen mit sich führten. Pferde wurden von Sklaven an Land gebracht. Nach ihnen kamen Händler aus Alexandria und Cypros, Handwerker und Sklaven aus Nubien und Ägypten, die unendlich viele Säcke aus dem Schiff trugen und unter ihrer schweren Last ächzten. Alexander fragte sich, was wohl in diesen Säcken sein mochte. Schließlich folgten noch römische Beamte im Gewand des Ritterstandes. Darunter war – den ungläubigen Frauen stockte der Atem – Menachem, den sie kaum wiedererkannt hätten, wenn er ihnen nicht schon von Bord aus zugewinkt hätte. Seine hohe, schlanke Gestalt war eingehüllt von der reich verzierten, weißen Toga des römischen Ritterstandes. Hinter ihm, das Land und die frische Brise des Abends mit lauten Trompetenstößen begrüßend, sieben riesige Elefanten, bestimmt für die Arbeiten des Wiederaufbaus in Antiochia. Die an Land Wartenden staunten vor Verwunderung, denn solch ein imposantes Schauspiel hatten sie noch nie erlebt. Menachem wurde von den Frauen herzlich, aber mit der gebotenen Zurückhaltung begrüßt. Berenike wusste ihre Freude allerdings kaum zu verbergen, was ihr Bruder, aber auch ihre jüngeren Geschwister durchaus bemerkten. Lea und Zippora konnten sich am Gewand, das ihr Bruder trug, gar nicht sattsehen. „Darf ich dir helfen, dein Gepäck zu tragen?“ fragte Alexander, denn es waren mehrere Kisten, die von zwei Sklaven getragen wurden. Menachem bedankte sich und wies auf die Sklaven: „Darf ich euch Apollonios und Meleagros aus Thrakien vorstellen? Sie werden sich um das Gepäck kümmern.“ Da es Abend war und Dunkelheit den Rückweg nach Antiochia außerordentlich erschwert hätte, übernachteten sie wiederum im gastfreien Haus des Philo und seiner Frau Miriam. Es hätte so viel zu erzählen gegeben an diesem Abend. Da sie alle aber erheblichen Schlafmangel hatten, mussten sie darauf verzichten und auf den nächsten Tag warten, um von Menachem zu erfahren, was er in der Hauptstadt des Imperiums erlebt hatte. Die Hafenstadt Seleukia Pieria kam allerdings nicht so schnell zu Ruhe, schlugen doch die Legionäre ganz nahe am Hafen ihre Zeltstadt auf, und auch die Arbeitselefanten waren durch ihre Treiber nicht so schnell zu beruhigen. Erst nachdem die Tiere versorgt waren, hörte man ihre Trompetenstöße nicht mehr; nur ihr gelegentliches Schnauben war noch zu vernehmen. Der nächste Tag begann früh am Morgen noch vor Sonnenaufgang. Im Haus des Schiffbauers Philo waren zuerst die Kinder auf den Beinen: „Wir wollen unbedingt die Elefanten sehen,“ riefen Zippora und Lea. Menachem und die Seinen nahmen das von Miriam bereitete Frühstück gerne an und bereiteten ihren Abmarsch vor. Draußen hatten die Legionäre den Abbau der Zelte gerade beendet und ihre Waffen angelegt. Sklaven hatten ihr Marschgepäck bei sich und warteten auf den Befehl zum Aufbruch. Langsam formierte sich eine kilometerlange Karawane. Vorneweg marschierte ein Manipel Soldaten mit ihrem Feldzeichen, die der ranghöchste Centurio, der zu Pferd ritt, anführte. Dann folgte das Heer der Sklaven, die ihre Lasten trugen. Hinter ihnen marschierte wieder ein Manipel. Danach folgten die vielen Mitreisenden aus Italien, Nordafrika, Cypros, Kreta, Alexandria und die Einwohner Antiochias, die am Vortag ihre Angehörigen auf dem Schiff begrüßt hatten, darunter auch Menachem und Alexander mit ihren Familien. Lasttiere, Pferde, Elefanten mit ihren Treibern bildeten den Schluss des Zuges, der auch hinten wieder von Legionären gesichert wurde. In dieser großen Karawane kam man nur langsam und mühselig voran an diesem Tag. Regen und ein unangenehmer Wind behinderten das Fortkommen erheblich. Mehrfach musste man anhalten, weil Pferde und Elefanten um Risse und Spalten auf der Straße, in denen sich Wasser gesammelt hatte, herumgeführt werden mussten. Auch die Sklaven, durch ihre Aufseher zu Höchstleistungen angetrieben, brauchten Erholungspausen. So erreichte man erst am Abend, müde und am ganzen Körper durchnässt, das Brückentor von Antiochia, wo sich die Nachricht von der Ankunft der Karawane schon längst verbreitet hatte. Im Fackelschein wurden die Ankömmlinge von vielen Einwohnern der Stadt herzlich willkommen geheißen, sogar der Legat Ummidius ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich zu begrüßen. Der Centurio erstattete Meldung über die Personen und Waren, die mitgekommen waren. Er kündigte noch weitere Schiffe an, mit der die Zahl der Soldaten aufgestockt werden sollte. Unter denen, die zum Empfang gekommen waren, befand sich auch Porphyrios, der Menachem wie einen guten alten Freund begrüßte. Sie vereinbarten, sich bald zu treffen, um die Maßnahmen für den Wiederaufbau in der Stadt zu besprechen. Alexander, Berenike und ihre Geschwister begleiteten Menachem, Rahel, die Kinder und die beiden Sklaven zu ihrer Wohnstätte. Als sie dort ankamen, lud Rahel sie ein, bei ihnen zu übernachten. Jetzt war für Menachem endlich die Zeit gekommen, allen von seinen vielen Erlebnissen zu berichten. Und er konnte spannend erzählen! „Rom ist eine vollkommen andere Welt. Das könnt ihr euch nicht vorstellen. Solche Bauwerke wie dort hatte ich noch nie vorher gesehen oder überhaupt nur davon gehört. Eine Stadt ganz aus Marmor, erbaut von Julius Caesar und Augustus. Ihr könnt Euch das nicht vorstellen, schneeweißer Marmor überall! Der Tempel des Apollo leuchtet regelrecht mit seinen vergoldeten