Die 5 Gebote des Anti Aging. Wirkungsvolle Maßnahmen für ein langes und vitales Leben. Dr. Rainer Schneider

Читать онлайн.
Название Die 5 Gebote des Anti Aging. Wirkungsvolle Maßnahmen für ein langes und vitales Leben
Автор произведения Dr. Rainer Schneider
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844252316



Скачать книгу

       Wer heute geboren wird, lebt volle 30 Jahre, also eine Generation, länger als jemand, der vor einhundert Jahren das Licht der Welt erblickte.

      Das ist doch mal eine wirklich gute Nachricht, oder?

      Sie wäre es zweifellos… Wenn sie stimmte. Aussagen wie diese wecken natürlich Aufmerksamkeit und verkaufen sich prima. Und sie sind nicht einmal aus der Luft gegriffen, denn sie beruhen auf realen Zahlen. Und diese Zahlen „beweisen“ Vieles. Sie sind Beleg für die Errungenschaften der Medizin. Oder Begründung dafür, warum wir unter Zivilisationskrankheiten leiden – denn: Wer älter wird, so die Argumentation, wird auch kränker.

      Was ist nun falsch an dieser Aussage? Sie beruht auf einem statistischen Trick. Man verrechne einfach die Rate der Kindersterblichkeit. Die war vor einhundert Jahren deutlich höher (1, 2). Wenn viele Kinder früh sterben, drückt das den Durchschnitt merklich. Absolut gesehen lebten die Menschen vor einhundert Jahren zwar tatsächlich kürzer, aber eben nur wenige Jahre. Sicher keine ganze Generation.

      Männer werden heute durchschnittlich 78 Jahre alt, Frauen ca. 5 Jahre älter. Je nach Schätzung soll die Lebenserwartung steigen oder sinken, aber manche Wissenschaftler behaupten, dass wir genetisch betrachtet einhundert Jahre und älter werden könnten. Wir werden bestimmt nicht so alt wie die Menschen vor dem biblischen Sittenverderbnis (Erstes Buch Moses). Doch es leben tatsächlich sehr viele Einhundertjährige auf der Erde. Und das ist also doch noch eine ganz erfreuliche Erkenntnis.

      Im Vergleich zu früher ist der Lebensstandard heute sicher besser, die medizinische Versorgung umfassender und die Arbeitsbedingungen zumindest körperlich weniger verschleißend (allerdings nehmen die psychischen Belastungen geradezu epidemisch zu). Wir sehen uns aber ganz neuen Belastungen ausgesetzt, deren Wirkungen alles andere als gesundheitsförderlich sind. Ich werde in diesem Buch u.a. zeigen, welche Gefahren das sind und wie sie sich auf den Alterungsprozess auswirken.

      Es gibt viele untrügliche Anzeichen dafür, dass wir Menschen heute schneller degenerieren als noch von vor dreißig Jahren. Wir leben vielleicht etwas länger, sind aber schon früher (chronisch) krank (3). Wir schlucken unzählige Pillen, wir bekommen neue Hüftgelenke, Zähne und Organe. Und doch sind wir nicht gesünder, im Gegenteil.

      Man kann den Zerfall der Gesundheit sehr schön an dem Beispiel Organtransplantationen sehen, die – eher ungewollt – durch Skandalfälle, Korruption und Kriminalität in letzter Zeit ins Bewusstsein der Menschen geraten sind (4, 5). Organe, die versagen, tun das in der Regel erst, wenn sie über eine längere Zeit massive Stoffwechselentgleisungen über sich ergehen lassen müssen. Sie stellen die letzte Station einer „Krankheitskarriere“ dar, in der der Organismus in eine Sackgasse geraten ist.

      Leider haben sich chronische Krankheiten in unserem Denken als >>normal<< festgesetzt, wir nehmen sie als gegeben hin. Und die Schulmedizin tut im Grunde nichts, die wahren Ursachen zu beheben. Sattdessen behandelt sie Symptome und hält chronische Krankheiten aufrecht, weil sie so milliardenschwere Gewinne abschöpft.

      Wie der Zahnarzt und Systemkritiker Johann Schnitzler schon vor vielen Jahrzehnten eindrucksvoll zeigen konnte, ist Zahnkaries die erste Station einer chronischen Krankheitskarriere (6). Oft folgt Übergewicht durch hochkalorische, aber vitalstoffarme Fehlernährung. Später entwickeln sich kardiovaskuläre Krankheiten wie Bluthochdruck und Herzinfarkte. Rasant entwickeln sich zudem Diabetes Typ II (verursacht durch Fehlernährung), Diabetes Typ I (verursacht z.B. durch Impfen oder Antibiotika) und Hirninsuffizienz (Hirnschlag, Demenz). Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden…

      Am Ende der Kette stehen Transplantationen, zumindest dort, wo Organe nach dem gegenwärtigen Stand der Medizin „ausgetauscht“ werden können. Gesundheit wird damit jedoch nicht wiederhergestellt, denn der Betreffende muss für den Rest seines Lebens z.B. immunsuppressive Medikamente einnehmen, damit sein Körper das Fremdorgan nicht abstößt. Dies wiederum erhöht seine Anfälligkeit für andere Krankheiten… und die Krankheitskarriere nimmt ihren weiteren Lauf.

      Man kann diesem >>hausgemachten<< Problem nur dadurch begegnen, dass man seine persönliche „Karriere“ aktiv und rechtzeitig verändert, wobei natürlich die Chance auf Vitalität umso besser ist, je früher man krankmachende Ursachen erkennt, sie richtig behandelt und – das ist der Idealfall – ihnen vorbeugt. Weil sich an der Vorbeugung nicht viel verdienen lässt wie am symptomatischen Behandeln, ist die Hilfe von systemischer Seite dürftig. Sie müssen das Heft deshalb selbst in die Hand nehmen.

      Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Krankenkassen eigentlich nicht Gesundheitskassen heißen? Darum müsste es ihnen doch gehen – um Gesundheit. Warum wird eigentlich so viel wert auf die Erhaltung von (chronischen) Krankheiten gelegt, statt Gesundheit zu fördern? Am Wissen kann es nicht liegen, das haben wir. Diese Fragen sind natürlich rhetorisch und jeder weiß, dass das Gesundheitssystem krankt. Ich werde später noch darauf eingehen.

      Doch zurück zu unserem Thema: Jeder, der das Leben liebt, will natürlich so lange wie möglich das Irdendasein genießen, und zwar aktiv. Vor diesem Hintergrund fällt uns das Älterwerden aber zunehmend schwerer. Wenn man es genau betrachtet, haftet dem Wunsch nach einem langen Leben ein echtes Paradox an. Es lautet:

       Jeder will lange leben, aber keiner will alt werden.

      Der Wunsch nach ewiger Jugend ist nichts Neues. Die Menschheit hat schon immer nach einem Jungbrunnen gesucht. Es ist nicht immer der wortwörtliche Jungbrunnen; viele Verjüngungskuren werden jedoch metaphorisch mit ebendiesem versinnbildlicht. Cleopatra soll z.B. in Eselsmilch gebadet haben, um sich ihre Schönheit zu bewahren. Johann Sebastian Kneipp watete durch kniehohes Wasser, um seine Lebensgeister zu wecken. Linus Carl Pauling machte die Einnahme von Megadosen Vitamin C zum Programm.

      Ich möchte das angesprochene Paradoxon anders angehen. Und zwar mit folgender Gegenfrage: Bis zu welchem Punkt ist ein langes Leben eigentlich lebenswert? Das oben dargestellte Paradox bringt es ja auf den Punkt: Ein chronologisch langes Leben wäre bestens, solange man biologisch jung bliebe.

      Was wäre aber, wenn wir überhaupt nicht alterten? Wie in dem Film „In Time“ müssten wir in jungem biologischem, aber hohem chronologischen Alter sterben. Echte Ironie des Schicksals: Alle stürben faltenfrei. Und noch eine Frage drängt sich auf. Wenn uns das bereits angesprochene biblische Alter beschert wäre, würden wir nicht zu Vampiren, zum Leben verflucht, weil nahezu unsterblich? Außer einer erbarmte sich mit dem Holzpflock…

      Das sind natürlich fiktive, nicht ganz ernst gemeinte Gedankenspiele. Mir geht es um einen ganz bestimmten Punkt. Man vergisst bei der Diskussion um das lange Leben gerne, dass die Anzahl der Jahre nur ein Faktor in der Gleichung ist. Die Gene sind ein zweiter. Die Lebensumstände ein dritter. Wie man seine Erdenzeit nutzt, ist ein zusätzlicher, philosophischer, ganz gewiss kein unwichtiger! Denn nicht wenige kritisieren ja zu Recht, dass die einseitige Fokussierung auf die Dauer des Lebens den Blick auf dessen sinnvolle Gestaltung verstellt.

      Aber keine Angst, ich werde mich an dieser Stelle nicht in existenziell-philosophische, religiöse oder spirituelle Grundsatzdiskussionen ergehen. Worauf ich hinaus möchte, ist etwas anderes. Das Paradoxon des langen Lebens und gleichzeitigen Jungbleibens ist nur schwer aufzulösen. Denn ab irgendeinem Punkt kann man dem Alter einfach kein Schnippchen mehr schlagen. Das einzusehen, fällt vielen Menschen nicht leicht. Sie werden deswegen sehr empfänglich für Heilsversprechen.

      Das hat psychologische Gründe. Die meisten Menschen haben – das verwundert kaum – Angst vor dem Sterben. Überspitzt formuliert ist Altern Sterben auf Zeit. Wenn die restaurativen Funktionen des Körpers mit den destruktiven nicht mehr Schritt halten, altern wir. Dieser Vorgang wird als Katabolismus (gr.: „Niederlegung, Verfall) bezeichnet, also als Abbau von Körpersubstanz. Auf Zellebene heißt das Apoptose (Zelltod; gr.: Abfallen). Das Gewahrsein der eigenen Sterblichkeit nennt man in der Psychologie Mortalitätssalienz (7). Das heißt nichts anderes, als dass man sich seiner eigenen Vergänglichkeit besonders bewusst wird. Menschen, für die die eigene Mortalität salient wird, ändern für gewöhnlich ihr Verhalten. Sie werden z.B. gesundheitsbewusster oder suchen nach einem tieferen Sinn des Lebens. Oder sie entwickeln (Galgen-)Humor. Vielleicht