Mord und Totschlag in Chicago. Edgar Wallace

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Название Mord und Totschlag in Chicago
Автор произведения Edgar Wallace
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752947687



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er für immer bei seinen früheren Freunden geächtet. Früher oder später ist ihm eine Kugel sicher.

      Perellis Nachrichtensystem hatte auch diesmal wieder vorzüglich gearbeitet. In jeder Bank, auf jedem Reisebüro hatte er Leute sitzen, die ihn informierten, wenn ein Mitglied seiner Bande irgendeinen verdächtigen Schritt unternahm.

      Eigentlich war es schade um Vinsetti, auch nach Angelos Meinung. In seiner Art hatte ihn niemand übertroffen. Man brauchte Leute, die sich so zu kleiden verstanden wie er und die vor allem mit den nach außen hin sehr ehrenwerten Schuften umgehen konnten, die den Rohstoff für Perellis Handel lieferten. Auch als Verbindungsmann zwischen den einzelnen Schmugglerbanden war Vinsetti unbezahlbar. Er war der einzige, der sich ohne weiteres in jedem Bezirk sehen lassen konnte. Sowohl zu dem Polen Joe als auch zu Tom Feeney und den Chefs anderer Organisationen stand er in guten Beziehungen. Schwierige Angelegenheiten behandelte er diskret; wenn er etwas versprochen hatte, konnte man sich darauf verlassen – und außerdem verstand er ausgezeichnet, mit Pistolen aller Kaliber umzugehen.

      Perellis Tätigkeit erstreckte sich auf die verschiedensten Gebiete. Fast überall war er an erlaubten und unerlaubten Geschäften beteiligt; einen scharfen Trennungsstrich zog er aber zwischen sich und der gewöhnlichen Sorte von Gangstern. Er hatte seinen eigenen Ehrenkodex, von dem er unter keinen Umständen abwich. Das Geld der Leute, die er aus irgendwelchen Gründen hatte beseitigen lassen, fand man stets unberührt. Vor allem aber schätzten es seine Geschäftspartner, daß man sich sowohl als Käufer wie als Verkäufer unbedingt auf ihn verlassen konnte. Seinen ›Angestellten‹ zahlte er unheimliche Gehälter, aber obgleich er eine kleine Armee beschäftigte, hatte er doch alle Einzelheiten seiner vielen geschäftlichen Transaktionen selbst im Kopf.

      Er war klug, am meisten nützte ihm aber sein sechster Sinn, der ihn fast immer rechtzeitig vor Gefahren warnte. Deshalb gehorchte er auch seinen Eingebungen blindlings. Auch Red hatte er nicht etwa erschießen lassen, weil dieser zur Polizei gegangen war, sondern weil er das Gefühl hatte, daß er für ihn in Zukunft eine große Gefahr bedeuten könne.

      4

      So rücksichtslos Perelli bestrafte, so großzügig belohnte er auf der andern Seite. Fünfzigtausend Dollar gab er allein für die Einrichtung der neuen Wohnung Angelos aus, und einen Mann, der sich zwar nicht für ihn eignete, ihm aber das Leben gerettet hatte, schickte er mit einer Summe, die ihn aller Sorgen enthob, nach Sizilien zurück.

      Über Vinsetti dachte Perelli lange nach. Ohne Zweifel war der Mann nicht mehr mit der alten Begeisterung bei der Sache; im Gegenteil, seine Tätigkeit schien ihm nicht mehr zu behagen. Übrigens tat er genau das, was Perelli erwartet hatte: seine auf der ›Empress of Australia‹ belegte Passage ließ er zwar annullieren, aber durch ein anderes Reisebüro belegte er sofort dieselben Kabinen unter anderem Namen.

      Von Minn Lee war Vinsetti noch genauso bezaubert wie vorher. Er schickte ihr Blumen und schrieb ihr häufig sehr geschickt abgefaßte Briefe. Tony las sie und lächelte darüber.

      »Immer elegant – sogar als Briefschreiber. Bitte ihn doch, dich wieder einmal zu besuchen, Minn Lee ... Nein, nein, ich habe nichts dagegen – er macht mir wirklich Spaß.«

      Minn Lee sandte ihm also eine Einladung. Vinsetti kam von da an wieder öfters zu ihr. Manchmal war Tony dabei, aber meistens ließ er sie allein.

      Es war möglich, daß er Vinsettis Dienste bald wieder in Anspruch nehmen mußte. Die beiden großen Alkoholschmugglerbanden Chicagos waren auf neutralem Boden aneinandergeraten.

      Tom Feeneys Leute versorgten eine große Anzahl von Kneipen im Süden der Stadt mit Schnaps und Bier. Tom hatte eigene Brauereien und war selbstverständlich vielfacher Millionär.

      Nun gab es in Chicago ein gewisses Gebiet, in dem beide Parteien friedlich nebeneinander arbeiteten. Die Eigentümer der dortigen Lokale konnten ihre Waren sowohl von Tony als auch von Tom beziehen.

      Mit einem Schlag störte Tom Feeney dieses stillschweigende Übereinkommen und reklamierte den Bezirk ausschließlich für sich. Er ließ den Lokalbesitzern Warnungen zugehen, und darauf folgten die üblichen Vergeltungsmaßnahmen für diejenigen, die nicht gehorchten. Man zerstörte das Lokal eines guten Kunden Perellis und griff auch den Besitzer selbst an. Der Mann eilte mit der Schreckensnachricht sofort zu Angelo, und Angelo erstattete Perelli Bericht.

      »Schick Vinsetti zu Tom; er soll mit ihm verhandeln«, befahl Tony. »Wer hat in dem Lokal Radau gemacht?«

      Man erzählte ihm, daß ›Toten-Hennessey‹, ein bekannter Schläger, mit seiner Bande den Überfall durchgeführt hatte. Shaun O'Donnell engagierte ihn häufig für Racheakte, bei denen er selbst ein wenig im Hintergrund bleiben wollte.

      »Wischt Hennessey eins aus«, ordnete Perelli an. »Victor soll mit Feeney oder O'Donnell persönlich sprechen.«

      Victor vereinbarte einen Treffpunkt mit dem Iren und machte ihm Vorwürfe. Shaun O'Donnell aber blieb stur. Obwohl Vinsetti sein Bestes tat, um einen annehmbaren Mittelweg zu finden, ließ er sich sogar zu Drohungen hinreißen.

      »Gib dir keine Mühe, Vic, das Gebiet hat schon früher zu unserem Bezirk gehört – du kannst Mr. Perelli sagen, daß wir zwar eine Zeitlang Rücksicht auf ihn genommen haben, durch den scharfen Konkurrenzkampf mit den Polen jetzt aber gezwungen sind, den Bezirk für uns zu behalten. Wir würden dir gerne entgegenkommen, Vic – aber in diesem Fall, tut mir leid ...«

      Sie verhandelten auch noch über andere Angelegenheiten.

      »Möchte nur wissen, warum du eigentlich immer noch bei Perelli bleibst«, sagte Shaun am Ende des Gespräches. »Tom und ich würden es gern sehen, wenn du zu uns kommst. Ich weiß, daß du eine Heidenangst vor Tony hast«, fuhr er fort, als Vinsetti protestierte. »Aber vielleicht könntest du uns helfen, einen Ort ausfindig zu machen, wo wir Tony bestimmt träfen ...? Der Kerl behandelt seine Leute ja wie Hunde.«

      Obwohl das ein ziemlich plumper Anbiederungsversuch war, dachte Victor doch darüber nach. In der Zwischenzeit wurde Toten-Hennessey von Perellis Leuten erledigt.

      Vor Minn Lee hatte Tony keine Geheimnisse.

      »In unserem Geschäft gibt es keine Halbheiten«, erklärte er ihr. »Victor hat als Unterhändler bisher noch nie versagt – aber diesmal ist es ihm seltsamerweise nicht gelungen, Shaun O'Donnell zu überreden. In der vergangenen Nacht haben sie mir wieder eine Kneipe zerstört. Und warum? Weil Victor sagte: Abwarten! Soll ich noch so lange warten, bis mein ganzes Geschäft zum Teufel geht?«

      Victor wußte gut genug, warum er zum Abwarten riet. Tony, der ihm geduldig zuhörte, berichtete er über den Verlauf der Verhandlungen.

      »Ausgezeichnet!« sagte Perelli schließlich. »Ich kann ja warten, bis Shaun O'Donnell alt und vernünftig wird. Vielleicht in zehn Jahren! Nein, so geht es nicht; entweder Tom Feeney verständigt sich jetzt sofort mit mir, oder ich lasse ihn über den Haufen knallen! In der letzten Zeit wird sowieso viel zu viel geredet – Ricardo sollte wieder einmal zu Wort kommen.«

      Ricardo war sein bester Maschinengewehrschütze; wirklich ein Meister seines Fachs.

      »Ein wenig werde ich noch warten«, fuhr Perelli fort, »aber dann ...«

      Am Nachmittag fuhr er nach Cicero hinaus. Er saß in einem seiner eigenen Restaurants und trank gerade Kaffee, als mit kreischenden Bremsen drei Autos vor den großen Fensterscheiben stoppten und das ganze Lokal unter Maschinengewehrfeuer nahmen. Perelli warf sich wie der Blitz flach auf den Boden. Zum Glück hielt sich fast niemand außer ihm in dem Raum auf. Alles ging in Trümmer: Scheiben, Gläser, die Theke splitterten unter einem Hagel von Geschossen. Klatschend fuhr eine Garbe in die Wände, von denen der Putz herunterbröckelte. In diesem Augenblick, die Nase auf die Dielen gepreßt, entschied sich Perelli, nicht länger zu warten. Jetzt mußte er handeln.

      Es war ihm klar, daß es sich um keinen improvisierten, sondern um einen sorgfältig geplanten Angriff handelte. Vinsetti gehörte zu den wenigen Leuten, die wußten, daß Perelli an diesem Tag und zu dieser Stunde in Cicero sein würde. Er selbst hatte vorgeschlagen, daß