Название | Friedrich Wilhelm Utsch |
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Автор произведения | Margarete Hachenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783748590590 |
Am Hofe des Kurfürsten
Heute morgen erst verließ die Jagdgesellschaft das Jagdschloss des Kurfürsten Karl Theodors. Erhaben lag es am Mühlenteich mit seinen majestätischen Erkern, auf denen die Kuppeln thronten. Lustig lachend saßen der Förster und seine Jäger mit dem Fürsten zusammen. Knechte und Mägde liefen emsig in die Lagerräume des Hofes mit den angrenzenden Ställen, in denen die Hühner gackerten, die Schweine grunzten und die Kühe ihre Laute von sich gaben. Die Bediensteten schleppten Holz und viele Eimer klaren Wassers, das sie aus dem Brunnen schöpften. Fleißig sputeten sie sich, legten Datteln und Feigen mit Äpfeln, Birnen und Pflaumen auf einen großen, schön bemalten Teller. Über einer Feuerstelle in der großen Küche baumelte ein großer eiserner Kessel an einer Kette von der Decke, in dem sie verschiedene Sorten Fleisch brieten und in einem anderen Erbsen, Bohnen und Meerkohl zubereiteten. Besonders schmackhaft war dieser Meerkohl mit seinen dicken und fleischigen Blättern. Das alles servierten sie der feinen Gesellschaft. Mit ihren Händen nahmen sich die Männer, sie füllten ihre leeren Teller bis zum Rand und schmatzten tüchtig. „Nur wem es auch schmeckt, der rülpset und furzet!“ forderte der Kurfürst lachend auf. Bier und Wein flossen an diesem Abend und der anbrechenden Nacht in Strömen. Die Männer hoben ihre Zinnbecher. „Prost!“ rülpste der Förster und trank seinen Wein in einem Zug. Nur Friedrich Wilhelm Utsch besaß das Recht, als Erbförster des Kurfürsten Karl Theodors, das Wild mit seinen Männern zu jagen. Die Sonnenstrahlen an diesem Tag vor der Jagd brachen sich ihre Bahn durch die hohen, mit zarten Sprossen versehenen Fenster mit ihren runden Bögen. Mit goldenen Figuren und Ornamenten verziert war die weiße Tür, vor der die eingeladenen Gäste tanzten. Gemälde von edlen Damen in verschiedenen Posen erstreckten sich an den Wänden entlang und eine breite Bordüre mit weißen wie goldenen Dekoren zog sich über all das. Kniebundhosen mit weißen Strümpfen und glänzend schwarze Schnallenschuhe, weiße Hemden mit schwarzer Fliege, darüber ein langes Wams und mit Gold verzierte Gehröcke, so kamen die Männer daher. Jeder von ihnen trug eine weiße Lockenperücke, Die Knechte blieben dort fern. Erst am nächsten Morgen würden sie sich mit dem Förster treffen. Die Edeldamen glänzten in bodenlang wallenden Kleidern mit einer breiten Schärpe und schönen Hochsteckfrisuren. Die Hofbläser im Ballsaal spielten auf ihren Flöten zum Tanz auf. Das liebte der Kurfürst. Die Röcke der Damen und Fräuleins flogen im Takt ihrer Füße, die mal zur Seite, nach vorn oder zurück wippten. Ein Reif in der Hüfte der adligen Damen ließ den Rock in Falten fallen. Gegenüber der Frauen tanzten die Männer. Die langen Hemden fielen über ihre Kniebundhosen, die Rüschen der Hemden schmückten ihre Handgelenke unter dem Gehrock. „Kommt mir bloß nicht mit leeren Händen zurück!“ lachte Karl Theodor. „Unsere Vorräte gehen zur Neige. Als Belohnung dafür dürft Ihr in dem Stück Wald, das Euch gehört, eigenes Wild schießen.“ Der Kurfürst schaute seinen Weidmann an. „Eure Durchlaucht, wie Ihr wisst, verstehe ich mein Geschäft. Seid ganz ohne Sorge. Bei unserer Jagd werden wir das Wild des Waldes an Euren Hof bringen.“ Der Förster lächelte erhaben. „Ihr seid nicht umsonst mein Forstinspektor. Ich weiß Eure Dienste zu schätzen, mein Guter. Ich freue mich bereits auf das viele Fleisch und das alljährliche Spektakel, was damit einher geht.“ Karl Theodor schaute ernst. „Seht in unserem Soonwald auch danach, ob gewildert wird. Ihr wisst ja, dass das gemeine Volk nicht jagen darf.“ Lustig saßen sie noch lange zusammen bis weit nach Mitternacht. „Auf Männer, morgen in aller Frühe machen wir uns auf zur Jagd. Jetzt wird es Zeit, Eure Schlafstatt aufzusuchen!“ Der Förster rieb sich müde die Augen. „Jeder Bauer baut ab sofort Kartoffeln an!“ kam der Befehl des Kurfürsten. „Sollte sich auch nur einer wagen, sich meinem Befehl zu widersetzen, dem droht eine harte Strafe! Ich schicke Soldaten hinaus, die alles überwachen!“ „Mein Gott!“ flüsterte Ludwig, „schaut Euch das doch nur an. Wenn der Kurfürst unsere Äcker schon überwachen lässt, muss die Frucht, die darauf wächst, doch etwas ganz Besonderes sein. Heinrich, lass uns doch, wenn die Soldaten heute Abend schlafen, einige der Knollen stehlen.“ „Ja, meine Kinder haben schon seit vielen Tagen nichts mehr gegessen. Ludwig, seid doch so gut, wenn die Jagd morgen vorbei ist, dass wir Hasen in diesen Tagen jagen.“ Heinrich schien erchöpft und ganz verzweifelt. „Mein Magen knurrt und ich habe nicht einmal eine Handvoll Korn für ein kleines Brot.“ „Ja, warten wir die Jagd ab und dann sind wir an der Reihe.Die Jäger können ja nicht alle Tiere töten. Außer dem zerriebenen Korn haben wir auch nichts mehr zu essen.“ Ludwig sorgte sich um seine Familie.