Название | Nur mit Mühe kann sie einen Schmerzenschrei unterdrücken |
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Автор произведения | Micha Jagger |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783752900699 |
lasse?! Ralf"
Der Cursor blinkte. Mein Posteingang blieb leer.
Ich konnte es nicht fassen, dass ich bis über Mitternacht einfach da saß
und den Posteingang fixierte, der leer blieb.
Die nächsten beiden Tage wollte mir in meiner Arbeit nichts gelingen.
Seit meine Welt ihre Farbe verloren hatte, kostete es mich auch so
schon ungemein Konzentration, meine Aufgaben so zu erfüllen, damit ich
nicht auffiel. Aber nun, seit dem Mail von Annette, war ich gefesselt
in einer Endlosschleife an Gedanken.
Ich war ein stolzer Mensch. Hatte nicht vor, mich so billig ansteuern zu
lassen. Ich war der Herr über meine Zeit und mit was ich mich
beschäftigte und auseinander setzte, bestimmte ich! Niemand anderer!
Trotzdem. Mit diesem blöden, nichts sagenden Mail, das mich zu einer
schlimmen Enttäuschung führen würde, hatte es Annette geschafft, meine
Gedanken zu kontrollieren. Ich ärgerte mich darüber.
Vermutlich ist sie Energetikerin, lockt auf diese Weise ihre Kunden an.
Eine Kerze, ein irrer, weltentrückter Blick und die Zusicherung, dass
nun Erleuchtung in mich einfließt. Mir ab Montag das Leben wieder sowas
von Spaß machen würde.. grrrr..
Am Samstag versuchte ich mich abzulenken. Legte mir einen Terminplan
zurecht, der mich über die von Annette vorgegebene Zeit in Anspruch
nehmen würde. Ich konnte nichts! Mir gelang null! Mein Geist blieb fest
verankert bei Annette.
"ALSO GUT! ICH WERDE ES BEREUEN!" fluchte ich innerlich, als ich mich
duschte, umzog und zu diesem Termin aufbrach. "Sie wird aber Einiges zu
hören bekommen, wenn sie meint, über mich so verfügen zu können und
mich mit so Blödheiten abspeisen mag. Sie wird sich wundern, wer hinter
dem steckt, den sie meint, kontrollieren zu können..!"
Mit diesen Gedanken folgte ich meinem Navi. Es war mir nicht möglich,
den Zielort einzugeben, aber zumindest den Ort, der davor lag, erfasste
mein Gerät. Hier war ich mein Lebtag lang noch nicht. An sich nicht
allzu weit, aber mir ebenso fremd, wie die Umgebung um Fairbanks in
Alaska, wo ich ebenso noch nicht war.
Wald. Sie foppte mich. Hier war nur Wald!
Ich nahm die Karte zur Hand, zu der der Link führte, den sie mir mit
gesandt hatte. Tatsächlich, hier führte mitten in der Wildnis eine
kleine Forststraße zwischen dem dichten Bewuchs durch. "Nur für
Anrainer". Also musste es dort tatsächlich wem geben, der da wohnt.
Nach knapp 10 Minuten auf der teils ausgeschlagenen und ausgewaschenen
Sandstraße, wollte ich aufgeben. Auf der Suche, nach einer Möglichkeit
zu wenden, stand ich unverhofft vor einem alten Forsthaus. Ein
Blockhaus, zwar augenscheinlich sehr alt, aber bestens erhalten. Licht
schimmerte aus einem der Fenster. War es da drinnen so finster? Es
wirkte wie Kerzenlicht. Es war doch zwar schon später Nachmittag, aber
es war Sommer und 17:00 Uhr! Wohl noch lange nicht Dämmerung!
Niemand, der mir entgegen kam. Nun war ich mir sicher, einem dummen
Streich aufgesessen zu sein. Ich würde sie sowas von.. Dann knarrte die
seitlich gelegene Eingangstür.
"Das konnte sie ja wohl nicht sein" lachte ich innerlich. Ich suchte
nach einem Häufchen. Frau Unsicherheit. Die Frau, die mir hingegen
entgegen kam, hatte mit der gemobbten Aus-dem-Leben-Geworfenen nichts
zu tun. Sie war elegant, trug langes, dunkles Haar, war schlank und
bewegte sich anmutig. Was aber wirklich ausschloss, Annette zu sein,
war ihre Ausstrahlung. Selbstbewusst, mit aufrechter, fast...
"herrischer".. Haltung glitt sie auf mich zu, während sie mir mit ihren
großen Augen tief und ernst in meine blickte.
Das war nicht Annette! Das war die Gebieterin über diese Liegenschaft,
die es satt hatte, dass sich ständig jemand hierher verirrte oder von
einer gewissen Annette auf ihr Anwesen in den April geschickt wurde.
Möglicherweise war Annette eine Kontrahentin und wollte auf diese Weise
dieser Frau eins auswischen.
Der Auftritt dieser Frau ließ mich förmlich werden. "Ich möchte mich
vielmals dafür entschuldigen, dass ich ihr Grundstück.."
"Du kommst zu spät!" rügte sie mich, ohne ihre Ruhe zu verlieren oder
ihren Blick abzuwenden.
"Annette?" Wie redete sie mit mir? War sie es? Zwischen Entrüstung und
Verunsicherung schwankend, wartete ich auf Antwort, um mich
entsprechend einstellen und mich positionieren zu können.
Sie kam aber nicht, diese Antwort.
"Bin ich hier richtig? Bist du Annette?" fragte ich nun am Stand
zeppelnd, mit einem mühsam hervor gezaubertem Lachen, das nicht richtig
funktionieren wollte und auch nur für die Liegenschaftseigentümerin
gedacht war, welche nicht Annette war und deren Grundstück ich
irrtümlich betreten hatte, um mich nett zu entschuldigen.
Die Ruhe und Selbstsicherheit der Frau brachte mich durcheinander. "WAS
SOLL DAS?" ärgerte ich mich innerlich "ich bin doch kein Rotzbub! Dann
hab ich mich halt verfahren, was solls!.." Eben wollte ich eine Floskel
der Entschuldigung vorbringen und dieses bizzare Treffen beenden...
"Wie lange hast du es schon?" Ich drehte mich irritiert um, da war
nichts, außer mein Wagen. "Ihn?" erkundigte ich mich zu dieser absurden
Frage "seit 3 Jahren.."
"Idiot" stellte sie knapp fest, ohne ihre Ruhe zu verlieren. "Wie lange
du schon dein Burnout hast?"
"1 Jahr oder sind es schon 2...." ich hielt inne. Überlegte, war
irritiert, mein Lachen war verschwunden. Einerseits wollte ich das
beenden, einfach die richtige Konsequenz ziehen, das Ruder übernehmen
und mich verabschieden. Ich bin doch kein Schulbub, der von Frau
Oberlehrer zur Verantwortung gezogen wird! Andererseits.. traf sie
mich, indem sie mich ohne Umschweife, ohne großes Pi-Pa-Po, nicht mal
ohne sich richtig bekannt zu machen, so direkt und gezielt