Название | HARDCORE-WESTERN, BAND 2 - FÜNF ROMANE IN EINEM BAND |
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Автор произведения | Ronald M Hahn |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783750223127 |
Roger schaute betreten vor sich hin. Die Wahrheit war hart, zugegeben. Aber hätte er sie Fifi ersparen sollen? Hätte er sie sehenden Auges in ihr Unglück rennen lassen sollen?
»Nun«, sagte er, um sie zu besänftigen. »Wie gesagt: Es ist nur eine Vermutung. Ich habe keinerlei Beweise.«
»Wisst ihr was?« Fifi stand plötzlich auf. »Ich reise ab, und zwar sofort!«
Roger packte blitzschnell ihre Hand, und sein Blick sagte ihr sie solle wieder Platz nehmen. Überraschenderweise tat sie es auch.
»Mach jetzt keinen Fehler, Fifi«, sagte er hastig. »Wenn du einfach verschwindest, wird er nur misstrauisch. Außerdem kommst du so schnell nicht hier weg. Hier gibt es keine Eisenbahn, und die Postkutsche fährt auch nicht jeden Tag...«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Fifi aufgebracht. »Soll ich freundlich zu ihm sein, die verliebte Braut spielen und auf die Pinkertons warten, die ihn vielleicht in ein paar Tagen festnehmen?« In ihren dunklen Augen glitzerten Tränen.
Roger kam sich wie ein Schuft vor. Er hatte ihre Illusionen zerstört.
»Ich bitte dich«, sagte er mitfühlend. »Tu dein Bestes, damit er nichts merkt.« Er stupste die Gräfin an. »Sagen Sie doch auch mal was, Durchlaucht.«
»Sag Lola zu mir«, sagte die Gräfin. »Nenn mich einfach Lola, alter Knabe.« Sie hatte offenbar auch schon einen im Tee.
»Sag was, Lola. Wir brauchen Fifis Unterstützung. Wenn sie Kensington nicht ablenkt, indem sie seine Geilheit schürt und er keinen Grund mehr hat, mit ihrem interessanten Vetter zu verkehren, sehe ich schwarz für uns. Ohne Fifi haben wir keine Chance, seinen Besitz aus der Nähe zu sehen.«
Lola nickte. »Es wäre mir sehr viel wert, wenn du bei der Stange bleiben würdest, Fifi.«
»Wie viel genau?«, fragte Fifi.
Man wurde sich schnell einig. Als Kensington zehn Minuten später zurückkam, sah man Fifi nicht mehr an, dass sie kurz vor einem Weinkrampf gestanden hatte. Sie hatte ihren Beruf halt gelernt.
Anschließend machte sich ihr schmucker Bräutigam bei Roger und Lola beliebt, indem er sie für den nächsten Abend in sein Fort einlud – zu einer kleinen Party zu Ehren seiner hübschen Braut.
17.
Die Nacht verlief ereignislos, wenn man davon absah, dass Roger von wüsten Träumen geplagt wurde, in denen Lola in einem kurzen Spitzenhemdchen, das ihr nur bis an den Zwickel reichte, vor ihm hertanzte, während er selbst mit festen Stricken ans Messingbett gebunden war. Um die Folter auf die Spitze zu treiben, gesellte sich dann auch noch Fifi in einem Hemdchen der gleichen Art dazu, nahm mit gespreizten Beinen auf einem Hocker Platz und spielte auf dermaßen aufreizende Weise an ihren Brüsten herum, dass Roger seine Fesseln zerriss und...
...erwachte. Schweiß bedeckte seine Stirn. Er stand auf, öffnete das Fenster, atmete die kühle Nachtluft ein und musterte eine Weile die schlafende Gestalt des wunderbaren Geschöpfs, das vor ihm im Bett lag. Irgendwann fielen ihm die Augen zu, und als er das nächste Mal zu sich kam, war die Sonne aufgegangen. Er war allein.
Lola hatte sich davongemacht. Roger stand schnell auf, machte sich fertig und ging nach unten. Wie er vom Portier erfuhr, hatte sich »Mrs. Smith« vor geraumer Zeit bei ihm nach einem Geschäft erkundigt, in dem man sich als Dame einkleiden konnte.
Roger atmete auf. Er frühstückte, dann ging er in die Stadt und suchte einen Friseur auf, um sich das Kinn schaben und das Haar schneiden zu lassen. Anschließend nahm er im Hinterzimmer des Barber Shops ein Vollbad, paffte einen schwarzen Zigarillo und las die Zeitung, die der Lehrling des Meisters ihm auf Kosten des Hauses brachte.
Am meisten interessierte ihn die Meldung über das unbekannte Banditentrio, das einen Zug der Union Pacific etwa dreißig Meilen vor Kearney mittels Ziehen der Notbremse zum Anhalten gebracht hatte, um einen nicht genannten weiblichen Fahrgast zu entführen. Roger nahm an, dass die Detektei Pinkerton dem Verfasser des Artikels entweder auf die Finger geklopft oder bestochen hatte, damit er den Namen des Opfers verschwieg. Eine Personenbeschreibung der Täter fehlte.
Als Roger gestiefelt und gespornt auf die Main Street zurückkehrte, lachte die Sonne zum ersten Mal seit Tagen. Er nahm unter dem Vordach eines Saloons Platz, steckte sich den zweiten Zigarillo des Tages an, ließ sich einen Kaffee servieren und beobachtete die Menschen.
Eine halbe Stunde später stolzierte eine Lady mit hochgestecktem kupferrotem Haar in einem engen grünen Kleid durch die Main Street. Die auf den Veranden herumlungernden Tagediebe warfen ihr bewundernde Blicke nach, und einige pfiffen sogar. Als echte Lady tat die Frau natürlich so, als sei sie stocktaub, doch Roger erkannte an ihrem wiegenden Gang, dass sie die Komplimente durchaus zu schätzen wusste. Er erkannte aber noch mehr: Die Lady war keine andere als Lola Montez alias Gräfin Landsfeld.
Als sie auf seiner Höhe war, blieb sie stehen und grinste ihn an.
»Ich bin entzückt.« Roger bewunderte ihr neues Kleid und die neue Frisur. »Was aber nicht bedeuten soll, dass ich zuvor nicht auch entzückt gewesen wäre.« Er hüstelte verlegen. »Darf ich dich zu einem Kaffee einladen?«
Lola setzte sich zu ihm. Ein italienischer Kellner mit pomadisiertem Haar und einer weißen Schürze wieselte ins Freie, erkundigte sich nach Lolas Wünschen und sonnte sich in der Aufmerksamkeit der Tagediebe, die ihren rechten Arm dafür gegeben hätten, eine schöne Frau wie sie auf irgendeine Weise zu bedienen. Lola bestellte Kaffee.
»Wir sollten jetzt unsere Strategie für den heutigen Abend besprechen«, sagte sie, als das Gewünschte gekommen war.
»Nun«, sagte Roger lässig und ohne den Zigarillo aus dem Mund zu nehmen, »ich schlage vor, wir gehen zuerst schön zusammen essen, dann tanzen wir eine Runde im Santa Cruz, und dann zeige ich dir meine Briefmarkensammlung.«
Lola kicherte.
»Ich könnte dir auch etwas aus einem Buch vorlesen«, sagte Roger. »Falls du eins hast.« Er schaute Lola an. »Du glaubst doch, dass ich lesen kann?«
»Als Aktienhändler solltest du wenigstens Zahlen lesen können«, erwiderte sie.
»Du hast wahnsinnig schöne Beine«, sagte Roger. »Das ist mir schon im Salonwagen aufgefallen. Kurz vor unserem kleinen Umtrunk.«
»Erinnere mich bloß nicht daran. Mir wird übel, wenn ich an das Zeug denke, das wir getrunken haben. Und bleib bei der Sache. Hast du eigentlich nichts anderes im Kopf?«
»Ich denke praktisch an nichts anderes mehr, seit ich dich kenne.« Roger stieß eine blaugraue Rauchwolke aus. »Ich würde sonst was dafür geben, noch mal deine Kniekehlen zu sehen.«
»Du bist ein echter Schwerenöter.«
»Ich bin halt ein Mann, der seine Gattin mag.« Roger hüstelte. »Du hast doch nicht vergessen, dass wir ein Ehepaar sind?«
»Es geht mir schon den ganzen Morgen im Kopf herum«, sagte Lola. Sie spitzte die Lippen, die, wie Roger sah, heute in einem anderen Rotton glänzten. »Schön, lassen wir den Kram. Ich bin sowieso keine echte Gräfin.« Sie streckte die Hand aus.
Roger griff zu und drückte sie.
»Ich heiße Roger O’Donnell.«
»Ich hab doch geahnt, dass der Name McGuinn falsch ist. Ich heiße Eliza Gilbert. Aber nenn mich Lola.«
Sie trank ihren Kaffee, und Roger glotzte auf ihren Busen. Er musste unbedingt etwas für sein Benehmen tun.
»Was machst du so, Roger?«, fragte Lola. »Ich meine, wenn du nicht gerade aus edlen Motiven Gräfinnen hilfst, ihre entführten Gesellschafterinnen zu finden?«
»Dies und das«, sagte Roger.
»Und das ernährt seinen Mann?«
»Ich kenne