Название | Familie Kuckuck wandert aus |
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Автор произведения | Sabine Engel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742729385 |
„Diese Kanadier!“ Bea verdreht die Augen, als ich ihr von meinem Erlebnis erzähle.
Gegen meinen Willen muss ich lachen. „Als Jägerin bin ich wohl nicht zu gebrauchen.“
Bea schiebt mich auf das Futon und drückt mir eine frische Dose alkoholfreies Bier in die Hand. „Vielleicht solltest du dich lieber aufs Sammeln spezialisieren. Gleich morgen besorgen wir dir einen alten Einkaufswagen. Damit kannst du dann die Mülleimer abklappern. Wer weiß? An einem guten Tag, entdeckst du bestimmt mal einen abgestandenen Schluck Schnaps in einer der Flaschen.“
„Das ist ekelig.“
Bea grinst. „Ach, was! Der Alkohol vernichtet alle Bazillen.“
„Was habe ich mir nur dabei gedacht?“, frage ich, bevor ich die Dose öffne und die erste Hälfte in einem Zug leere. „Ich hatte ein schönes Zuhause, einen lieben Mann.“
„Tja, aber du wolltest ja Abenteuer erleben.“
„Falsch, ich wollte nach Australien.“
„Das ist im Grunde dasselbe.“
Ich will gerade nachfragen, was Bea damit meint, als Tim auf meinen Schoß krabbelt.
„Gehen wir jetzt zum Feuerwerk?“, quengelt er. „Du hast es versprochen, Mami.“
Ich stöhne. Kann ich nicht hier sitzen bleiben, auf die drei Grashalme starren und mich mit alkoholfreiem Dosenbier zulaufen lassen? Nein, das kann ich nicht, ermahne ich mich sofort selbst und denke an die Frau im Spiegel. Meine Kinder haben für heute schon genug ertragen. „Okay, dann müssen wir jetzt los. Gehen wir alle zusammen?“
Bea nickt ebenfalls erschöpft aber tapfer, und hinter der Wand höre ich Stinas Stimme. Leider kann ich nicht verstehen, was sie sagt. Bestimmt wollen die Mädchen das Feuerwerk auch ansehen. Also rapple ich mich auf und bemühe mich, gute Laune zu versprühen. Immerhin scheint draußen noch die Sonne.
Je näher wir dem Strand kommen, desto voller wird es. Menschen mit rot-weißen T-Shirts, Mützen und Kappen schieben sich durch die Straßen. Überall begegnet uns die kanadische Flagge. Weiß und Rot und Ahornblätter, wohin wir auch sehen, auf Jacken, Hosen und sogar Torten. Die Menschen tragen Picknickkörbe und Decken. Wir haben den Strand fast erreicht, da zupft etwas an meinem Ärmel.
„Mami, hier“, flüstert Stina und zeigt auf den Eingang zu einem Restaurant mit großer Terrasse.
Junge Menschen sitzen im Schein der untergehenden Sonne an den Tischen und schauen auf die Bucht. Einige trinken tatsächlich Bier. Eine Familie mit einem Kleinkind lässt sich gerade an einem der Tische nieder.
Bea und ich wechseln nur einen kurzen Blick. „Meinst du?“
„Sofort!“
Wir schieben uns durch die Tür und stoßen bereits nach zwei Metern auf eine Kellnerin.
„Servieren Sie Bier? Und dürfen wir die Kinder mitbringen?“, frage ich sie geradeheraus. Für höfliche Umwege fehlt mir heute Abend die Muße. Wenn ich gleich eh wieder einen mitleidig-vorwurfsvollen Blick ernte, kann ich mir die Mühe vorab sowieso sparen.
Doch die Frau zeigt ihre makellosen Zähne, und das sieht gar nicht unfreundlich aus. „Natürlich. Wir sind ein Restaurant. Wenn Sie Essen bestellen, ist es kein Problem.“
Bei der Vorstellung, wieder zu essen, will mein Magen schon aufbegehren, aber Bea grinst.
„Wir müssen ja nicht aufessen, oder?“, zischt sie verschwörerisch.
Also lächle auch ich.
Zehn Minuten später sitzen wir auf der Terrasse und genießen die Aussicht. Die Kinder schaufeln Tortilla-Chips, und vor uns Großen stehen endlich zwei frisch gezapfte, kühle Bier. Der Schaum ist vielleicht etwas flach, dafür sind die Gläser bis an den Rand gefüllt. Die tief stehende Sonne lässt das Bier goldig braun leuchten, und kühle Kondenstropfen rinnen langsam außen am Glas hinab. So habe ich mir das vorgestellt.
Gleichzeitig gönnen Bea und ich uns einen großen Schluck. Und dann noch einen. Und noch einen.
„Oh, das ist wirklich gut!“, stöhnt Bea zufrieden und setzt das halbleere Glas vor sich ab. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“
„Warte, irgendwo habe ich noch diese Karte mit der Hotline.“
Bea grinst schief und betrachtet ihr Glas. „Cypress Honey Lager. Aha. Also, wenn ich schon Alkoholikerin werde, dann damit.“
Unter dem Namen entdecke ich einen Schriftzug. “It’s good to be here“, lese ich laut.
Jana, die sich gerade drei Nachos auf einmal in den Mund stopft, zieht die Nase kraus. „Jetzt bist du aber optimistisch, Mam“, stellt sie mit vollen Backen fest.
Dann beginnt das Feuerwerk. Und alles, was ich erwidern könnte, wird von unseren begeisterten Ahs und Ohs verschluckt.
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