Amor ist auf den Hund gekommen. Christa Mollay

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Название Amor ist auf den Hund gekommen
Автор произведения Christa Mollay
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750223134



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den frommen Wunsch gestickt hatte, als sie erfuhr, dass Margarethe einen potentiellen Heiratskandidaten bei sich beherbergte.

      Ein wenig erinnerte Walter an den Hauptdarsteller aus dem Horrorfilm ‚Der Schlächter’, der auch immer nackt, nur mit einer weißen Schürze bekleidet, sein Unwesen trieb.

      Seine Mutter zitterte am ganzen Körper und konnte: „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“, nur mehr wimmern.

      Die Feuchtigkeitsmaske war zum Teil abgebröckelt, darunter hatte das Gesicht die gleiche weiße Farbe angenommen.

      Weit aufgerissen und schwarz vor Panik, funkelten die Augen darin.

      „Mama, reg dicht nicht auf, es ist schon wieder alles in Ordnung“, versuchte Walter, dem der Schreck auch noch in allen Gliedern saß, seine Mutter zu beruhigen.

      „Ich habe blöderweise das Gulasch samt der Dose in den Mikroherd gestellt“, erklärte er ihr.

      „Das war anscheinend keine gute Idee. Alles ist wieder ok, Mama!“

      Er strich ihr über das Haar.

      Margarethes Blicke schweiften wirr zu den Trümmern der Mikrowelle und dem Geklecker aus Gulaschsaft und Löschschaum.

      Keine Reaktion.

      „Möchtest du ein Glas Wasser?“

      Mama Klein aber hatte die Sprache verloren.

      „Soll ich dir deine Herztropfen holen?“, fragte der ratlose Sohn.

      Keine Antwort.

      Ihr Blick war fassungslos auf die türlose, geschwärzte Mikrowelle gerichtet.

      Frau Motzbär wiederum war keine Nachbarin, die wegschaute oder weghörte wenn sich Übles abspielte.

      Gleich nach dem Lärm, der sie binnen einer Sekunde senkrecht im Bett stehen ließ, betätigte sie sofort alle drei Notrufe.

      Polizei

      Rettung

      Feuerwehr

      Der gestörte Sohn hatte seine Mutter erschossen, davon war Frau Modspeer hundertprozentig überzeugt.

      Dem Krach nach, sicher mit einer Pumpgun.

      Jemand der einen französischen Namen derart verunstaltet, dem war alles zuzutrauen, der hatte kein Gefühl, der war ein Barbar!

      Die Ersten vor Ort waren die Polizeibeamten.

      Zwei Einsatzwägen mit Blaulicht.

      Fünf Mann hoch.

      Frau Motzbär stand bereits, Sensation heischend, bei der sperrangelweit geöffneten Eingangstür.

      Der Anblick der Uniformierten jagte erregende Schauer über ihren Rücken.

      Sie eilte mit den Beamten nach oben, wurde aber zurück in ihre Wohnung verwiesen.

      Einerseits war sie darüber mächtig sauer, andererseits war sie gerührt, dass man sich so um ihre Sicherheit sorgte.

      Also bezog sie wohl oder übel hinter der Tür wieder ihre Stellung.

      Vom oberen Stockwerk hörte sie ein barsches: „Polizei machen sie sofort auf!“

      Die Polizisten läuteten Sturm, trommelten mit den Fäusten auf die Tür und wiederholten lautstark ihre Aufforderung.

      Frau Motzbär hielt es nicht mehr aus.

      Sie wagte sich bis zum Stiegenaufgang und riskierte einen Blick nach oben.

      Zwei Beamte erspähte sie, die Pistolen auf die Tür gerichtet.

      Dieser Anblick erschreckte sogar die sonst so Neugierige zutiefst.

      Schnell stob sie in ihre Wohnung und verbarrikadierte sich im Wohnzimmer hinter dem großen Ohrensessel.

      Oben nahmen Margarethes Stimmbänder ihre halbwegs wieder genese Funktion auf und sie stimmte ein neuerliches: „Hilfe, Hilfe, Hilfe!“, an.

      Walter, mittlerweile stocknüchtern, überlegte blitzschnell, dass es kein guter Entschluss wäre, nicht aufzumachen.

      Er eilte zur Tür rief: „Ja, ja, ich komme schon!“

      Als Walter öffnete blickte er kurz in die Mündung einer Pistole GLOCK 17.

      Nur eine Sekunde später lag er schon, mit auf den Rücken gedrehten Armen, auf dem Boden.

      Zusätzlich fixierte ihn ein, gefühlte zweihundert Kilo schwerer, Freund und Helfer.

      Walter lag bewegungsunfähig da.

      Im Schürzchen, mit blankem Hintern.

      Dass er nicht wirklich vertrauenerweckend aussah, leuchtete ihm schon ein.

      Während er noch immer im Vorzimmer flach darniederlag, traf der Notarzt ein.

      Der schien, nach für Walter gefühlten Ewigkeiten, Licht ins Dunkel zu bringen.

      Endlich hieß es zum Rückenknier: „Alles ok, du kannst loslassen!“

      Walter sah, dass sich die Polizisten nur mit Ach und Krach das Lachen verbeißen konnten.

      Der ebenfalls erheiterte Notarzt und seine Crew nahmen Margarethe sicherheitshalber mit.

      Die stand sichtlich unter Schock.

      Mama Klein war der Spaßfaktor dieser Aktion verborgen geblieben.

      Last but not least kamen dann auch noch die Florianijünger.

      Die checkten in der Küche, dass jede weitere Brandgefahr ausgeschlossen werden konnte.

      Die Burschen waren humorloser.

      Denen entkam nicht das geringste Grinsen.

      Dann nahmen Polizei und Feuerwehr die Personalien auf.

      Die Feuerwehrmänner warfen Walter noch ein verächtliches: „Den Einsatz bezahlen sie selber!“, zu.

      Und beim Abgang hörte Walter noch: „Ferry, ich sag’s dir, es gibt mehr Trotteln als Bürgermeister.

      Der Trottolüt zieht sich nackt ein Schürzchen über und jagt dann die Mikro in die Luft! Und so was unterrichtet Kinder!“

      Die Aufregung hatte Walter sein anstößiges Outfit vergessen lassen.

      Als endlich alle Retter weg waren, hörte er die Hausbesorgerin im Erdgeschoss nach oben röhren: „Ich habe schon vor Jahren! erkannt, dass der Klein eine kriminelle Energie hat!“

      Also, dass im Haus nicht alle informiert würden, zumindest darüber brauchte Walter sich keine Sorgen machen.

      Sonntagvormittag, nach einer beinahe schlaflosen Nacht, und nachdem Walter versucht hatte, die Küche halbwegs zu reinigen, machte er sich auf den Weg zu seiner Mutter ins Spital.

      Er besorgte einen riesigen Blumenstrauß und hoffte, dass es Margarethe besser ging.

      Einige Überraschungen warteten auf ihn.

      Er fand seine Mutter, händchenhaltend mit Berta, auf dem Bett sitzend vor.

      Zur Begrüßung befahl sie ihm: „Walter fahr sofort nach Hause und bring mir mein Gewand.

      Da hast du einen Zettel, da steht alles genau drauf, was und wo du alles findest!“

      Walter war verstört.

      Stand seine Mutter noch immer unter Schock?

      Das gab es doch nicht, dass nach dieser Aktion sie auf eigenen Wunsch das Spital verließ.

      Sie, die bei anderen Notarztrufen, wieder nach Hause geschickt oder erst gar nicht mit-

      genommen wurde, hatte jetzt die Chance zu bleiben und jetzt wollte sie nicht?

      Aber: Margarethe hatte Berta ja ein Essen versprochen und für eine Mutter ist kein Opfer zu groß.

      Selbst wenn man sich mit einem Bein bereits im