Название | Die Todgeweihten grüßen dich |
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Автор произведения | Friederike Kielisch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783737508445 |
Ali O. und ich waren gute Kumpels...wir teilten unseren Liebeskummer
sie bauten mich auf
und beide waren immer gegen das Establishment
ich wusste nicht das Mustafa so jung war
du dachtest ich hätte Größe...ich hätte ohne sie nicht so viel ertragen können
sie waren einfach da...Mustafa mit seinen großen Augen
und mir zuhörte
Ali der mich oft einfach aufsammelte wenn ich in der Stadt war...in meinem weißen Kleid und Gedichte schrieb
mir die Seele aus dem Laib schrieb
du hast Katrin so sehr geliebt
beide haben dann nie begriffen warum ich meinen Mann genommen habe
doch ich musste meine Seele retten
in ein normales Leben
verstehst du das?
E.:
so eindrücklich wie du das erzählst bleibt einem ja keine andere Wahl
ich war soo naiv
ich träumte mit Mustafa
er glaubte mir
jedes Wort
E.:
wie sieht denn dein Leben jetzt aus?
einsam
aber gut so
E.:
komfortabler?
ich sagte zu ihm. Wenn wir Abitur haben, ziehe ich nach xyz und du kommst mit
ich studiere und du bist glücklich. Das sagte ich zu ihm
er erzählte es seinen Eltern
sie erklärten ihn für verrückt und schleppten ihm zum Psychologen
dann kam sein älterer Bruder mit diesem Kurden E.
und ich verleugnete uns
E.:
und sie wollten ihn nicht verheiraten mit dir?
Ich.:
sie wollten die Wahrheit
doch ich sagte ich kenne nur Ali
Mustafa dachte ich bin mit Ali
ich wollte ihn beschützen, ich kann nicht mit nur dem untersten Rang so kämpfen
ich denke wenn ich die Wahrheit gewusst hätte
ich weiß bis heute nicht, ob sie uns verheiratet hätten...wahrscheinlich
Mustafa zerbrach
er rächte sich an Ali
er rächte sich an alle Frauen der Welt
E.:
das ist doch bei diesen Türkeneltern oberstes Gebot, den Sohn mit einer Heidin zwecks Konvertierung zu verheiraten..
und er kämpfte
er wollte nie eine Türkin
er verstieß gegen alle Regeln
gegen alle der Welt
er wollte frei sei
und Ali genauso.
er hat S. verloren
und doch wir alle drei sehen uns noch in die Augen
er redet bis heute sich bei mir wegen S. aus
E.:
dass kenne ich auch, bei aller großen Liebe und Fürsorge war es doch eine seelische Folterkammer in der ich leben durfte und dankbar sein musste
immer noch..
Ich:
ich lasse niemanden in Stich
verstehst du. Niemanden
ich gehe mit allen ins Feuer
ich werde Mustafa nie mehr verraten oder verleugnen
E.:
ich werde gleich ohnmächtig und muss mich nun ausloggen
oh bitte
e…
verzeih mir
ich habe solches Heimweh
E.:
wo zieht es dich denn hin?
in der Zeit, als ich noch eine Oma und Vater hatte
all die Jungs die dann nicht mehr zum Training bei dir waren, waren auf meiner Seite
der Kurde E. und Mustafas Bruder kamen dann wegen der PKK ..ich war ja bei den Sozialisten
deine Göttin stieg vom Olymp
und hörten mir zu, der verrückten Dichterin
Deutsche sagten, du schmeißt Perlen vor die Säue
verzeih das ich dir diese Worte zumute
davor galten immer nur deine Worte, du hast nicht mal geahnt , dass ich schreibe...parallel zu dir
Du warst zu stark, für alle von uns.
Doch wir haben Dich alle geliebt und verehrt.
Erst mal wollte ich nun gar nichts mehr. Nur noch meinen Abschluss machen, arbeiten und leben. Doch ich brauchte irgendwie Wärme, Sicherheit und Geborgenheit.
Viele Monate später fand ich einen freundlichen und warmherzigen Griechen, der bereit war, mein Mann zu werden, und für mich und meine zukünftigen Kinder zu sorgen. Er hatte auch nichts mehr zu verlieren, denn später verstarben seine beiden Eltern. So trafen sich zwei Einsame auf einer Insel, und planten gemeinsam eine Zukunft. Er war auch nicht „Der“ angestrebte Schwiegersohn, doch er passte sich unserer Welt an, erfüllte seine Rolle nach besten Wissen und Gewissen, und sein gesellschaftlicher Hintergrund war gerade mal für meine Familie akzeptabel. Ein guter griechischer Name, und der Erbe von fruchtbaren Feldern. Ein ehrlicher und fleißiger Mann, zwar nicht gerade studiert, doch tief in der Seele gnädig und treu.
Ich wollte ihn glücklich machen, ihn seine griechische Melancholie nehmen…Doch er schaffte es nicht mehr vollständig mein Herz zu erreichen, denn ich war zwischen den Welten gestorben.
Damals, als Mustafa nie mehr mit mir reden wollte, schwebte ich trotzdem durch die Straßen der Kleinstadt, mit ungefähr 10 Monaten des fleißigen Lernens der griechischen Sprache. Es war mein letztes Schuljahr, und nach all‘ den Prüfungen suchte ich mir wieder Jobs. Nun auch die örtlichen Griechen nahmen meine Existenz zur Kenntnis. Kaum wendete ich mich mit verletzten Gefühlen von Mustafa ab, hängte sich eine fette griechische Qualle namens Jiannis G. an mich heran. Er stalkte mich. Er verfolgte mich mit seinem goldenen Ford. Er lauerte selbst an meiner Schule, oder lief in der Stadt bis in ein Café hinter mir her, er setzte sich dreist an meinem Tisch, schnappte meine rechte Hand, um diese dann mit seinen labberigen Küssen zu bedecken. Boäh, der war so widerlich! Ich floh, dort wo ich Ergün vermutete. Wir waren immer Freunde. Zwar nun mit Differenzen, aber eben niemals Feinde. Er hatte in so Vielem mit seinen Einschätzungen Recht gehabt, er sah die Griechen in Gifhorn so wie sie wirklich waren, die Meisten waren wahre Asis. Denn die Zeit war schon vorbei, als das die Griechen als Gastarbeiter gekommen waren, die meisten waren auch schon wieder fort, und das Viertel, welches geblieben war, hatte auch in Griechenland nichts, kein Land und keine Perspektive, kein Ziel. Nun, erst arbeitete ich zwei Monate in einem Hotel, dann fuhr ich mit dem Geld mal wieder nach Griechenland, zu den „echten“ Griechen, und danach vermittelte mir eine Freundin auch wieder einen Job, in diesmal einem griechischen Café. Dort war ich dem Komplettprogramm deren nervigen lauten Lebensart ausgesetzt. (Fußball!) Der Inhaber suchte sich gern Personal zum Ausbeuten, er hatte niemals vor, Vereinbarungen einzuhalten. Einige Jahre später an der Uni, lernte ich auch