Название | Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel |
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Автор произведения | Sandra Edelweiß |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847650881 |
„Luise“, zischte ihr Frau Moritz noch schnell ins Ohr, „wir werden beobachtet“. „Wo, wer?“, irritiert versuchte Frau Fischer unauffällig nach hinten zu blicken. „Der Chef?“ „Nein, noch schlimmer, die Herrmann!“ Die Herrmann war in der Schule das Alarmsignal schlechthin. Die Herrmann war die Mutter eines Schülers aus der dritten Klasse und ihr Ruf besagte, dass sie sich zur Oberaufseherin über die Schule gemausert hatte. Erschwerend kam noch hinzu, dass ihr Mann im Gemeinderat war und nicht unerheblichen Einfluss in Kehl hatte. Ein besonderes Augenmerk hatte sie auf die Lehrer, die sie im Allgemeinen für faul, unfähig und unprofessionell hielt. Im Besonderen waren sie natürlich auch nicht in der Lage das Talent ihres wohlerzogenen Jungen zu erkennen und entsprechend zu fördern. Jedes Anzeichen von fehlender Arbeitsmoral wurde von ihr sofort bemerkt und an oberste Stelle weitergeleitet. Lauernd stand sie am Treppenabsatz und durchbohrte die schwatzenden Kollegen mit ihrem Blick. Wie der Chef blickte sie auf die Uhr, die nun schon 7.45 Uhr anzeigte. Der Unterricht fand also schon 5 Minuten statt und die unmöglichen Lehrerinnen wussten nichts Besseres zu tun als ein Schwätzchen zu halten. Zudem ignorierten sie massiv das Mobbingverhalten einiger Schüler in ihren Klassen. Sie würde einen entsprechenden Bericht an Herrn Radeck weiterleiten. „Das gibt Ärger. Also wir sehen uns in der Pause“, erwiderte die Lehrerin so gelassen wie möglich und ging mit dem heulenden Kind in das Klassenzimmer. Der Schatten am Treppenabsatz verharrte. Zu oft hatte sie schon bemerken müssen, dass sich dieses impertinente Lehrervolk sogar während des Unterrichts aus den Zimmern schlich um Kopien zu machen. Als ob die Lehrer nicht schon genug Freizeit hätten, sie können nicht einmal ihren Unterricht richtig vorbereiten. Vielleicht sollte sie ihren Sohn doch auf diese neue Privatschule in Strasbourg schicken. Die letzte Mathearbeit ihres Sohnes bei Frau Edelweiß war ja auch wieder eine Katastrophe. Wie konnte sie es wagen eine Aufgabe zu stellen, die nicht explizit vorher geübt worden war. Und die Punkteverteilung war inadäquat. Sie hatte das Ganze erst einmal ihrem Mann vorgelegt und nachdem auch er für die eine Knobelaufgabe 30 Minuten gebraucht hatte, verlangte sie, dass diese Aufgabe im Nachhinein von der Benotung ausgeschlossen werden sollte. „Wo kommen wir denn da hin, was nehmen sich diese Pseudopädagogen heraus. Die haben ja noch nicht einmal eine richtige Universität besucht!“ Sie hatte die Mathearbeit erst einmal aus Protest nicht unterschrieben. Auch erschien es ihr nicht transparent genug, dass ihr Sohn Max nur eine zwei bis drei im Mündlichen erzielt hatte. Sie waren sowieso nicht einverstanden mit diesen merkwürdigen Unterrichtsmethoden von Frau Edelweiß. Die mit ihrer Freiarbeit und mit dem Montessori, da kommt doch nichts dabei raus. Sie hat zwar bei dem Elternabend recht überzeugend geklungen, aber ob das wirklich so mit dem Lehrplan vereinbar ist, wie sie immer behauptet? Sie hat doch tatsächlich gesagt, der Lehrplan wäre eigentlich ein Montessorilehrplan, nur würde der Name nicht genannt werden, damit keine Rechtsansprüche bestünden. Alle Kinder hätten das Recht darauf, nach ihrem persönlichen Leistungsvermögen und Fortschritt zu arbeiten. Ja wo kommen wir denn da hin? Sie wird die Angelegenheit auf jeden Fall mal einem Rechtsanwalt zur Überprüfung geben. Die soll mal schauen, dass die Schere jetzt wieder zusammengeht. Der Markus ist in dem Schulheft schon zehn Seiten weiter als ihr Max, das geht gar nicht. Und außerdem erklärt sie auch nichts. Alles müssen die Eltern zu Hause tun. So wie das ihrer Meinung nach aussieht, sollte man da mal an dem Versetzungsrädchen drehen. Ihr Mann hat da ganz gute Kontakte zum Schulamt. Wenn die noch mal so dumm kommt und meint mit ihrem Sohn stimme was nicht, sie sollten mal die psychologische Beratungsstelle aufsuchen, dann würde sie was erleben. In ihrer Familie wird nicht zum Seelenklempner gegangen, wenn die keinen gescheiten Unterricht machen kann, dann braucht sie sich auch nicht wundern, wenn ihr Sohn manchmal dumme Bemerkungen macht, der ist halt pfiffig. Der stellt eben Ansprüche an seinen Unterricht. Außerdem sollten sich die Kinder auch nicht immer alles gefallen lassen. Ohne Ellbogen kommt man heutzutage nicht weit. Davon konnte ihr Mann ein Liedchen singen. Max wirkt in sich verschlossen und auch aggressiv, hat sie gesagt. Ich glaube die tickt nicht ganz richtig. Wenn ihr Mann jetzt seine Beziehungen spielen lässt, dann reicht es vielleicht noch für das nächste Schuljahr. Dann kommt Max in die vierte Klasse und was anderes als das Gymnasium kommt für ihn nicht in Frage. Das hat die Edelweiß nur noch nicht kapiert. Was macht die eigentlich jetzt? Das Auto steht jedenfalls auf dem Parkplatz,