Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST

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Название Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion
Автор произведения Thomas GAST
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783738066425



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von Nizza aus, startete im Jahr 1969 das Tschad-Abenteuer für Frankreichs Prestigeregiment. Und der „Weinbauer“ war Teil dieses Abenteuers. Und nicht der geringste.

      Tschad - Faille Leclerc, Oktober 1970

      Steht man auf dem Em-Koussi, dem höchsten Berg des Tschad im Südosten des Tibesti-Gebirges hoch oben im Norden des Landes, dann hat man, an einem schönen Tag, einen herrlichen Ausblick auf den Pass von Zouar. Zouar ist eine kleine Militärgarnison der Armée nationale tchadienne (ANT) unweit der Grenze zum Niger. Die Garnison besteht aus einem winzigen Außenposten, einer vier Kilometer entfernten Landepiste und einigen windschiefen Baracken. Die Landschaft rundherum ist rüde. Schroff abfallende Felsen, schwindelerregende Höhenzüge, tiefe, von Felsvorsprüngen verdeckte Täler, in die nie das Licht der Sonne fiel, wechseln sich ab mit schwarzen Vulkansimsen, hohen Plateaus, Sandsteintürmen, steilen Klippen und salzpfefferfarbenen Natronlöchern. Der Pass, auch „Faille Leclerc“ genannt, ist ein Durchlass, eingekeilt zwischen zwei emporragenden Felsen. Nur dieser Pass gibt den Weg in den Nordwesten des Landes frei. Wer in diese Gegend kommt, der hat etwas zu verbergen. Sicher war es die Mordlust, die eine Bande Toubous hierher verschlug. Seit Monaten schon verübten sie Anschläge auf die ANT. Erst dieser Tage hatte die reguläre Armee bei einem Hinterhalt elf Männer verloren. Die Soldaten wagten sich kaum mehr aus der Kaserne, verrammelten nachts Türen und Fenster und beteten, bald von hier verschwinden zu können. Am 22. Oktober rührte die französische Armee endlich die Kriegstrommeln. Die Operation Picardie-2 wurde in aller Eile beschlossen. Unverzüglich sollten Soldaten nach Zouar verlegen. Doch nicht irgendwelche Soldaten, sondern die Paras Legion. Capitaine Wabinskis Männer, um genauer zu sein. In einer in dieser Form noch nie durchgeführten Sturmlandung per Flugzeug sollte Wabinski den Militärposten aus der Umklammerung der Rebellen befreien. Eine nach der anderen hoben mehrere Nord Noratlas in Abéché ab. Sie flogen die fast 900 Kilometer im taktischen Tiefflug Richtung Zouar und landeten im Intervall auf der staubigen Piste. Die einzelnen Maschinen rollten noch, als die Legionäre, aufgeteilt in Kampfgruppen, die Waffe in der Hand und das schwere Gepäck auf dem Rücken heraussprangen und gefechtsmäßig den ihnen zugewiesenen Zielen entgegeneilten. Kaum hatte eine Maschine sich ihrer Last entledigt, hob sie bereits wieder ab, sodass die nächste anlanden konnte. Das perfekt getimte Spiel wiederholte sich so lange, bis die Kampfzüge Polge, Kreher und Brasseur am Boden und die Kompanie Wabinski komplett war.

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      In Windeseile und ohne auf Widerstand der Rebellen zu stoßen, wurde der Flughafen gesichert. Daraufhin stießen die Legionäre nach Zouar vor, wo sie von den Soldaten der ANT frenetisch als Befreier empfangen wurden. Im Nu wurde auch die Straße nach Faya-Largeau gesichert. Die für die Operation notwendige Militärkolonne konnte nun getrost auf dem Landweg nachrücken. Was die Legionäre nicht wussten, war, dass sie beobachtet wurden. Die Rebellen der zweiten Armee lagen rundherum auf den Bergkämmen und ließen sich keine ihrer Bewegungen entgehen. Es waren Toubou. Niemand wünschte sich einen Toubou als Gegner! Diese Krieger der Nord-Armee waren zähe Hunde. Sie kamen wochenlang mit einer Handvoll Datteln und etwas Kamelmilch aus und überwanden dabei Strecken, die in den Ohren eines Europäers höchst unwahrscheinlich klangen. Das Gewehr schien eine Verlängerung ihrer Arme zu sein, so zielsicher und behände gingen sie damit um. Der schlimmsten Folter begegneten sie mit Hochmut. Mit einem Hochmut, der die Franzosen in den Wahnsinn trieb. Und nun saßen sie da oben in ihren schattenverhangenen Grotten im Pass von Zouar und warteten mit brennender Ungeduld auf die Legionäre.

      Bis jetzt ging alles glatt. Die Kompanie Wabinski musste keinen einzigen Schuss abgeben, weil der Gegner sich nicht gezeigt hatte. Solange man sie nicht in ihren Grotten behelligte, war ihnen scheinbar alles gleichgültig. So einfach konnte Krieg sein. Der zweite Teil der Operation sollte bald schon beginnen, doch wie der aussah, wusste im Augenblick nur Chef de Bataillon Dominique, der Mann also, der die Operation Picardie-2 leitete.

      »Ich möchte, dass Sie Ihre Kompanie nach Einbruch der Dunkelheit durch den Pass von Zouar führen!«

      Endlich war es heraus.

      Wabinski hielt die Luft an. »Na, wenn’s weiter nichts ist!« Es klang ironisch, was dem Kommandanten Dominique nicht entging. Er quittierte es mit einem Lächeln und sprach weiter.

      »Vermeiden Sie jeglichen Kontakt. Schleichen Sie sich an den Toubous vorbei und errichten Sie in seinem Rücken eine Art Auffanglinie. Wir greifen sie dann von hier aus an. Ihr Auftrag ist es, zu verhindern, dass die Toubous nach Libyen flüchten.«

      »Verstanden, mon commandant«, nickte Wabinski, dessen Gesicht eine reglose Maske war. Er wusste, was dieser Befehl bedeutete. Zahlenmäßig waren die Toubous ihm weit überlegen, ihre Positionen vortrefflich gewählt. In Unterzahl dagegen anzurennen konnte keinem Chef behagen. Sollten die Toubous Wind davon bekommen, dass die Legionäre in den Pass stiegen, war der Auftrag ein Himmelfahrtskommando.

      »Ach ja. Ich gebe Ihnen einen Zug der lokalen Armee mit«, schloss Dominique ab. »Es sind Soldaten aus der Region. Sie kennen den Pass wie ihre eigene Hosentasche. Im Morgengrauen müssen Sie und Ihre Legionäre Stellung bezogen haben, und nun gehen Sie. Viel Soldatenglück!«

      Noch in der gleichen Nacht verließen die Späher der ANT ihre Positionen und verschwanden wie Schatten im Pass. Die Legionäre, Mörser und schwere MGs auf ihren Schultern, folgten ihnen völlig lautlos und klar zum Gefecht. Rauchen und Licht waren verboten. Alle Quellen, die auch nur das geringste Geräusch verursachen konnten, wie gegeneinanderschlagende Essgeschirre oder klappernde Bajonette, wurden mit Lappen und Tüchern umwickelt. Wabinski wollte nichts dem Zufall überlassen. Alles, was er wollte, war kämpfen, aber zu seinen Bedingungen.

      Im Pass war es still. Dunkel, kalt und still!

      »Hier möchte ich nicht begraben liegen!« Es war Leutnant Polge. Er hatte sich neben Capitaine Wabinski niedergelassen und starrte regungslos in den dunklen Pass hinunter. Irgendetwas lauerte da vorne, doch er konnte das unbestimmte Gefühl, das ihn überkam, nicht mit Worten beschreiben.

      »Ich weiß, was Sie meinen«, kam Wabinski ihm zuvor. »Aber was immer auch im Pass auf uns wartet, wir kriegen es bald raus. Sagen Sie Ihren Männern, sie sollen ab jetzt doppelte Wachsamkeit walten lassen.«

      Der Leutnant nickte und verschwand. Einer nach dem anderen durchquerten die Kampfzüge vom Feind unbemerkt die tiefe Schlucht und gingen nördlich des Passes in Stellung. Gerade noch müde und verschwitzt, kroch nun die eisige Kälte in die Knochen der Legionäre. Sie waren plötzlich hellwach, doch der Abschnitt schien ruhig. Der erste Schuss fiel genau in dem Augenblick, in dem die ersten Sonnenstrahlen an ihren Kampfuniformen leckten. Sergent-chef Himmer vom Zug Polge bäumte sich auf und fluchte lautlos. Blut strömte aus einer hässlichen Wunde an seinem Arm und tropfte zu Boden.

      Die Toubous waren erwacht!

      Es gab kein Geschrei. Nur ihre Schüsse fielen mit einer erschreckenden Präzision. Sie nahmen sich alle Zeit der Welt, bevor sie am Abzug drückten, auch weil sie wussten, dass Munition etwas sehr Wertvolles war. Das galt besonders hier oben in den Bergen. Ihr privilegiertes Ziel waren die Gruppen- und Zugführer, die Funker, die MG-Schützen und Sanitäter. Obwohl die Legionäre das Feuer sofort erwiderten, gab es innerhalb der ersten Minuten bereits einige Verletzte in ihren Reihen. Capitaine Wabinski sah auf die Uhr. Vergeblich warteten er und seine Männer auf eine Fallschirmjägerkompanie der ANT. Diese sollte mit Hubschraubern anlanden und den Toubous in den Rücken fallen, damit die Legionäre bei erstem Tageslicht ihre Manöver durchführen konnten.

      Als die Hubschrauber zu hören waren, fluchte Wabinski.

      »Die Piloten müssen besoffen sein!«

      Der Legionär, der neben ihm lag, konnte sich ein Lachen gerade noch so verkneifen.

      »Klingt, als landen sie in Mongo«, sagte er und streckte mit einem schnellen Schuss einen unvorsichtig gewordenen Toubou nieder.

      »Einer weniger, mon Capitaine.«

      »Tot? «

      »Kopfschuss«, bestätigte der Legionär.

      Die